
Wachau – Welcher Wandel?
Barbara Neubauer, Irene Dworak , Konrad Heller
ISBN: 978-3-902416-79-7
22 x 22 cm, 120 Seiten, zahlr. Abb.: Duplexdr., Hardcover
24,00 €
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Kurzbeschreibung
Im kontrastreichen Nebeneinander von „Vorher-Nachher-Bilder“ werden aus der Zeit um 1900 stammenden Fotos des Landschaftsfotografien Konrad Heller neue, vom selben Standpunkt aufgenommene Fotos gegenübergestellt. Und zwar komentarlos – im Vertrauen darauf, dass in den Köpfen der Betrachter automatisch Nachdenken einsetzen wird. Nachdenken über die zwischen den beiden kurzen Augenblicken der Belichtung liegende Zeit und die damit einhergehenden Veränderungen.
[Fotogr. von Konrad Heller und Irene Dvorak |
Hrsg. von Barbara Neubauer |
Mit Beiträgen von Bernd Euler-Rolle, Andreas Lehne, Renate Madritsch, Gerd Pichler, Petra Weiss]
Rezensionen
Ulrich Seidl: [Rezension]Dieser Katalog zeigt historische Aufnahmen des Wiener Landschaftsfotografen Konrad Heller im Kontrast zu aktuellen Fotografien von Irene Dworak – wobei jeweils dasselbe Motiv verwendet wurde. Ohne zusätzlichen Kommentar versehen bleibt es dem Betrachter überlassen, eigene Schlüsse zu ziehen. „Wie veränderte sich die Wachau als Kulturlandschaft in einem Jahrhundert und welche Spuren hat die Zeit an Straßen, Denkmälern und Gebäuden hinterlassen?“ Dies sind die zentralen Fragestellungen.
Den Bildpaaren vorangestellt sind Beiträge von Bernd Euler-Rolle, Andreas Lehne, Renate Madritsch, Gerd Pichler und Petra Weiss. Die Einführungstexte sind thematisch breit angelegt: Euler-Rolle schreibt über die Ursprünge von Denkmalpflege und Kulturlandschaft. Die Wachau gilt als landschaftlich besonders reizvoller Abschnitt der Donau, den jeder zu kennen meint. Stift Melk oder der Kirchturm von Dürnstein, unzählige Weinberge und Marillenbäume stehen für die Wachau. Wie diese Bilder im Kopf entstanden sind und sie sich seither verändert haben, erklärt Andreas Lehne. Renate Madritsch beschreibt Maßnahmen zum Schutz der Kulturlandschaft und deren historische Entwicklung. Die letzten beiden Beiträge verfolgen die biografischen Spuren Konrad Hellers und erklären die Idee hinter der Ausstellung.
Heller wurde 1875 als Sohn einer wohlhabenden Fabrikantenfamilie in Teplitz/Teplice geboren. Seine Ausbildung als Fotograf erhielt er an der k.k. Graphischen Lehr- und Versuchsanstalt in Wien. Seine Bekanntheit steigerte die Veröffentlichung der ersten Aufnahmen aus der Wachau 1904. Heller war Atelierbesitzer und beschäftigte auch mehrere Mitarbeiter.
Faszinierend ist, wie es Irene Dworak gelungen ist, die Motive vom selben Blickwinkel wie Heller zu fotografieren. Auf den ersten Blick wird somit dei Ähnlichkeit der Bildpaare deutlich. Um die Unterschiede aufzunehmen, braucht man mitunter länger. Auffallend ist die teilweise Inszenierung der Fotografien Hellers: Einzelne Personen werden geradezu als Staffagefiguren ins rechte Licht gerückt, um das Bild zu vervollkommnen. Dworaks Bilder wirken im Gegensatz tendenziell kalt und gefühllos. Sie hat die Motive lediglich „abfotografiert“. Das lässt sich jedoch durch die verschiedenen Intentionen der Fotografen erklären. Die Fotografien Hellers wirken vollendet. An der Komoposition jedes einzelnen Bildes ist nichts zu beanstanden, er denkt an jedes Detail. Das ist typisch für seine Arbeitsweise. Heller arbeitete mit dem Plattenformat 21x27. Er lehnte es ab, nachträglich in seine Aufnahmen einzugreifen. Das heißt, er vergrößerte weder ein Detail in der Dunkelkammer, noch legte er einen bestimmten Ausschnitt fest. Auch mit Retusche arbeitete er nicht. Wie ein Maler musste Heller vor einem Motiv gestanden sein, um den richtigen Bildausschnitt zu wählen und alle Details sorgsam zu überdenken. Genau diese Sorgfalt und Liebe zum Detail spürt man neben dem steten Bemühen Stimmungen einzufangen. Konrad Heller entführt in eine andere Zeit. Alles in allem ist ein interessanter Katalog entstanden, der die Idee der Ausstellung wirkungsvoll weitertransportiert.
(Ulrich Seidl, Rezension in: Das Waldviertel. Zeitschrift für Heimat- und Regionalkunde des Waldviertels und der Wachau, 61. Jahrgang, Heft 1/2012, S. 85)