Am Anfang, sagte der Apfel
Etwas andere Geschichten von der Schöpfung von A bis Z
Manfred Schlüter
ISBN: 978-3-99028-544-2
24,5×17 cm, [64] Seiten, zahlr. farb. Abb., Hardcover
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Kurzbeschreibung
Es erzählen Apfel, Bär, Chamäleon, der Denker und der Elefant, die Wolke und der Zettel. Und all die anderen. Sie erzählen vom Anfang. Von der Entstehung ihrer ganz und gar eigenen Welt. Entstanden sind Geschichten voller Poesie und Fantasie! Manfred Schlüter hat diese Geschichten gesammelt und wundersame Bilder an ihre Seite gestellt.
„Ein großer Wurf.“ (Hans-Joachim Gelberg)
DER APFEL
Am Anfang,
sagte der Apfel,
am Anfang war ein Kern.
Ein winzig kleiner Kern.
Der schwebte irgendwo
im weiten Weltenraum
und platzte eines Tages.
Ein zartes Grün spross.
Das reckte sich und streckte sich.
Und bald war da ein Stamm.
Äste waren da. Zweige, Blätter.
Und wunderschöne Blüten.
Aus denen wurden Früchte.
Die waren gelb und grün
und hatten rote Backen.
Und sahen aus wie ich.
Und wollten frei sein.
Ließen sich fallen.
Fielen in den Weltenraum.
Fielen tief und weit, endlos weit.
Kreisten umeinander
und wurden Sterne irgendwann.
Ich bin nur ein Apfel,
sagte der Apfel.
Und das ist gut so.
Äpfel schmecken nämlich.
Tausendmal besser als Sterne.
Rezensionen
Barbara Petsch: Wie alles begann„Eines grauen Tages dachte meine Urururururururgroßmutter sich die Farben aus und färbte ihre grauen Schuppen. Heute so und morgen so. Seitdem ist die Welt bunt.“ So spricht das Chamäleon. Aller Anfang ist schwer – oder auch nicht. Auch Gott kommt zu Wort in diesem Buch über den Beginn von Manfred Schlüter, der in Schleswig-Holstein nahe dem Meer lebt. Schlüter pflegt den altmodischen, versponnen-poetischen Kinderbuchstil ohne Zweck und Absicht. Sein Buch erinnert an ein anderes, das er herausgebracht hat: „Vom Fischer, der ein Künstler war. 30 kleine Geschichten für große Gedanken“ (mixtvision, 2011; auf Amazon sind mehrere ältere Bücher des Autors und Illustrators zu haben).
(Barbara Petsch, Rezension in der Presse vom 1. Juli 2016)
https://www.diepresse.com/5041220/neue-kinder-und-jugendbuecher
Radio 100,7: [Rezension]
„Am Anfang, sagte der Apfel, am Anfang war ein Kern. Ein winzig kleiner Kern. Der schwebte irgendwo im weiten Weltenraum und platzte eines Tages. Ein zartes Grün spross. Das reckte sich und streckte sich.“
„Am Anfang sagt …“ heißt es zu Beginn jedes Gedichts, das uns die Entstehungsgeschichte von A wie Apfel bis Z wie Zettel vorstellt. In dieser ungewöhnlichen Sammlung an Schöpfungsgeschichten erzählen sowohl Tiere als auch Pflanzen, Gegenstände und Buchstaben ihre jeweils eigene Sicht vom Anfang, davon, wie alles begann.
Warum ist die Welt so, wie sie ist? Oder warum sehen wir die Welt so, wie wir sie sehen? Darauf gibt es verschiedene Antworten aus den Bereichen der Wissenschaft und der Philosophie. Manfred Schlüter hat versucht, diese verschiedenen Betrachtungsweisen und Erkenntnismöglichkeiten auf poetische Weise zum Ausdruck zu bringen.
Für den Apfel liegt der Anfang seiner Entstehung im Kern, für den Denker in Fragen, für den Kuss im Gefühl und für den Ofen in der Kälte. Am Anfang des Regenbogens war Sonne oder Regen. Der Joker erklärt „Am Anfang ging alles schief“ und das Lied stellt die Stille an den Anfang des Seins. Als letzter kommt der Zettel an die Reihe: „Am Anfang“, sagt er, „am Anfang war alles weiß. So wie ich.“
Außer einer gemeinsamen für X und Y gibt es für jeden Buchstaben des Alphabets eine Seite und daneben teils plakative, teils witzige, kommentierende Farbillustrationen, die über eine ganze Seite gehen und genauer betrachtet werden sollten.
