Der Tag an dem das kleine Tsu verschwand
Stefano von Loë, Torsten Klockenbring
ISBN: 978-3-85252-937-0
21 x 15 cm, 84 S., zahlr. Abb., Hardcover
15,00 €
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Kurzbeschreibung
Kollektion Österreichischer Kinder- und Jugendbuchpreis 2010
Um was geht es hier eigentlich?
Es geht um nichts! Könnte man fast sagen. Um Stille, um einen Moment des Innehaltens und es geht um Bedeutsamkeit und um Bedeutungslosigkeit.
Es geht um ein japanisches Schriftzeichen für das wir im Deutschen keine Entsprechung kennen. Das kleine Tsu, das im Japanischen mitten im Wort eine kleine Pause setzt, ein kurzes Innehalten, eine kleine Verschiebung im Rhythmus. Dieses Schriftzeichen repräsentiert im Gegensatz zu allen anderen keinen Laut, nur Stille.
Und es geht um ein Kind, das sich die Frage stellt, ob man etwas, das anscheinend für nichts steht, wirklich braucht. Nun ist es nicht einfach, einem Kind – ohne dass es Lesen und Schreiben gelernt hätte – eine abstrakte Konstruktion, wie die der Schrift, einfach zu erläutern. Aber in unserer Geschichte lässt sich ein alter Drucker etwas einfallen…
In Japan leben die 50 Buchstaben des Hiragana-Alphabets in Ihrem abgeschiedenen Dorf und führen ein Leben ähnlich dem der Menschen: Tagsüber gehen sie ihrer Arbeit nach, dem Formen von Wörtern und Sätzen in der Sprache der Menschen. Nachts, wenn die Menschen schlafen und auch für die Buchstaben nichts zu tun ist, feiern sie oder ruhen sich aus. Dieses Idyll wird unterbrochen, als sich einige Buchstaben während einer Feier über das „kleine Tsu“ lustig machen, einen Buchstaben, der im Japanischen für einen Moment der Stille (eine Pause) mitten im Wort steht. Tief gekränkt beschließt das kleine Tsu auszureißen und läuft von zu Hause weg. Während es in den folgenden Tagen einige Abenteuer erlebt, merken die anderen Buchstaben, dass es in der japanischen Sprache ohne das kleine Tsu (gelegentliche Pausen) schnell zu Missverständnissen kommt und bald gar nichts mehr funktioniert. Also machen sie sich auf die Suche, ihren kleinen Freund wieder zu finden…
In diesem Buch, ursprünglich in Japan erschienen und dort preisgekrönt, erzählen die beiden deutschen Autoren eine Geschichte über die simple aber oft vergessene Wahrheit, dass alle Dinge auf dieser Welt – auch die Pausen, die Stille, ja auch das Nichts – ihren Platz und ihre Berechtigung haben.
Rezensionen
Ostasieninstitut der Hochschule Ludwigshafen am Rhein: Stefano von Loë/Torsten Klockenbring, „Der Tag an dem das kleine Tsu verschwand“小さい「つ」が消えた日 Chiisai „Tsu“ ga eta nichi (klein + tsu + verschwinden + Tag)
„Bücher von ausländischen Autoren, die ins Japanische übersetzt werden gibt es viele, aber Bücher, die von Nicht-Japanern direkt auf Japanisch für den japanischen Markt geschrieben werden, sind eine Seltenheit und das ist vielleicht einer der Gründe warum ‚Der Tag an dem das kleine Tsu verschwand‘ ein solcher Erfolg in Japan wurde.
Von einem deutschen Autor geschrieben und einem deutschen Zeichner illustriert erzählt dieses Buch eine charmante Metapher über die Bedeutung der Stille anhand des Beispiels des ‚Kleine Tsus‘ [っ], dem Buchstaben des japanischen Kana-Alphabets, der für eine Pause mitten im Wort steht.
Mit Wortspielen gespickt ist dieses Kinderbuch gleichzeitig eine Liebeserklärung an die japanische Sprache mit ihren vielen Eigenheiten – gerade denen, die uns Europäern so fremd sind – und das ist vielleicht der anderen Grund, warum sich das Buch in Japan so großer Beliebtheit erfreut.“
(Japanmagazin, Nr. 183/184)
„In Japan leben die 50 Buchstaben des Hiragana-[ひらがな]-Alphabets in Ihrem abgeschiedenen Dorf und führen ein Leben ähnlich dem der Menschen: Tagsüber gehen sie ihrer Arbeit nach, dem Formen von Wörtern und Sätzen in der Sprache der Menschen.
Nachts, wenn die Menschen schlafen und auch für die Buchstaben nichts zu tun ist, feiern sie oder ruhen sich aus. Dieses Idyll wird unterbrochen, als sich einige Buchstaben während einer Feier über das ‚kleine Tsu‘ lustig machen, einen Buchstaben, der im Japanischen für einen Moment der Stille (eine Pause) mitten im Wort steht.“
„Buchstaben haben, ähnlich wie die Menschen und die Tiere, eine Seele. In Wirklichkeit haben alle Wesen auf dieser Welt eine Seele, und weder die Buchstaben noch die Worte bilden in dieser Hinsicht eine Ausnahme. Da sie eine Seele haben, haben sie auch einen Charakter oder eine Persönlichkeit: Es gibt angenehme und weniger angenehme Buchstaben, solche mit vielen Fehlern und solche mit wenigen.
Der Buchstabe A (あ) zum Beispiel ist einer, der gerne angibt. Oft hört man ihn Dinge sagen wie: ‚Wisst ihr, warum der Buchstabe A sowohl im japanischen Kana-Alphabet als auch im römischen Alphabet als Erster kommt? Ein Zufall ist das ganz sicher nicht. Es ist einfach so, dass ich von allen Buchstaben der wichtigste bin.’
Die Buchstaben HA (は), HI (ひ), HU (ふ), HE (へ) und HO (ほ) hingegen sind Frohnaturen, die jeweils auf ihre Weise gerne scherzen und lachen. Wenn sie einen Witz oder etwas Lustiges hören, platzt es ‚hahaha’, ‚hihihi’, ‚hehehe’ oder ‚huhuhu’ aus ihnen heraus. Deswegen sind sie nicht nur immer fröhlich, sondern auch sehr beliebt bei den anderen Buchstaben.
Der Buchstabe WO (を) — Herr WO um genau zu sein — ist jemand, der gerne zwischen zwei streitenden Parteien schlichtet, und deshalb steht er immer zwischen zwei Worten. Sein Lieblingsspruch ist: ‚Lasst uns doch alle Freunde sein.’
Herr KA (か) ist ein Philosoph, der alles in Frage stellt und sich nie seiner Sache sicher ist. So kommt es, dass er sich nur schwer entscheiden kann, und oft hört man ihn murmeln: ‚Soll ich es tun, oder lass ich es besser bleiben?’
Dann gibt es noch den Buchstaben N (ん), der bescheidenste von allen. Wenn er durch eine Tür gehen will, dann lässt er immer dem anderen den. Vortritt. So kommt es, dass er immer als Letzter kommt. In diesem Punkt ist das N das genaue Gegenteil vom A, der so gerne angibt.“ […]
(Eintrag auf der Webseite des Ostasieninstituts der Hochschule Ludwigshafen am Rhein)
http://www.oai.de/de/81-kaleidoskop/2357-der-tag-an-dem-das-kleine-tsu-verschwand.html