Der schöne Karl
Von einem, der die NSDAP betrog · Schelmenroman
Dietmar Wachter
ISBN: 978-3-99126-287-9
19,5×13 cm, 308 Seiten, fadengeheftetes Hardcover
28,00 €
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Kurzbeschreibung
Auf der Rückseite der vergilbten Fotografie meines im 2. Weltkrieg gefallenen Großvaters in Omas Schlafzimmer fanden sich – so richtig lebend nur mehr – drei entfernte Cousinen, allesamt uralt, die erste dement in einem Wiener Seniorenheim, die zweite irgendwo in einem Missionsheim im Dschungel Brasiliens und die dritte seit einer Ewigkeit bei den Sibiriendeutschen in Kasachstan, wohin sie einst mit einem verheirateten Arzt durchgebrannt war, und Karl, der Bruder meines Großvaters, von dem ich – außer Gerüchten – nichts wusste.
Ein gerissener Heiratsschwindler, ein begnadeter Kunstfälscher, ein charmanter Hochstapler und ein äußerst gewiefter Betrüger, der die NSDAP unentwegt und höchst erfolgreich um den Finger – korrekter wäre wohl – unentwegt um die Finger wickelte.
Dietmar Wachter wurde 2022 im Wiener Rathaus der „Ernst-Hinterberger-Preis“ verliehen.
Mit dem Schelmenroman „Der schöne Karl – Von einem, der die NSDAP betrog“ entführt der Autor – trotz kriegerisch-kriminellem Hintergrund – raffiniert und spannend in eine Zeit, in der es für viele nur wenig zu lachen gab.
Rezensionen
Daniel Haueis: Dietmar Wachter hat einen Schelmenroman geschriebenSeine Krimis hat Dietmar Wachter in ein paar Wochen geschrieben, diesmal aber hat der Perjener vier Jahre lang recherchiert – für einen Roman über seinen Großonkel Karl: Heiratsschwindler, Kunstfälscher, Hochstapler und NS-Deserteur.
Mit seinen fünf Krimis hat der Perjener Dietmar Wachter rund 150 Lesungen bestritten. Franz Buchrieser, Sissi Wolf, Krista Posch, Lisa Hörtnagl und Julia Gschnitzer haben in den letzten zwölf Jahren an diesen Abenden aus den Werken des mittlerweile pensionierten Kriminalbeamten gelesen, und zwar in mehreren Bundesländern und in Südtirol. „Für meine Krimis brauchte ich vier bis sechs Wochen, für diesen Roman immerhin vier ganze Jahre“, sagt er nun, nachdem „Der schöne Karl“ erschienen ist. Es wurde ein Schelmenroman, zu dem Wachter durch Ahnungsforschungsunterlagen animiert wurde: Ein Verwandter aus Vorarlberg hatte kistenweise Unterlagen zur Großfamilie, Auswanderungsakten, Memoiren, Tagebücher, Biografien und Gerichtsurteile, die auch Wachters Großonkel Karl betrafen. Auch nach viel Recherche blieb die Biografie lückenhaft, es deutete sich aber heilloses familiäres Durcheinander an – und daraus machte Dietmar Wachter den Schelmenroman „Der schöne Karl“ mit dem Untertitel „Von einem, der die NSDAP betrog“.
