Bia & Marülln
Mundart
herms FRITZ
ISBN: 978-3-85252-797-0
21,5×13 cm, 176 Seiten, Hardcover
18,00 €
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Leseprobe (PDF)
Kurzbeschreibung
Des Letztemol
heb i da n jetz auf,
en Zutz,
des Letztemol.
Di Omi is nix
dei Nega,
du Krot
du klane!
Der Schauspieler Johannes Silberschneider gibt neben den Theater-Engagements, Film- u. TV-Produktionen immer wieder gerne Leseabende. Zu seinen Favoriten unter den Autoren gehört Herms Fritz (u.a. Grafiker, bildender Künstler und ehemaliger Fachhochschullehrer für Informations-Design), dessen Texte deftig, ironisch, provokant, manchmal makaber und fast immer sehr witzig sind. Wenn der gebürtige Steirer Johannes Silberschneider Lyrik seines Landsmanns Herms Fritz liest, sind die Lesungen im Nu ausverkauft. – Selten und fast noch lustiger sind Lesungen, die Silberschneider und Fritz gemeinsam bestreiten. So geschehen 2007 im Literaturhaus Graz: Damals lasen die beiden v.a. Mundart-Texte aus dem Band „Bia & Marülln“, den Herms Fritz kurz zuvor veröffentlicht hatte.
Radio Helsinki-Sendung „Das rote Mikro“ vom 9. April 2018, Redakteurin: Barbara Belic
Rezensionen
wh: [Rezension]Die Präsentation des Lyrikbandes „Bia & Marülln“ von Herms Fritz hat den Grazern endlich das Rätsel beantwortet, woran die Architekten damals bei der Konzeption des Literaturhauses Graz eigentlich gedacht haben: an keinen Lese- oder Theaterraum, sondern an einen Bierkeller. Das Literaturhaus erschien architektonisch noch nie so gelungen wie als Bierkeller mit Klappbänken, Bierfass und dem Marillenschnaps (sponsored by the author). Herms Fritz Mundartgedichte erfüllen den Traum von einer Massenkultur, die es mal wie selbstverständlich gegeben hat: Für jedermann verständlich, ohne trivial, gewitzt, ohne überschlau zu sein. Und selten hat es eine fulminantere, unterhaltsamere Lesung gegeben, als die von Herms Fritz und seinem Partner Hannes Silberschneider. Der bei aller Brillianz sympathische Schauspieler liest die Mundartgedichte so gut, wie Herms Fritz sie schreibt. Und was der Autor als Fleisch gewordener Text verkörpert, spielt der Schauspieler virtuos.
Unsentimentale Dialekt-Wortkunst, angereichert mit Dada und Wiener Gruppe, deren Geschmack sich ausbreitet wie… Schokolade? Aber nicht Zotter, eher Lindt oder sonst was Unprätentiöses. Die Packung sofort kaufen, leider nur ohne die Vortragenden Silberschneider und Fritz erhältlich.
(wh, Rezension in: korso. Das nachhaltige Magazin für Graz und die Steiermark, online veröffentlicht am 10. November 2007)
http://korso.at/content/view/2542/195/
Siegfried Deutsch: Steirische Gedichte und Stanzln vom Zuzi, vom Schatzi, da Soachkrout und vom Rotz
„Bia und Marülln" ist steirische Mundart-Lektüre, nichts für Zartbesaitete und, wie die Steirer selbst, oft ein bisschen derb in der Wortwahl. In eine Bierflasche urinierend, Engel fickend und durch die Gurgel scheißend beglückt der 1941 in Graz geborene Autor, Grafik-Designer und „Allzweck-Künstler“ herms Fritz mit seiner vierten lyrischen Publikation diejenigen, die ihn schon kennen und diejenigen, die ihn hiermit kennen lernen werden.
