Auf Kunst verzichten, heisst sprachlos werden.
Die Sammlung Günter Rombold
Sabine Sobotka, Gabriele Spindler
ISBN: 978-3-902414-62-5
28,5×23 cm, 232 Seiten, zahlr. farb. Abb., Hardcover, Leinen, m. Lesebändchen
29,00 €
Lieferbar
In den Warenkorb
Leseprobe (PDF)
Kurzbeschreibung
„Kunst ist die Sprache der Religion. Auf sie verzichten, heißt sprachlos werden.“
Dieses Zitat von Günter Rombold, das in komprimierter Form als Titel für die vorliegende Publikation verwendet wurde, fasst sein lebenslanges Bestreben zusammen, den Dialog zwischen Kunst, vor allem jener der Moderne und Gegenwart, und Religion zu fördern. Die Öffnung des Zweiten Vatikanischen Konzils zur „Welt von heute“ war ihm Bestätigung und Ansporn, in vielfältiger Weise – als Priester, Universitätslehrer und Kunstsammler – das Gespräch zwischen Kunst, Architektur und Religion, Künstlern und Kirche sowie Gegenwartskunst und Wissenschaft voranzutreiben.
[…] Mit den Künstlern Alfred Kubin und Arnulf Rainer sind zwei Schwerpunkte der umfassenden Kunstsammlung des Theologen und Kunstwissenschaftlers benannt, die nach einer umfangreichen Schenkung 2002 in wesentlichen Teilen und schließlich mit dem Nachlass nach Günter Rombolds Tod 2017 zur Gänze in die Sammlungen des Oberösterreischischen Landesmuseums übergegangen ist […].
Mit den Werken des deutschen Expressionismus, der österreichischen Nachkriegsavantgarde und den neoexpressiven Tendenzen der 1980er Jahre sind die weiteren inhaltlichen Schwerpunkte der etwa 900 Werke umfassenden Sammlung umrissen, die den Bestand der Landesgalerie Linz auf bemerkenswerte Weise ergänzt. Die Übernahme einer Sammlung von solchem Umfang und von solch herausragender Qualität ist für die Museums- und Sammlungsverantwortlichen ein außergewöhnliches und überaus erfreuliches Ereignis. Sie ist aber auch mit einer großen Verantwortung und mit einem Auftrag verbunden. Es war der ausdrückliche Wunsch Günter Rombolds, dass „die Sammlung beisammenbleibt, sorgsam behütet wird und der Öffentlichkeit weiter zugänglich ist“, wie er in seiner Autobiografie festhielt.
Diesem Anliegen kommen wir […] mit der Publikation des vorliegenden Verzeichnisses nach, das sämtliche Werke der Sammlung dokumentiert und sie dem kunstinteressierten Publikum sowie der kunsthistorischen Forschung zur Verfügung stellt. Das Verzeichnis enthält sowohl die Arbeiten, die dem Oberösterreichischen Landesmuseum übergeben wurden, als auch jene der Studiensammlung an der Katholischen Privat-Universität Linz […].
(Gabriele Spindler, Leiterin der Landesgalerie Linz, im Vorwort)
[Dieser Katalog dokumentiert die Sammlung Günter Rombold und erscheint anlässlich der Ausstellung „Passion Kunst. Die Sammlung Rombold“ vom 27. Februar bis 1. Juni 2020 in der Landesgalerie Linz. |
Kataloge des Oberösterreichischen Landesmuseums N.S. 197 (ISBN 978-3-85474-352-1) |
Hrsg.: Sabine Sobotka, Gabriele Spindler |
Red.: Monika Leisch-Kiesl, Sabine Sobotka, Gabriele Spindler]
Rezensionen
Hans Peter Grabner: [Rezension]Dieser Sammlungskatalog, erschienen anlässlich der Sonderausstellung „Passion Kunst. Die Sammlung Rombold“, bietet einen guten Einblick in die umfassende Kunstsammlung des Theologen, Philosophen und Kunstwissenschaftlers Günter Rombold (1925–2017), der zeitlebens Kunstsammler und Kunstliebhaber war und im Jahr 2002 den Großteil seiner Sammlung dem Land Oberösterreich übergeben hat. Im Vorwort des Kataloges wird darauf hingewiesen, dass es Günter Rombold ein besonderes Anliegen war, dass „die Sammlung beisammenbleibt, sorgsam behütet wird und der Öffentlichkeit weiter zugänglich ist“. Die eingangs genannte Sonderausstellung wurde von 27. Februar bis 19. Juli 2020 in der Landesgalerie Linz (heute: Francisco Carolinum Linz) gezeigt.
