
Wenn nein, nein!
August Strindberg und Frida Uhl ; Briefwechsel 1893–1902
August Strindberg, Friedrich Buchmayr , Frida Uhl
ISBN: 978-3-900878-91-7
21 x 15 cm, 202 S., m. Abb., Hardcover
19,00 €
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Kurzbeschreibung
[Ausgew., übers. u. hrsg. von Friedrich Buchmayr]
Der Briefwechsel zwischen August Strindberg und Frida Uhl ist noch nie veröffentlicht worden. Die vorliegende Ausgabe kam in dreijähriger Arbeit zustande. Viele Briefe Strindbergs erscheinen hier erstmals in deutscher Sprache. Von den 26 abgedruckten Briefen Frida Uhls sind 24 bisher unveröffentlicht. Somit schließt diese Ausgabe eine empfindliche Lücke in der Strindberg-Forschung. Über die literaturhistorische Bedeutung hinaus ist der Briefwechsel auch ein bewegendes menschliches Dokument. „Frida besaß all die Eigenschaften, die Strindberg an einer Frau verurteilte. Sie war emanzipiert, aufgeschlossen, selbstständig.“ Deshalb war die Beziehung von Konflikten und Auseinandersetzungen geprägt, die im Briefwechsel in seltener Offenheit zur Sprache kommen.
[Berlin, 9.2.1893]
Mein sehr verehrter Herr,
Herzlichen Dank für Ihre Zeilen, aus denen ich nur Eines herauslese: daß Sie freundlich genug sind, vor meiner Abreise noch einmal ein wenig mit mir plaudern zu wollen. Das freut mich herzlich, denn der letzte Abend, den wir mitsammen verbrachten hat meine hohe Bewunderung, aufrichtige Achtung u. Sympathie für Sie, nur vermehrt. In fünf Tagen verlaße ich Berlin bestimmt u. möchte früher noch alle Sehenswürdigkeiten daselbst zum letzten Male besuchen.
Vielleicht begleiten Sie mich, morgen, Freitag, in die Nationalgallerie. Es wäre sehr lieb von Ihnen. In diesem Fall, würde ich Sie bitten, so gegen 1/2 1 Uhr am Haupteingang der Gallerie zu sein, wo wir uns treffen wollen.
Sollten Sie bereits anderweitig über Ihre Zelt verfügt haben, so machen Sie mir viel die Freude des Nachmittags 3 Uhr zu mir zu kommen u. direkt an meine Thüre zu klopfen.
Bis dahin mit schönstem Gruße
Ihre Frida Uhl
[Berlin,] 12. Februar 1893
Liebes Fräulein,
Habe ich Sie recht verstanden: heute abend um 5 Uhr bei Ihnen? Sagen Sie es mir durch den Überbringer dieses Briefes. Und wenn Ihnen die Zeit nicht paßt, geben Sie mir eine andere vor dem Untergang der Sonne, die heute nicht zu sehen ist.
Ihre Freundschaft hat bereits die meiner Zechgenossen so verdrängt, daß ich keinen einzigen dieser letzten 5 Tage missen möchte; auf die Gefahr hin, nach Ihrer bevorstehenden Abfahrt noch unglücklicher zurückgelassen zu werden.
Ein Wort also, ich bitte Sie, und ich bin zur angegebenen Minute bei Ihnen oder anderswo; ich schwöre es Ihnen!
August Strindberg. Berlin: Lindenhotel: Kleine Kirchgasse 2–3.
Dornach, vor Weihnachten, 1902
August, ich habe Dich das letzte Mal in diesem Leben in Paris (vor 8 Jahren!!) gesehn, als die Bäume in Luxembourg (erinnerst Du Dich?) Gold hervorbrachten, müde wie sie waren vom einfachen Blühen. …
Du bist heute der Ehemann einer anderen und ihr Liebhaber. Es ist nicht mehr möglich, daß mein Schicksal das Deine mit sich fortreißt; es ist nicht mehr möglich, daß Du an meinem Leiden leidest, weil Du mich nicht mehr liebst. Ich kann also schreiben, ohne Dich zu verärgern. …
Ich werde in meinem Unglück weniger leiden, wenn ich Dich glücklich weiß – wenn ich weiß, daß sich das Leid, das ich verursacht habe, wenigstens nicht fortgepflanzt hat.
Sag jener, die Deine Frau ist, daß ich sie segne, wenn sie Dich glücklich macht! Und sag ihr –– was ich gelitten habe, um Dich zu verlassen, nachdem ich Dich verkannt habe.
Erwähne diesen Brief niemanden gegenüber. Ich habe schwer zu tragen, und es wäre noch schwerer. Adieu, August, auf ewig adieu!
Aber nicht in Freindschaft, nicht im Schmerz. Adieu, und vor allem von meiner Seite: Verzeih! Verzeih der, die Du vergessen hast.
Frida