Das Schiff Noah
Dokumente einer therapeutischen Reise
Astrid Habiba Kreszmeier, Johannes Neuhauser
ISBN: 978-3-85252-020-9
21 x 15 cm, 304 Seiten, m. Abb., Kt., Hardcover
22,00 €
Momentan nicht lieferbar
Kurzbeschreibung
[Hrsg. von Johannes Neuhauser.]
Die Jugendlichen erzählen
Christina: Aus dem Tagebuch
20. Oktober 1992
Am Samstag den 17. Oktober sind wir in Kronstorf weggefahren. Es wurde auch gefilmt. Die Abfahrt bzw. die Anreise war echt toll. Wir sind übern Brenner gefahren und es lag Schnee. Ich freute mich sehr darüber, daß wir noch Schnee zu Gesicht bekommen haben. Es ging dann schlagartig, daß wir angekommen sind …
22. Oktober 1992
Gerade sind wir in Vulkano angekommen. Was ich bis jetzt gesehen habe, ist es wunderschön. Aber es stinkt total nach Schwefel. Franziska hat gerade ihren Anfall. Sie dreht total durch – wegen Kleinigkeiten.
Die Überfahrt dauerte vier Stunden. Heute gehen wir noch zum Vulkan hinauf. Ich freue mich schon total darauf. Man sieht wie er noch brodelt. Zur Zeit schläft er noch, aber er könnte jederzeit ausbrechen. Es ist ein eigenes Gefühl neben einem Vulkan zu liegen – ein wenig Angst. So auf der Noah, ist es total super. Eines ist Scheisse: »Gerald soll bei mir sein! Mich ganz fest halten und mich nicht mehr loslassen.« Sonst geht es mir ganz gut.
Franziska geht mir ziemlich auf den Geist. Sie motzt den ganzen Tag herum. Das ist nervig! Wenn sie so weitermacht, wird ihr alles auf den Kopf fallen.
Kerstin und ich wollen noch weggehen. Ich verstehe mich mit ihr und Gini ganz gut. Das soll nicht heißen, daß ich mich mit Franziska nicht verstehe, sondern sie geht mir mit der Zeit halt einfach auf den Arsch. Vielleicht wird es mit ihr auch noch ganz lässig. Ich bin bei ihr sogar ganz zuversichtlich. Gini hat sich auch gebessert, also wird es mit Franziska auch noch werden.
23. Oktober
Heute ist ein ziemlicher Sturm. Das Schiff schaukelt total stark. Petra und Sandra lernen spanisch. Es klingt interessant. Den Brief an Gerald habe ich schon zum dritten Mal angefangen. Ich weiß gar nicht, was ich schreiben soll. Wir sitzen alle zusammen und schreiben unser Reisetagebuch. Jetzt macht es mir schon mehr Spaß zu schreiben, ich sehe es nicht mehr als Pflicht… Mir kommt vor, als wäre ich schon eine Ewigkeit auf der Noah. Ich finde gut, wie unsere Betreuer mit uns umgehen. Wir machen unsere Arbeit bis um vier Uhr, aber dann haben wir auch viel Freiraum – dann gehört der Tag uns. Naja, ich muß endlich meinen Brief fertig stellen, sonst wird er nie ankommen.
24.Oktober
Na, heute ist ein Tag zum Kotzen. Ich habe totale Kopfschmerzen. Außerdem geht mir alles auf den Keks. Mit Franziska ist es auch nicht so, wie es sein sollte. Ich mochte nach Hause. Gerald fehlt mir auch. Ich habe ihn sehr, sehr gern. Ich bin gespannt, ob er es ausholten wird, oder sich eine andere sucht. Irgendwie ist es mir egal, was er tut. Es ist mir alles scheißegal. Ich sitze da und heule. Ich weiß gar nicht, warum. Vielleicht bin ich es gar nicht wert. Ich will nicht mehr…
26. Oktober
Jetzt sind wir in Messina. Die Stadt ist viel zu groß. Wir bunkern gerade. Den Brief für Gerald habe ich gerade fertig geschrieben und abgeschickt. Ist eh Zeit geworden. Es ist alles so unübersichtlich. Ich freue mich schon auf die Weiterfahrt. Außerdem glauben die Typen, sie dürfen alles. Ich wäre fast zusammengefahren worden. Die fahren wie Schweine. Ich bin froh, daß wir schon abgelegt haben. Naja, ich muß noch abwaschen, sonst fällt das Geschirr noch auf den Boden. Das würde noch fehlen.