Zirkusblut oder ein Austrian-Psycho-Trashkrimi, zweiter Teil
[ ] Franzobel, Norbert Trummer
ISBN: 978-3-85252-584-6
21,5 x 15 cm, 150 Seiten, zahlr. farb. Abb., Hardcover
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Kurzbeschreibung
DAS SCHLEUDERBRETT
Begonnen hatte es mit dem Schweinsbratenessen vor zwei Jahren, bei dem ihm die Frau davon war. Hätte sich Hörgas Hörgas damals über die fettigen Teller und Reindln gewagt, hätte heute alles anders ausgesehen. Wenn er wenigstens an einem der nächsten Tage seine Frau angefleht und bebettelt hätte, zu ihm zurückzukommen. Aber nichts. Hörgas blieb stur. Das kennt man. So trat ein, was sie, seine Frau, ihm prophezeit hatte:
– Kennst di aus, hatte sie gesagt, i geh, wirst schon sehen, was du dann hast. Kennst di aus.
Und sie hatte Recht gehabt. Was hatte er? Ein Chaos. Einen Mikrokosmos der Schöpfung, einen nach hinten losgegangenen Urknall, Totalkomplexität. Er konnte es nicht nur sehen, sondern auch riechen. In der Abwasch stapelten sich Teller, auf dem Ofen und im Backrohr standen Pfannen, Töpfe mit undefinierbaren graugrünen Flüssigkeiten, an deren Oberfläche Fettblättchen und vergammelte Essensreste schwammen.
Überall leere Suppendosen voll schleimiger Flüssigkeiten, in denen man, hätte man gewagt hineinzusehen, grün gewordene Kartoffelwürfel und eingeschrumpelte Speckstücke erkennen hätte können. Kaum zu glauben, dass er sich davon wochenlang ernährt haben soll. Unaufgewärmt. Gott sei Dank hatte er die Notlösung Fastfood entdeckt. Hunderte Pizzakartons und Hamburgerschachteln voll brüchig gewordenem versteinertem Käse bezeugten dies. Hörgasens Wohnung war ein urbanes Biotop, ein nicht mit öffentlichen Mitteln gefördertes Experimentierlabor für Schwerchemie. Es war derart grauenvoll, dass einmal sogar, von Nachbarn alarmiert, die Polizei angerückt war. Der faulige Gestank, hatte man vermutet, könne nur von einer Leiche stammen. Aber Hörgas schickte die Kollegen mit den Worten weg:
– Glauben heißt nichts wissen. Sollen net so viel glauben, die Leut.
Na, das wäre was gewesen, wenn zum Beispiel die österreichischen Medien mitbekommen hätten, wie ein Kriminalkommissar lebte oder vielmehr hauste oder noch vielmehr abhauste. Die hätten eine Hausse gehabt. Da wäre er dann ausgehaust gewesen, hätte er sich gleich die Kugel geben können. Aber noch hielt ihm die Polizei die Stange, noch wussten die, dass sie so einen Kriminalkommissar wie Hörgas Hörgas kein zweites Mal bekommen würden. Man hatte ja sogar versucht, ihm zu helfen. Aber wie? Ihm eine Nacktputzerin bestellt? Nein, einen Aufräumtrupp hatte man zusammengestellt. Erst ein paar Wochen ist es her, dass die mit Putz- und Desinfektionsmitteln bewaffneten Todesverächter das hörgassche Domizil gestürmt hatten. Und was war dabei herausgekommen? Schon beim Anblick der zur Mistgstätten verkommenen Küche hatte der Aufräumtrupp in Gestalt der Sekretärin Claudia Ohnmacht, die sich als Erste wieder fasste und den zahnspangigen Mund aufbrachte, spontan entschieden, dass erst einmal die Teller eingeweicht werden mussten, sonst könne man da vorerst gar nichts tun, und in der Zwischenzeit, in der Zwischenzeit könne man ja Hände waschen von innen. Na ja, und ein Bier wird zu diesem Händewaschen von innen nicht gereicht haben, wer weiß, was da noch so alles an Desinfektionsmitteln und Destillaten dazukam. Jedenfalls standen jetzt die Kübel mit den eingeweichten Tellern noch immer in der Dusche und warteten auf die Rückkehr des Aufräumtrupps. Vergeblich. Das hatte Hörgas nun von dieser Helferei. Nicht einmal duschen konnte er jetzt noch.
