Wohin Seelen reisen
Inspirative Jenseits-Modelle weltweit und in Petroglyphen
Wolfgang Kauer
ISBN: 978-3-99126-240-4
24,5×17 cm, 336 Seiten, zahlr. vierfärbig gedr. Abb, fadengeheftetes Hardcover m. Lesebändchen
34,00 €
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Kurzbeschreibung
Die Frage, ob man ein Leben nach dem Tod erwarten darf und in welcher Form, stellt sich einem jeden Menschen. Mit dem religiösen Empfinden von Eiszeitjägern und ersten Bauern beginnend, berichtet dieses Buch in Wort und Bild, welch mögliche Wege und Ziele einer Seelenreise in aller Welt und aus allen Zeitaltern bekannt sind und was die Künstliche Intelligenz dazu beitragen könnte. Eines lässt sich schon vorweg mit Bestimmtheit sagen: Wir werden diese Reise allein und auf uns selbst gestellt antreten. Daher sollten wir das Thema nicht links liegen lassen und uns früh genug über weltweite Reise-Angebote und deren Anbieter informieren.
Es ist ein Buch, „ … in dem man nachschlagen kann, sich festhalten lässt von Themen, die einem näherstehen, wie bei mir das Parzival-Thema. … Die Besonderheit Ihrer Darstellung liegt in der Übergängigkeit der Themen, in den vielfältigen überraschenden Verbindungslinien, die sich immer wieder auftun, so dass man zum Beispiel von Ost-Anatolien zu einer Felswand am Wolfgangsee kommen kann. Und vor allem gelingt es Ihnen, so vielfältige Dimensionen der geschichtlichen Wirklichkeit einzubeziehen, vom Klima und der Vegetation bis zu den differenziertesten kulturellen Manifestationen, und was mir auch gefällt, ist, dass Sie in allem das Irdisch-Materielle vergegenwärtigen, von Holz und Stein bis zur menschlichen Physis. Sie schreiben eine leserfreundliche, sinnliche wissenschaftliche Prosa, die sich ganz freimacht von der abstrakten Gelehrtensprache und die jedem Interessierten Freude macht. Was ich gelesen habe, habe ich mit Spannung und mit Freude über immer wieder neue Entdeckungen gelesen. … ein schönes Geschenk, das von vielen Kulturreisenden gern angenommen würde.“
(Hans Höller, bis 2012 Professor für Neuere Deutsche Literatur an der Paris Lodron Universität Salzburg)
Dieses Buch stellt das Großangebot an weltweit vorhandenen Jenseitsmodellen in halbwegs chronologischer Reihenfolge vor, wobei Religionen, Kulturen, Philosophen, Epen, Sekten, im Glauben Verfolgte und Prominente gleichermaßen berücksichtigt sind. Text und Bild suchen weiters an der Mittleren Donau und im Vorderen Orient nach den Wurzeln alpiner Felsbildmotive. Damit ist das Buch auch eine kleine Geschichte der Ausbreitung der Landwirtschaft in Mitteleuropa. An Motivbeispielen zeigt der Autor weiters, dass während der Kupfer- und Bronzezeit als kultischer Rückzugsraum der Pfahlbaukultur an Mondsee und Attersee die Wolfgangsee-Region (Sbg und OÖ) gedient haben muss und dass viele der mitteleuropäischen Schalensteine vom Menschen gestaltet und kultisch genutzt wurden. Den letzten Schwerpunkt bildet das Knacken des Geheimcodes protestantischer Felsbilder entlang des österreichischen Bibelschmuggelwegs.
[Radio FRO 105,0-Sendung „UNIsounds“ (Redakteur: Christian Lutz) vom 21. Oktober 2024: Wolfgang Kauer berichtet über sein neuestes Werk „Wohin Seelen reisen. Inspirative Jenseits-Modelle weltweit und in Petroglyphen“, über die Recherchereisen zu diesem Buch, seine Entstehung, die früher veröffentlichten Forschungsergebnisse von Wolfgang Kauer zum Thema Schalen- und Kultsteine, die er im Mühlviertel ausmachen konnte, und über (prähistorische) Felsritzzeichnungen in den Alpen.]
