Mit dem Pinsel an der Front
Österreichische Kriegskartenmaler erleben den Ersten Weltkrieg
Ernst Kollros
ISBN: 978-3-99028-290-8
24,5×17 cm, 304 Seiten, zahlr. farb. Abb., Hardcover
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Kurzbeschreibung
In zahlreichen Ländern, so auch in Österreich-Ungarn, wurden gleich zu Kriegsbeginn Künstler an den Fronten eingesetzt, die in erster Linie die Aufgabe hatten, die Bevölkerung und die Soldaten zu motivieren und dabei natürlich auch die Kampfmoral zu stärken. Propaganda sollte in diesem Krieg schon eine nicht zu unterschätzende Rolle spielen. In den teils sehr plakativen Werken wurde der Krieg größtenteils verherrlicht, wenngleich es auch durchaus kritische Ansätze gab. Gemälde, die wahrheitsgetreu und ergreifend die Schrecknisse des Krieges darstellten, wurden ebenfalls veröffentlicht, was im Zweiten Weltkrieg nicht denkbar gewesen wäre.
Die Kriegsmaler hatten es dabei wirklich nicht einfach. Wie sollte man auch einen Gasangriff herkömmlich darstellen, wie das Maschinengewehrfeuer, schweren Artilleriebeschuss oder die Bunkersysteme? Außerdem war die Konkurrenz der Kriegsfotografen drückend, die mit immer handlicheren Fotoapparaten direkt an der Front dabei waren. Dennoch erlebten gerade die Kriegsmaler, von denen auffallend viele an der Wiener Akademie der Bildenden Künste bei den Historienmalern Sigmund L’Allemand, August Eisenmenger oder Christian Griepenkerl studiert hatten, im Ersten Weltkrieg eine Art Renaissance.
Rezensionen
Die Presse: Die PR-Maschinerie der k.u.k. ArmeeSie waren privilegierte Mitglieder der sogenannten Kunstgruppe des „K.u.k.-Kriegspressequartiers“. Die österreichische staatliche PR-Abteilung benötigte für ihre patriotische Mission Hunderttausende Kriegspostkarten. Und die schufen die Besten ihres Faches: Ernst Kutzer, Oskar Kokoschka, Alfred Gerstenbrand, Franz Gaal, Anton Kolig, Adolf Helmberger. Viele dieser Künstler hatten eine Ausbildung an der Wiener Akademie der bildenden Künste genossen und sie fertigten, was verlangt wurde: Genrebilder mit rastenden Soldaten, Infanteristen auf steilsten Bergschroffen, Maschinengewehrstellungen in den Dolomiten, Minensprengungen durch Sappeure (Pioniere), interessanterweise auch Gefallene nach ihrem Heldentod. Viele dieser Postkarten entstanden im Auftrag des Roten Kreuzes. Zwar überwog die heldenhafte Pose des todesmutigen Siegers, aber dann gab es wieder ein Bild aus dem Inneren des sinkenden Kriegsschiffes „Zenta“, das bereits im August 1914 von der französischen Mittelmeerflotte versenkt wurde. Die Qualität der Reproduktionen entspricht dem damaligen Druckverfahren.
(Rezension in der Presse vom 21. Februar 2015)
https://www.diepresse.com/4668076/die-pr-maschinerie-der-kuk-armee
C.G.: [Rezension]
Ob zu Lande, zu Wasser oder in der Luft, als Angehörige der sogenannten „Kunstgruppe des k.u.k Kriegspressequartiers“ waren sie von 1914 bis 1918 an allen Fronten zugegen, um das Kriegsgeschehen mit Stift und Pinsel festzuhalten – meist plakativ heroisierend, gelegentlich jedoch auch mit schonungsloser Eindringlichkeit und dem mitfühlenden Blick für das Elend des einzelnen Soldaten in den Schützengräben oder Lazaretten.
Bilder und Gemälde bedeutender österreichischer Kriegskartenmaler, zu Tausenden auf Postkarten gebannt und in Buch- und Papierhandlungen um je 12 Heller erwerbbar, werden hier neben biographischen Kurzporträts vor dem Hintergrund der Hauptereignisse bis zum Zusammenbruch des Habsburgerreiches in zeitlichem Bogen aneinandergereiht.
Viele österreichische Kriegsmaler – jeder bekleidete automatisch Offiziersrang – hatten an der Wiener Akademie der bildenden Künste bei den Historienmalern Sigmund L’Allemand, August Eisenmenger oder Christian Griepenkerl studiert und dann an den Fronten eine düstere „Renaissance“ des Genres erlebt. Nicht wenige waren Meister ihres Fachs, so Oskar Kokoschka, Ernst Kutzer, Alfred Gerstenbrand, Franz Gaal, Anton Kolig und Adolf Helmberger; dasselbe gilt für die oberösterreichischen bzw. mit dem Land engst verbundenen Mitglieder der Gruppe, unter ihnen Alfred Kuben, MAERZ-Gründer Klemens Brosch (Linz), Wilhelm Dachauer (Ried i. I.), Leo Adler (Wels), Thomas Leitner (Altmünster am Traunsee) oder Leopold Forster (Bad Leonfelden). Nur namentlich – ohne Werkverzeichnisse, aber ebenfalls mit biographischen Angaben – erfasst werden am Ende des Buches weitere österreichische und v. a. ungarische Kriegsmaler.
Wie Ernst Kollos darlegt, sagte nicht allen Künstlern diese Art von Militärdienst zu; manche meldeten sich nach einiger Zeit als Frontoffiziere zurück oder zogen den Einsatz in alternativen Funktionen vor. Andere wiederum gingen im Fach voll auf und ließen die „Tradition der Kriegsmalerei“ bis lange nach 1918 in regelmäßigen Zusammenkünften fortleben.
Jüngere Zeitgeschichte aus ungewohntem, in verschiedenster Hinsicht aufschlussreichem Blickwinkel!
(C.G., Rezension in: Oberösterreichische Heimatblättern, 69. Jahrgang, Heft 1/2, 2015, S. 97 f.)