
… Linz Urfahr
aber wir leben dennoch
Hermann J. Holzinger
ISBN: 978-3-902416-26-1
19×11,5 cm, 132 Seiten, m. Abb., Klappenbroschur
15,00 €
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Kurzbeschreibung
Geboren wurde ich im 1938er Jahr, gerade als man begann, die »Hermann-Göring-Werke« zu bauen. Ich wurde als viertes Kind und vorläufig auch letztes Kind meiner Eltern (eine Nachzüglerin gab’s noch 1947) in die Welt gesetzt, und was lag näher, als mich nach diesem Werk zu benennen. Mit mir erhielt meine Mutter das »Kreuz der deutschen Mutter«, was etliche Vorteile nach sich zog. Meine Eltern waren streng katholisch, der Vater ein kleiner Amtsdiener bei der hiesigen Landesregierung, die damals noch (und auch heute wieder) »schwarz« war, nebenberuflich Kartenabreißer am Landestheater und gelernter Tischler. Die Gesellenprüfung hatte er mit Auszeichnung bestanden (er war sein Leben lang stolz darauf), was ihm später den einen oder anderen Schilling im »Pfusch« einbrachte. Außerdem war er eine Art Verwalter eines ansässigen Kolpingheimes mit angeschlossener Laienbühne. »Den Tischler zieht’s zum Theater« – Beispiele gibt es dafür genug.
An meine früheste Kindheit habe ich wenige Erinnerungen. …
Rezensionen
wahö: [Rezension]Zwölf Jahre, von 1998 bis 2010, arbeitete Hermann Josef Maria Holzinger (Jg. 1938) an diesem Buch über einen entscheidenden Abschnitt seiner Jugend. Genauer gesagt über seine Kinderjahre zwischen 6 und 14, die der Krieg und die Nachkriegszeit in der russischen Zone (Linz-Urfahr) prägten.
Der Autor war zunächst Lehrling in den Stickstoffwerken, erlitt dort einen schweren Unfall, wechselte ins Amt der oö. Landesregierung und verbrachte dann acht Jahre in Australien, wo er arbeitete und studierte. Seit seiner Pensionierung ist er von Erkrankungen und schweren Operationen geplagt. Die Arbeit an seinem Buch musste er daher oft unterbrechen.
Seine Ausführungen sind ein berührendes Zeitbild einer Kindheit, die aus heutiger Sicht außergewöhnlich, beschwerlich, ja leidensvoll verlief. Trotzdem lässt er nicht Selbstmitleid anklingen, sondern zeichnet das Bild dieser Jahre aus einem kindlichen Blick heraus, der aufmerksam zu beobachten versteht. Die Jugendlichen von heute können sich kaum vorstellen, was sich in diesen Jahren alles abgespielt hat. Umso dringender ist ihnen die Lektüre dieses Buches anzuraten.
Die Schlagzeilen sprechen für sich: Nazizeit mit einem fanatischen, regimetreuen Volksschullehrer, Sowjetzeit mit Vergewaltigungen und mitunter tödlichen Brutalitäten der Besatzungssoldaten, Kindererholungsferien in der Schweiz, wo er sich „Nazibueble“ nennen lassen musste, ein immer brutaler werdender Familienvater, der einfallsreiche Kampf um Nahrungsmittel.
Holzinger dokumentiert, was andere verdrängt haben. Die „Tagträume“ zwischen den Kapiteln zeigen seine psychische Verfassung während des Schreibens auf.
(wahö, Rezension in den Oberösterreichischen Nachrichten vom [?.] November 2010)