Der Autor nimmt alle mit auf seinen fantasievollen Gedankenspielen, die zusammen mit seinen Zeichnungen einen anarchischen Humor aufweisen, der Kinder und Erwachsene jeden Alters anspricht. Ganz am Ende regt er mit seinem „und Du?“ die Leser dazu an, über die eigenen Vorstellungen nachzudenken, das Selbstverständliche und das Anderssein wahrzunehmen.
Ein wunderschönes Geschichtenbuch für jedes Alter zum gemeinsamen oder einsamen Lesen, zum Nachdenken und Diskutieren oder ganz einfach nur zum Träumen und Ausdenken neuer Schöpfungsgeschichten und neuer Sichtweisen.
Manfred Schlüter, 1953 geboren, hat nach einer Lehre Grafik-Design studiert. Seit 1980 zeichnet er Bilder für Bücher, seit 1991 schreibt er auch Texte zu seinen Illustrationen. Er hat verschiedene Auszeichnungen erhalten, unter anderem von der Akademie für Kinder- und Jugendliteratur in Volkach.
Wir empfehlen das Buch „Am Anfang, sagte der Apfel“ für Kinder ab 6 Jahren und für alle Altersgruppen.
(Rezension für: Radio 100,7 [öffentlich-rechtlicher Hörfunksender im Großherzogtum Luxemburg], 6. Dezember 2016)
Ulrich Karger: Etwas andere Geschichten von der Schöpfung von A bis Z
Viele Religionen erzählen von einem Anfang der Welt, was wiederum ein Vorzeichen für ihre jeweiligen Vorstellungen und Glaubensinhalte bildet. All diesen „Schöpfungsgeschichten" ist gemeinsam, dass sie dabei nicht zuletzt auch nach dem Anfang der Menschen fragen.
Manfred Schlüter beschreitet nun mit „Am Anfang sagte der Apfel" einen ganz neuen Zugang zu Schöpfungsgeschichten. Denn natürlich haben auch Äpfel eine Vorstellung von ihrer Entstehung. Und wer meint, die können weder denken noch sprechen, der irrt. Ein Apfel „spricht sehr leise. Und viele hören seine Worte nicht. Nur, wenn man die Ohren weit, weit öffnet und groß wie Segel werden lässt, dann … dann kann man sie hören."
Und nicht nur sie, sondern ein ganzes ABC von Tieren, Pflanzen und Dingen, das in seinem Buch mit Bär und Chamäleon fortsetzt wird, dabei auch einen Kuss und davor selbst Gott nicht vernachlässigt und schließlich mit einem Zettel endet.
Außer eine gemeinsame für X und Y, gibt es für jeden Buchstaben eine Seite und daneben eine mal altmeisterlich, mal etwas plakativer ausgeführte, aber stets mit Witz um die Ecke herum kommentierende Ganzseiten-Farbillustration. Und alle Seiten sind gut anzufassen und umzublättern, weil in sehr dicker Fotodruckqualität.
Das ganze Buch ist ein im Wortsinn wunderbarer Beleg für die Doppelbegabung Schlüters, der aber nicht nur als Autor und Bildender Künstler sein Handwerk ausgezeichnet versteht, sondern damit eben auch einen subversiv anarchischen Humor zum Ausdruck bringen kann, der hier altersübergreifend einmal mehr gewiss nicht nur Kinder ansprechen wird.
Damit nimmt er jede/n auf seinen fantasievollen Gedankenspielen mit, um ganz am Ende mit einem „und DU?" zum Selbernachdenken über die eigenen Vorstellungen anzuregen. Schöner, unaufdringlicher und umso einleuchtender kann das Selbstverständliche am Anderssein kaum eingeführt werden. Ein echtes Geschenk, das gerade in diesen von Schreckensnachrichten getränkten Zeiten seinen Preis voll und ganz wert ist und mit dem man nichts falsch machen kann – weder bei sich noch bei anderen.
(Ulrich Karger, Rezension für: Büchernachlese [Online-Rezensionenarchiv], 2016)
https://www.buechernachlese.de/archiv/uk_schlueter_manfred_am-anfang-sagte-der-apfel.html
Andrea Wanner: Auf der Suche nach dem Ursprung
Irgendwann muss alles einmal angefangen haben. Wie, das wissen wir nicht. Andrea Wanner hat die Schöpfungsgeschichten von Manfred Schlüter gelesen.
