Im blauen Zug
Erzählungen zum Lob der Liebe · 2007–2012
Maria Linschinger (Eliskases)
ISBN: 978-3-99028-558-9
21×15 cm, 484 Seiten, Hardcover
28,00 €
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Kurzbeschreibung
Waren Entscheidungen zu treffen, baten sie um die Meinung des anderen. Sie gaben Zweifel zu, gestanden Hoffnungen, sie lobten und bejahten, sie kritisierten vorsichtig, sie halfen einander mit ihrem Wissen, fragten um Rat und dankten dafür.
Der Austausch ihrer Gedanken war von Jahr zu Jahr intensiver geworden. Mussten sie ihn unterbrechen – Anlässe dazu gab es häufig –, waren sie beide verunsichert und erst erleichtert, wenn sie wieder Nachricht erhielten. Er hatte keine Illusionen, sie aber erlaubte sich zu träumen …
Rezensionen
Anton Distelberger: [Rezension]Von den literarischen Streifzügen, die Maria Eliskases zwischen 2007 und 2012 in die Gefilde der Liebe unternommen hat, bringt sie 30 Reportagen aus diesem Elysium mit und lässt ihre Erzählungen über die faszinierenden Spielarten der Liebe in dem Sammelband „Im blauen Zug“ aufeinandertreffen. Es sind Pretiosen der Erzählkunst, die sich bewegen und flimmern, wie die Luft, die sich im Sommer über dem Asphalt staut.
Heiß geht es oft her, wenn sich Männer und Frauen in diesen Geschichten „erkennen“, aufeinander einlassen und miteinander Umgang pflegen. So einiges wird explizit gemacht, des Öfteren geht es ganz schön zur Sache. Die Schreiberin ist ihren Figuren durchwegs wohlgesonnen, es ist den Erzählungen anzumerken, dass die Forschungsberichte von Sympathie gegenüber dem Gegenstand der Beobachtung getragen werden. Bei all ihrer Neugierde wahrt Eliskases die Integrität ihrer Protagonisten. Es gibt in diesem Buch keine Schuldzuweisungen. Alle, die bereit sind, sich auf das Abenteuer der Liebe einzulassen, genießen das erkennbare Wohlwollen der versierten Erzählerin. An ihren Figuren schätzt sie deren Bereitschaft zum Risiko. Liebende sind Menschen, die viel aufs Spiel setzen, der Einsatz ist hoch. Nicht immer geht alles glatt, die Liebe ist riskant wie ein Trapezakt ohne Netz. Liebende leben mehr als ein Leben, manchmal führen sie auch ein Doppelleben.
Eliskases ist die einzige in diesem Buch, der die Ereignisse nicht entgleiten. Gerne bedient sie sich zu diesem Zweck einer reflektierten und ironisch gebrochenen Herangehensweise. Der Gefühlstaumel wird oft aus der Distanz der Erinnerung erzählt, die Zeitebenen kunstvoll verschachtelt. Ganz lässt sich damit nicht verschleiern, wie sehr Maria Eliskases im Verlauf der Handlung das Personal ihrer Geschichten ans Herz gewachsen ist. Immer wieder blitzen dazwischen auch ihre eigenen Züge hervor, ihre ausgeprägte Frankophilie, die ihr bekannten und vertrauten Schauplätze und Szenarien zwischen dem heimatlichen Salzkammergut und dem fernen Paris, die sie mit verschiedensten Charakteren bevölkert.
Einmal – auf der Seite 100 – geht sie sogar das Wagnis ein, mit einer dieser Figuren direkt in Dialog zu treten. Ist das sie selbst, der sie in einer ihrer eigenen Erzählungen einen Auftritt zuschanzt? Geschickt weicht sie einer solchen Festlegung aus: „Sind meine Texte mein Leben gewesen? Um Texte auf ein unbeschriebenes Blatt zu setzen, darf man selbst kein unbeschriebenes Blatt sein – zwar nur ein Wortspiel, doch mit Spielen hat ja auch das Schreiben zu tun.“ Eliskases erweist sich als umsichtige und sachkundige Reiseleiterin durch das unübersichtliche Terrain der Liebe.
(Rezension: Anton Distelberger)
Astrid Windtner: Alles um die Liebe
Alles dreht sich um die Liebe auf den 484 Seiten des jüngsten Buchs von Maria Eliskases (Linschinger). Doch nicht nur eine Form der Liebe wird beschrieben, in 30 Erzählungen werden die unterschiedlichsten Facetten von Liebesbeziehungen beleuchtet. Die „Erzählungen zum Lob der Liebe, 2007–2012“ entführen in versierter Erzählsprache großteils an heimatliche Schauplätze in Oberösterreich, aber auch in die Metropole der Liebe, nach Paris.
Der titelgebende „Le Train Bleu“ ist dabei ein weltberühmtes Restaurant am Pariser Bahnhof und Ausgangspunkt der ersten Erzählung um eine Liebschaft zwischen einem jungen Mann und einer reiferen Frau. Ungleiche Paare, flüchtige Liebschaften, langjährige Partnerschaften, vielerlei Spielarten der Liebe und Beziehungen sind zu finden. Alter und Geschlecht spielen dabei fast nur eine Nebenrolle.
Einige Geschichten erscheinen wie aus der Erinnerung erzählt, mitunter entsteht dadurch der Eindruck, es handelt sich um Erfahrungswerte der Autorin. Dieses Rätsel erzeugt extra Spannung und auf Seite 100 scheint Maria Eliskases dazu auch noch einen Hinweis zu geben: „Sind meine Texte mein Leben gewesen? Um Texte auf ein unbeschriebenes Blatt zu setzen, darf man selbst kein unbeschriebenes Blatt sein – zwar nur ein Wortspiel, doch mit Spielen hat ja auch das Schreiben zu tun.“
(Astrid Windtner, Rezension in: Kulturbericht Oberösterreich. Monatsschrift der OÖ Kultur, 71. Jg., Folge 04, Mai 2017, S. 14)
Maria Fellinger-Hauer: [Rezension]
Geschichten über die Spielarten der Liebe (zwischen Mann und Frau) hat die Gmunden lebende Autorin in ihrem jüngsten Buch gesammelt und sich damit ein Geschenk zu ihrem 70. Geburtstag gemacht.
Ihre Protagonist/innen sind zumeist Menschen – in den meisten Fällen Frauen –, die für die Liebe ganz schön viel riskieren, Sicherheiten aufs Spiel setzen und auch verlieren. Herausragende Themen sind das Älterwerden, die Angst vor Verlust und die Erfahrung des Zurückbleibens, aber auch die Gewissheit, dass es für die Liebe nie zu spät ist.
Viele Frauen werden sich in Eliskases’ Erzählungen wiederfinden.
(Maria Fellinger-Hauer, Rezension in: OPAC. Die Fachzeitschrift für Bibliothekar/innen in OÖ, #2/2017, S. 30)