Wahrheit und Dichtung. Karls Vater stammte aus Meran, seine Mutter aus Vorarlberg. Die Familie erbte ein kleines Gut bei Meran, wo Karl (geboren 1914 in Genf) aufwächst, sich mit einem dubiosen Viehhändler herumtreibt und mit zwanzig Jahren erstmals vor dem Richter steht (Einbruch). Er wandert nach Innsbruck aus, wo er einen Fälscher und Drucker kennenlernt und zum Casanova wird. Er geht mehrere Ehen unter falschen Namen ein, in Imst fliegt er fast auf. Er hatte mindestens zwei Dutzend bekannte Liebschaften und eine Handvoll unehelicher Kinder. Aus der Haft in Vorarlberg wird Karl vorzeitig entlassen, um zum letzten Aufgebot der Wehrmacht einberufen zu werden: Er dient zwei Tage und taucht wieder unter. Er schleppt Juden wie Nazis über den Brenner. 1947 wanderte Karl nach Italien aus, wo er stets an der Seite fescher, wohlhabender Frauen zu finden ist und wie die Made im Speck lebt (er spricht auch fließend Französisch). 2011 stirbt er in Arco am Gardasee. Die Handlung spielt vorwiegend in Meran, am Arlberg, in Innsbruck, Schwaz, Kufstein, Landeck und der Toskana. Die persönliche Geschichte des Lebenskünstlers, Kunstfälschers, Hochstaplers und gewieften Betrügers Karl bettet Wachter sorgsam in das Weltgeschehen ein. „Es gibt mehrere Lücken“, berichtet Wachter – aber diese Leerstellen hat er aufgefüllt nach dem Motto: So könnte es gewesen sein. Kunstfälscher, Kurarzt, Hochstapler, Diplomat und Reisender Charly Gasser fälscht daher Violinsonaten für Albert Einstein, trifft als „Generalkonsul“ bei Staatsbanketten auf Winston Churchill, Roosevelt, Eisenhower und J.F. Kennedy und lernte die Sportgrößen Muhammad Ali und Maradona kennen. Er wohnt als „Graf“ in Villen und Palästen, beherbergt Theaterdirektoren, Filmproduzenten, Schauspieler und Oskar-Preisträger. Der Totgeglaubte erlebt die Mondlandung ebenso wie den Fall der Berliner Mauer, die Einführung des Euros, den Angriff auf das World-Trade-Center sowie die Fußball-WM in Italien. Seine Asche wird am Genfersee verstreut.
(Daniel Haueis, Rezension in der Rundschau. Die führende Wochenzeitung im Oberland und im Außerfern, Ausgabe Landeck, Nr. 50 | 11./12. Dezember 2024, S. 23; Rezension auch online veröffentlicht am 10. Dezember 2024)
https://www.rundschau.at/landeck/kultur/der-schone-karl
Meinhard Eiter: Schelmenstücke statt Leichen
Mit „Der schöne Karl“ schrieb der Landecker Ex-Polizist Dietmar Wachter sein sechstes Buch.
Beruflich stand er jahrzehntelang als Gendarm und Polizist auf der Seite des Gesetzes. Privat wechselte er als Autor von insgesamt fünf Krimis die Seiten und produzierte jede Menge Leichen, die sein Romanheld Inspektor Matteo Steininger bei akribischen Ermittlungen löste. Der mittlerweile pensionierte Exekutivbeamte Dietmar „Didi“ Wachter hat nach fünf „Tatortreinigungen“ die schriftstellerischen Handschellen zur Seite gelegt. Sein neues druckfrisches Buch „Der schöne Karl“ ist die phantasievoll in Lesestoff verwandelte Lebensgeschichte seines Großonkels, der als Heiratsschwindler, Kunstfälscher und charmanter Hochstapler das Nazi-Regime betrogen haben soll.
