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Wolfgang Denk – Neue Malereien 2019–2020
Wolfgang Denk – Neue Malereien 2019–2020 None So begann ich einen Weg, von dem ich manchmal glaube, dass er bereits ein Ziel sei. Aber er führt immer weiter. (Wolfgang Denk) [artedition · Verlag Bibliothek der Provinz] [Hrsg.: Wolfgang Denk, Martha Denk, Carl Aigner. Konzeption, Red.: Martha u. Wolfgang Denk, Carl Aigner. Mit Textbeiträgen von Carl Aigner, Wolfgang Denk u. Susanne Magdalena Karr.] Ich bin ein ausreichend gebildeter, hauptsächlich durch Selbstermächtigung als Autodidakt arbeitender Maler. Mit über 50 Jahren Praxis als freischaffender Künstler sehe ich eben für mich neue Aufgaben und Leitmotive. Ich will die Malerei einfach in ihren strukturellen und materialimmanenten Texturen und ihren sensitiven, rational schwer erfassbaren kompositionellen und farbstrukturellen Zuständen weiter erforschen. Diese malerischen Abenteuer und Auffassungen neuer Bildwelten, was jetzt, sagt man, ein neuer Trend wäre, zeigt, welche Potenzialität noch in der Malerei zu finden ist. Mich treibt nur an, eine möglichst große formale Vielfalt, allumfassendes Einbeziehen des Zufalls – den es nach Meinung der Mystiker gar nicht gibt – koloristische Intensität und Sinnestiefe zu entwickeln. (Wolfgang Denk, „Meine neuen Malereien“) Siehe auch WOLFGANG DENK | CARL AIGNER (Hrsg.) WOLFGANG DENK – EINE WERKMONOGRAPHIE [artedition · Verlag Bibliothek der Provinz] ISBN 978-3-99028-811-5
Wolfgang Denk – Eine Werkmonographie
Wolfgang Denk – Eine Werkmonographie None So begann ich einen Weg, von dem ich manchmal glaube, dass er bereits ein Ziel sei. Aber er führt immer weiter. (Wolfgang Denk) [Hrsg.: Wolfgang Denk, Carl Aigner.] [artedition · Verlag Bibliothek der Provinz] Dieses Buch ist eine Art Gebrauchsanweisung, ein einladender Pfad zu meinem Werk, ein Wegweiser auf der Reise durch Energieströme und Essenzen zu meinem künstlerischen Denken und den Emanationen meiner Kunstwerke – eine Flusswanderung am ultrablauen Strom der Phantasien und Träume, eine „Erinnerung an die Zukunft“, ein Stundenbuch der Wellen, Ecken, Kanten und Fallen der bildnerischen Versuche. Die Reise ist auf jeden Fall eine Entdeckungsfahrt zu den Ufern der Kunstwerke, entlang der Grenzlinien zwischen Kunst und Lebensrealität, vorbei an Kraftfeldern und Einsichten, Verdunkelungen und Erleuchtungen, Schaustellungen und Provokationen. Von Dramen bis hin zu Beispielen visionärer, naiv-kindlicher Spielfreude dient das Buch als Navigationshilfe zu den Indikatoren meines künstlerischen Universums. Da der Berner Kunstphilosoph Johannes Gachnang einst einen „morgenlandfahrerischen“* Bericht über visionäre Kunstannäherungsrituale geschrieben hatte, lud ich ihn in die Kunsthalle Krems als Kurator der programmatischen Ausstellung „Chaos – Wahnsinn. Permutationen der zeitgenössichen Kunst“ ein. Seine Theorien schienen mir wie auf den Leib geschneidert zu sein. Der documenta-Macher mit umfassendem Kunstwissen war bis zu seinem tragischen frühen Tod mein Freund. Werden Sie Zeugen der Laboratorien des Neuen, blicken Sie ins Atelier des Künstlers, auf der langen Reiseroute von den heimischen Mostviertler Bauernhöfen nach Wien und Krems, weiter über Indien, Amerika, Japan und Afrika bis ins Tal des dunklen Flusses Kamp, gemeinsam mit Martha, zahlreichen Besuchern und Gästen wie Susanne Wenger und stets begleitet von Schäferhunden! (Wolfgang Denk, Ouvertüre) * Hermann Hesses Erzählung „Morgenlandfahrt“ berichtet von dem Geheimbund der Morgenlandfahrer, der die in allen Völkern und Zeiten zerstreute Gemeinschaft der Gläubigen, der Träumer, Dichter, Phantasten darstellen soll, symbolisch in ein gleichzeitiges Schicksal zusammenfasst.
Günter Egger – DER DIE DAS BÜCHER
Günter Egger – DER DIE DAS BÜCHER 25 Arbeiten in Mischtechnik 2014 bis 2018, 42 x 32,5 cm [artedition | Verlag Bibliothek der Provinz] Der Zyklus der Buchzeichnungen ist abgeschlossen, die Spurensuche nicht. Sie beginnt mit dem Abbruch der sogenannten „Weitiza“, einer Keusche in einem Dorf im Kärntner Gailtal. Meinen im Jahr 1877 geborenen Großvater kenne ich nur von einigen Fotografien und erhalten gebliebenen Dokumenten. Eines wurde im Jahr 1919 in Chicago ausgestellt. Es berichtet, dass er anno 1912 via Schiff von Antwerpen aus nach Amerika gereist ist, als Bottler (Flaschenabfüller) arbeitet und aus dem „former Austro-Hungarian Empire“ stammt. Als er zurückgekommen war, konnte er sich mit seinem Verdienst seinen Traum von der eigenen Keusche verwirklichen. Er kaufte die an der Schattenseite des Dorfes gelegene „Weitiza“. Daneben ließ er ein Wirtschaftsgebäude errichten. Die „Weitiza“, so wie ich sie in Erinnerung habe, bestand aus zwei Räumen. Die Küche: Sparherd, Waschbecken mit Kaltwasser, Esstisch. Augenfällig im Schlafzimmer der Herrgottswinkel, rundum mit Partezetteln tapeziert. Darunter stand der Radioapparat. Der Kachelofen: wie ein auseinandergeschnittener riesiger Schneeball, die flache Seite unten, hie und da grüne Kacheln, die Faustkacheln, hineingedrückt. Zwei Betten. Nachtkastln: die Lade innen mit braunem Packpapier ausgekleidet, ein Wasserglas daraufstehend, in welches die rosa Zahnprothese versenkt werden konnte und auch wurde. Der Dachboden: die Schusterwerkstatt des Onkels. Bemalte Bauernkästen, die Hochzeitstruhe der Großmutter, Schusterwerkzeug, Leisten in herrlicher Unordnung. Manchmal fand ich eine Schlangenhaut oder das beeindruckende Gebilde eines verlassenen Wespennests, die Spuren der Siebenschläfer und Mäuse. Das Plumpsklo befand sich im daneben gelegenen Wirtschaftsgebäude: zwei im rechten Winkel angeordnete Brettersitze mit kreisrunder Öffnung. Der größere Sitz für die Erwachsenen, der kleine für die Kinder. Das Toilettenpapier: geschnittenes Zeitungspapier. Mein Onkel übernahm nach dem Tod des Großvaters die Keusche. Er lebte dort alleine. Der Heimkehrer-Entlassungsschein, ausgestellt 1947 in Wiener Neustadt, berichtet, dass er, der Schustergehilfe, nach über zwei Jahren russischer Kriegsgefangenschaft nach Hause zurückgekommen ist. Läuse- und seuchenfrei. Heimkehrerspende 50 Schilling, Zigarettenspende 10 Stück. Er war 27 Jahre alt. Arbeit bei der Wildbachund Lawinenverbauung, Kriegsopferrente. Manchmal im Gegengeschäft für ein Essen den Dörflern die Schuhe geflickt, Brennholz aus dem Wald geholt. Schon vor meiner Schulzeit, später dann in den Ferien, fuhren meine Mutter, meine Schwester und ich manchmal wochenlang auf Besuch zum Onkel. Bei diesen Anlässen übersiedelte er in das sogenannte „Wallfahrerzimmer“, einen bewohnbaren Raum im Wirtschaftsgebäude. Wir zogen in die „Weitiza.“ Von seiner Vergangenheit erzählte der Onkel kaum. Wahrscheinlich fragte ich ihn auch nicht danach, interessierte mich nicht dafür. Meist sprachen die Erwachsenen windisch. („Deitsche Sprache schwere Sprache: Der, Die, Das, Das Die Der Teifl hol.“) Mag sein, ihre Gespräche kreisten auch um die schlechten alten Zeiten und dass es die Kinder einmal besser haben sollen. Meine Ferien: Freiheit. Entlassen aus der Obhut der Erwachsenen. Diese beschäftigten sich mit ihren Angelegenheiten: die „Weitiza“ frisch ausweißeln, mit einer Walze das Muster an den Zimmerwänden anbringen, die Onkelwäsche waschen, Blechwanne, Waschrumpel, das Entsaften: der Kult um den Holler. („Vor dem Holderbaum sollst du den Hut abnehmen.