Theophil Hansen – ein Resümee
Symposionsband anlässlich des 200. Geburtstages ; Symposion der Universitätsbibliothek der Akademie der bildenden Künste Wien, Juni 2013
Beatrix Bastl, Theophil Hansen , Eva Schober
ISBN: 978-3-99028-207-6
27 x 24 cm, 340 S., zahlr. Ill.: vierf., Hardcover; Beitr. teilw. dt., teilw. engl.
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Kurzbeschreibung
Hrsg. von Beatrix Bastl, Ulrike Hirhager, Eva Schober. Mit Beiträgen von Wolfgang Baatz, Claudia Riff-Podgorschek, Beatrix Bastl, Mette Bligaard, Andrea Domanig, Martina Fleischer, Rainald Franz, Mirjam Gelfer-Jorgensen, Markus Gesierich, Peter Haiko, Theresia Jeschke, Anna Keblowska, Patrick Kragelund, Lisa Niedermayr, Andreas Nierhaus, Eva-Maria Orosz, Cornelia Reiter, Katharina Schoeller, Elana Shapira, Robert Stalla und Georg Töpfer.
Rezensionen
Wiener Zeitung: Ein Jahr Hansen-GedenkenDer 200. Geburtstag des Theophilos Edvard Hansen, am 13. Juli 1813 in Kopenhagen (Dänemark) geboren und aufgewachsen, war einer jener Anlässe, die im vergangenen Jahr in Wien zelebriert wurden.
Etwa zwei Dutzend Fachleute verschiedener Disziplinen beschäftigten sich im Rahmen der Akademie der bildenden Künste, an der Hansen wirkte und die in dem von ihm konzipierten Funktionsbau residiert, im Hinblick auf das Jubiläum seit fünf Jahren intensiv mit diesem außergewöhnlichen Theoretiker und Praktiker der Baukunst, von dem Wien bis heute profitiert.
Man begab sich auch auf Klausur, aber der inhaltliche Höhepunkt der Beratungen war ein öffentliches Symposium. Die Ergebnisse der intensiven Forschungsarbeit finden durch ein dreibändiges Werk publizistischen Ausdruck.
Band 1 („Theophil Hansen und die Bibliothek der Akademie der bildenden Künste“) und Band 2 („Theophil Hansen – Architekt und Designer“) dieser Reihe waren bereits erschienen; nun ist die Trilogie komplett: „Theophil Hansen – Ein Resümee“, stellt eine sehr umfangreiche Dokumentation von Hansens Leben und Werk dar.
Ein Überblick
Peter Haiko beschreibt sehr ausführlich den Werdegang des Architekten und dessen Wandlung von der Klassik zum Hellenismus – letztlich sogar althellenistischer Orientierung in moderner Wiener Ausrichtung, bei der die Polychromie-Problematik eine wesentliche Rolle spielt.
Hansen, der bei dem ihn stark prägenden Gustav Friedrich Hetsch (1788 bis 1864), Pariser Panthéon- und Ornamentik-Spezialist an der Königlich Dänischen Kunstakademie in Kopenhagen, studierte und gleichzeitig eine Maurer-Lehre absolvierte, trat nach dem Erhalt des Diploms eine lange Studienreise an, die ihn zunächst nach Berlin brachte, wo er die Werke des ihn faszinierenden Karl Friedrich Schinkel (1781 bis 1841) studierte.
Hansens Reise führte über Salzburg, Verona und Venedig nach Athen, wo er von seinem Bruder, der dort bereits etablierte und mit einer Reihe von Gebäuden Werken verewigte Hans Christian Hansen (1803 bis 1883), erwartet wurde. Theophilus machte sich dort bald einen Namen und realisierte spektakuläre Projekte.
Hansen war während seiner Athener Jahre dem genialen Architekten, Universal-Unternehmer und Akademie-Professor Ludwig Förster (1797 bis 1863), Gründer und Herausgeber der „Allgemeinen Bauzeitung“, an die Hansen Pläne zur Veröffentlichung gesandt hatte, aufgefallen; er überzeugte Hansen, nach Wien zu kommen, in seine „Kompagnie“ einzutreten und sich der Wiener Akademie der bildenden Künste zur Verfügung zu stellen. Hansen kam 1846 – aus ihm wurde hier Theophil und Försters Schwiegersohn.
Lange erwartete Informationen
Der Text von Katharina Schoeller bietet lange erwartete Informationen über Ludwig Förster (vergessener „Vater“ der Ringstraße, deren 150-Jahr-Jubiläum im kommenden Jahr gefeiert wird) und dessen Arbeit mit Hansen; es werden damit einige Rätsel lösbar.
In dem Buch werden neben dem konkreten architektonischen Werk auch nicht realisierte Entwürfe und Projekte detailreich vorgestellt, beispielsweise Palast und Parlament für Kopenhagen sowie ein „Akropolis“-Museum für Athen.
Die Geschichte um Hansens Ideen für das Berliner Reichstag-Gebäude ist spannend wie ein Krimi: Der Bau wurde zwar von Paul Wallot realisiert, aber bedurfte Hansens Rat. Es könnte tatsächlich so sein, dass wesentliche Elemente des Bauwerks auf Hansen zurückgehen: So sei beispielsweise die Gebäuderampe, für Hansen ein Muss, letztlich erst durch den sog. „Rampen-Erlass“ von Kaiser Wilhelm durchgesetzt worden.
Hansen beschränkte sich nicht auf die Gestaltung von Objekten, sondern forcierte auch wissenschaftliches Sammeln und Dokumentieren. Besonders zu erwähnen sind hier die Glyptothek (Gipsabgüsse), deren spärliche Reste leider ein trauriges Dasein fristen. Hansen beflügelte auch die „Bildergalerie“, Basis der heute weltweit angesehenen Gemälde-Galerie.
Weitere Beiträge
Die sog. „Zweite Gesellschaft“ Wiens als Motor der Ringstraßen-Entwicklung
Hansen Material-Ästhetik bzw. Oberflächen-Philosophie
Hansens technische Innovationen, nicht nur im Bereich Heizung/Lüftung
Hansens Ornamentik bzw. jene von Gottfried Semper und Eduard van der Nüll
Das inspirierende künstlerische Verhältnis von Hansen zu Carl Rahl
Hansens Interieur-Gestaltung (z. B. Möbel) und Schmuck-Design
Das Royal Institute of British Architects und dessen Goldmedaillen (1888 an Hansen)
Gebäude-Modellbau der Gegenwart, der ein neues Gefühl für die Vorbild-Gebäude ermöglicht
Das sozialökonomische Textilkunst-Projekt FabLab (Produkte mit Hansen-Bezug)
(Rezension in der Wiener Zeitung vom 1. Juli 2014)
https://www.wienerzeitung.at/nachrichten/chronik/wien-chronik/640971_Ein-Jahr-Hansen-Gedenken.html
Weitere Bücher des Autor*s im Verlag:
Theophil Hansen and the Library of the Academy of Fine Arts Vienna
Theophil Hansen und die Bibliothek der Akademie der bildenden Künste Wien