Erklärungsversuche für den Beginn bietet die Bibel. »Im Anfang war das Wort und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott.« heißt es im Johannesevangelium. »Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde«, steht auch in der Bibel. Aber neben der Schöpfungsgeschichte der christlichen Religion gibt es unzählige Schöpfungsmythen anderer Völker und Kulturen. Aber weil es niemand weiß, kann man ja auch mal ganz anders darüber nachdenken. So wie es Manfred Schlüter getan hat, in alphabetischer Reihenfolge seine Akteure, die Tiere, Menschen, Dinge oder Naturphänomene, ja sogar Gott selbst sein können, zu Wort kommen lässt. Jede und jeder von ihnen erlebt die Welt anders, hält anderes für wichtig und unverzichtbar und baut daraus eine eigene Geschichte vom Anfang.
Wie stellt sich denn beispielsweise eine Maus den Anfang vor? Klar, Mäuse denken an etwas ebenso Naheliegendes wie Schönes: Käse. Ein riesengroßer Käse, in dem eine Maus und ein Mäuserich leben, ist der Ursprung allen Lebens, wird nach und nach ausgehöhlt und bietet dadurch Platz für die ganze Welt. Ein Vogel? Der stellt sich den Anfang als großes Ei vor, für einen Denker bestehen zunächst nur Fragen, hinter denen große Fragezeichen stehen. Ein Kuss träumt sich den Anfang als großes Gefühl, das dazu führt, dass zwei Münder zueinanderfinden. Für das Chamäleon ist es ein allumfassendes Grau und eine Ururururururgroßmutter, die sich gegen diese Tristesse die Farben ausdenkt. Und Gott selbst? Der gesteht seine eigene Ratlosigkeit am Anfang, weil es ja nichts Vergleichbares gegeben habe. Und so ganz genau erinnert er sich auch gar nicht mehr an den Anfang von allem, weil das alles schon so lange zurückliegt.
Befragt werden Tisch und Stein, Hering und Uhr, Lied und Fliege. Schlüter reiht 25 ganz unterschiedliche Geschichten aneinander, für jeden Buchstaben des Alphabets einen – nur X und Y werden zusammengefasst und haben eine gemeinsame. Wie Gedichte sehen sie aus, die kurzen Texte. Verdichtete Prosa, die mit Anaphern und Wiederholungen arbeitet, mit Alliterationen und ungewöhnlichen Bildern. Dabei sind sie schlicht und eingängig, schon für die Kleinen verständlich und dabei zum Staunen und Wundern. So wie die Illustrationen. Für jedes Konzept ein Bild: beim Chamäleon einen Farbkasten mit unterschiedlichen Grautönen in den Farbschälchen, nur im Deckel ein paar bunte Farbsprengsel, Andeutung und Versprechen zugleich. Eine Armbanduhr mit einem Bild von Menschen in einem Boot auf dem Ziffernblatt, aber keine Zahlen und keine Zeiger. Zeitlose Zeit, in der die Uhr ihren Ursprung hat. Papierschiffchen aus Zeitungen auf einem weiten Ozean, von dem die Insel erzählt, von einem Anfang, wo es nur Wasser gab. Zurückhaltende, gedämpfte Farben dominieren diese Bilder, die zeitlos wirken und die Dinge und Lebewesen in einem merkwürdigen Nicht-Raum zeigen. Verortet in einem Irgendwo, das wir nur erahnen und nicht wirklich verstehen können.
Beim Buchstaben Z kommt der Zettel zu Wort, für den der Anfang der Welt ein Weiß ist. Ein Weiß wie das des Papiers. Unbeschrieben, das aber Platz bietet für Gedanken, Ideen, Geschichten – von denen niemand genau weiß, woher sie kommen. Was für eine wunderschöne Idee. Und was für ein kluges Buch zum Nachdenken, Philosophieren, Träumen und Weiterspinnen sich Manfred Schlüter ausgedacht hat. Von vielen Möglichkeiten, die alles offen lassen und die Welt, wie wir sie kennen, in ihrer Rätselhaftigkeit und Unendlichkeit andeuten.
(Andrea Wanner, Rezension im TITEL kulturmagazin vom 9. Januar 2017)
https://titel-kulturmagazin.net/2017/01/09/manfred-schlueter-am-anfang-sagte-der-apfel/
Andreas Markt-Huter: [Rezension]
„Am Anfang, sagte der Apfel, am Anfang war ein Kern. Ein winzig kleiner Kern. Der schwebte irgendwo im weiten Weltenraum und platzte eines Tages. Ein zartes Grün spross. Das reckte sich und streckte sich.“
„Am Anfang sagt …“ heißt es zu Beginn eines jeden Gedichts, das uns die Schöpfung aus den unterschiedlichsten Perspektiven von A wie Apfel bis Z wie Zettel vorstellt. Die außergewöhnliche Sammlung an Schöpfungsgeschichten umfasst sowohl Tiere als auch Pflanzen, Gegenstände und selbst Buchstaben erzählen ihre ganz eigene Sicht vom Anfang, wie alles begann.