Und dabei hatte der großmäulige Aufräumtrupp, der im Grunde nichts anderes als ein verirrter Polizeistammtisch gewesen war, noch nicht einmal den Kühlschrank gesehen, die Schimmelkulturen in den Joghurtbechern, die rotbraunen Flüssigkeiten in den verschweißten Plastikfolien, das eisumwucherte Gefrierfach, den kupfergrünen Käse. Wahrscheinlich hätte man bei diesem Anblick die Feuerwehr geholt und wäre ein Vollbad von innen nehmen gegangen. Nein, stand für Hörgas Hörgas fest, bloß keine Helfer, die verschlimmern alles nur. Er betrachtete die Flecken auf dem Leintuch, dachte an seine Frau, kennst di aus, wie er ihr immer wieder gesagt hatte: Friss net so vü, schaut di jo kana mehr on, und überlegte, wie lange wohl die Bettwäsche schon nicht mehr gewechselt worden war. Weiber!, dachte Hörgas, lang hoit i’s nimma aus. Er stopfte sich Dragee Keksi in den Mund und blätterte im »Österreichischen Kontaktmagazin«. Nackte Frauen wurden durch das Papier gepumpt, Bumsknochen noch und noch. Und er stieß auf eine Attraktion! Verbringen Sie Ihr Wochenende im Eva-Maria-Arsch, dieser feiste Prostituiertenhintern war, wenn man der Beschreibung glauben durfte, vom jahrelangen abnormen Ringmuskelzusammenziehen derart gedehnt, dass man wie in die Dachsteinhöhlen hineinkriechen konnte. Höhlenführer gab es, Rutschen, Rodelbahnen, eine Eva-Maria-Arsch-Bootsrundfahrt, Aussichtsterrassen, Restaurants, ein vom österreichischen Touristen- und Prostituiertenverband gemeinsam aufgestelltes Gipfelkreuz, Sessellifte, Übernachtungsmöglichkeiten. Ja, das Naherholungsgebiet Eva-Maria-Arsch war sogar schon als Unesco Weltkulturerbe im Gespräch. […]
[Text: Franzobel
Bilder: Norbert Trummer]
Rezensionen
Christian Pichler: Aberwitziger Zirkus-TrashIn allen Lebenslagen, die Unbill erahnen lassen, reagiert Kriminalkommissar Hörgas Hörgas mit einem Ausruf, der sowohl Verblüffung signalisiert als auch die vorerst nötige Distanz schafft: „Geh, schleich di.“
Wenn also Hörgas (natürlich steht dieser Name in enger Verwandtschaft zum Lachgas) – wenn Hörgas also vor einer Zirkusvorstellung hungrig in einen Berg Popcorn greift und auf dessen Grund einen abgeschnittenen Frauenkopf entdeckt, was wird er dazu wohl erst sagen? – Eben, geh, schleich di.
Der Kopf gehört zum Körper der Frau des Zirkusdirektors. Und wenn, ja wenn Kriminalkommissar Hörgas Hörgas seinen letzten Rausch ausgeschlafen hat, dann könnte er wohl gleich zu ermitteln beginnen. Immerhin schützt ihn sein üppiger Alkoholgenuss vor lästigen Mücken, die, wenn sie ihn stechen, an Alkoholvergiftung krepieren. Allerdings bringt ihn seine Sucht mitunter auch in peinliche Situationen, wenn er etwa im Vollrausch eine Viertelstunde mit einem Papp-Polizisten diskutiert.
Willkommen in der Trash-Welt von Franzobel. Der 1967 in Pichlwang geborene Dichter lässt nach „Austrian Psycho. Der Rabiat Hödlmoser“ in „Zirkusblut“ den nächsten sympathischen Psychopathen auf die LeserInnenschaft los. – O ja, ein sympathischer Chaot, dieser Hörgas, dessen graue Zellen erst so richtig in Bewegung geraten, wenn er an Händen und Füßen gefesselt von einer Domina misshandelt wird. Die Zeit drängt, der Mörder hat bereits zum zweiten Mal zugeschlagen, eine Nonne musste dran glauben. Und was zum Teufel haben die ominösen Buchstaben „F.P.“ zu bedeuten, die der Täter stets in seine Opfer ritzt?