“) Walderd-, Waldhimbeeren, Schwarzbeeren, die Schwammerlsuche, Kürbisse. Meine kulinarischen Erinnerungen: Maiskolben in der Holzkohlenglut des Sparherds gegrillt, „Das goldene Band“, herrliche Fisolen aus dem Garten. Den Erwachsenen willkommene Unterbrechungen ihrer Tätigkeiten: schier nicht enden wollende Tratschereien mit den Nachbarn und zahlreichen Besuchern. Wie schon gesagt, oft auf Windisch. Manchmal schaute der Wegmacher auf seinem Moped vorbei, sein Werkzeug, die Schaufel, auf dem Gepäcksträger quer zur Fahrtrichtung eingeklemmt. Das Moped wurde zur Freude von uns Kindern beim Onkel untergestellt. Dann machte er sich pomali auf den Weg, der auf die Alm führt, um die vom Regen ausgeschwemmten Unebenheiten und Löcher zu begradigen. Hie und da ein verirrter Sommerfrischler, Besuche von Menschen, die ihren Urlaub an ihrem ehemaligen Heimatort verbrachten. Italienische, englische, französische Worte zum ersten Mal bewusst mit Begeisterung aufgeschnappt. Expeditionen mit den Nachbarskindern in den Wald. Die Hochsitze der Jäger: ideal fürs Indianerspielen. Lianenrauchen oder zumindest so tun als ob. Versteckspiele in den Kukuruz- oder, wie die Dörfler sie nannten, Türkenfeldern. Brennnesseln. Hütten aus Ästen gebaut. Der Vorsatz, darin zu übernachten, scheiterte letztlich am Mut. Die Alten erzählten doch zu drastisch die Sage „Die wilde Jagd“ oder von den Raubrittern von Starhand. Aufgeschürfte Knie, vom Taschenfeitl verletzte Hände wurden mit Schnaps, wenn vorhanden mit „Diana Franzbranntwein mit Menthol“ desinfiziert. „Brennt ab und ist gut.“ Einen der wenigen Fernsehapparate, die es damals gab, besaß die Nachbarin. Er stand in ihrer Küche. Die halbe Umgebung kam mit einem Sessel zum Schauen angerückt. Das Nachmittagsprogramm: manchmal der „Kasperle“, abends in der „Zeit im Bild“ grausige Bilder und Berichte vom Vietnamkrieg. Der Onkel zwei Stationen mit dem Personenzug 3. Klasse ins Kino: „Jesse James – Mann ohne Gesetz“. Bei schönem Wetter, wenn die Dunkelheit hereinbrach, versammelte sich fast die ganze Nachbarschaft auf der Wiese vor der „Weitiza“, um in den Nachthimmel zu starren. Man wollte den „Sputnik“ (erster sowjetischer Satellit) vorbeifliegen sehen. Die Alten sagten beim Anblick des Sternenhimmels, die Sterne seien die Seelen der Verstorbenen. Die Sonntage: die meisten Männer im Freien vor der Kirchentür stehend, in Tabakrauchwolken gehüllt, mit einem, besser zwei Augen nach dem Gasthaus schielend. Aus dem Kircheninneren der schleppende Gesang von Frauenstimmen, Gemurmel. Die Kirchtage: Standler. Türkischer Honig, Kokosbusserln, Blechspielzeug mit einem Schlüssel zum Aufziehen, Tiere, Panzer, Spielzeugpistolen. Die Verzweiflung darüber, wenn man das Werkl überdreht hatte. Die verstorbenen Dörfler wurden damals zu Hause aufgebahrt. Manchmal ging der Onkel zur Totenwache, zum Beten. „Gott gib ihnen die ewige Ruh.“ Der Ortsfriedhof, ein paar Schritte von der „Weitiza“ entfernt, Schauplatz dramatischer Begräbnisse. Die Trauergäste wurden beim Friedhofstor mit Brot empfangen. Der Friedhof selbst: nichts Gespenstisches, ein schöner, mit Liebe gepflegter Garten – zumindest bei Tageslicht. Friedhofsbesuche zu Allerheiligen, Allerseelen. Erinnerung an schneebedeckte Grabhügel. Darauf brannten Kerzen. Die verlöschten zündeten wir Kinder wieder an. Als der Onkel nicht mehr alleine leben konnte, übersiedelte er in ein Altersheim. Die „Weitiza“ war lange Zeit unbewohnt. Ihrer bemächtigte sich der Schimmelpilz, unmöglich, sie wieder instand zu setzen. Später baute mein Schwager an ihrer Stelle seine Werkstatt. Meine Schwester fand beim Ausräumen der Keusche in der Nachtkastllade des Schlafzimmers und am Dachboden die Bücher. Sie fragte mich, was man mit ihnen machen solle. Von der Schönheit der Bücher fasziniert, verstaute ich sie in einem Karton. Erst Jahre später erinnerte ich mich an sie. Vielleicht war jetzt die Zeit reif geworden, sie in Bilder umzusetzen. Die Bücher der „Weitiza“ sind Religionsbücher auf Deutsch und Slowenisch, Schul-, Sagen-, Märchen- und Sparbücher, ein Buch über das Schusterhandwerk, Haushaltskalender … Zum Lesen damals für mich nicht von Interesse. Die Illustrationen aber mit großen Augen angeschaut. Sie auch liebend gern mit Kritzi Kratzi versehen. Die aufkommenden ausgeborgten Comic-Heftln hatten auf mich naturgemäß die stärkere Anziehungskraft. Über drei Jahre hinweg brachte ich das, was die Zeitumstände aus diesen Büchern gemacht hatten, zu Papier. Habe sie beobachtet, belauscht. Mit Blei- und Buntstiften, Tintenblei, Aquarellfarben, Ölkreide, Deckweiß, in Mischtechnik sozusagen. Das Zeichenpapier ist einem alten Buchhaltungsbuch entnommen. Ich bemerkte, dass sich der Ordnungsraster – er dient dazu, Zahlen aufzuzeichnen, Abrechnungen zu notieren – zu von mir gewünschten graphischen Resultaten verwaschen ließ. Das konnte ich gut in meine Zeichnungen integrieren. Die Bücher selbst musste ich akribisch abbilden. Verwandelt waren sie ja. Ihren Geruch, ihre Oberflächenlandschaft, das Vergilbte, Spuren von Flüssigkeiten, das Kritzi Kratzi, Notizen, Heftklammern, Leinenstreifen, Fäden, Prägungen … wollte ich darstellen, festhalten. Als wohlwollende Menschen bemerkten, dass ich diese Bücher zeichnete, brachten sie mir ihre Schätze. Einige davon habe ich den „Weitiza“-Büchern hinzugefügt, eines, handgeschrieben in klassischem Chinesisch, prompt verkehrt vor mich hingelegt und auch so gezeichnet. Buchobjekte wie welke Blätter, die im Laufe der Zeit eine überraschende Poesie entfaltet haben. Fragmente, kaum noch Schriftstücke, Mischwesen: halb Zeugen menschlichen Daseins, halb bloßes Material, das sich anschickt, in den Kreislauf der Natur zurückzukehren. Diese Mischung aus Hinfälligkeit und Durchhaltevermögen erweckte in mir den Wunsch, sie zu bewahren. Sie wurden vor meinen Augen lebendig, als hätten sie die Empfindungen ihrer ehemaligen Besitzer angenommen und würden damit Zeugnis von der Existenz dieser Menschen ablegen. Lebendig geworden ist für mich auch eine Welt an einer Zeitenwende, wie ich sie in den Ölbildern und Holzschnitten des Künstlers Werner Berg sehe. Sie erzählen von einem Menschenschlag, der an einer alten agrarischen Lebensform festhält, sich nur zögernd und allmählich von ihr löst. Am Ende meiner frühen Jugend war ich wenig zu Gast in der „Weitiza“. Im Kofferradio hörte ich mit Hingabe Janis Joplins unter die Haut gehendes Gekreische „Oh Lord, won’t you buy me a Mercedes Benz? … Oh Lord, won’t you buy me a colour TV?“, Bob Dylan sang „The times they are a-changin’ …“ Aufbruchstimmung (Günter Egger)
Reinhold Rebhandl – schatzkästlein österreich
Reinhold Rebhandl – schatzkästlein österreich 43 Bilder artedition | Verlag Bibliothek der Provinz [Mit einem Text von Manisha Jothady] Berge, Seen, Landschaft, Kirchen, Denkmäler, Schlösser und Wahrzeichen. Die Fotografien präsentieren das Land von seiner schönsten Seite. Reinhold Rebhandl eignet sich diese Bilder an, fotografiert aus Büchern der 60er, 70er und 80er-Jahre und bearbeitet die SW-Abzüge mit Acrylfarbe. Weiß, Schwarz und verschiedene Grautöne werden meist in einer unscharfen Geometrie, dann wieder lasierend oder gestisch pastos aufgetragen. Die Bilder werden überdeckt, bemalt. Das eigentliche Bildmotiv verschwindet aber nie zur Gänze, es lässt sich erahnen und rekonstruieren. Die Intention der Fotografien, Österreich in Hochglanz zu präsentieren, die schönsten Orte für internationales und heimisches Publikum zu inszenieren, wird durch die Bemalung und die vorherrschenden Grautöne unterminiert. Die Stimmung bleibt ambivalent. „Schatzkästlein Österreich“ stellt keine direkten Fragen zu nationaler oder regionaler Identität, hinterfragt jedoch die – ästhetischen – Mechanismen eines medial präsentierten und produzierten Abbilds eines Landes. Im Kontext mit anderen Arbeiten Rebhandls bietet „Schatzkästlein Österreich“ eine kritische Auseinandersetzung mit dem Begriff Heimat und den damit einhergehenden Inszenierungen und Projektionen. In ihrem Text „Dem Bild ein Bild abringen“ bezieht sich Manisha Jothady auf den kunsttheoretischen Kontext und verknüpft die Art und Weise der Bildfindung Rebhandls mit Beispielen aus der Kunstgeschichte.