Um das, was Wachter jetzt zu Papier gebracht hat, genießen zu können, sollte man wissen, was die literarische Form eines Schelmenromans ausmacht. Wikipedia beschreibt das sinngemäß so: „Der Autor schildert aus der Perspektive seines Helden, wie sich dieser in einer Reihe von Abenteuern durchs Leben schlägt. Der Schelm stammt in aller Regel aus den unteren gesellschaftlichen Schichten, ist deshalb ungebildet, aber bauernschlau. In der Absicht, die soziale Stigmatisierung aufgrund seiner niederen Geburt zu überwinden, ist er ständig auf der Suche nach Aufstiegsmöglichkeiten und greift dabei nicht selten auf kriminelle Mittel zurück. Er durchläuft alle gesellschaftlichen Schichten und wird zu deren Spiegel. Traditionell ist der Schelmenroman eine (fingierte) Autobiographie mit satirischen Zügen, die bestimmte Missstände in der Gesellschaft thematisiert.“
Bruder des Großvaters
„Meine Figur ist real der 1914 in Genf geborene Bruder meines Großvaters. Karl, in ärmlichen Verhältnissen aufgewachsen, wurde laut Aufzeichnungen unserer Familienchronik gerichtlich verfolgt. Was genau er angestellt hat, ist letztlich Privatsache. In meinem Roman ist Karl jedenfalls ein dubioser Viehhändler und gewiefter Schmuggler, der wohlhabende Damen kennen, lieben und zu betrügen gelernt hat, sich dem Dienst der Wehrmacht entzog, die NSDAP betrog und nach dem Krieg als Totgeglaubter mit ergaunerten Identitäten ein neues Leben begann, das letztlich hochbetagt als 91-Jähriger in Florenz endet. Die Asche von Charly Gasser, so sein Name im Roman, wird zu guter letzt am Genfersee verstreut. Was bleibt sind Erinnerungen an einen Hochstapler und Gauner, der in wirtschaftlich und schwierigen Zeiten als Emporkömmling wie die Made im Speck gelebt hat“, schildert Didi die in seinem Roman auf 306 Seiten sehr unterhaltsam geschriebene Geschichte, die ab sofort in allen Buchhandlungen erhältlich ist.
Geschriebenes gelesen
Wer Leseratten zu Weihnachten eine Freude machen will, dem sei Dietmar Wachters neues Buch wärmstes empfohlen. Wer sich die Geschichte anhören will, der darf sich auch auf die persönliche Bekanntschaft mit dem Auto freuen. Didi, der in seinen Romanen der Beschreibung der Tatorte ebenso große Bedeutung verleiht wie den handelnden Personen, hat in den vergangenen Jahren 150 Mal Lesungen in Tirol, Vorarlberg und Wien abgehalten. „Man kann mich nicht anrufen, weil ich aus Überzeugung weder ein Handy noch ein Telefon besitze. Aber ich liebe es, mich mit Menschen persönlich zu treffen. Wer mit mir in Kontakt treten will, der kann mir gerne unter dietmar.wachter@gmail.com ein E-Mail schreiben“, verrät der schreibende in der Perjener Arbeitersiedlung aufgewachsene Ex-Sicherheitsbeamte, der, wie er sagt, seine Inspiration für das Schreiben aus dem Tirolerischen, dem Brauchtum, seinem beruflichen Alltag, der Schönheit der alpinen Natur, den gutmütigen Kapuzinern in seiner Nachbarschaft, seinem sportlichen Ehrgeiz als Fußballer und wohl auch seinem Hang zur eigenen Schrulligkeit gezogen hat.
(me, Rezension im impuls. Das Tiroler Oberland – Magazin für mehr Lebensqualität, Ausg. #22/24 vom 17. Dezember 2024, S. 34)
Kathrin Gruber: „So ein Sauhund“
Dietmar Wachter veröffentlicht mit „Der schöne Karl“ sein sechstes Buch
Nach fünf äußerst erfolgreichen Tirol-Krimis folgt nun der Schelmenroman „Der schöne Karl“ aus der Feder des Perjener Autors Dietmar Wachter. Dieser handelt von seinem Großonkel Karl, der ein äußerst dubioses, dafür umso unterhaltsameres Leben als Heiratsschwindler, Hochstapler und Betrüger führte. Am 9. Jänner lud der Autor in die Feindestillerie von Christoph Kössler in Stanz zur ersten Lesung.
