
Emil Breisach
Österr. Schriftsteller, Publizist, Rundfunkintendant, 1923–2015
1945–1950 Studien: Kunstgeschichte, Soziologie, Philosophie, Psychologie; 1945–1946 Sprecher der Sendergruppe Alpenland (Radio Graz); 1946–1967 Leiter der Sparte Unterhaltung/Kabarett; 1958–1967 Begründer und Präsident des „Forum Stadtpark“; 1967–1988 Landesintendant des ORF-Landesstudio Steiermarkab 1968 Mitbegründer „steirischer herbst“, Begründer des Musikprotokolls und des Literatursymposiums sowie der Freilichtgalerie „Skulpturen im Park“. Mitglied und Sprecher des Direktoriums im „steirischen herbst“; 1971–1987 Lehrauftrag an der Universität Graz „Medienkunde“; ab 1987 Begründer und Leiter der Akademie Graz
Emil Breisach hat den Kulturauftrag des österreichischen, öffentlichen Rundfunks jahrzehntelang aus Überzeugung gelebt. Fast 20 Jahre war der Liebhaber zeitgenössischer Kunst Intendant des ORF Landesstudios Steiermark, war in dieser Zeit Mitbegründer des steirischen herbst, Erfinder des zeitgenössischen Musikfestivals ORF musikprotokoll und des Literatursymposions sowie der Freilichtgalerie „Skulpturen im Park“. Auch nach seiner Pensionierung im Jahr 1988 hat sich der Erfindungsgeist des Emil Breisach nicht zur Ruhe gesetzt, das Grazer Straßentheaterfestival La Strada, die Akademie Graz und ein Land/Art-Projekt in Gleinstätten wurden von Emil Breisach initiiert.
Ungehorsam war Emil Breisach. Gegen Wiederstände auf vielen Ebenen hat er seine Visionen stets durchgesetzt. Und als im Jahr 2011 in der Steiermark ein Bettelverbot eingeführt wird, setzte sich der damals 88-jährige Emil Breisach auf die Straße und bettelte aus Protest.
Den Ungehorsam und die Freiheit, Ideen zu realisieren, hat er von seinen Eltern mitbekommen und auch im Zweiten Weltkrieg gelebt: Mehrfach verweigerte er Befehle, mehrfach wurde ihm mit Kriegsgericht gedroht. Und hätte er nicht einen Vorgesetzten gehabt, der ihn deckte, wäre das Kriegsgericht mit Sicherheit sein Ende gewesen. 1945, vor seinem letzten Kriegseinsatz, heiratete Emil seine Marielouis, die alle liebevoll „Puppe“ nannten. […]
Das ORF musikprotokoll hat in seiner langen Geschichte nicht immer allen ORF-Entscheidungsträgern gefallen. Doch die Gründung dieser Institution sollte nicht nur Graz sondern ganz Österreich internationale Strahlkraft im zeitgenössischen Musikleben verleihen. Schlüsselwerke des 20. Jahrhunderts wurden in Graz ur- und erstaufgeführt, internationale Karrieren von Komponierenden starteten beim und mit dem musikprotokoll. Bis zu seiner Pensionierung blieb Emil Breisach dem Radio treu. Stets elegant gekleidet, und damit bewusst den Schein eines vertrauten Bürgertums hochhaltend, war er bei allen wichtigen Kulturinstitutionsgründungen – offensiv, gleichzeitig aber auch subversiv – federführend.
[…]
(Elke Tschaikner für die Ö1-Sendereihe „Menschenbilder“)
Siehe auch den Nachruf von Werner Krause in der Kleinen Zeitung vom 11. Jänner 2015: (☞).
Siehe des Weiteren auch den Eintrag bei Wikipedia: (☞).