Ewald Walser – Aufgefangene Zeit
Ewald Walser – Aufgefangene Zeit [Arbeiten von 1975 bis 2018] artedition | Verlag Bibliothek der Provinz [Textbeiträge und Textauszüge von Lydia Altmann, Peter Baum, Hermann Friedl†, Bodo Hell, Martin Hochleitner, Peter Kraml†, Helmuth A. Niederle, Hubert Nitsch und Christian Steinbacher] »Ein Bild ist das Auftauchen an einem anderen Ort.« (Montaigne) Der 1947 in Wels geborene Maler Ewald Walser hat neben seiner Lehrtätigkeit an der Kunstuniversität Linz über zwei Jahrzehnte die Künstlervereinigung MAERZ geleitet und war Kurator und Organisator zahlreicher internationale Kunstprojekte von Australien über Osteuropa und das Baltikum bis Russland. Am 31. März 2017 vernichtete ein Großbrand im gemeinsamen Atelier von Ewald Walser und Katja Vassilieva das gesamte Bilderlager. Diese Werkübersicht vereint Arbeiten aus fünf Dezennien künstlerischer Tätigkeit Walsers. Ein großer Teil der abgebildeten Werke konnte dabei nur noch mit Hilfe digitaler Dateien dokumentiert werden und macht so den künstlerischen Weg Walsers doch wieder nachvollziehbar. Walser arbeitet als Maler an ambivalenten Systemen. Seine Bilder erscheinen zugleich natürlich und künstlich. Im Sinne einer Formulierung von Thorsten Sadowsky sind die Grenzen zwischen dem Gemachten und Gestalteten einerseits und dem Gewordenen und Gewachsenen andererseits absolut durchlässig gehalten. Über exakt definierte und souverän beherrschte formale Ponderationsverhältnisse sucht Walser einen Mittelweg zwischen Abstraktion und Gegenständlichkeit, zwischen Präsenz und Absenz von Autorschaft, zwischen ikonografischer Identität und motivischer Offenheit. Ewald Walser erörtert sinnlich und analytisch ein Modell der Differenz, das jegliche Dialektik im gleichen Moment offenbart wie auch malerisch zusammendenkt. (Martin Hochleitner, Kunsthistoriker, Leiter des Salzburg Museum) In der Kunst kann nur die Form das Verbindliche sein. Eine Konzentration auf davon losgelöste Mitteilungen welcher Art auch immer lassen nicht nur keinen ästhetischen Blick entstehen, sondern auch das Unbekannte draußen. Ohne Bilderzählungen oder literarische Inhalte zu bemühen dringt Walser in die Sedimentierung der Wirklichkeit als erinnerter Wahrnehmung ein und übersetzt diese in die sinnlich erfahrbare Realität der Malerei. (Christian Steinbacher, Schriftsteller, zu den Arbeiten von Ewald Walser) „Ein rein formales Spiel interessiert mich nicht“, sagt Walser selber über seine Intention. „Eine künstlerische Arbeit überzeugt mich dann, wenn sie mich berührt, wenn sie mehrere Ebenen von Lesbarkeit hat.“ Und weiter: „Gute Maler sind für mich mehr als Bildermacher.“ So gesehen ließen sich, im Sinne einer Formulierung des deutschen Kunstkritikers Hanno Rauterberg, Walsers Bilder als „gute Malerei“ bezeichnen, denn jene solle zuallererst die Lust am Betrachten wecken. Infolge wolle sie entdeckt, befragt, erschlossen und bis zu einem gewissen Grad enträtselt werden, sich jedoch einen Rest von Rätselhaftigkeit bewahren. So gesehen sind Ewald Walsers Bilder tatsächlich „einfach nur gute Malerei.“ (Lydia Altmann, Kunsthistorikerin)
PatientInnenkunst aus der ehemaligen Landesheil- und Pflegeanstalt Niedernhart
PatientInnenkunst aus der ehemaligen Landesheil- und Pflegeanstalt Niedernhart [1875–1925] […] In Linz wurde bereits 1788 eine erste „Psychiatrie“ im sogenannten Prunerstift errichtet. Mitte des 19. Jahrhunderts wurde allerdings in dieser innerstädtischen Einrichtung ein angemessenes Heilverfahren unmöglich, da es an „erforderlichen Räumen für Klassenabteilungen, notwendigem Grund und Boden, gutem Wasser, Abgeschiedenheit, einer Gelegenheit zur Beschäftigung und ‚freundlichem‘ Aufenthalt“ fehlte. Ein Neubau am Stadtrand wurde 1867 eröffnet. Die neue Anstalt in Niedernhart erfüllte alle damals eingeforderten Bedingungen: „Lage in einer gesunden, angenehmen Landschaft und doch zentrumsnah, ausreichend Grund und gutes Wasser, hohe, gut belüftbare Räumlichkeiten.“ In der Anstalt gab es eine Küche, eine Wäscherei, Fleischhauerei, Bäckerei, Schlosserei, Gärtnerei und Zimmerei. Das sogenannte Kern-Gut versorgte die Anstalt mit landwirtschaftlichen Gütern. Die Patientinnen wurden von geistlichen Schwestern vom Orden des hl. Vinzenz von Paul betreut, Patienten wurden von weltlichen Pflegern versorgt. Sofern es ihr gesundheitlicher Zustand erlaubte, sollten die PatientInnen in allen Bereichen der Anstalt und vor allem in der Landwirtschaft tätig sein. Aus manchen Krankenakten geht hervor, dass die Anstaltsinsassen aber lieber eigenen Beschäftigungen nachgehen wollten. Ein solcher Eigenantrieb war nicht besonders geschätzt. Künstlerisches Schaffen wurde in der damaligen Zeit generell nicht durch die Ärzte gefördert. Die in den Krankenakten gefundenen Exponate waren meistens Briefe an die Angehörigen oder Briefbeigaben. PatientInnenbriefe wurden in der Anstalt nicht abgesandt, sondern in den Krankenakten abgelegt. Der damalige Primar in Niedernhart war Franz Schnopfhagen (1848–1925). Er leitete die Anstalt von 1880 bis 1925, also 45 Jahre lang. Der Arzt wurde von den PatientInnen sehr verehrt und genoss auch in der Ärzteschaft große Achtung. Der geschätzte Anstaltsleiter ließ „keine Verbesserung auf dem Gebiet der Pflege und Behandlung der Geisteskranken ungenützt […]“. Er führte als einer der Ersten die Fiebertherapie (Malariabehandlung) bei progressiver Paralyse durch. Auch Schnopfhagen war – wie viele seiner Kollegen in anderen psychiatrischen Anstalten – in ästhetischen Dingen Laie. In der Krankengeschichte wurde, wenn überhaupt, nur erwähnt, dass der jeweilige Patient oder die Patientin sich zum Beispiel mit Zeichnen, Sticken etc. befasste. Kunsttherapie – wie man sie heute versteht – gab es damals noch nicht. Bereits zu dem Zeitpunkt, als die Zeichnungen gesammelt wurden, konnte kein ästhetischer Diskurs zwischen den PatientInnen und dem behandelnden Arzt stattfinden. Briefe, Konstruktionszeichnungen, Handarbeiten (Stickereien in Briefen und auf Zeitungspapier, mit einer Nadel perforierte Brieftexte), Zeichnungen und schriftliche Notate zählen also zu den bis dato aufbewahrten Artefakten. Als Beilage zur Krankengeschichte sollten sie die Diagnosen der Ärzte stützen. Sie geben Aufschluss über das Leben in der Anstalt aus der Sicht der PatientInnen, über persönliche Neigungen und über ihr individuelles Leid und Schicksal. Patientinnen befassten sich auch mit textilen Erzeugnissen. Ab 1913 gab es zwei Nähmaschinen in der Anstalt. Ab den 1930er-Jahren wurden solche Handarbeiten auch in mehreren Ausstellungen präsentiert. Sie blieben allerdings nicht erhalten; ihre künstlerische Qualität können wir demnach heute nicht mehr feststellen. […] Seit der Einführung des Begriffs „Art brut“ wird daran festgehalten, dass Kunst nicht nur im „gelehrigen“ Umfeld entsteht. Sie kann auch nicht allein nach der meisterhaften Beherrschung der jeweils angewandten Technik beurteilt werden. Kriterien, die die kreative Umsetzung einer Botschaft in den Vordergrund rücken, stehen daher im Fokus. Die ästhetische und gesellschaftsrelevante Aussage des jeweiligen Werkes und nicht so sehr die Biografie oder Krankengeschichte des Urhebers/der Urheberin sollte zentraler Ausgangspunkt einer kritischen Beurteilung sein. Kreative Arbeiten aus psychiatrischen Kliniken sind wichtige kunst- und kulturhistorische Dokumente; sie sprechen uns oftmals ästhetisch an und wir können viel aus ihnen erfahren. Sie eröffnen uns einen Zugang zu einer Welt, die bis vor Kurzem einem kleinen Kreis von „Eingeweihten“ vorbehalten blieb. (Brigitte Reutner) [Diese Publikation erscheint anlässlich der Ausstellung Extraordinaire! Unbekannte Werke aus psychiatrischen Einrichtungen in der Schweiz um 1900 – ergänzt um Werke aus Österreich. Hrsginnen: Hemma Schmutz, Brigitte Reutner; LENTOS Kunstmuseum Linz. AutorInnen: Milena Dimitrova, Barbara Forster, Markus Rachbauer, Brigitte Reutner, Harald Werner Schöny.] [artedition · Verlag Bibliothek der Provinz]
2 Captains – 1 Mission : Lena Göbel & Maria Moser