Im ersten Kapitel (14–23) wird über die Geschichte der Sammlung berichtet, zudem über Inhalt und Umfang der Schenkung an das Land Oberösterreich sowie über die Prinzipien der Sammlungstätigkeit von Günter Rombold. Unter dem Titel „Die Kunst ist ein Anwalt des Eros“ (24–33) berichtet Monika Leisch-Kiesl, Nachfolgerin Rombolds am Lehrstuhl für Kunstwissenschaft und Ästhetik an der Katholischen Privat-Universität Linz, über Aspekte seiner Persönlichkeit sowie über ausgewählte Inhalte und Ansätze seiner wissenschaftlichen Tätigkeit als Kunstwissenschaftler, Theologe und Philosoph. Daran anschließend wird das „Sammeln als existenzielles Fragen“ (34–43) reflektiert. Benannt werden Rombolds „Zehn Regeln für Sammler“, die beim Aufbau der eigenen Sammlung handlungsleitend waren. Im Folgenden werden mit einem Verweis auf das gemeinsam mit Horst Schwebel verfasste Werk „Christus in der Kunst des 20. Jahrhunderts“ (1983) Christusbilder vorgestellt und diskutiert.
Das vierte Kapitel „Christentum muß doch etwas Kreatives sein …“ (44–53) – das ein Zitat Otto Mauers aufgreift – berichtet über die Kunstförderer Günter Rombold und Otto Mauer, deren erstes Aufeinandertreffen sowie über deren Sammelleidenschaft, Ausstellungstätigkeit und Einsatz für die Kunst. Insbesondere kommen ihre Bemühungen um das gemeinsame Anliegen, die Kirche an die moderne Kunst heranzuführen, zur Sprache, die auch in der Genese des Otto-Mauer-Preises sichtbar wird.
Im Kapitel „Otto Mauer und Günter Rombold – zwei leidenschaftliche Sammler“ (54–57) kommen Gabriele Spindler, Leiterin der Landesgalerie Linz, und Johanna Schwanberg, Direktorin des Dom Museums Wien, in dem die Sammlung Otto Mauers beherbergt wird, ins Gespräch. Es wird über die Sammlertätigkeit von Rombold und Mauer, ihr Verhältnis zueinander und über Inhalte, Gemeinsamkeiten und Unterschiede der beiden Sammlungen gesprochen.
Ausgewählte Inhalte der Lebensgeschichte Günter Rombolds werden im Abschnitt „Biografie“ (58–65) vorgestellt, namentlich der Umstand, dass er schon sehr früh ein besonderes Qualitätsgespür und großes Interesse für Kunst – im Besonderen für moderne Kunst – entwickelte und ein Leben, wie es der Titel seiner Autobiografie nahelegt, „im Spannungsfeld zwischen Kunst und Kirche“ gelebt hat. Das Kapitel „Kunstbeziehungen“ (66–76) umreißt anhand von Kurzbiografien von Künstlerinnen und Künstlern den Personenkreis, mit dem Rombold in einem besonderen Naheverhältnis stand und über den er gleichermaßen in seinen theologischen wie kunstwissenschaftlichen Beiträgen immer wieder berichtet hat. Eine Übersicht über 199 „Künstler/innen der Sammlung Günter Rombold“ (77–81), alphabetisch gereiht und, soweit recherchierbar, mit Lebensdaten versehen, leitet zum umfassenden Werkverzeichnis als dem Herzstück des Sammlungskatalogs über.
Im Werkverzeichnis (82–216) sind, alphabetisch nach den Namen der Künstler:innen und nach Technik geordnet, die jeweiligen Arbeiten abgebildet. Es werden Gemälde, Handzeichnungen, Druckgrafiken, Mappenwerke, Fotografien und Skulpturen gezeigt. Die von Rombold bevorzugten Themen der Kunst werden auch in der im abschließenden Kapitel vorgestellten „Plakatsammlung“ (218–227) deutlich, bei der die Plakate alphabetisch nach Ausstellungsorten gelistet werden.
Zusammenfassend darf festgehalten werden, dass dieser Sammlungskatalog, der – auch dies ist erwähnenswert – sehr ansprechend und ästhetisch gestaltet ist, einen umfassenden Einblick in die Sammlertätigkeit Günter Rombolds ermöglicht.
(Hans Peter Grabner, Rezension in der Theologisch-praktischen Quartalschrift [ThPQ], 171. Jg., Heft 2.2023, S. 201 f.)
Weitere Bücher des Autor*s im Verlag:
Alfred Kubin (1877–1959) – Ergänzung zum Werkverzeichnis des Bestandes im Oberösterreichischen Landesmuseum