Wahllos tötet der Blitz
Epigramme und Gedichte
Emil Breisach
ISBN: 978-3-85252-692-8
21 x 12,5 cm, 94 Seiten, m. Abb., Klappenbroschur
13,00 €
Lieferbar
In den Warenkorb
Kurzbeschreibung
Bisweilen
ist der Regen geneigt
gemeinsam mit der Sonne
einen Regenbogen
auf den Himmel zu malen
Dann freuen sich die Erwachsenen
die Buben und Mädchen
auf den Gassen
daß kein Lehrer
vorbeikommt
der ihnen erklärt
es gäbe für diese Erscheinung
physikalische Gründe
Nichts in der Natur verläuft getrennt
Darum scheitert der Spezialist
wenn er Zusammenhänge mißachtet
In erster Linie bezweifeln wir, was wir nicht verstehen
Rezensionen
Hedwig Wingler: [Rezension zu: Emil Breisach, „Wahllos tötet der Blitz“]Eins der Epigramme stellt fest: „Solide Lügner / sind bekömmlicher / als Leute die ihre Wahrheit / gepachtet haben“ (S. 47) – Emil Breisach ist in seiner neuesten Publikation aus Weitra (es ist bereits die fünfte nach den Titeln „Klangstaub“, „Aderngeflecht“, „Augenblicke des Zauderns“ und „Den Sand hören“) nicht abgeklärt, im Gegenteil. Die Feder spitzt sich zu, das Gespür des nun schon „Mitt-Achtzigers“ für Stolpersteine und Brüche im Leben des Einzelnen und in der Gesellschaft bleibt wach.
Wie schon früher, überrascht der Autor durch die Kunst des Reduzierens. Die Sprüche und reimlosen Gedichte sind schlank, haben nichts Überflüssiges in ihren Bildern und Wendungen. Breisach hat als Medienmensch (Intendant von ORF-Landesstudio Steiermark), als Präsident des Forum Stadtpark und zuletzt noch als Leiter der Akademie Graz sich verdient gemacht um das kulturelle Leben seines Landes.
Er kennt die Zusammenhänge von Öffentlich und Privat. Breisachs Reflexionen wurzeln in Erfahrungen und ranken sich an den Wörtern wie Weinreben hinauf in den Geistes-Witz. Er hat mitgemischt und hat herausgefunden: „Wer sich über nichts hinwegsetzt / kommt unten zu liegen“ (S. 41). Im Gedicht, das dem neuen Band den Titel gibt, tötet der Blitz wahllos den Baum, (S. 67), aber zwischen den Zeilen wundert sich das lyrische Ich darüber, warum es, das Ich, verschont worden ist – dieses Erstaunen über ungelöste Rätsel oder Fragen zeichnet viele der prägnanten Texte aus.
„Beglückt / stellen wir das Denkbare / dem Erkennbaren voran“ (S. 61) – Eine solche Formel mit utopischem Impuls könnte doch glatt als Spruch unserer berühmten – weniger bekannten – Marie Ebner-Eschenbach (1830 bis 1916) gelten. Sehr österreichisch klingt auch: „… Alles verwandelt sich durch Beschreibung“ – Sprechen ist Handeln, ein begründbarer philosophischer Standpunkt, insbesondere für den Epigrammatiker. Man ist auf dessen sechsten Band gespannt. Tobias Pils hat diesen fünften, wie schon die vier vorausgehenden, adäquat illustriert und grafisch gestaltet.
(Hedwig Wingler, Rezension in: korso. Das nachhaltige Magazin für Graz und die Steiermark [#?], 17. September 2009)
http://korso.at/content/view/3996/157/index.html