2 Captains – 1 Mission : Lena Göbel & Maria Moser [artedition | Verlag Bibliothek der Provinz Dieser Katalog erscheint anlässlich der Ausstellung »2 CAPTAINS – 1 MISSION. LENA GÖBEL & MARIA MOSER« im Museum Angerlehner von 24. Feber bis 22. September 2019. Herausgeberinnen: Lena Göbel, Maria Moser. Autoren: Björn Engholm, Günther Oberhollenzer, Florian Steininger.] Erstmals sind Holzschnitte von Lena Göbel und Malereien von Maria Moser gemeinsam in einer Ausstellung zu sehen. Beide Künstlerinnen beherrschen ihre Techniken herausragend, verstehen mit Druckstock und Malmaterial umzugehen und haben zu einer Handschrift gefunden, die unverwechselbar und authentisch erscheint. (…) Über die Werke der beiden ist eben ausreichend gesprochen worden. Ich mache dazu noch zwei Bemerkungen: Bei Maria Moser ist es die absolute Unbeirrbarkeit, mit der sie diesem Urmaterial Eisen verbunden geblieben ist. Aufgewachsen in der elterlichen Schmiede, haben die Sonderheiten dieses Schmiedebetriebes und des Materials Eisen, die sinnlichen Sonderheiten dieser Prozesse, die dort abliefen, ihre Bildästhetik nachhaltig geprägt und das hat sie bis heute konsequent durchgehalten. Ihre Bilder sind bei aller Auflösung des Gegenstandes Eisen unverkennbar diesem Mineral gewidmet, seiner Rohheit, seiner Kraft, der Archaik, insbesondere den Farbvariationen im Bearbeitungsprozess. Irdene über zart rötliche, dramatisch explosiv rote, violette, bläuliche bis rostbräunliche Töne kennzeichnen die Bilder. Es ist eine nie endende, trotz aller Expressivität, zutiefst impressive Hommage an das Material Eisen. Lena Göbel fasziniert mich durch ihre Arbeit in einem Metier, das wir zwar in der zeitgenössischen Kunst hier und da finden, aber doch eher selten: den Holzschnitt. Und ich finde, dass ihre Werke anknüpfen an die große Tradition der europäischen Holzschneiderei. Man erinnert sich, wenn man vor den Arbeiten steht, an Dürer, an Baldung, an Kranach den Älteren, aber auch an die Expressionisten später, wie Heckel, Kirchner, Pechstein, Munch und andere. Vor allem aber scheinen sie mir eine zeitgenössische Fortführung der großen Tradition der Wiener Moderne zu sein. Wenn man sich erinnert an die Großen jener Periode, Koloman Moser, Carl Moll, Emil Orlik, Marie Uchatius oder insbesondere auch Ludwig Heinrich Jungnickel, der eine wunderbare Figur gemacht hat. Sozusagen eine Grille, rauchend, einen Wiener Dandy darstellend. Dann würde ich sagen, ist Lena Göbel wirklich Bestandteil in zeitgenössischer Form dieser bedeutenden Tradition. Und wenn Sie sich ihre Arbeiten ansehen und vergleichen mit anderen zeitgenössischen großen Holzschnitten, etwa Baselitz oder Penck oder neuerlich auch Jonathan Meese, dann würde ich sagen, sie steht auch in dieser Gruppe völlig gleich bedeutend mit ihrer Kraft und ihrer Schöpfungsfähigkeit. Das zweite, das mich bewegt und beeindruckt, ist die teils bewusste, teils wahrscheinlich auch unbewusste tiefe Verankerung beider Arbeiten, beider Malerinnen in der Mythologie. Und da Mythen immer auch erzählerisch oder bildhaft zur Weltaufklärung, zur Welterfahrung, zur Welt-Sinnstiftung und Identität beitragen und wahrscheinlich bis heute subkutan immer noch beitragen, berühren die Bilder von Maria Moser und die Holzschnitte von Lena Göbel Bereiche jenseits unserer Ratio. Das heißt, sie erreichen Gefühle und vielleicht sogar etwas, das noch darunter liegt und haben dadurch eine ganz besonders nachhaltige Form der Anmutung. Das Eisen, Maria Mosers Bildelement, findet seinen Platz in der griechischen Mythologie. Wer sich erinnert an die Schule Ovid – wir haben ihn gehasst, weil wir das nicht übersetzen konnten, was er da zusammengeschrieben hat. Aber Ovid hat die Einteilung der Zeitalter vorgenommen: in Goldenes, Silbernes, Bronzenes und Eisernes. Und wir wissen, dass das Eiserne Zeitalter einen Endpunkt markiert, es markiert sozusagen den endgültigen Moralverlust der Menschheit. Bei Ovid wird das etwas nüchterner ausgedrückt. Ovid nennt das Eiserne Zeitalter den Beginn einer tiefgreifenden technisch-wirtschaftlichen Veränderung. Er beschreibt den Schiffbau. Im Goldenen Zeitalter waren die Bäume noch auf den Bergen, im Eisernen Zeitalter waren die Bäume alle von den Bergen genommen. Ein Zeichen dafür, dass Schiffbau ganze Gegenden verkarstet hat. Er beschreibt den Bergbau, Metallbeschaffung für Waffen. Er beschreibt Landvermessung im Eisernen Zeitalter, das Ende des Allgemeineigentums in Gesellschaften. Und im Biblischen – bei Jesaja wie wir wissen – kommt die Janusköpfigkeit des Eisens zum Tragen: Schwerter oder Pflugscharen. Es kommt darauf an, was der Menschen Weisheit oder Dummheit daraus macht. Also Anfang und Ende, Werden und Vergehen, Friede und Kampf. In Maria Mosers Bildern ist alles enthalten, gleichsam das ganze Leben: materie in spiritu. Bei Lena Göbel sind es die anthropo-zoomorphen Figuren, die teils drohend, düster, archaisch, mal verwirrend schön und prächtig daherkommen, immer mit einem Augenzwinkern, einer guten Portion Ironie hinterlegt. Sie spielt mit den Mythen in unserem Unterbewusstsein. Und wir erinnern uns, wenn wir die Bilder betrachten, etwa an die Chimäre. Die Chimära oder ihre Schwester Hydra. Wir erinnern uns an Sphynx, Zentaur, Pegasus, den Minotaurus oder den Faun. Und mit denen verbindet sich mancherlei. Es verbindet sich damit Angst und Sehnsucht, Mut und Unbeherrschtheit, Lüsternheit, Demut, Dummheit bis hin zu olympischer Weisheit. Die ganze Spanne von Urängsten, von Destruktion bis Konstruktion. Vielerlei von dem, was in diesen Bildern subkutan angelegt ist, finden wir bei genauem Hinschauen in unseren heutigen Gesellschaften. Die Unbeherrschtheit der Mächtigen, ihre Gier. Das Tierische im Menschen, Wölfe im Schafspelz. Das Böse in der scheinbar wunderbar friedlichen, kleinen Idylle. Und dazwischen immer wieder neue Horizonte. Es setzt sich hier und da wieder Gutes durch, weise Ideen schaffen Raum für humane Zukünfte. Dies alles untergründig in Bildkunst eingefangen, wie es die beiden Künstlerinnen getan haben, dabei mit einer absolut unverwechselbaren Handschrift in einer überzeugenden Präsentation in diesem Hause zugleich, das ist eine Augenweide. Warum die beiden Damen »two captains« heißen, hab ich mich lange gefragt. Das ist ein schöner Griff, aber zwei Captains, normalerweise sind unsere Kapitäne – unsere Führungspersonen – auch heute immer noch Männer. Wenn man noch einmal in die Mythologie geht, dann gab es Harpyien. Ich weiß nicht, wer sich daran erinnert. Der eine Dichter hat die Harpyien beschrieben als ziemlich garstig und ziemlich böse. Der andere, Hesiod, hat gesagt, es waren glanzvolle Frauen, schwarz mit Locken, schön anzuschauen. Und er hat sie genannt Sturm-, Winde- oder Windsbräute. Also ich würde an die Stelle von »Two Captains« als kleine Unterschrift setzen: »the two whirlwinds« – die Wirbelwindesturmbräute. (…) Bilder wie die von Maria Moser und Lena Göbel machen Lust auf ein solch kultiviertes und kulturvolles Europa. Ein Europa, das sich über seine Ästhetik definiert und nicht nur, wie heute üblich, permanent die Uneinigkeit fortführt. Also in diesem Sinne: Respekt dem Hausherrn, Erfolg den beiden Künstlerinnen und Ihnen allen ein anregendes Seherlebnis! (Björn Engholm in der Eröffnungsrede zur Ausstellung »2 CAPTAINS – 1 MISSION. LENA GÖBEL & MARIA MOSER« im Museum Angerlehner)
Pepi Maier – Arbeit am Objekt
Pepi Maier – Arbeit am Objekt [artedition | Verlag Bibliothek der Provinz.] [Hrsg.: Pepi Maier. Mit Texten von Carl Aigner, Achille Bonito Oliva, Judith Fischer, Christa Häusler, Reinhard Kannonier, Herbert Lachmayer, Bart Lootsma, Eleonora Louis, Rainer Metzger, Monika Pessler, Robert Pfaller, Arnulf Rohsmann, Georg Schöllhammer, Jon Tompson & Rainer Zendron.] Die Arbeit von Pepi Maier wird heute meist mit seinen atmosphärischen Groß-Installationen der letzten Jahre in Verbindung gebracht: etwa den vereisten Kupferspiralen von Twist Below Zero, die sich eindrucksvoll durchs den Dachgebälk des Ursulinenklosters winden, oder mit Donauregen, bei welchem er – anlässlich der Europäischen Kulturhauptstadt Linz 09 – die Nibelungenbrücke als Wasserfall inszenierte. Um jedoch seiner künstlerischen Herangehensweise auf die Spur zu kommen, lohnt es sich einen weitgespannten Überblick über sein Werk, so wie ihn diese Publikation anstrebt, genauer zu betrachten. Auch wenn er ganz in der Tradition der concept art gewohnte Sichtweisen, Begriffe und Zusammenhänge hinterfragt, erlangt bei ihm jedoch nie das Konzept, gegenüber der materiellen Ausführung des Werks, dominante Bedeutung. Diese, sich nicht zuletzt hieraus speisende, hohe ästhetische Qualität wird ganz besonders in seinen aktuellen, ephemeren Arbeiten, wirksam und ermöglicht so auch Menschen, abseits eines einschlägigen ExpertInnensystems, eindrückliche Erfahrungen. (Rainer Zendron im Vorwort)