Rezensionen
Klaus Buttinger: Wanderungen der SeeleDie Vorstellungen von einem Jenseits, einem Paradies oder einer Wiedergeburt bewegen den Menschen seit Anbeginn. Geheimnisvolle Felsbilder geben davon seit Jahrtausenden Zeugnis
Rutschig ist es in der Kienbachklamm und steil. Vorsichtig setzt Wolfgang Kauer (67) seine Schritte auf dem nassen Laub. Auf dem engen Pfad sind schon in der Steinzeit Menschen gewandert, die der sumpfigen Ebene auswichen und durch die Klamm vom Attersee her zu dem Kultort strebten, wo einst ein großer Schalenstein stand und sich heute die Kirche von St. Wolfgang befindet.
Auf ihrem Weg ließen unsere Vorfahren, die einst vom Zwischenstromland und Anatolien kommend Europa besiedelten, Zeugnisse ihrer Kultur zurück: Felsritzzeichnungen. Kauer erforscht die Petroglyphen seit 15 Jahren. Der ehemalige Gymnasiallehrer vergleicht die Zeichnungen in Oberösterreich und Salzburg mit anderen aus der ganzen Welt. Die abstrakten Sonnen, Leitern, Fruchtbarkeits- und Götterdarstellungen auf einigen Felswänden in der Kienbachklamm […] datiert er auf „spätestens Hallstattzeit“, sie wären also rund 3000 Jahre alt.
Später, in der Zeit der Kelten, seien die Felsbilder realistischer geworden, man erkenne dann bereits Gesichter. Aus den Ritzungen liest Kauer Religions- und Jenseitsvorstellungen. Da eine überlange Himmelsleiter, die hoch zur Sonnengöttin führt, dort ein Falter, der dem Zenit zustrebt, oder ein Vogelmensch, der laut Kauer „die Funktion des Vermittlers zwischen Himmel und Erde einnimmt“.
Bis zur mehr als 12.000 Jahre alten Tepeler-Kultur in der heutigen Türkei zieht Kauer seine Vergleiche. Die Seelen seien damals auf den Schwingen jener Geier in den Himmel geflogen, die sich an den Körpern der Toten delektiert hatten. Den Kopf hatte vor der Bestattungszeremonie eine Figur mit Vogelmaske vom Rumpf getrennt. Das Vogelkopf-Motiv findet sich auch in der Vinca-Kultur (ab 5500 v. Chr. bei Belgrad) wieder, von wo die Vorfahren der heutigen Alpenvorlandbewohner einst aufbrachen. Im Weißenbachtal bei Goisern zeigt ein Felsbild einen Vogelmenschen ebenso wie in der Kienbachklamm. „Die prähistorische Tradition, die Häupter der Toten zusammen in einem Depot aufzubewahren, haben die Hallstätter bis ins Heute retten können“, sagt Kauer und meint das berühmte Beinhaus, in dem bemalte Totenköpfe lagern.
Vermutlich stammen die älteren Felsbilder in Rußbach, wo die Kienbachklamm endet, von „lokalen Söldnern, die an Beutegut und Intellekt bereichert aus dem Orient zurückgekehrt waren“. Sie haben wohl auch die Erzählungen, Sagen und Religionen mitgebracht.
Die Smileys der Kelten
Die Kelten glaubten an eine Gleichzeitigkeit von Leben und Tod. Demnach konnte zwischen beiden Reichen hin und her gewechselt werden. Sich in Tiere zu verwandeln, war eine Vorstellung, die den Kelten wie auch vielen indigenen Völkern in Nord- und Mittelamerika geläufig war. Erstmals tauchen in den Felsbildern „Seelen mit Rundgesicht“ und Smiley-Lächeln auf, die zu einem hüttenartigen Körper streben und weiter zu einer Sonne, die allerdings als Mann dargestellt wird. „Im zweiten und dritten Jahrtausend vor Christus hatten die Pfahlbauer an den Voralpenseen offenbar an eine neben der Sonne schwebende Himmelshütte in Pfahlbauweise geglaubt, wo sich die Seelen der Verstorbenen treffen“, vermutet Kauer. Dorthin reichten überlange Leitern […].