„Der schöne Karl – Von einem der die NSDAP betrog“ lautet der Titel von Dietmar Wachters Schelmenroman. Dieser wurde in der Feindestillerie von Christoph Kössler in Stanz erstmals präsentiert. Wachter erzählte von der Entstehung und den Herausforderungen des Romans. Immerhin benötigte er für dessen Fertigstellung ganze vier Jahre, während seine Krimis in vier bis sechs Wochen entstanden waren. Grund dafür waren die zeitintensive Recherchearbeit und Ahnenforschung. „Ich wurde oft auf interessante Stoffe für Romane angesprochen. Dann kam plötzlich aus dem Nichts diese Geschichte daher – unsere eigene Familiengeschichte“, erzählte Wachter. Die Geschichte sei Liebe auf den ersten Blick gewesen und das Resultat kann sich durchaus lesen lassen. Ausgewählte Passagen des Werkes gab der Vorarlberger Hobbyschauspieler Oswald Wachter bei der Lesung zum Besten. Für die musikalische Umrahmung sorgte Otti Falch, der dem Abend ein besonderes Ambiente verlieh. Die edlen Tropfen des Hausherrn Christoph Kössler rundeten den gelungenen Lese-Abend geschmacklich ab.
Die besten Geschichten schreibt das Leben. Während sich Dietmar Wachter seit 2022 „in polizeilicher Pension“ befindet, löst er in seinen fünf Krimis mit Inspektor Matteo Steininger einen Fall nach dem anderen. Seine Erfahrungen als Kriminalist kamen ihm auch bei „Der schöne Karl“ zugute. Gefragt waren akribische Recherchen, das Durchstöbern von Dokumenten und Führen von Zeitzeugengesprächen, die das Leben seines Großonkels wie ein Puzzle zusammensetzen. „Die leeren Jahre füllte ich nach dem Motto: So könnte es gewesen sein“, erklärte Wachter. Denn die Geschichte von Karl ist keine gewöhnliche. „Er war so ein Sauhund“, lachte der Autor kopfschüttelnd. Mitgebrachte Zeitungsausschnitte belegten dies ausführlich. „Es ziehen im Leben 1.000 Stoffe an dir vorbei, aber einmal im Leben trifft dich der richtige“, schwärmte er. Sein Roman bettet die Biografie von Karl „sorgsam in das Weltgeschehen ein“. Trotz kriminellem Hintergrund zaubert die Geschichte ein Schmunzeln in die Gesichter der Leser und entführt äußerst charmant und mitreißend in seine Welt.
Zum Inhalt. Als eines von sieben Kindern wurde Karl 1914 in Genf unter ärmlichen Umständen geboren. Schon früh zeigten sich die zahlreichen Talente des Buben im Nachahmen anderer Menschen und dem wortgenauen Nacherzählen und Erfinden von Geschichten. Aufgewachsen in Meran, trieb er sich mit zweifelhaften Viehhändlern herum und kam mit zwanzig Jahren erstmals wegen Einbruchs vor den Richter. Er zog nach Innsbruck, wo er sich zum Casanova mauserte. Mehrmals tauchte er wie ein U-Boot unter, ging mehrere Ehen unter falschem Namen ein, belog und betrog nicht nur die Frauenwelt, sondern auch die NSDAP. Er schmuggelte und fälschte, was das Zeug hielt, und lebte dank seiner dubiosen Machenschaften und seinem Charme ein Leben wie „die Made im Speck“. Selbst seinen Tod täuschte er gekonnt vor. Tatsächlich sei er 2011 in Arco am Gardasee verstorben.
Ein kriminell erfolgreicher Autor. Bei rund 150, oft ausverkauften Krimiabenden in mehreren Bundesländern und in Südtirol gab Dietmar Wachter Passagen aus seinen Büchern zum Besten. Mit dabei waren bekannte und prominente Leser wie Franz Buchrieser, Sissi Wolf, Krista Posch, Lisa Hörtnagl und Julia Gschnitzer. Seit 2017 ist Dietmar Wachter Träger des Ehrenzeichens der Stadt Landeck. Im Jahr 2022 wurde ihm der „Ernst-Hinterberger-Preis“ im Wiener Rathaus verliehen.
(Kathrin Gruber, Rezension in der Rundschau. Die führende Wochenzeitung im Oberland und im Außerfern, Ausgabe Landeck, Nr. 3 | 15./16. Jänner 2025, S. 22; Rezension auch online veröffentlicht am 14. Jänner 2025)
https://www.rundschau.at/landeck/kultur/so-ein-sauhund