Mappae Austriae Inferioris
Niederösterreich im Bild alter Landkarten
Gebhard König
ISBN: 978-3-85252-823-6
31×29 cm, 122 Seiten, zahlr. farb. Abb., Kt.: tw. ausfaltbar, Hardcover m. Schutzumschl.
38,00 €
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Kurzbeschreibung
Alte Karten und damit die Beschäftigung mit der Geschichte der Kartographie erfreuen sich immer größerer Beliebtheit. Diese Publikation kann und will nicht einen Abriss über die Entwicklung des Kartenmachens geben, sie versucht nur, die Kartenproduktionen des westeuropäischen Kulturkreises insofern kursorisch aufzuzeigen, als sie für das Erscheinungsbild Niederösterreichs relevant sind.
Die Definition des Begriffes Karte, der sich vom griechischen χαρτησ (chartes) herleitet, was soviel wie aus der Papyrusstaude gewonnenes Blatt Papier bedeutet, ist vielschichtig. Die Brockhaus-Enzyklopädie (Mannheim 2006) definiert Karte einfach als eine in die Ebene projizierte, maßstäblich verkleinerte, generalisierte und erläuternde Abbildung der Erdoberfläche oder eines Teiles von ihr, auch anderer Himmelskörper oder des Weltraumes; die noch nicht vollständig erschienene, auf sechs Bände geplante History of Cartography (Chicago 1987 ff) erläutert die Karte viel allgemeiner als eine bildliche Darstellung, die das Verständnis von Gegenständen, Begriffen, Sachverhalten, Prozessen und Ereignissen in der menschlichen Welt erleichtert. Aus beiden Definitionen zeigen sich die großen Probleme des Anfertigens von Karten: die Brockhaus-Definition zeigt deutlich die Schwierigkeiten der Projektion auf, also das Umsetzen der gekrümmten Erdoberfläche auf die Ebene; die weit gefasste Erklärung des Kartenbegriffes in der History beinhaltet auch die Probleme der thematischen Kartographie, nämlich das Verständlichmachen von Zusammenhängen in der kartographischen Darstellung.
Diese beiden Definitionen wurden nicht von ungefähr gewählt. Sie stecken auch die Grenzen dieser Publikation ab. Die Auswahl der Objekte erfolgte nämlich nach zweierlei Gesichtspunkten. Zum einen sollte die Entwicklung der Darstellung Niederösterreichs im Kartenbild aufgezeigt werden, wobei die zeitliche Obergrenze etwa in der Mitte des 19. Jahrhunderts angesetzt wurde. In diese Zeit des Aufkommens moderner Massendrucktechniken fällt nämlich der Übergang von der eher individuell geprägten handwerklich-künstlerisch gestalteten »alten« Karte zur nüchternen und »verwissenschaftlichten« modernen Karte industrieller Massenproduktion. Dieser Entwicklung ist auch der Großteil des Buches gewidmet; der kleinere Schlussteil dokumentiert andererseits auch das Entstehen thematisch ausgerichteter Karten, von Kartenblättern also, die dem Umsetzen bestimmter nicht topographischer Inhalte gewidmet sind. […]
(Gebhard König im Vorwort)
Rezensionen
Johannes Dörflinger: [Rezension]Nach Wien und Salzburg ist Niederösterreich nun das dritte österreichische Bundesland, das ein repräsentatives Werk über die Geschichte der kartographischen Darstellung seines Gebietes besitzt. Autor ist Gebhard König, langjähriger Leiter der Kartensammlung und der Topographischen Sammlung an der Niederösterreichischen Landesbibliothek, der er seit 1996 als Direktor vorsteht. Da der Geograph und Historiker König sich seit vielen Jahren mit der Kartographie Niederösterreichs beschäftigt, dabei überaus interessante Entdeckungen machte und eine Reihe von einschlägigen Beiträgen veröffentlichte, war es ein Desiderat, aus seiner Feder eine reich illustrierte Buchpublikation über „alte“ Karten Niederösterreichs vorgelegt zu bekommen.
Einem kurzen Abriss über die Geschichte der Kartographie von der Antike bis ins 19. Jahrhundert (unter besonderer Berücksichtigung des niederösterreichischen Raumes) folgen 54 ausgewählte Karten (auf 53 Tafeln) in hervorragenden Reproduktionen und sehr instruktiven Erläuterungstexte. Der zeitliche Rahmen spannt sich von der römischen Antike (Tabula Peutingeriana) bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts (Administrativkarte von Niederösterreich, 1:28.800). Zeitliche Schwerpunkte bilden das 17. und die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts mit jeweils mehr als einem Viertel der Kartenbeispiele. Hinsichtlich der Kartenautoren stehen naturgemäß zwei Personen im Vordergrund: Der Wiener Wolfgang Lazius (1514–1565) und der gebürtige Tiroler Georg Matthäus Vischer (1628–1696), deren Originalkarten für jeweils rund hundert Jahre die Grundlagen für die Darstellung Niederösterreichs in den Atlanten berühmter Kartographen und großer Verlage der Niederlande (z.B. Ortelius, Mercator, Blaeu, Janssonius, Visscher, De Wit), Frankreichs (Sanson, Jaillot, Robert de Vaugondy) und Deutschlands (u.a. Homann, Seutter) bildeten.
Vor allem unter den Manuskriptkarten finden sich einige Beispiele, die bisher nicht (jedenfalls nicht farbig und nicht in gut lesbarer Form) reproduziert wurden; in diesem Zusammenhang sei insbesondere auf die an der Wende vom 18. zum 19. Jahrhundert entstandenen Werke von Georg Ignaz von Metzburg, Franz von Paula Triesnecker und Nikolaus Kellermann hingewiesen. Neben topographischen Karten (darunter zwei Perspektivkarten aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts) fanden ebenso thematische Karten Berücksichtigung – in erster Linie zum Verkehr, aber auch zur Wirtschaft im Allgemeinen (von Heinrich Wilhelm Blum v. Kempen, 1794) und zum Weinbau (von Anton Doleal, 1866) sowie zur Geologie (von Paul Bartsch, 1843).
Dankenswerterweise hat Gebhard König am Ende seiner erläuternden Texte jeweils Literaturhinweise gebracht, sodass dem Leser die Möglichkeit geboten wird, weitere Informationen zu den Karten zu erhalten.
Angesichts des vom Verlag vorgegebenen Buchumfangs ist es zwar müßig, Wünsche nach Berücksichtigung weiterer Karten zu äußern, doch könnte bei einer zweiten Auflage eventuell die teilweise Reproduktion eines der 20 Niederösterreich betreffenden Blätter der gedruckten Special-Karte (1:144.000) der Franziszeischen (Zweiten) Landesaufnahme der Österreichischen Monarchie ins Auge gefasst werden.
Für jeden, dem es Freude bereitet, alte (oftmals sehr dekorative) und ältere Karten von Niederösterreich zu betrachten und sich in sie zu vertiefen, ist es ein unbedingtes Muss, Gebhard Königs vorzügliche Mappae Austriae Inferioris in seiner Bibliothek zu haben.
(Johannes Dörflinger, Rezension in: Unsere Heimat. Zeitschrift für Landeskunde von Niederösterreich, Jahrgang 79, Heft 3, 2008)