Eine Frage der Schuld
Roman
Rainer Handl
ISBN: 978-3-99028-492-6
19×11,5 cm, 132 Seiten, Klappenbroschur
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Kurzbeschreibung
Die Polizisten hatten eine Gasse für den Kranwagen gebildet und die Menschen zurückgedrängt, über die Brücke auf die andere Seite des Kanals, hatten in großen Abständen die Fläche zwischen den Häusern und dem Kanal, rund um den Kranwagen, abgesperrt, aber es war nicht zu verhindern, dass die Menge sich am gegenüberliegenden Ufer ansammelte, größer wurde, und über den schmalen Kanal aus wenigen Metern Entfernung auf den Kran starrte und auf die Polizisten und den Polizeitaucher, der sich vom steinernen Rand mit einer unbeholfenen Bewegung in den Kanal gleiten ließ und sogleich unsichtbar im schwarzbraunen Wasser verschwand.
Die Menge starrte auf den Mann am Kran, ein mächtiger, stiernackiger, schwitzender Mann in einem Overall, dem die Haare weit in die Stirn wuchsen und der die Hand auf die Hebel seines Fahrzeuges gelegt hatte und auf ein Zeichen wartete, das über die Kette kommen sollte, welche vom Kranarm durch den Wasserspiegel nach unten ragte. Die Polizisten warfen immer wieder Blicke über den Kanal auf die nahe Menschenmenge, sie murmelten einander zu, dass die Leute besser verschwinden sollten, aber es war zu spät. Sie konnten das gegenüberliegende Ufer nicht mehr räumen und so hatten sie die Meute vor sich, wie in einer Proszeniumsloge.
Ein alter Mann in blauem Wams und eine hochgewachsene Frau in bodenlangem rotem Samtkleid, eine wachsweiße Perlenkette in das Haar eingeflochten, und langen Handschuhen, beobachteten den Vorgang von ihrem Platz an der Hauswand bei der Absperrung.
Als der Ruck durch die Kette ging, das verabredete Zeichen, dass der Taucher mit seiner Arbeit in der Tiefe fertig war, und der vierschrötige Mann in der Arbeitskleidung das Laufwerk des Kranseils langsam in Gang setzte, ging auch ein Ruck durch die Menschen auf der anderen Seite. Sie drängten nach vorne und brachten diejenigen, die in der ersten Reihe standen, in eine bedrohliche Lage; die in den hinteren Reihen standen, schienen hoch zu steigen, um über die Köpfe einen Blick auf das Geschehen werfen zu können.
Mit metallenem Klacken lief die Kette über das Rad, Glied für Glied, und alle starrten auf den Fleck, an dem die nassglänzenden Kettenglieder durch das Wasser brachen.
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