Gerald Brettschuh – Leib und Seele
Gerald Brettschuh – Leib und Seele Bilder 1974–2019 [artedition | Verlag Bibliothek der Provinz. Hrsg.: Kunsthaus Köflach. Text: Walter Titz.] Body & Soul I „Beide meine Hände sind alles, was ich bin“ „Der Gebrauch der Körper“ ist Titel des ersten Teils der von Michael Pilz erstellten 751-minütigem (!) Filmdokumentation über das Gesamtkunstwerk Gerald Brettschuh. Der Cineast Harry Tomicek nennt seinen Essay über dieses monumentale Werk „Der Gebrauch des Körpers F-i-l-m“. Darin denkt der Autor über das Wesen der Kinematografie nach, deren Fähigkeit, Bewegung festzuhalten, genauer gesagt: die Bewegung „der sichtbaren und sinnfällig werdenden Körper und an Körper gebundenen Dinge“. In besagtem Film ist es vor allem der Körper des Malers Brettschuh, dessen Bewegungen akribisch dokumentiert werden. Die an seinen Körper (im übertragenen Wortsinn) gebundenen Dinge sind in erster Linie jene Utensilien, die für die Herstellung von Bildern benötigt werden. Bilder, die aber auch Körper und Dinge als Motive brauchen, um Bilder zu werden. Oder, könnte man sagen, sie, die Bilder, brauchen Gegenstände. Denn Gerald Brettschuhs Kunst wird gemeinhin in der Rubrik „gegenständlich“ geführt. (…) Auch Brettschuh hält Bewegungen fest, manchmal als im Kopf fixierte Momentaufnahmen wie in den „Box-Bildern“ (davon später mehr). Dann wiederum werden aus Bewegungen heraus entstandene Posen festgehalten, speziell in unzähligen Aktbildern, die den (weiblichen) Körper pur ins Bild setzen, stellen, legen. Menschen in unterschiedlichsten Haltungen bevölkern aber auch jene Bilder, die in dieser Ausstellung die Abteilung „Figuren“ bilden. Jedenfalls geht es um den Gebrauch der Körper. Bekleideter und nackter Körper. Die gebraucht werden für Bilder, die mittels dieser Körper Unterschiedliches erzählen, höchst Unterschiedliches. Gebraucht im Sinn von benötigt. Für Bild-Geschichten, deren Motive dem Alltag ebenso entnommen sind wie der Phantasie, mit immer wieder sich auflösenden Grenzen zwischen der Außen- und der Innenwelt, den diversen Erfahrungssphären des Künstlers. Es sind Szenen, in welchen Menschen wie Du und Ich auf solche treffen, die ganz anders scheinen, aber – möglicherweise – auch sind wie Du und Ich. Wer kennt sich schon wirklich? Gerald Brettschuh ist der Erfinder und Choreograf dieser vom Gebrauch der Körper handelnden Szenen. Er ist der Schöpfer, aber in vielen Fällen auch das zentrale Geschöpf. Als Brettschuh-Körper in mehr oder weniger verkleidenden Verkleidungen. Entkleidungen. Porträt und Selbstporträt präsentieren sich als symbiotische Verschmelzungen. Brettschuhs Verhältnis zum Körper, zum eigenen und jenen der anderen, ist ein intensives. Im dritten „Triptychon“-Teil „Das Fest“ liest Brettschuh ein eigenes Gedicht vor, das nicht zuletzt dieses innige Verhältnis zum eigenen Körper, zur eigenen Person zum Ausdruck bringt. „Ich feiere mich selbst und singe mich selbst, / Und was ich mir anmaße, sollst du dir anmaßen, / Denn jedes Atom, das mir gehört, gehört auch dir.“ Nein, das ist nicht Brettschuh, das ist Walt Whitman. Der Beginn seines „Gesangs von mir selbst“. In Brettschuhs Worten hört sich das so an: „Ich in meiner Schönheit als Mensch / liebe alles an mir. Alles. / Am meisten aber meine Hand, / meine Hand, die eine wie die andere. / Beide meine Hände sind alles, was ich bin. / Brettschuh-Hände. / Hände hat jeder, keine Hand gleicht der anderen. / Was jeder mit seinen Händen machte bis heute, wer weiß. / Mit meinen Händen habe ich alles gemacht / selber mich, mich selber. / Meine Hände werden, / wenn alles Fleisch verloren, alle Haut, alles Fett, die Sehnen / noch nachleuchten. / Sie werden sagen zu den Unterirdischen: Seht hier – meine Hände.“ Keine Frage: Hände sind eine Art Markenzeichen in Brettschuhs Bildern. Hände, deren – manchmal zwischen den Welten, Diesseits und Jenseits, Oben und Unten angesiedelte – Markanz hervorsticht. Whitman besang „den elektrischen Leib“ – „the body electric“ –, Brettschuh bringt in seinen Bildern körperliche Energien von Whitman‘scher Qualität zum Ausdruck. „Oh mein Leib! Ich wage dein Ebenbild in meinen Mitmenschen, Mann und Weib“ – der amerikanische Dichter (den Brettschuh selbstredend nur im Original liest) geht das Wagnis mit seiner Literatur ein, der österreichische Maler mit seinen Bildern. Beide scheuen vor Pathos nicht zurück, beide werden nie peinlich. (Walter Titz)
Kristian Sotriffer – Kunstkritiker, Verleger, Künstler, Fotograf
Kristian Sotriffer – Kunstkritiker, Verleger, Künstler, Fotograf None [Begleitend zur Publikation KRISTIAN SOTRIFFER. Kunstkritiker. Verleger. Künstler. Fotograf erscheint eine Vorzugsausgabe in einer Auflage von 30 Stück, die von der Herausgeberin des Buches Semirah Heilingsetzer gemeinsam mit Gritli Sotriffer konzipiert und realisiert wurde. Auf Initiative von Heilingsetzer und Sotriffer stellten 24 Künstlerinnen und Künstler (GERALD BRETTSCHUH, FRIEDRICH DANIELIS, MARIO DECLEVA, CHRISTOPH DONIN, PAUL FLORA, CHRISTINE HEUER, HEINRICH HEUER, LORE HEUERMANN, RUDOLF HRADIL, KARL KORAB, HELMUT KRUMPLE, FRANKA LECHNER, GOTTHARD MUHR, ARMIN PRAMSTALLER, DRAGO PRELOG, ROMAN SCHEIDL, MEINA SCHELLENDER, RUDOLF SCHÖNWALD, ERNST SKRI?KA, HANS STAUDACHER, ERICH STEININGER, MARKUS VALLAZZA, LINDE WABER und OTHMAR ZECHYR) Graphiken und Originalwerke für die Vorzugsausgabe zur Verfügung, um die Realisierung der Publikation zu unterstützen. Exemplare der Vorzugsausgabe sind um jeweils €2.280,00 beim Verlag Bibliothek der Provinz erhältlich. Bitte kontaktieren Sie uns via bestellung@bibliothekderprovinz.at.] Kristian Sotriffer (1932, Bozen/Südtirol – 2002, Wien) war als Kunstkritiker, Verleger und Fotograf tätig. Bis 1967 hatte er eine führende Stellung im Verlag Anton Schroll inne und initiierte 1960 die Schroll-Presse, in der er eine Reihe von Editionen österreichischer Grafiker der Gegenwart herausgeben konnte. Diesem Feld widmete er sich auch später als künstlerischer Leiter der Edition Tusch (1972–1984). Die Kenntnis druckgrafi scher Techniken konnte Sotriffer durch die Zusammenarbeit mit dem Künstler Christoph Donin in der eigens dafür gegründeten Werkstatt vertiefen und umsetzen. Zu Sotriffers Verlagstätigkeiten zählt auch seine Mitarbeit im Druck- und Verlagshaus Herold. Sotriffer schrieb seit 1962 für die Kulturseite der österreichischen Tageszeitung Die Presse wöchentlich Artikel und Essays zum aktuellen Kunstgeschehen und avancierte als Kunstkritiker nach und nach zur geschätzten Autorität. Im Lauf von vier Jahrzehnten sind zahlreiche kunstästhetische Texte und Einführungen zu Ausstellungskatalogen entstanden. Kristian Sotriffers kulturgeschichtliche Studien zu Architektur und geformter Landschaft sind in zahlreichen Büchern dokumentiert. Auf seinen Reisen durch Südtirol und die Regionen Kärnten, Friaul, Slowenien und Kroatien entwickelte er nicht nur eine differenzierte Sicht auf ländliche Lebensräume, sondern auch einen aus der Perspektive der Ökologiebewegung der Siebzigerjahre geformten Begriff von „Kulturlandschaft“, der sich als roter Faden durch viele seiner Bücher und Fotobände zieht. (Christine Riccabona) [Hrsg.: Semirah Heilingsetzer. Mit Beiträgen von Peter Assmann, Peter Baum, Brigitte Borchhardt-Birbaumer, Sabine Breitwieser, Berthold Ecker, Hubert Christian Ehalt, Paul Flora, Joachim Gatterer, Stefanie Grünangerl, Michael Guttenbrunner, Hans Haider, Semirah Heilingsetzer, Inga Hosp, Michael Machatschek, Walter Moser, Siegfried de Rachewiltz, Christine Riccabona & Hans Wielander.] [artedition | Verlag Bibliothek der Provinz.]
