
Schloss Drösiedl
Zeuge der Vergangenheit
Werner Hans Zlabinger
ISBN: 978-3-902416-60-5
22,5×24,5 cm, 144 Seiten, zahlr. vierfärbige Abb., Kt., Hardcover
28,00 €
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Kurzbeschreibung
Das Schloss Drösiedl befindet sich im Gemeindegebiet von Ludweis-Aigen und gehört zum politischen Bezirk Waidhofen a.d. Thaya. Die Herleitung des Namens „Drösiedl“ ist nicht sicher geklärt, denn auch bei dieser historischen Baulichkeit tauchen in diversen alten Quellen verschiedene Schreibweisen auf, welche im 13. Jhdt. beispielsweise „Drezzedeles“ oder „Drezcedels“ und später – zumindest bis ins 18. Jahrhundert – meist „Dressiedl“ lauten. Wie bei vielen anderen Siedlungen in dieser Gegend (etwa Seebs, Raabs, Radessen u.a.) verweist die Etymologie ins Slawische: Drezzedeles leitet sich vermutlich ab vom Begriff „drezzidla“, was als Bezeichnung für jenen Ort gilt, an welchem man Holz bearbeitet, hauptsächlich gespalten hat.
Das Schloss in der heutigen Form entstand im Laufe des 16. Jahrhunderts, integrierte einige Teile der ehemaligen Wasserburg und bewies in seiner Schutzfunktion wehrhaften Charakter. Die Historie verweist auf enge Beziehungen zum Stift Geras, mit dessen Administrator Valentin Springel die damaligen Schlossherren von Drösiedl wegen der Zehentrechte um 1600 mehrmals in gerichtliche Auseinandersetzungen verwickelt waren, bis endlich im Jahr 1623 ein Prozess zu einem Endurteil führte, welches das Zehenteigentum dem Stifte ab- und der Herrschaft Drösiedl zusprach …
(Gernot Gramberger)
[Mit Beiträgen von Gernot Gramberger, Robert Kuttig, Ronald Woldron, Gustav Reingrabner, Herbert Loskott, Erich Kerschbaumer, Judith Wimmer, Werner Zlabinger]
Rezensionen
Werner Neuwirth: [Rezension]Im Epilog bezeichnet einer der Hauptautoren des Buches, Gernot Gramberger, den Herausgeber des Buches und gleichzeitig Schlossherrn von Drösiedl, Werner Hans Zlabinger, als Bewahrer und Hüter von Zeugnissen der Vergangenheit. Und das stimmt in zweifacher Hinsicht: Erstens hat Zlabinger das Schloss gekauft und mit beträchtlichem finanziellem und arbeitsmäßigem Aufwand renoviert, worüber er selbst detailliert berichtet, und zweitens hat er seiner Gattin Monika zum 40. Hochzeitstag dieses Buch gewidmet, in dem die Geschichte des Schlosses, des Ortes und der Herrschaft Drösiedl für die Nachwelt bewahrt wird. Allen Untersuchungen kann man ein hohes fachliches Niveau bescheinigen, die Texte sind gut lesbar, und zahlreiche qualitativ hochwertige Farbbilder erhöhen die Anschaulichkeit.
Gernot Gramberger beschreibt die Geschichte des Schlosses und der Herrschaft, die 1283 mit dem Verkauf eines halben Benefizums von Niclas von Drezzediles an Abt Konrad von Altenburg beginnt. Als Zeuge der Urkunde scheint Stephan von Maissau auf, der das Amt eines Marschalls von Österreich bekleidete. In weiterer Folge werden die bekannten Höhepunkte der Geschichte von Drösiedl sorgfältig bearbeitet und mit der Geschichte des Landes und des Reiches verknüpft. Um 1435 heiratete Barbara, die Erbtochter der Drezzidler, Johann (Hanns) von Hofkirchen.
Gustav Reingrabner beschreibt die „Geschichte der Herren von Hofkirchen auf Kollmitz und Drösiedl …“, die gegen Ende des 14. Jahrhunderts wahrscheinlich aus Bayern gekommen waren und 1411 als Besitzer von Kollmitz aufscheinen. Die Hofkirchen gehörten später zu den bekanntesten protestantischen Adeligen in Niederösterreich, nicht zufällig findet sich deshalb an zwei Plätzen im Schloss die Lutherrose.
1591 empörte sich Wolfgang von Hofkirchen darüber, dass Niclas von Puchheim zwei seiner Untertanen gefangen gehalten hatte. Im Eingangsbereich des Schlosses kam es zu Auseinandersetzungen, in deren Verlauf Niclas von Puchheim von Leuten des Hofkirchen erschossen wurde. Wolfgang von Hofkirchen flüchtete ins Ausland.
1620 wurde Drösiedl im Laufe der Kampfhandlungen des Dreißigjährigen Krieges gebrandschatzt, wobei auch der Dachstuhl des Schlosses Schaden erlitt. Im Zuge der Entmachtung protestantischer Adeliger nach der Schlacht am Weißen Berg in Prag (1620) konfiszierte die Hofkammer schließlich das Gut Drösiedl.
Nach mehreren Besitzern kaufte 1692 das Stift Altenburg die Herrschaft und hatte sie bis 1939 inne.
Robert Kuttig und Ronald Woldron beschreiben das Schloss in seiner baulichen Entwicklung und Judith Wimmer die Schlosskapelle und das Fresekenzimmer. Gerade das Freskenzimmer macht deutlich, dass es Schlossbesitzern in früheren Zeiten nicht nur um Macht ging: Die Darstellung einer „guten Regierung“ mit Tanz, Spiel, Hochzeit und florierender Landwirtschaft zeigt dies deutlich.
Erich Kerschbaumer listet tabellarisch die Hausbesitzer von 1751 (Theresianische Fassion), 1787 (Josefinische Fassion), 1823 (Franziszeischer Kataster), um 1900 und 2008 auf, beschreibt das Dorf und die Grundherrschaft Drösiedl und macht auf einen Schatz in der Ruine Kollmitz aufmerksam.
Zum Abschluss stellt Gernot Gramberger unter dem Titel „Vom Karrieretraum zur Traumkarriere“ das nicht leichte, aber zielstrebige nd deshalb erfolgreiche Leben des Schlossbesitzers dar, dem Landeshauptmann Dr. Erwin Pröll in seinem Vorwort Dank und Anerkennung für dessen „Lebenswerk“ ausspricht.
(Werner Neuwirth, Rezension in: Das Waldviertel. Zeitschrift für Heimat- und Regionalkunde des Waldviertels und der Wachau, 60. Jahrgang, Nr. 2/2011, S. 220)