Franzobel ist sich für keine Derbheit zu schade, politische Correctness gilt nur sehr bedingt. Respekt kennt Franzobel schon gar keinen; wenn er etwa über Wörgl schreibt, „der hässlichsten Gemeinde Österreichs, die genauso aussah, wie sie hieß: erwürgt. Die Bundesstraße war ihr Strick.“
„Zirkusblut“ zu lesen ist ungemein wohltuend, ähnlich wie den „Austrian Psycho“; vor allem hinsichtlich der Flut an so gen. „Mundart-Dichtung“, die die menschliche Existenz schönredet, verzerrt oder verleugnet. Wo bei anderen die Bacherl fließen oder ein Muatterl im Haushalt ihre Arbeit tut, reduziert Franzobel den Menschen auf seinen Kern: ein furzendes Wesen, das früher oder später elend krepiert. Durch eben diesen Realismus, indem Franzobel seine Figuren in ihrer ganzen Derbheit zeichnet, bekommen sie auch etwas entzückend Liebenswürdiges – Abteilung Dialektik.
Tatsächlich finden sich im Buch, wenn auch selten, inmitten aller Vulgarität Passagen, die geradezu berührend zu nennen sind. Hörgas, vom Leben allzu ernüchtert und ohne große Hoffnungen, erinnert sich an seine Kindheit:
„Hörgas fiel seine Mutter ein, die eine Weile als Putzfrau gearbeitet hatte und für ihn, den damals vielleicht fünfjährigen Hörgas, immer Gerüche hatte stehlen müssen. Sie hatte sich gegen Dienstschluss die Handrücken mit den in den Badzimmern stehenden Parfüms der Herrschaften besprüht und so wunderbare Aromen wie belgische Zimtschnecke, portugiesische Siesta oder Cote d´ Azur Koralle mit nach Hause gebracht. Der kleine Hörgas hatte dann stundenlang daran riechen, sich Geschichten dazu ausdenken können.“
Nur selten geht Franzobels Koketterie fast schon zu weit: Einmal zitiert er ungeniert seinen Kollegen im Genre des österreichischen Trash-Krimis, Wolf Haas („frage nicht“). Köstlich hingegen, wie Franzobel Norbert Trummer, der für „Zirkusblut“ die Zeichnungen beigesteuert hat, einbaut:
„Hörgas merkte sofort, dass der kein Talent hatte, bewunderte aber das liebevoll gemachte Zeichenbrett, das er wie einen Bauchladen vor sich trug, das Tintenfässchen am Gürtel, da, wo andere Handys trugen.“
Ein Lesevergnügen von der ersten Seite an. Wer schließlich noch wissen will, wie ein vom Himmel fallender Hemingway den Kriminalkommissar davor bewahrt, selbst um einen Kopf kürzer gemacht zu werden, der/die greife rasch zu „Zirkusblus“.
(Christian Pichler, Rezension am Website des Stifterhaus Linz)
Andreas Freinschlag: Herrlich anstößige, als Krimi verkleidete Satire
Im Zirkus Bluth ereignen sich mehr als fünf Morde, zwei abgetrennte Frauenköpfe machen den Anfang. Die Ermittlungen schreiten nur zäh voran – ohne das geringste Leistungsethos des Ermittlers, des derben Kommissars Hörgas Hörgas. Nur mit Glück, das an Zufall grenzt, kann die Polizei die Täter überführen. Das Wesentliche dieses Buches ist nicht die kriminalistische Arbeit, diese ist nur der Topf für ein Potpourri an satirisch präsentierten Themen und Einfällen. Franzobel liefert eine Fülle von treffenden Pointen und Gedanken, die man zwar im Ansatz, nicht aber in dieser kuriosen Ausarbeitung kennen wird (z.B. eine ausführliche Typologie der Hutfahrer, „die nicht nur im Flugzeug, im Bett oder am WC, sondern auch im Auto ihren Hut aufhaben“).
Franzobel spielt wieder brillant mit Versatzstücken aus der Trivialliteratur, erneut entpuppt er sich als Meister der genussvollen Inkorrektheit. Inkorrektheiten aller Art – nicht nur politische, auch soziologische, philosophische, geographische und alltagssprachliche – sind die satirische Füllung dieses Trashkrimis. Seine vielen Figuren treibt Franzobel als entsetzlich komische Marionetten in ihr Schlamassel. Dieses Buch ist ein Mordsspaß und robusten Erwachsenen unbedingt zu empfehlen, Jugendlichen nur mit Vorbehalt. Dem Inhalt und der Wortwahl nach handelt es sich um eine Lektüre für altersmäßig fortgeschrittene und moralisch belastbare LeserInnen. Das Erscheinungsbild imitiert freilich ein Kinderbuch: dicke Kartonage, dickes Papier, bunte Comicbildchen. Die Comics stammen von Norbert Trummer, der mit Franzobel auch schon das Vorläuferbuch kongenial gestaltet hat („Austrian Psycho oder Der Rabiat Hödlmoser. Ein Trashroman in memoriam Franz Fuchs“). „Zirkusblut“ kann unabhängig von „Austrian Psycho“ gelesen, verstanden und bejubelt werden.