Das älteste Felsbild am Wolfgangsee dürfte aus dem 8. Jahrtausend v. Chr. stammen, schätzt Kauer. Es zeigt einen Elchkopf mit Halsband, der ähnlich dargestellt im norditalienischen Valcamonica gefunden wurde, dem Eldorado für Felsbildforscher.
Die Angst vor der Dunkelheit
Mithilfe einer Gravur im Felsen, dessen Berührung oder Beschwörung, wünschte man sich offensichtlich auch die Wiederkehr des Frühlings. „Die Menschen damals hatten große Angst vor Sonnenfinsternissen oder davor, dass kein neuer Tag mehr anbrechen würde“, sagt Kauer.
Dass die Seelen der Verstorbenen gar in einer Felswand hinter ihrem Dorf lebten, glauben das Volk der Dogon in Mali oder die alten Aborigines in Australien, für die Gegenwart und Vergangenheit ebenfalls gleichzeitig ablaufen.
Das Jenseits hat mehr Seiten, als man vermuten möchte.
(Klaus Buttinger, Rezension in den Oberösterreichischen Nachrichten vom 2. November 2024, Magazin S. 4 f.)
https://www.nachrichten.at/oberoesterreich/wanderungen-der-seele;art4,3995788
Maria Herlo: [Rezension]
Dass der Mensch eine Seele besitzt, die mit dem Tod den Körper verlässt, ist eine Idee, die alle Kulturen hervorgebracht haben. Doch wohin geht sie? Dieser Frage geht der Schriftsteller Wolfgang Kauer in seiner neuen Veröffentlichung mit dem Titel „Wohin Seelen reisen“ nach. Er nimmt seine Leser mit auf eine Reise durch alle Zeiten, Kulturen, Kontinente und zeigt auf, wie sich die Menschheit seit Anbeginn entwickelt hat. Mit beeindruckendem Wissen zeichnet Wolfgang Kauer zivilisatorische Spuren nach, die in Zeichnungen, Mythen und Bauten erhalten geblieben sind. Er setzt dort an, wo die Geschichte der Menschheit begann, im Garten Eden, und endet bei den Scientologen, für die die Seele ein Produkt lebensbegleitenden Lernens ist. Kauer macht deutlich, dass auf Fragen nach dem Jenseits unterschiedliche Konzepte entwickelt wurden, wie etwa von der Tepeler Kultur, den ersten Sesshaften, im Gegensatz zu den Jägern in Eiszeithöhlen. Tief beeindrucken uns heute noch die ägyptischen Pyramiden, der ungeheure Versuch, dem Pharao die Unsterblichkeit zu sichern. In China sollte eine Armee aus Ton dem Kaiser auf den „Inseln der Seligkeit“ zu Gebote stehen. Und der fernöstliche Gedanke der Seelenwanderung, der endlosen Reihe der Wiedergeburten bis zur Erlösung im Nirwana, fasziniert heute noch genauso im Westen. In diesem Prachtband, den zahlreiche Fotos begleiten, wird die Fülle an Jenseitsmodellen systematisiert dargestellt und diese werden auf ihre Herkunft untersucht. Weitere Kapitel liefern Beispiele aus Asien (Konfuzianismus, Taoismus, Buddhismus und mongolischen wie japanischen Schamanismus) und teils unbekannte Varianten von Seelenmobilität aus Afrika und dem präkolonialen Amerika. Den Kelten, aber auch vielen indigenen Völkern Nord- und Mittelamerikas, war die Vorstellung nicht fremd, sich in Tiere zu verwandeln.
Der Autor stellt die Konzeptionen in ihrer Unterschiedlichkeit und Besonderheit dar, weist aber auch auf Gemeinsamkeiten hin. Viele Antworten auf die Suche nach dem ewigen Leben ähneln sich überraschend. Manche nördlichen Kulturen kennen keine persönliche Erlösung, wie die Universalreligionen, sondern führen Familie und Gemeinschaft im Jenseits weiter.