Alfred Klinkan – Wasnichtallessorauskommt
Alfred Klinkan – Wasnichtallessorauskommt None Vor etwa 25 Jahren starb Alfred Klinkan, 2020 wäre er 70 Jahre alt geworden. Er war ein künstlerischer Einzelgänger, gleichzeitig aber ein Vorreiter der „Neuen Malerei“ in Österreich, die er in der Folge wesentlich mittrug. In den frühen 1970er-Jahren studierte er in Wien an der Akademie der bildenden Künste bei Mikl und Hollegha und setzte damit auf Malerei, was in Zeiten der Performance-, Konzept- und beginnenden Medienkunst bereits anachronistisch anmutete. Die nahezu psychedelischen Farbexplosionen der 1980er-Jahre waren in den 1970er-Jahren zwar schon latent vorhanden, aber Klinkan war damals eher mit Experimenten beschäftigt, die sowohl malerische als auch konzeptuelle Überlegungen bündelten. Der provokante Unterton seiner frühen Arbeiten, der in verblüffendem Kontrast zur scheinbaren Naivität seiner Bildsprache steht, erklärt sich aus dem Eindruck der Dynamiken rund um das Protestjahr 1968. Kunstrichtungen wie der Wiener Aktionismus, die Wirklichkeiten oder die Pop-Art allgemein verdichtete Klinkan in seinem Werk zu etwas anarchisch Eigenständigem. Seine Affinität zur Literatur – er schrieb auch Gedichte und kurze Prosa – erweiterte den narrativen Gehalt seines Werkes zusätzlich. Ein kindlicher Witz, der bisweilen ins Obszöne kippte, durchzog sein Werk von Beginn an. Erinnerungen an die Märchenwelt der Kindheit und die Beschäftigung mit Fabeln und Mythen unterstreichen die Vielfalt des Klinkan’schen Kosmos. Die doppelbödige Naivität und der damit verbundene Humor seiner Kunst, die sich in seinen späteren Gemälden noch weiter verdichten und ausformen sollten, übertrugen sich selbstverständlich auf das reale Leben, das Klinkan oft als Story, als Comic oder überhaupt als Wunder begriff – Long live Rock’n’Roll, das lange Haar, das warme Bier und der letzte Tschick! [Diese Publikation erscheint anlässlich der Ausstellung Alfred Klinkan. Wasnichtallessorauskommt, Neue Galerie Graz, Universalmuseum Joanneum, 27. September 2019 – 12. Jänner 2020. Hrsg.: Günther Holler-Schuster. Mit Beiträgen von Ulrich Becker, Fred Bervoets, Ernest Van Buynder, Jan Cox, Wolfgang Drechsler, Günther Holler-Schuster, Alfred Klinkan, Peter Peer, Drago Prelog, Adriaan Raemdonck, Roman Scheidl, Wolfgang Schlag, Paul De Vree & Turi Werkner.] [artedition · Verlag Bibliothek der Provinz]
Michael Höpfner – Durchwanderte Kreisläufe | Wandered Cycles | Vagava Attraverso i Circuiti
Michael Höpfner – Durchwanderte Kreisläufe | Wandered Cycles | Vagava Attraverso i Circuiti None Der gebürtige Niederösterreicher Michael Höpfner wandert seit zwanzig Jahren durch entlegene Regionen der Welt wie etwa die Hochebenen in Tibet, die Flussläufe in Albanien oder durch Täler in den Alpen. Er durchschreitet die Landschaften in wochenlangen Märschen zu Fuß und hält sie fotografisch, in Zeichnungen und Tagebuchnotizen fest. Seine Wanderungen versteht Höpfner als Suche nach der menschlichen Beziehung zur Natur, in den Arbeiten erzählt er von Stille, Wortlosigkeit und Einsamkeit, von existenziellen Erfahrungen, physisch wie mental, von einfachen Größenordnungen wie Zeit und Raum, Leere und Distanz. „Gehen, wie es ich betreibe, ist immer auch eine künstlerische Handlung, die sich auflehnt, protestiert, das Erfahrene neu einschreiben möchte… auch gegen zeitgenössische ideologische und gesellschaftliche Ansichten“, betont Höpfner. „Gehen ist für mich auch ein Ausweichen aus bestehenden Mustern. Ich wollte als Künstler nicht ins Atelier gehen, sondern hinaus auf der Suche nach dem verlorenen Verhältnis zur Natur. Diese Entfremdung war und ist immer ein Antrieb für mich.“ Zur Personale in der Landesgalerie Niederösterreich entstand in enger Zusammenarbeit mit Michael Höpfner ein Kunstbuch im Verlag Bibliothek der Provinz mit Texten von Lorenzo Giusti und Günther Oberhollenzer sowie einem Gespräch, das Günther Oberhollenzer mit dem Künstler geführt hat. [Katalog zur Ausstellung Michael Höpfner. Durchwanderte Kreisläufe, 19. Oktober 2019 bis 3. Mai 2020, Landesgalerie Niederösterreich. Hrsg.: Christian Bauer, Günther Oberhollenzer. Mit Beiträgen von Lorenzo Giusti, Michael Höpfner & Günther Oberhollenzer.] [artedition · Verlag Bibliothek der Provinz]
Karl Korab – Siebdrucke 1986–2018
Karl Korab – Siebdrucke 1986–2018 None [Exemplare der Vorzugsausgabe, limitiert auf 75 Stück, nummeriert, mit einem von Karl Korab handsignierten Originalsiebdruck, sind um jeweils €75,00 beim Verlag Bibliothek der Provinz erhältlich. Bei Interesse kontaktieren Sie bitte uns via bestellung@bibliothekderprovinz.at.] Ich will gestalten, eine für mich neue Wirklichkeit erzeugen und in meiner erfundenen oder erarbeiteten Bildsprache formulieren. Das ist mein Anliegen. (Karl Korab) Der Siebdruck hat in Karl Korabs umfangreichen druckgrafischen Werk immer eine wichtige Rolle gespielt. Seit der Künstler in den 1970er Jahren den besonderen Reiz und die Herausforderungen dieser Technik für sich entdeckt hat, stand der Siebdruck in einer Wechselwirkung zu seiner Malerei und war für deren Entwicklung von wesentlicher Bedeutung. Ab 1986 kam es durch die Zusammenarbeit mit der Druckerei Gradwohl in Melk erneut zu einer verstärkten Auseinandersetzung mit diesem künstlerischen Medium. Seither wurde der Großteil von Korabs Siebdrucken hier gedruckt, bis heute sind rund 165 Motive entstanden. Die Intensität und Regelmäßigkeit dieser Zusammenarbeit waren für Karl Korab optimale Rahmenbedingungen, um die Möglichkeiten des Siebdrucks weiter auszuloten und diesen formal und inhaltlich weiterzuentwickeln. Mit der ihm eigenen Formensprache und seinem subtilen Umgang mit Farben hat Korab im Siebdruck einen sehr eigenständigen Weg eingeschlagen und zu einer Ausdrucksform gefunden, die diesem Medium in besonderer Weise entspricht. Die vorliegende Publikation vereint erstmals alle zwischen 1986 und 2018 bei Gradwohl in Melk gedruckten Siebdrucke und stellt diese in einem ausführlichen Bildteil nach den Themengruppen Landschaften, Dörfer, Häuserzeilen, Kellergassen, Giebel, Dächer und Stillleben vor. Ein komplettes Verzeichnis listet alle Drucke mit Farbvarianten und vorhandenen Entwürfen chronologisch auf. Ein einführender Text gibt einen kurzen Überblick über Technik und Geschichte des Siebdrucks und behandelt die Besonderheiten von Karl Korabs Bild- und Formensprache in diesem Medium. Interviews mit Karl Korab und Helmuth Gradwohl beleuchten die Rollen von Künstler und Drucker und geben einen Einblick in ihre Zusammenarbeit. [Hrsg.: Helmuth Gradwohl, Rainer Gradwohl. Idee u. Projektleitung: Christian Pfeffer. Red.: Birgitta Kager, Christian Pfeffer, Clemens Pfeffer.] [artedition | Verlag Bibliothek der Provinz]
INGRID PRÖLLER : menschlich – tierisch – malerisch
INGRID PRÖLLER : menschlich – tierisch – malerisch [Ausstellungskatalog] [INGRID PRÖLLER : menschlich – tierisch – malerisch, 14. November 2019 bis 16. Jänner 2020, Kunstraum Nestroyhof Wien, Kuratorin: Christine Janicek. Die Ausstellung findet im Rahmen des Kunstprojekts Serendipity statt.] [Hrsg.: Christine Janicek. Mit Beiträgen von Sabine Fellner, Patrizia Grzonka & Christine Janicek. artedition | Verlag Bibliothek der Provinz • Edition Serendipity] Der Katalog zur Ausstellung „menschlich – tierisch – malerisch“ gibt einen Überblick über das Schaffen der im oberösterreichischen Schärding geborenen Malerin Ingrid Pröller von ihren Anfängen bis zu ihren neuesten Arbeiten. Auf ihren oftmals großformatigen Bildern widmet sich Ingrid Pröller der Darstellung von unberührter Natur, wie sie sie vor allem bei ihren wiederholten längeren Aufenthalten auf Kreta vorgefunden hat. Nicht selten jedoch wird dieser Eindruck von Idylle durch tote Tiere oder zivilisatorische Abfälle wie Plastikmüll gebrochen. Gleichermaßen, quasi als Kontrapunkt, beschäftigt sich die Künstlerin intensiv mit der Wiedergabe blühenden Lebens – in Form von üppiger Flora oder auch energieversprühenden jungen Menschen, oft bei sportlicher Betätigung dargestellt. Ingrid Pröllers künstlerisches Anliegen ist kein ausschließlich ästhetisches. Zwar steht die sinnliche und handwerkliche Tätigkeit des Malens im Vordergrund ihrer Arbeit, es sollen aber auch grundlegende Fragen aufgeworfen werden, wie etwa die nach der Möglichkeit eines künftigen Zusammenlebens der technikbestimmten Menschheit mit der natürlichen Umwelt. Der Katalog erscheint anlässlich einer Ausstellung des Kunstprojekts Serendipity (?) im Kunstraum Nestroyhof Wien 2019/2020.
