Margit Palme – Der Blick
Margit Palme, [Hrsg.] Lentos Kunstmuseum Linz
ISBN: 978-3-99126-283-1
29×23,5 cm, 272 Seiten, zahlr. farb. Abb., Hardcover, Halbleinen, m. Lesebändchen
34,00 €
Neuerscheinung
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Kurzbeschreibung
Margit Palmes Frauenfiguren treten in einer von patriarchalen Strukturen geprägten Welt auf. In dynamischen und mitunter provokanten Posen streben sie danach, ihr Leben mit Geschick und Elan zu meistern. Seit mehr als sechs Jahrzehnten bedient sich die Künstlerin dazu der Aquatinta-Radierung. Das vorliegende Buch bietet einen repräsentativen Querschnitt durch das Gesamtwerk der Künstlerin. Die Autorinnen der Textbeiträge sind Schriftstellerinnen, Kunsthistorikerinnen und Künstlerinnen, die in der feministischen Forschung tätig sind: Manuela Ammer, Verena Dengler, Ulrike Müller, Teresa Präauer und Brigitte Reutner-Doneus.
[Hrsg.in: Margit Palme
in Zusammenarbeit mit dem Lentos Kunstmuseum Linz |
Autorinnen: Manuela Ammer, Verena Dengler, Ulrike Müller, Teresa Präauer, Brigitte Reutner-Doneus]
[artedition · Verlag Bibliothek der Provinz]
Rezensionen
Inez Ardelt: Palmes Blick auf die FrauenDie Linzer Künstlerin Margit Palme (*1939) wurde mit dem Großen Landespreis für Kultur (Alfred-Kubin-Preis) ausgezeichnet. Am 23. Mai eröffnet ihre Personale „Der Blick“ im Lentos Kunstmuseum. Inez Ardelt hat für den Oö. Kulturbericht ihr Atelier besucht.
Der Blick aus den Dachfenstern von Margit Palmes Atelier-Werkstatt eröffnet neue Perspektiven: auf der einen Seite führen die Sichtachsen über die pittoreske Dächerlandschaft der Linzer Altstadt und auf der anderen Seite zum Schlossmuseum. Die Kunst hat Palme also stets im Blick und den Überblick sowieso. Natürlich auch in ihren vier Wänden, an denen sich nicht nur eigene Werke der Künstlerin finden, sondern auch jene ihres verstorbenen Mannes Peter Kubovsky. Seit mehr als 60 Jahren arbeitet die gebürtige Amstettnerin mit Farbradierungen, so genannten Aquatintas, einer Technik die oft nur in schwarz/weiß ausgeführt wird. „Ich arbeite mit verschiedenen Farbplatten, Überdeckungen und unterschiedlich großen Farbplatten, die wie ein Puzzle zusammengesetzt werden.“ Solange sie die Presse durchdrehen und mit den Fingern schöne, gerade Linien zeichnen könne, solange wolle sie noch aktiv sein, so die 84-Jährige. „Es braucht für die Aquatinta eine gewisse Geschicklichkeit.“
Im November hat sie den Großen Landespreis in der Sparte Bildende Kunst bekommen, was schon in die Kategorie „Preis fürs Lebenswerk“ fällt. „Ich war sehr überrascht und hatte überhaupt nicht damit gerechnet. Ich bin ja eine Künstlerin, die nicht so sehr im Vordergrund arbeitet. Meine Technik braucht mich total. Das ist eine Atelier- und Werkstättenarbeit, und ich bin auch nie eine Viel-Ausstellerin gewesen“, erklärt sie. Der späte Ruhm sei etwas, das sie erheitere, verrät Palme, die in den vergangenen Jahren in den internationalen Kunstkreisen bekannt wurde und sehr gefragt ist. „Los ging das wohl mit einer Ausstellung 2022“, vermutet sie. Damals erhielt sie die Einladung, einige Arbeiten bei „Das Tier in dir“, einer großen internationalen Schau im Wiener MUMOK, zu zeigen. „Diese neun Arbeiten fanden einen derartigen Anklang, dass ich sogar im Mittagsjournal erwähnt wurde: ‚Margit Palme aus Linz, eine große Entdeckung‘, hieß es. Da muss ich natürlich schon ein bisschen lachen, dass jemand mit über 80 Jahren eine Entdeckung ist!“, erzählt die Künstlerin amüsiert.
Anlässlich der Ausstellung der bildenden Künstlerin und Kuratorin Ulrike Müller im Ludwig Forum Aachen sind noch bis Ende Juni elf Arbeiten Palmes im Kunstforum zu sehen. Das Ludwig Forum hat außerdem 20 Aquatintas in die Sammlung aufgenommen. Was ihre Arbeiten so reizvoll und künstlerisch hochwertig macht, ist nicht nur die Präzision und Feinheit der Technik. Es sind auch die Motive, die ihre Aquatinta-Radierung brandaktuell machen.
So fällt ihr Blick immer wieder auf Themen, die sich intensiv mit dem gesellschaftlichen Diskurs auseinandersetzen. „In meinen letzten Serien ging es um Süchte, Raubzüge, in der Corona-Zeit habe ich Maskenfrauen gemacht. Oder die Karyatiden, gewichthebende Frauen. Auch wenn sich die Themen geändert haben, bin ich immer bei meiner Technik.“ Treu geblieben ist sie ihren hauptsächlich weiblichen Protagonistinnen, die sie durchaus provokant und das Kinn gegen patriarchale Strukturen gereckt, ins Bild setzt. In der Ausstellung „Der Blick“, die am 23. Mai im Lentos Kunstmuseum eröffnet wird und bis 18. August zu sehen ist, erzählen diese Figuren von ihren Wünschen, Ängsten und Betätigungen. Eine fantastische Möglichkeit, den besonderen Stellenwert von Margit Palmes Aquatintas in der österreichischen Kunstlandschaft zu entdecken und gleichzeitig Frauen als Künstlerinnen und als Motiv in der Kunst zu feiern.
(Inez Ardelt, kulturbericht oberösterreich. Monatsschrift der OÖ Kultur, 78. Jahrgang, Folge 04, Mai 2024, S. 10)