(Andreas Freinschlag, Rezension für die bn.bibliotheksnachrichten)
https://www.biblio.at/rezonline/ajax.php?action=rezension&medid=16380&rezid=19262
Helmut Sturm: Blut, Alkohol, Sperma, Urin
Franzobels Trash für Abgehärtete
Längst vor „Monk“ hat Helmut Zenker mit Kottan ein skurril-schräges Ermittlerteam geschaffen. Zenkers Spiel mit den Ingredienzien des Kriminalromans wird bei jüngeren Vertretern des Genres mehrfach aufgegriffen. Suggeriert der Detektivroman ursprünglich, die Welt sei rational aufzudröseln, alle Fragen und Rätsel seien lösbar, so bleibt bei Autoren wie Georg Klein oder Christian Amanshauser davon kaum noch etwas übrig. Das gilt auch für Franzobels „Zirkusblut“, dem ein beispielloses Austria absurda als Schauplatz dient.
Zwischen der Feststellung, dass die Geschichte in dem Bett geschrieben wurde, in dem angeblich „Österreichs sonorigster Altpräsident seine Hochzeitsnacht verbracht“ hat und dem Dank an den Cirkus Louis Knie und das Bundeskanzleramt für Kunstangelegenheiten, entfaltet sich das, was der Untertitel verspricht – „Ein Austrian-Psycho-Trashkrimi“.
Damit sind jene gewarnt, denen die Grenzen des „guten Geschmacks“ etwas bedeuten. Kommissar Hörgas' Welt ist ein Chaos, „ein nach hinten losgegangener Urknall“, seine Wohnung ein Biotop „derart grauenvoll, dass einmal sogar… die Polizei angerückt war. Der faulige Gestank, hatte man vermutet, könne nur von einer Leiche stammen.“ Sein Auto ist ein Leichenwagen, in dem an der für den Sarg bestimmten Stelle „bloß“ fünf Bierkisten stehen. Seine Ausdrucksweise stellt sich als entsprechend ordinär heraus.
Es ist nach wenigen Zeilen klar: Normen von Kosmos, Welt oder auch nur Österreich gelten in diesem Krimi nicht. Wie schon beim ersten Mord, wo ein Frauenkopf in der Popkornmaschine gefunden wird, ist das Grausame drastisch überzeichnet. Dabei ergibt sich eine interessante Spannung aus der forcierten Hyperbolik Franzobels zu den kindlich-hübschen Illustrationen von Norbert Trummer. Die mit Rollerball und Buntstiften gezeichneten Bilder sind in Originalgröße reproduziert. Ihr Reiz speist sich aus der Buntheit und der überraschenden Wahl von Perspektive und Ausschnitt.
Zum Plot des Trashkrimis sollte man nicht viel anmerken, richtige Spannung sollte man nicht erwarten. Franzobels Text lebt von der Sprache und bezieht von daher auch einen gewissen Unterhaltungswert. Da gibt es ins Nihilistische gewendete Wortspiele in der Manier seines oberösterreichischen Landsmannes Alois Brandstetter, den Einsatz von Sozio- und Dialekt, Ausdrücke, die man schon Ewigkeiten nicht mehr gehört hat, und das alles ohne Rücksicht auf irgendeine (gute?) Kinderstube. Pervertierte Sexualität, Verbrechen und ein jeder Romantik entzogenes Zirkusmilieu liefern Franzobel die Folie für seine sprachlichen Brachialeskapaden. Vielleicht ist dieses Buch eine gute Medizin für Leute, die zu viel Mankelsche Krimi-Didaktik genossen haben.
(Helmut Sturm, Rezension für literaturkritik.de Ausg. 11-2005, veröffentlicht am 10. Oktober 2005)
https://literaturkritik.de/public/rezension.php?rez_id=8655&ausgabe=200511
Friedrich Hahn: Trash-Krimi: Ein Kopf in der Brunzrinne im Klowagen
Der Vollkoffer als Kommissar: Franzobels „Trash-Krimi“.