Drago Julius Prelog – Eine gemalte Biographie 1959–2019
Drago Julius Prelog – Eine gemalte Biographie 1959–2019 None 60 Hommage-Bilder stehen für eine Zeitspanne von sechs Jahrzehnten, beginnend 1959 mit der ersten Ausstellung in der legendären Galerie „Zum Roten Apfel“ bis zum Jahr 2019. Begleitet von vielfältigen Bildbeispielen stellt sich chronologisch geordnet ein abwechslungsreiches Künstlerleben dar, gewährt einen uneingeschränkten Blick auf Höhen und Tiefen, auf Zuversicht und Zweifel, auf Versagen und Gelingen. [Hrsg.: Semirah Heilingsetzer. Mit Beiträgen von Semirah Heilingsetzer, Wolfgang Hilger, Martin Hochleitner, & Drago J. Prelog.] [artedition · Verlag Bibliothek der Provinz]
Drago Julius Prelog – A Painted Biography 1959–2019
Drago Julius Prelog – A Painted Biography 1959–2019 None 60 Homage Pictures represent a period of six decades, starting in 1959 with the first exhibition in the legendary gallery “Zum Roten Apfel” and running to the year 2019. This volume presents a chronology of the artist’s life, accompanied by pictures and texts. These grant an unlimited view on the ups and downs, on confidence and doubt, on failure and success. [Editor: Semirah Heilingsetzer. With contributions from Semirah Heilingsetzer, Wolfgang Hilger, Martin Hochleitner, & Drago J. Prelog.] [artedition · Verlag Bibliothek der Provinz]
HILDA UCCUSIC – VENEDIG
HILDA UCCUSIC – VENEDIG [Werkverzeichnis, Bd. 4] [Mit Beiträgen von Liselotte Höhs, Loek Huisman, Andreas Neufert, Frederike und Karl Schwarzer & Gerhard Tötschinger.] [artedition | Verlag Bibliothek der Provinz] »HILFE AUF VENEZIANISCH« – Für Hilda Uccusic Dass Manfred M. eine heimliche Sympathie für titanische Untergänge hegte, erfuhr ich bereits kurz nach meiner ersten Begegnung mit dem Zauber Venedigs irgendwann in den frühen 1980er Jahren. Eigentlich wollten Joachim P., ein Studienkollege, und ich einen von Joachims neuen Freunden, jenen Manfred eben, in Venedig besuchen. Es ergab sich aber, dass die Mutter Manfreds, eine allseits bekannte österreichische Malerin, bei der er damals noch lebte, an diesen Tagen Besuch von einem deutschen Professor hatte. Und so bekamen wir beim Ankündigungsanruf von Padua aus die überraschende Anweisung, einstweilen, statt nach Venedig hereinzufahren, in den Lokalzug nach Asolo umzusteigen, wo uns Manfred kurz darauf in drückender Julihitze bereits um Bahnsteig aufgeregt abfing. Ziel war das versteckte Landhaus der Mutter, das zu Fuß mittels einer Abkürzung knapp vorbei an einer der schon von Ferne sublim daliegenden palladianischen Villen der Gegend erreicht werden sollte. Veranschlagt waren für die Wanderung durch den Wald eine Stunde Fußmarsch, die, ohne dass wir es wirklich merkten, zu sieben Stunden transmutieren sollten. Manfred, der den Schlüssel bei einem, wie er immer wieder sagte, verrückten Bauern abholen musste, der ab und an während der langen Abwesenheiten nach dem Haus zu sehen hatte, wollte sich der Weg erst nach langem, zeitweise völlig orientierungslosem Herumirren im Wald erschließen, und so erreichten wir dann durchnässt das einsam und verlassen aussehende Anwesen, denn die unwillkürliche Wanderung hatte uns zudem mit den ungewöhnlich schnell hereinbrechenden Wolkenbrüchen bekannt gemacht, die, wie Manfred immer wieder sagte, mehr unüblich für diese Gegend und Jahreszeit seien. Nach einem freudvollen Wochenende des Kennenlernens und Umherstreifend durch die schöne Kleinstadt Asolo durften wir schließlich doch noch ins, gleichsam exil-zisleithanische Herz der Seremssima, sprich das wundervolle Refugium von Liselotte, der Mutter, deren Haus, Garten und Atelier über die Jahre eine An kulturelles Konsulat Wiens geworden war, in dem man, wie zufällig, immer wieder altösterreichische Persönlichkeiten antraf, etwa Gregor von Rezzori, der plötzlich in einem Sessel saß und mir murmelnd Ann-Marie Deschott, die zweite Frau Louis Malles, vorstellte. Man darf mit Fug und Recht behaupten, dass in L. Atelierhaus die Quintessenz beider, der Wiener und der venezianischen Lebenskultur in jedem der vielen wundervollen Gegenstände regelrecht atmete, die es innen und im Garten mit seinen Lauben auf sich versammelte. Unmittelbar nach unserer Ankunft wurde, wie um uns laute Gesellschaft bald wieder loszuwerden, eine Ausfahrt mit der leicht motorisierten, familieneigenen Barkasse auf die Giudecca organisiert. Für mich völlig überraschend nahte das Redentore, ein Fest für die Bevölkerung des gesamten Veneto mit opulenten Nachtmahlen und einem enormen, einstündigen Feuerwerk zu Mitternacht am Bacino zwischen Dogenpalast und der Isola di San Giorgio. Es war ein Fest, das seit Urzeiten zu Ehren des Erlösers und zum Gedenken an das Verschwinden der Pest ausgerichtet wurde, die 1576 ein Viertel der Gesamtbevölkerung Venedigs dahingerafft hatte und die dann tatsächlich, auf mysteriöse Weise ursächlich verbunden, kurz nach der Grundsteinlegung und während der ersten Bauphase der von Palladio entworfenen, gleichnamigen Kirche im Sommer des darauffolgenden Jahres aus der Stadt verschwand. Wir stiegen zusammen mit dem Professor und Liselotte, die elegant gekleidet war und zudem eine große, sorgsam in Papier eingewickelte Sahnetorte in der Hand trug, laut scherzend gegen Abend in das schmale Boot, das direkt an dem Campo di San Trovaso anlag. Nebenbei bemerkt jenem Platz also, wie mir Hilda später erzählte, den Max Reinhardt durch seine legendäre Freiluftinszenierung des Kaufmanns von Venedig im Jahre 1934 für alle Zeiten zu einem Ort erhoben hatte, an dem Fiktion und Realität sich unbemerkt vermischen. Dort also kroch das Wasser des Seitenkanals bereits schon vor unserer eigentlichen Abfahrt bedrohlich nah bis zum Bootsrand hoch und es war wohl allen Insassen klar, dass wir auf die Kraft des Erlösers hoffen mussten, um trockenen Körpers bis hinüber auf die Giudecca zu kommen. Kaum waren wir langsam und fast lautlos mit eingezogenen Köpfen durch die letzte Brücke geglitten, empfing uns auch schon der plötzlich riesig erscheinende Kanal mit hunderten in traumwandlerischer Sicherheit wild und rücksichtslos herumfahrenden Booten und Schiffen wie in Schlachtgemälde in aufgebrachter offener See. Alles blickte zu Manfred, der verschmitzt lächelnd den Motor auf volle Kraft stellte, wohl nicht mehr ernstlich damit rechnend, dass die Bugwelle die ungestüme See verdränge. Eines ums andere schwappte Wasser ins Boot, aber es dauerte gefühlte Stunden bis unsere Titanic mit der Nase steil nach oben stand, der Motor blubbernd im freilich warmen Wasser das Zeitliche segnete, sich die Torte schwimmend aus ihrer Verpackung löste und, darin allen Passagiere gleich, auf der Oberfläche, wie vom Erlöser verlassen, in Einzelstücke verfiel und davonblieb. Ich hörte an diesem Abend von der teils und vor allem anfangs amüsiert lachenden, dann mit langsam zunehmender Durchnässung auf ihren