Curt Kubin
Eine Fact-Fiction-Comic-Biographie über Alfred Kubin
Christoph Raffetseder, Alfred Kubin , Herbert Christian Stöger
ISBN: 978-3-900000-48-6
24 x 17 cm, 68 Seiten, zahlr. Abb., Hardcover
18,00 €
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Kurzbeschreibung
Der Fact-Fiction-Comic „Curt Kubin“ zeichnet Episoden aus dem Leben Alfred Kubins nach, Begegnungen mit anderen Künstlern, mit Frauen etc. Unter Benutzung von Originalzitaten der historischen Personen. Es gibt die anekdotische Erzählung, wonach Alfred Kubin bei starkem Sommergewitterregen gerne nackt in den Garten hinausgeeilt sei und vergnügt sich dem strömenden Nass hingegeben habe.
Was bleibt von Alfred Kubin, der als Künstler mit seherischen Fähigkeiten bedacht wurde und als Chronist der menschlichen Abgründe fast wie ein Guru über diesen Abgründen schwebt, dessen Roman „Die andere Seite“, in den Literaturhimmel gehoben wurde, der ein Hitlerbild in seiner Schreibtischlade aufbewahrt und einige Zentimeter darüber seine Bedürfnisse gezeichnet hat.
[Christoph Raffetseder, Zeichnung.
Herbert Christian Stöger, Text.]
Rezensionen
Christian Pichler: Hommage an einen Seher des DüsterenWas liegt näher, als Alfred Kubin 2009, im Jahr seines 50. Todestages, mit einer „Fact-Fiction-Comic-Biographie“ zu ehren? Hatte doch dieser selbst seinen phantastischen Roman „Die andere Seite“ mit zahlreichen Illustrationen versehen. Christoph Raffetseder und Herbert Christian Stöger veröffentlichten im November das Comic-Buch „Curt Kubin“.
Alfred Kubin hat in der Kunstwelt den Rang eines Popstars. Zumal in Oberösterreich, wo dem Grafiker, Schriftsteller und Buchillustrator eine geradezu hündische Verehrung zuteil wird (inklusive Vereinnahmung als „österreichischer“ resp. „oberösterreichischer“ Künstler – Kubin wurde in Böhmen geboren, verbrachte prägende Jahre in München und wurde erst 29-jährig, im Jahr 1906, bei Wernstein am Inn auf dem alten Herrensitz Zwickledt ansässig). Dieses Popstartum illustriert alleine der Titel des gemeinsamen Werks von Christoph Raffetseder und Herbert Christian Stöger: „Curt Kubin“, eine Anspielung auf den legendären Grunge-Rocker und „Nirvana“-Frontmann Kurt Cobain.
Was liegt näher, als Alfred Kubin 2009, im Jahr seines 50. Todestages, mit einer „Fact-Fiction-Comic-Biographie“ zu ehren? Hatte doch dieser selbst seinen phantastischen Roman „Die andere Seite“ (1909) mit zahlreichen Illustrationen versehen. Der Linzer Stöger, ein künstlerischer Grenzgänger u.a. zwischen neuen Medien, Literatur und bildender Kunst, hat einige Textstellen den Tagebüchern Franz Kafkas und dem Briefwechsel Kubins mit Fritz von Herzmanovsky-Orlando entnommen und montiert. Einiges ist, naturgemäß, Fiktion. Raffetseder, dessen künstlerisches Schaffen bereits auf zahlreichen Ausstellungen gezeigt wurde (u.a. Linzer Stifterhaus, Egon Schiele Zentrum Krumlov), steuerte die kongenialen Zeichnungen bei. Etwa die wunderbar gezeichnete, alptraumhafte Beobachtung Kubins eines Mannes im Kaffeehaus, aus dessen Nase er einen Wurm hervorlugen sieht.
Kubins düstere Visionen, die er auf seinen Bildern verewigen sollte, ziehen sich als Leitfaden durch das Buch. Es ist in kurze Episoden gegliedert, erzählt in Ich-Form vom jungen Kubin („Im Sumpf des Anfangs“) bis – künstlerische Freiheit! – nach seinem Tod. Etwas Vorwissen kann zum Verständnis nicht schaden, doch auch der/die von Kubin bisher Unbeleckte wird seine/ihre Freude haben.
Wir erfahren von einem Künstler, der sich vor allem für die Dinge interessierte, die ihn „ansprechen“, weniger aber für die Menschen. Dafür wiederum für die Frauen: Kubin wurde als Jüngling von einer Schwangeren verführt und sollte danach nur ältere Frauen als Liebhaberinnen haben. Der heiklen Frage nach Kubins Verhältnis zu den Nazis weichen Raffetseder/Stöger nicht aus, stellen aber auch keine wüsten Thesen auf. Eine Episode zeigt, wie einst der Gauleiter zu Besuch kam und Hedwig, Kubins Frau, noch rasch ein Porträt von Hitler an die Wand hängt. Tatsächlich wurden in der Zeit des Nationalsozialismus 63 Werke Kubins als „entartete Kunst“ diffamiert, trotzdem erhielt er kein Ausstellungsverbot.
Wenn man so will, hat Kubin auf einer Art eigenem Künstlerplaneten gelebt. Eine Episode zeigt ihn, wie er in stürmischer Nacht, als es blitzt und donnert, das Haus verlässt. Kubins vermutlich nicht einmal ironisch gemeinter Kommentar: „Schöner Tag heute.“ Das ist Humor.
(Christian Pichler, Rezension in: spotsZ – Kunst.Kultur.Szene.Linz, Ausg. Dezember 2009, S. 18)
http://spotsz.servus.at/sites/default/files/pdf/spotsz_12_09.pdf#page=19