Wo seit jeher der Garten Eden vermutet wurde, am Oberlauf von Euphrat und Tigris, existierte um 10 000 vor Christus „eine von Laubbäumen durchsetzte Graslandschaft mit Quellwasser in Überfluss“, ein nacheiszeitliches Paradies in Form einer idyllischen Gartenlandschaft, aus dem laut Bibel Adam und Eva vertrieben wurden, ein Gleichnis für den Beginn der Agrarischen Revolution. Damals jedoch dominierten bei den ersten Bauern in Wahrheit Unterweltgottheiten und Himmelgötter, die man stürzen konnte und denen das Menschengeschlecht lästig erschien, weil es zu viel Lärm und Dreck verursachte. Daher schickten sie die alles vernichtende Sintflut.
In Südostanatolien liegen die Hügelsiedlungen Göbekli Tepe und Karahan Tepe. Dort errichteten die letzten Eiszeitjäger vor 11 000 Jahren Tempelanlagen aus T-förmigen Pfeilern mit Reliefdarstellungen von Tieren, die vermutlich als Schutzgeber gesehen wurden.
Kauer vergleicht südostanatolische und ägyptische Bildmotive mit geheimnisvollen Felsbildern in den Bundesländern Oberösterreich, Niederösterreich, Salzburg und der Steiermark. Doch Felsbilder unserer Bergwelt schildern das Jenseits als eine Art Erneuerung, Wiedergeburt. Abstrakte Fruchtbarkeitszeichen und Frauengottheiten auf Felswänden in der Kienbachklamm hält Kauer für ca. 3000 Jahre alt, demnach wären sie der Pfahlbaugesellschaft an Mondsee und Attersee zuzurechnen. Eine Art Vogelmensch nimmt die Funktion des Vermittlers zwischen Himmel und Erde ein.
Ein Tempelpfeiler der Tepeler-Kultur zeigt bereits einen menschlichen Kopf, der von den Schwingen eines Geiers Richtung Himmel bugsiert wird. Ein als Vogelmensch Verkleideter hat zuvor den Kopf vom Rumpf getrennt. Das Vogelkopf-Motiv findet sich Jahrtausende später auch in der Vinca-Kultur bei Belgrad wieder, 5500 v. Chr. Von dort haben sich einst unsere Vorfahren ins heutige Alpenvorland ausgebreitet. Im Weißenbachtal bei Goisern zeigt ein Felsbild ebenso einen Vogelmenschen. Die Hallstätter haben die prähistorische Tradition, die Häupter der Toten zusammen in einem Depot zu stapeln, bis heute bewahrt, meint Kauer und bezieht sich auf das berühmte Beinhaus mit den aufwändig bemalten Schädeln.
Die älteren Felsbilder der Kienbachklamm könnten von lokalen Söldnern stammen, die vom Kriegsdienst im Orient zurückkehrten. Von dort brachten sie auch Erzählungen, Sagen und Religionen mit. Die Kelten glaubten an eine Gleichzeitigkeit von Leben und Tod. Demnach konnte zwischen beiden Sphären hin und her gewechselt werden, wie Felsbilder mit Leitern zeigen. Überlange Leitern führten im 2. und 1. Jahrtausend v.Chr. zu einer neben der Sonne schwebenden Himmelshütte in Pfahlbauweise, einem Seelenhaus, an das heute noch eine Ethnie am Oberlauf des Amazonas glaubt.
Allen Kapiteln im Buch ist die Präsentation des Außergewöhnlichen gemeinsam, das von anderen noch nicht Erkannte und noch nicht Gesagte dominiert. Die meisten Bilder sind ebenfalls einzigartig. Gängige Klischees werden hinterfragt, neue Erfahrungen und Erkenntnisse aufgegriffen. So entdeckte und dokumentierte Kauer erstmals die Pfahlbaureste im Wolfgangsee. Wahrscheinlich sind sie ein Beleg dafür, dass man von einer bereits sehr frühen Überfahrt ausgehen kann, nämlich zum vorchristlich verehrten Schalenstein von St. Wolfgang, über den sich heute die Wallfahrtskirche wölbt.
(Rezension: Maria Herlo, Redakteurin bei Mannheimer Morgen und Schwetzinger Nachrichten)