
Wir sind hier, wir tragen Namen
Roman
Dagmar Fenninger-Bucher
ISBN: 978-3-99028-360-8
19 x 12 cm, 258 Seiten, Hardcover
20,00 €
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Kurzbeschreibung
Wien, Fünfhaus. Vier jugendliche Guerilleros in Tarnkleidung, tapfere Verliererkinder. Kevin erlebt mit seiner psychisch kranken Mutter kein Gespräch, keine Mutter, die zuhört, nur einen Geist in der Wohnung. Pamela, Kartoffelnase und Kürbisgesicht, wächst mit der Sorge um eine Mutter auf, die ihr Leben als Sexarbeiterin verdient. Yalcin erfährt den Generationenkonflikt der aus Yozgat Zugewanderten. Zwiebel im Haar und Kohl in der Kapuze, Grenzgänger zwischen den Kulturen. Zuletzt Georg, dem das Denken schwerfällt und den die Mutter betulich zurechtrückt.
Zähnezusammenbeißer, Alleingänger, Vaterlose, Mutterarme, Störfaktoren. Der unaufgeklärte Tod eines Pensionisten und dessen pädophile Neigungen. Unweigerlich das Zusammentreffen im Wutgeheimnis, Blutgeheimnis, Glasknochenskelett.
Ausschnitte aus einer Lesung aus dem Roman „Wir sind hier, wir tragen Namen“, Stadttheater Wiener Neustadt, November 2014 (Autorin Dagmar Fenninger-Bucher: Stimme, Mathias Krispin Bucher: Bass, Philipp Bernsteiner: Keys)
Rezensionen
bw: Und sie schrien. Und sie liefen.Wien Fünfhaus. Die Nase haben sie noch kaum aus der Volksschule gesteckt, doch allesamt bereits ein Ordentliches zu viel an Erwachsenenwelt erlebt. Sexarbeit ist ein Begriff, den Pamela an den Striemen und blauen Flecken am Körper der Mutter begreifen lernt. Depression bedeutet für Kevin eine Mutter, die tagelang bewegungslos vor sich hindämmert und ihm keine Schulsachen kaufen kann. Tradition ist für Yalcin ein Vater, der nur in Klapsen kommuniziert und eine Mutter, der der Name genommen wurde und die vom Küchentisch springt. Zuwendung erlebt Georg als Druck, doch endlich schneller zu begreifen, unerfüllbar und daher ständig hungrig danach. Zusammen gelingt es ihnen, sich ein wenig Kindheit zurückzuerobern. Im Versteck im Beserlpark nicht nur darüber reden können, was zu Hause vor sich geht, sondern auch ein Verstehen erleben. Eine Mühe, die weder LehrerInnen noch große Brüder auf sich nehmen wollen oder können. Nur kurz währt das Aufatmen. Ein toter Pensionist mit pädophilen Neigungen hat schon längst seinen Schatten auf die Kinder geworfen. Dagmar Fenniger-Bucher erzählt mit großer Einfühlsamkeit, macht die Situation jedes der vier Kinder sorgsam begreifbar und hinterlässt die Leserin niedergeschmettert. Was angesichts der Thematik ja auch angebracht ist.
(bw, Rezension in: WeiberDiwan. Die feministische Rezensionszeitschrift, Sommer 2015)
https://weiberdiwan.at/und-sie-schrien-und-sie-liefen/