Warum ist die Welt so, wie sie ist? Oder, warum sehen wir die Welt so, wie wir sie sehen? Antworten darauf geben verschiedene Zweige der Wissenschaft aber auch die Philosophie bietet verschiedene Ansätze, wie Erkenntnis zustande kommt. Selten gelingt es die verschiedenen Betrachtungsmöglichkeiten und Erkenntnismöglichkeiten unserer Welt auf poetischere Weise zum Ausdruck zu bringen, wie in Manfred Schlüters etwas anderen „Geschichten von der Schöpfung von A – Z“.
Für den Apfel liegt der Anfang der Schöpfung in einem Kern, für einen Bären in einer dunklen Höhle, für den Denker in Fragen und für die Insel im Wasser. Der Joker erklärt „am Anfang ging alles schief“ und das Lied stellt die Stille an den Anfang allen Seins. Die Maus erblickt den Anfang in einem riesengroßen Käse und für den Ofen war es zunächst dunkle Nacht und kalt.
Manfred Schlüter erzählt uns das Alpha und Omega der Schöpfung mit so vielen Anfänge wie es Buchstaben gibt im Alphabet, wenn man davon absieht, dass X und Y einen gemeinsamen Anfang im A erkennen und am Ende ihre Existenzberechtigung grundsätzlich in Frage stellen. Was am Anfang der Schöpfung einer Geschichte steht, erfahren wir im letzten Gedicht „Der Zettel“:
Am Anfang, sagte der Zettel, am Anfang war alles weiß. So weiß wie ich.
Gedanken über den Anfang der Welt sind wie ein Blick auf die Sterne. Je länger wir den Himmel betrachten desto mehr Sterne können wir entdecken. Manfred Schlüter eröffnet den Leserinnen und Leser mit seinen Geschichten von der Schöpfung von A – Z ein Universum an Gedanken und Fantasie als Angebot, sich in anderes hineinzuversetzen, die Brille zu wechseln und die Welt aus den unterschiedlichsten möglichen und unmöglichen Blickwinkeln zu betrachten.
Ein wunderschönes Geschichtenbuch für Kinder und Erwachsene zum gemeinsamen und einsamen Lesen, zum Philosophieren und Diskutieren oder ganz einfach nur zum Träumen und Ausdenken neuer Schöpfungsgeschichten, neuer Perspektiven, um uns am Ende selber besser kennenzulernen.
(Andreas Markt-Huter, Rezension für: Lesen in Tirol [Tiroler Bildungsservice], online veröffentlicht am 12. Juli 2016)
https://lesen.tibs.at/content/kinderjugend/manfred-schl%C3%BCter-am-anfang-sagte-der-apfel
Alexandra Ritter: Ein ABC der Schöpfungsgeschichten
Wie hat alles angefangen? Wie ist unsere Welt entstanden? Diesen Fragen nähert sich Manfred Schlüter nicht mit bekannten Schöpfungsgeschichten. Vielmehr lässt er in einem Abcedarium 26 Dinge mit ihren ganz eigenen Erzählungen über die Welt zu Wort kommen. In poetischen Versen erzählt beispielsweise der Apfel, wie aus einem Kern die Sterne hervorgehen. Oder der Hering berichtet, wie die Tränen des Schöpfers zu Meeren werden. Die großen Dinge der Welt entspringen hier den kleinen und unscheinbaren Momenten und machen die Schöpfung zu etwas sehr Konkretem. Die bildhafte Sprache und besonders der sich wiederholende Anfang erzeugen dabei Intensität und Nachdenklichkeit. Jeder Vers wird begleitet von einer ganzseitigen, farbigen Illustration, die meist nur einzelne Gegenstände fokussiert. Oft sind das jedoch symbolische Motive, wie ein Vorhang für den Nebel, die Spannung zum Text erzeugen. So entdeckt man auf jeder Seite eine neue Perspektive auf die Schöpfung, die zum Nachdenken anregt. Am Ende wird der Lesende selbst angesprochen: Was denkst du? Wie hat alles angefangen?
(Alexandra Ritter, Rezension in: JuLit. Zeitschrift des Arbeitskreises für Jugendliteratur, Heft #2/18, Juni 2018)
Weitere Bücher des Autor*s im Verlag:
Der kleine Herr Jemine
Guruku Gugukuru
Na du?
Und draußen ist die Welt