Wie die steirische Mundart ist Bia und Marülln aber keineswegs nur derb, denn da sind auch das Nachdenkliche, die Liebe, Humor und der Tod versteckt – im Buch wie im steirischen Alltag. „Mundartlich“, ungewaschen und sehr direkt verteilt der Autor auf 172 Seiten die alltäglichen Gedanken und Erlebnisse eines Steirers. In seinen Gedichten und „Stanzln“ geht es natürlich nicht ums Urinieren sondern ums Schiffen, nicht ums Ableben, sondern ums Krepieren und schon gar nicht um den Beischlaf, sondern ums Ficken. Wer gern Fassaden wegkratzt, unter anderem Wortfassaden, und auch der Meinung ist, dass ein Hintern ruhig ein Arsch sein darf und ein dummer Mensch ein Depp ist, dem wird herms Fritz Lektüre gefallen. Wer derlei Ausdrücke für derb oder „politically incorrect“ hält, soll bloß die Finger vom Buch lassen.
Man darf nicht davon ausgehen, dass die Sprache in Bia und Marülln typisch steirisch wäre. Sie ist auch nicht typisch „grazerisch“. Sie ist in erster Linie die Sprache des Autors, geprägt von den Menschen und „Mundarten“, die er gehört hat. Das Steirische ist reich an lokalen Unterschieden, die sich schon innerhalb kurzer Entfernungen bemerkbar machen. Darüber hinaus ist die Mundart reich an Worten und so kommt es vor allem auf den Autor an, welchen Ausdruck er gebraucht. Warum zum Beispiel verwendet Fritz für „urinieren“ nicht „soachn“, sondern „schiffen“? Es gibt in der Mundart, wie in der Hochsprache, jedes Mal viele Genres aus denen man das gerade benötigte Wort, der Situation entsprechend, ziehen kann. „Soachn“ und „schiffen“ entstammen wohl eher dem Genre „rustikal bis derb“. Eine Stufe weniger derb wäre „pisln“. Auf Steirisch würde ich jetzt sagen: „Wossa losn, dais hoast soachn und pisln fia die sprochlich Woachn!“
Übrigens, auf Seite 85 „ban Bia“ heißt es „Wos i wüll is a Kriag, wenn i net kriag wos i wüll.“ So findet sich im Buch von herms Fritz auch Raum, um über die ihren eigenen Vorteil ständig mit Egoismus und nötigenfalls auch mit brachialer Waffengewalt durchsetzenden Steirer nachzudenken (das gilt vielleicht auch im Bezug auf andere Völker). Der Autor von Bia & Marülln schafft den Spagat zwischen Schmunzeln, Lachen, Nachdenklichkeit und Betroffenheit innerhalb weniger Worte. „Die Sööl is wia a Zwiefl“ und „ols a hiina“ wird sich der Autor Folgendes sagen: „I woa so ana, dea sei Lebtog lang gfrogt hot, wossa füa ana is.“
Da kann man jetzt nur hoffen, dass Sie nicht einer/eine von den „sprochlich Woachen“ sind für die vorliegendes Buch weniger in Frage kommt und vor allem – im Zeitalter des postfordistischen Kapitalismus – dass Sie Zeit haben für Bia und Marülln. Denn, wie der Autor richtig feststellt: „Die Uhrn kriagst heut nochgschmissn. Kana hot Zeit.“
(Siegfried Deutsch, Rezension in: Schreibkraft. Das Feuilletonmagazin #17, 2013)
wahö: Mundartliches zum Schmunzeln im Kras
Der in Graz lebende Herms Fritz hat vom Schlosser bis zum Fachhochschullehrer für Informations-Design schon viel gemacht. Sein kreativer Geist schlägt sich auch in einem pfiffigen Mundartband wie „Bia & Marülln" nieder. Da schickt er uns im Kreis, mundartlich „im Kras" also. „Wos i brauch, des hob i net" steht also zwangsläufig am Anfang und am Ende. Einfach zum Schmunzeln.
(wahö, Rezension in den Oberösterreichischen Nachrichten vom [?.] Juli 2008)