Forsthaus
Kurzprosa
Peter Reutterer
ISBN: 978-3-85252-153-4
21 x 15 cm, 66 S., m. Abb., Hardcover
13,00 €
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Kurzbeschreibung
Erdäpfelklauben in dunkler Herbsterde. Staudenfeuer. Schwarzknusprige Knollenrinde, mehliges Fruchtfleisch. Wir laufen über das Feld. Wir schneiden Spieße am Rain. Ich höre die Dürre über dem Staudenfeuer zischen. Eine billige rote Wurst, aus der Fett ins Feuer tropft. Wir werden großäugig vor der Glut. Die in die Nacht hineinglimmt. Die Mutter nimmt mich zu sich. Die Mutter nimmt den Bruder zu sich. In der Ferne der Traktor mit den ausgebuchteten Erdäpfelsäcken auf dem Anhänger. Die Leute reden gut vom Vater. Der bis spät in die Nacht Säcke auf- und ablädt. Zuletzt trägt er die Schwester ins Haus. Sein Körper ist friedvoll. Nur Durst nach Ribiselsaft.
Rezensionen
Helmuth Schönauer: Peter Reutterer, „Forsthaus“In „Forsthaus" kommen aus der Sicht des ehemaligen Kindes die diversen Eisblumen der Seelenkälte penetrant zum Vorschein. Ein ehemaliges Kind erinnert sich. Aus der Distanz wischen Erinnerungsschwaden über die vergangene Landschaft.
Irgendwo im Waldviertel, wo die Nächte noch dunkel sind, entwickeln die Gegenstände ein seltsames Eigenleben. Gleichzeitig ist die Beobachtung von Dingen verboten, wer beschreibt, ist bald einmal abgeschrieben. So muß man sich immer kurz fassen. Schon im ersten Satz jeder Geschichte muß man damit rechnen, daß sie einem von einer geheimnisvollen Macht ausgetrieben wird. So bleibt nur ein kurzer, atemloser Stil. Jedes Wort muß sitzen, sonst könnte man schon den Faden der Geschichte verloren haben.
Während das Leben wie aufgeschlichtetes Brennholz auf die Zeit des Frostes wartet, wird die Kinderseele selbständig. Die erste Berührung eines Mädchens ist tatsächlich eine hohe Gefahr, weil das Herz aus Zunder besteht. Und plötzlich ist die Kindheit zu Ende, die Landschaft wird x-beliebig, man trägt Krawatte zum Begräbnis und ist geschlechtsreif.
Wie ein Steinmetz bedrängt Peter Reutterer den Granit der Erinnerung, damit daraus ein paar handfeste Stücke werden.
(Helmuth Schönauer, Rezension im Buchmagazin des Literaturhaus Wien, 1. Februar 2000)
http://www.literaturhaus.at/index.php?id=2557
Weitere Bücher des Autor*s im Verlag:
Am Thayastrom
Bei mir Kind
Der Filmgänger
In Italien und Augenblicklich
Langsame Einkehr
Lokalaugenschein
Schräglage