Litanei gottloser Gebete
Gedichte
Irene Suchy
ISBN: 978-3-99028-189-5
21,5×12 cm, 102 Seiten, m. Abb., Klappenbroschur
13,00 €
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Kurzbeschreibung
Ich wurde beobachtet statt geliebt.
Ich übernahm, weil ich nicht wusste,
mich zu lieben, mich zu beobachten.
Ich übernahm meinen
Beobachtungsposten.
Ich wurde meine Beobachterin:
genauso hart, untröstlich,
gnadenlos, böse, jähzornig,
meine Fehler mir heimzahlend.
Ich wurde, was meine Mutter mir war:
ich war mir mehr böse als ihr.
Rezensionen
Petra Ganglbauer: [Rezension]Wenn das Leben durch den Filter der Sprache noch einmal und einmal mehr und heftiger in all seiner Unausweichlichkeit und Schärfe, in seiner Erbarmungslosigkeit offenbar wird wie im vorliegenden Buch, dann packt solch ein „Buch als Leben“ auf exzessive und explizite Weise ebenso die Leserin, den Leser.
Irene Suchy beleuchtet in ihrer – immer wieder auch an die Mutter adressierten – lyrischen Autobiografie Kindheit und Jugend und im Besonderen die Beziehung zu einer Frau, die nicht zärtlich sein konnte, deren Sprache vom Sollen und Müssen beherrscht war und die, indoktriniert von den in der Zeit des Nationalsozialismus üblichen Dogmata, ihre Kälte, innere Enge und Frustration vor allem an der Tochter abreagierte.
Spürbar und evident ist die grenzenlose Einsamkeit, die das Kind und später auch die erwachsene Frau durchmacht; eine Einsamkeit, die sich aus der unausgesetzten Auseinandersetzung mit einer Mutter, die dem Kind keinerlei Nähe, Unterstützung und Wärme zukommen lässt, speist.
Die Hoffnung auf das Gute jedoch blitzt da und dort ebenso auf: „Dass ich manchmal/ Gast sein darf auf dieser Welt“ oder „Eirene – dass der Name auch Liebe-voll besteht“.
Stark aufgeladene, atmosphärische Gedichte sind das; unwillkürlich drängt sich in diesem Zusammenhang einmal mehr Else Lasker-Schülers Bezeichnung für das Drama als „schreitende Lyrik“ auf.
Die Autorin zieht viele formale Register: Listen, Modalverben, Komposita, serielle Imperative und Negationen oder auch optische Kunstgriffe wie die Rechtsbündigkeit mancher Texte kommen zum Einsatz.
Ein sehr persönliches, aufwühlendes Buch, das – auch durch die Schwarz-Weiß-Fotografien – ein wichtiges Zeitdokument und zugleich Milieustudie ist!
(Petra Ganglbauer, Rezension für Gangway Reviews vom 27. November 2013)
https://reviews.gangan.at/irene-suchy-litanei-gottloser-gebete/