salzach · macht · geschichte
Heinz Wiesbauer, Heinz Dopsch
ISBN: 978-3-99126-050-9
27,5×21,5 cm, 352 Seiten, zahlr. farb. u. S/W-Abb., graph. Darst., Kt., Hardcover | [2., verbesserte u. überarb. Aufl.]
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Kurzbeschreibung
GESCHICHTE EINES FLUSSES
Den Menschen, die in Salzburg und Bayern an den Ufern der Salzach leben, ist dieser Fluss in seiner Schönheit, aber auch mit seinen Gefahren durchaus vertraut. Trotzdem gibt es viele Geschichten über und rund um die Salzach, die selbst den Anrainern kaum bekannt sind. Etwa die Tatsache, dass der Ursprung der Salzach bis weit in die Neuzeit am Krimmler Kees lag und erst im 19. Jahrhundert endgültig zum Salzachgeier transferiert wurde. Seither führt der oberste Flussabschnitt als Krimmler Ache ein Eigenleben.
Die Salzach ist – so wie Stadt und Land Salzburg – nicht zufällig nach dem Salz benannt. Als wichtigster Transportweg für das Salz sicherte sie den Salzburger Erzbischöfen, die den Flusslauf beherrschten, und ihrer Saline in Hallein für Jahrhunderte die Spitzenstellung in der Salzproduktion und im Salzhandel Mitteleuropas. Die aufwändige Organisation, die bereits im 13. Jahrhundert für den Salztransport zu Wasser geschaffen wurde, wird in diesem Buch bis ins Detail vorgestellt; ebenso das reiche Brauchtum der Schiffleute, das noch heute vom Schifferschützencorps Oberndorf-Laufen gepflegt wird.
Im Pinzgau und Pongau wurden auf der Salzach große Mengen Holz getriftet; zunächst für die Saline Hallein, seit dem Spätmittelalter auch für den Gold- und Silberbergbau im Montanrevier von Gastein und Rauris. Der große Bedarf an Lebensmitteln, Werkzeug und Holz führte bereits 1562 zum kühnen Versuch, die wildromantischen Salzachöfen beim Pass Lueg für Schiffe fahrbar zu machen. Obwohl der Probebetrieb erfolgreich verlief, scheiterte der Versuch durch den Konkurs des Unternehmers. Erst 1931 gelang einem Kajakfahrer die vermeintliche „Erstbefahrung“ der Salzachöfen.
Das Buch beschäftigt sich auch ausführlich mit der Geschichte des Wasserbaus und der Hochwasserkatastrophen. Die große Fülle an historischen Unterlagen und Flusskarten resultiert aus den massiven wasserbaulichen Problemen, die an der Oberen und Unteren Salzach über viele Jahrhunderte das beherrschende Thema waren.
Nachdem der Fluss durch Jahrhunderte gemeinsame Lebensformen und eine gemeinsame Kunst und Kultur der Bewohnerinnen und Bewohner an beiden Ufern begünstigt hatte, wurde die Salzach 1816 zu einer „nassen Grenze“.
[Hrsg. vom Verein „Freunde der Salzburger Geschichte“ in Kooperation mit dem Bundesministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus und dem Amt der Salzburger Landesregierung |
Schriftenreihe „Salzburg Studien“ – Forschungen zu Geschichte, Kunst und Kultur; Band 19]
Rezensionen
Martin Krenek-Burger: Der freie Fluss und seine FeindeAlpenflüsse sind die ältesten Verkehrswege, über die wir verfügen. Sie tragen die ältesten Namen, die wir kennen. Und ihre Dynamik prägt das Geschick der Menschen, die an ihren Ufern leben, seit Jahrtausenden. Historiker Heinz Dopsch und Landschaftsökologe Heinz Wiesbauer haben die Geschichte der Ader Salzburgs recherchiert und beschrieben.
Anfang des 18. Jahrhunderts war die Untere Salzach eine mehrere hundert Meter breite Wildflusslandschaft mit ausgedehnten Kiesbänken und Auenwäldern.
Die Einführung zum Salzachbuch von Wiesbauer und Dopsch (†) öffnet ein Fenster in die versunkene vorindustrielle Zeit. Vor dem geistigen Auge des Lesers breitet sich die hochwasserführende Salzach ungehemmt in die umliegenden Wiesen, Wälder und Dörfer aus, reißt 100-jährige Weißpappeln und Schlagbrücken mit sich, unterspült die Ufer, verschluckt das eine oder andere Mühlrad, schüttet dafür aber stromabwärts neue Schotterinseln auf. Und schafft so neue Probleme.
Denn die ständig umgeschichtete Flusslandschaft führte zu langen Rechtsstreitigkeiten zwischen den Grundbesitzern. Die alten Schriftstücke und Prozessakten, zu denen auch Flusskarten gehören, sind für die Erforscher der frühen Flusslandschaften von unschätzbarem Wert. Sie zeigen u. a. die „Schlachten“, das sind hölzerne Uferverbauungen und Schutzdämme der frühen Neuzeit, mit denen die verzweifelten Bemühungen dokumentiert sind, die Schifffahrtsrinnen und Schiffsländen zu sichern sowie die ständig erodierenden Ufer zu stabilisieren.
Man erkennt auf diesen „Mappae“ längst verschwundene Altarme und das geführchtete „Kehrwasser“, gefährliche Wasserwirbel. Die Karten sind auch eine wichtige Quelle der Namenforscher. Schon in der Antike war die Salzach durch ihren Namen Ivarus eng mit der Stadt I(u)vavum, dem römischen Salzburg, verbunden. Im frühen Mittelalter war dann das Salz, das aus den Solequellen von Reichenhall gewonnen wurde, so wichtig, dass es zum Bruch mit der römischen Namenstradition kam: Der Fluss, die Stadt und später auch das Land erhielten deutsche Namen, die auf das Salz verwiesen: Salzach und Salzburg. Zum Transport des „Weißen Goldes“ wurde die Salzach als Wasserstraße genutzt. Die Macht der Salzburger Erzbischöfe, die ihrer Saline in Hallein den Vorrang sichern wollten, beruhte auf der Kontrolle des Flusses.
Selbst den Menschen, die an ihren Ufern leben, werden einige Salzach-Geschichten neu sein. Etwa, dass ihr Ursprung bis in die Neuzeit am Krimmler Kees lag, ehe er im 19. Jahrhundert zum Salzachgeier verlegt wurde. Seither führt die Krimmler Ache ein Eigenleben.
(Martin Krenek-Burger, Rezension in der Ärzte Woche Nr. 13/23 vom 30. März 2023, S.19)
https://www.springermedizin.at/der-freie-fluss-und-seine-feinde/24672502