Geldspiel ohne Ende
Hypo-Roman
Erika Wimmer, Nora Wimmer
ISBN: 978-3-99028-371-4
19,5×12 cm, 224 Seiten, Hardcover
22,00 €
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Kurzbeschreibung
Antonias Familie gibt sich dem Wahn hin, es sei im Leben nun einmal notwendig, etwas durchzumachen. Es ist ein absurdes Programm des Leidens, aus dem Antonia sich allmählich befreit, um endlich mit ihrem Francesco, einem italienischen Kaffeehausbesitzer in Salzburg, glücklich werden zu können. Pate steht ihr dabei die schrullige Großtante Luzi, eine Frau, die sich nie angepasst und die ganz eigene Vorstellungen vom Sinn des Lebens hat. Ob Casino oder Pferderennplatz – Geldspiel ohne Ende ist ein Entwicklungsroman, in dem es mitunter verrückt zugeht, in dem Geld aber letztlich nur eine Nebenrolle spielt.
Rezensionen
Helmuth Schönauer: [Rezension]Gute Romane können sich einen Luxus leisten, der im Alltagsleben tabu ist: Die Wahrheit augenzwinkernd auszusprechen. „Geld ist genauso wichtig wie alles andere auf der Welt!“ (43) Wer geht als Leser nicht vor so einem Satz sofort bewundernd in die Knie.
Erika und Nora Wimmer haben in ihren Hypo-Roman schräge Figuren und geradlinige Ansagen gepackt. Bei einem Hypo-Roman geht es bekanntlich darum zu dechiffrieren, was unter den Floskeln des Zeitgeists liegt. Während also an der Oberfläche die Figuren ihre oft belanglosen Furchen ziehen, wuchert im Untergrund eine Gegenwelt heran.
Im Geldspiel ohne Ende sucht die Ich-Erzählerin Antonia nicht weniger als so etwas wie einen brauchbaren Lebenssinn. Sie lebt in Salzburg in einem zwanglosen Verhältnis zu Francesco, einem italienischen Cafetier, der vor allem auf Chrom steht. Ihre Schwester pirscht sich ebenfalls an diesen heran, aber die Erzählerin hat einfach bessere Karten, weil ihr Weltbild offener ist und sie im Bedarfsfalle auch von der Liebe ablassen kann, um diese dann final zu gewinnen.
Antonia versucht es mit Flirten und Flanieren, um finanziell über die Runden zu kommen, doch dann entdeckt sie, dass es Arbeit sei muss, um zum gewissen Lebens-Kick durchzudringen. In der Folge arbeitet sie als Journalistin am großen Thema Rindfleisch-Skandal, was sie nicht gerade glücklich macht, aber der Etikette Genüge tut. Das Verfassen eines Buches gibt zwar für kurze Zeit Aufregung und Dynamik, aber das Schreiben mündet vielleicht doch in die Lebensweisheit der Tante Luzi: „Tragisch ist das Leben, wenn es langweilig ist.“
Die Luzi ist die geheime Kraft des Familienclans, weil sie ständig mit Geld zu tun hat und sei es auch nur in Sprüchen und Zitaten: „Geld ist langweilig, denn es lässt sich nur durch Nullen vermehren.“ (169)
Als die Erzählerin am Beispiel ihrer Schwester merkt, dass es mit Putzen gehen nicht getan ist, stellt sie sich selbst ein Programm zusammen, das der Leichtigkeit der Tante Luzi ziemlich nahe kommt. Man muss sich von den alten Tagebüchern befreien, wenn man ein Buch schreiben will. Wenn man einmal den Schlüssel in der Hand hält, muss man sich auf den Weg machen, die passende Tür zu suchen. Oft sind es einfach günstige Monate, die eine Veränderung bewirken, für Antonia wird im August dann plötzlich alles leicht.
Aus diesen scheinbar lose zusammengefügten Momenten ergibt sich dann so etwas wie eine Geschichte, die aber nicht ganz wahr sein muss, vielleicht steckt darin auch nur die Kraft einer Legende, die das Glück aussprechen lässt.
Geldspiel ohne Grenzen ist ein luftiges Gewebe von Bemühungen, Erinnerungen und feinen Tipps, die schließlich zu jener Gelassenheit führen, die jede Währung überwindet.
(Helmuth Schönauer, Rezension in der Neuen Südtiroler Tageszeitung vom 26. Oktober 2014)
https://www.biblio.at/rezonline/ajax.php?action=rezension&medid=164453&rezid=45111