Die Indizien sind eindeutig. Der Text trägt alle Wesensmerkmale eines Schundromans. Fäkalsprache, das Grelle, Comicartige der Sprachbilder, die Bebilderung selbst. Außerdem wird die geneigte Leserschaft bereits im Untertitel gewarnt. Von „Trash“ ist da die Rede.
Nun kennen wir den Begriff Trash ja als Papierkorb, in den wir als PC-User unliebsame Mails verschieben. Um sie so auf ewig und immer zu entsorgen. Bei Trash-Literatur sind die Buchdeckel der Papierkorb. Auch gut. Aber lesen wir weiter. Einen Trash-Krimi haben wir vor uns. Und was ein Krimi sein will, braucht Tote und einen Kommissar. Der Kommissar heißt Hörgas Hörgas.
Der entpuppt sich alsbald als Vollkoffer (ein Doppelschas als Austrokoffer?). Er sauft, hurt, ist übergewichtig, ordinär und unbeweibt. Eine Art Bulle von der Donauinsel. Denn dort findet sich eine Leiche. Oder erst einmal ein abgetrennter Kopf. In der Popcornmaschine. Dann findet sich noch ein zweiter. In der Brunzrinne im Klowagen. Schauplatz ist der Zirkus Bluth, der da auf der Donauinsel seine Zelte aufgeschlagen hat.
Hörgas Hörgas, mitten aus seinen schönsten SM-Träumen gerissen, nimmt die Ermittlungen auf. Und kutschiert mit seinem Leichenwagen zum Zirkusgelände: „Er hatte beschlossen, die letzten Meter zu Fuß zu gehen.“ „Aber das hatte er nun davon, Hundekot, Scheißdreck!“ „Schritt für Schritt versuchte er, die stinkende haselnussbraune Masse in die Wiese zu reiben, aber es half nichts, er hatte den Scheißgeruch schon in der Nase.“ Und wir, die Leser, mit ihm. Gnadenlos – verfolgt er uns bis zum bitteren Ende auf Seite 142. „Geh schleich di!“, möchte man mit Hörgas' Standardspruch sagen. Der nimmt derweil den Zirkusdirektor fest.
Weitere Morde passieren. Und Hörgas muss seinen Hauptverdächtigen wieder freilassen. Der Zirkus zieht weiter. Nach Wörgl. Dort findet zugleich ein Hemingway-lookalike-Treffen statt. Und weil Humor von den Säften des Körpers (lateinisch: humores) bestimmt wird, kommt Hörgas nicht aus dem Saufen und Ficken heraus. Bis schlussendlich die ganzen Hemingways vom Himmel fallen, weil deren Flieger, mit dem sie zum nächsten Treffen nach Venedig weiter wollten, von einem Transporter in der Luft „abgeschossen“ wird.
So weit. Sonett. So etwas kann man mögen. Oder gar originell finden. Literarisch kommt „Zirkusblut“ halt als ziemlich dünne Suppe daher. Zugegeben: Manches, wie eben die Hemingway-Passage, hat Charme. Manchmal funkelt auch Poetisches durch: „Er blickte in den Sternenhimmel, der aussah wie hundert Wanderabzeichen auf schwarzem Samt.“
Wie der Fall ausgeht, soll hier natürlich nicht verraten werden. Nur so viel konnte der Rezensent recherchieren: Als Autor zeichnet ein Herr Stefan Griebl verantwortlich. Der soll ja hierzulande – geh schleich di – schon einige treue Leser haben.
(Friedrich Hahn, Rezension in der Presse vom 4. Dezember 2004)
https://www.diepresse.com/191386/trash-krimi-ein-kopf-in-der-brunzrinne-im-klowagen
Weitere Bücher des Autor*s im Verlag:
Adpfent
An der schönen greenen blauen Donau
Austrian Psycho oder der Rabiat Hödlmoser
Hirschen
Hunt oder der totale Februar
Hunt oder der totale Februar [Buch mit DVD]
Kreisky
Lumpenhanni
Met ana oanders schwoarzn Tintn
Prinzessin Eisenherz
Über die Sprache im sportiven Zeitalter
Volksoper | Olympia
Z!PF oder Die dunkle Seite des Mondes