Sohn empört einschimpfenden Liselotte ein durch andauernde, letztlich aber wirkungslose Wiederholung sich mir besonders einprägendes Wort, das ich zunächst für eine stoßgebetsartige Anrufung des Heiligen Redentore hielt: Aiuto, Aiuuutooo. Erst am nächsten Tag antwortete Manfred auf meine Frage, mit wem denn dieser Aiuto gemeint gewesen wäre, die wahre Bedeutung dieses wohl wichtigsten italienisches Wortes. Denn dieses bezeichnet ja nicht nur ganz profan den Ruf nach physischer Hilfestellung, sondern transportiert eine völlig unübersehbare Menge an mehr seelischen Bedeutungs- und Spiegelungsebenen, die sich mir erst nach langen Jahren meiner noch immer anhaltenden Leidenschaft für dieses Land, indem süße Hilflosigkeit noch gefeiert werden konnte, erschließen sollten und die erschöpfend wiederzugeben an dieser Stelle sicherlich den Rahmen sprengen würde. Es soll dennoch nicht vergessen sein, dass wir, das heißt der jüngere Teil der Passagiere, uns den restlichen Abend nach einem hastig absolvierten Kleiderwechsel auf die Suche nach, die gescheiterte Überfahrt und den überstandenen Untergang krönende Amüsements machten und auf dem Weg zu dem Maler Emilio Vedova, von dessen Wohnung man, so hieß es, einen wundervollen Blick auf das unmittelbar bevorstehende Feuerwerk habe, an der halb offen stehenden Tür zur Wohnung des chilenischen Schriftstellers Gaston Salvatore vorbeikamen, der uns entweder mit anderen geladenen Gästen verwechselte oder aufrund unseres möglicherweise hilflosen Aussehens freundlich hereinbat. Weiß livrierte Diener versorgten uns sofort hilfreich mit Bellinis und anderen Stärkungen und nicht lange nach dem sage und schreibe einstündigen, wahre Farb- und Lichtfeldmalereien in den Himmel schreibenden Erleuchtungskunstwerk, mehreren Tänzen und Konversationen hatte ich von einer deutschen Kollegin, die einem frühen Otto Dix Bild entsprungen schien, meinen ersten Auftrag als Auslandskorrespondent eines nagelneuen Kunstjournals namens Contemporanea. Nur wenig später verließ sie aus unerfindlichen Gründen, von ihrem Ehemann gedrängt, übereilt das Fest. Das Boot fanden wir am nächsten Tag unweit der Zattere Vaporettostation wieder, der Motor blieb, vielleicht als Metapher für die Vergänglichkeit alles Technischen, die man letztlich auch als gottgegebene Hilflosigkeit alles Menschlichen übersetzen könnte, im riefen Schlamm des Kanalgrunds. Manfred, der immer ganz eigene Lehren aus Widerfahrenem zog, schaffte sich kurz darauf eine echte Gondel an, lernte meisterhaft die Kunst des Gondolieres und wir erforschten fortan ohne Motorisierung gleichsam lautlos vorbeigleitend die verworrenen Geheimnisse der Serenissima, durchaus dem Wort Jesu folgend: Werdet Vorübergehende. (Andreas NEUFERT, Kunsthistoriker, Berlin, im Februar 2018)
HILDA UCCUSIC – BUNDESLÄNDER UND STÄDTE
HILDA UCCUSIC – BUNDESLÄNDER UND STÄDTE [Werkverzeichnis, Bd. 5] [Mit Beiträgen von Adalbert Putz, Franz Smola & Günter Unger.] [artedition | Verlag Bibliothek der Provinz] Sollte ich einmal vom „Schuldienst befreit“ sein, werde ich öfters reisen, um in aller Ruhe zeichnen und malen zu können. So erträumte ich es mir während meiner Unterrichtsjahre. Da schmerzten noch keine Gelenke. Ich delegierte viel Haushalts- und Garten-Arbeit, auch Familienbetreuung. Damals tat es mir auch nicht leid, wenn Pflanzen längeres Fernbleiben nicht gut überstanden hatten. Da ich seit den frühen 1990er Jahren wieder in Sievering leben darf, hier sowohl im Haus als auch im Garten viel zu tun habe, halte ich es ähnlich Barbara Frischmuth: Wenn der Garten wieder zum Leben erwacht, gibt es absolut kein Verreisen. Höchstens eine Nacht fernbleiben und da ersuche ich im Hochsommer eine Sievering-Freundin (Nicolette S.), dass sie die wasserbedürftigsten Pflanzen gießen möge. Die drei Bücher zur Thematik „BUNDESLÄNDER UND STÄDTE“, „VENEDIG“ und „FIGURATIV“ sollten bereits zwischen 2018 und 2019 erscheinen. Voraussichtlich wird „FIGURATIV“ erst 2020 erscheinen. Über 10 Jahre ließ sich Karlis Krebserkrankung sowohl durch Operation als auch durch Therapien bändigen. 2017 war kein gutes Jahr für uns. Zu viele Tage (für K[arl] W[iltschko] auch Nächte) verbrachten wir in Ordinationen, Ambulanzen und Spitälern. Dazwischen arbeiteten wir noch gerne (etwas eingeschränkt) im Garten. Amüsante oder engagierte Theater- und Opern-Abende, auch Ausstellungsbesuche, Lesungen und Matineen (Konzerte) brachten uns auf andere Gedanken und machten uns beiden große Freude! Danach ließen wir uns gerne im Café Landtmann verwöhnen. Die seltener gewordenen Aufenthalte, eher Besuche unserer Enkelkinder, gestalteten sich zu Helfer-Stunden. Ab Sommer 2017 war die Arbeit am „SIEVERING“-Buch bereits undenkbar geworden (publiziert 2018). K[arl] W[iltschko] war bereit, vielerlei Behandlungen über sich ergehen zu lassen, damit das bald drohende Lebensende weiter hinausgeschoben werden könne. Am 6. Dezember 2017 erlitt Karli einen massiven Schlaganfall (wenige Stunden nach seinem kurzen AKH-Aufenthalt); er wurde liebevoll bei den „Barmherzigen Brüdern“ schmerzfrei gehalten und vier Tage vor dem heiligen Abend von seinen Leiden erlöst. Seinen Wünschen entsprechend gab es (Ende Jänner 2018) eine würdige, sehr schöne Verabschiedung in unserer evangelischen Weinberg-Kirche in Sievering. Während der Monate Feber und März verbrachte ich viele Tage in unserer Rest-Wohnung in O.P. [Oberpullendorf], mit Hilfe meiner tatkräftigen Freundin Irina S. (auch gutes Transportauto!) Mitte März 2018 K[arl] W[iltschko]'s Zweitwohnsitz besenrein an die Gemeinde O.P. [Oberpullendorf] übergeben zu können. Viele Bananenschachteln, gefüllt mit Büchern zu Geschichte, Politik, Literatur, Didaktik und zahlreichen Fachzeitschriften (jahrzehntelange Abonnements) verschenkte ich an die Bibliothek des BRG O.P. [Oberpullendorf]. Vorher ließ ich Helfer und Familie aussuchen. Auch meinem Verleger Richard Pils übergab ich viele Schachteln gefüllt mit Literatur-Zeitschriften und BurgenIand-Büchern. Seit Frühjahr letzten Jahres spüre ich Karls Verlust immer stärker, nicht nur, dass mir mein Lebensmensch sehr fehlt, die Ansprache, die Aussprache, das Diskutieren, die Gespräch, … das Berühren. Bei Aufenthalten im Garten denke ich vor jeder Mauer, bei jeder Stufe, auf jedem Weg an Karli. Alles hatte er liebevoll für meine schlechten Füße und Gelenke verbessert. Das jüngste Enkelkind (11 J.) Jalda überredete mich erfolgreich, dass ich anlässlich meines Achtzigers mit ihr, ihrer Schwester Mina und ihrer Mutter (meiner Tochter Hulda) für einige Tage nach Venedig fahren sollte. Sie wollen mir Koffer und Malgepäck tragen … das Bergabgehen über die vielen venezianischen Brücken kann mir aber leider niemand abnehmen. Das Ergebnis dieses für mich ganz anderen Venedig-Aufenthaltes (bescheidene künstlerische Tätigkeit, dafür familiäres Beisammensein und erste Zeichenversuche von Mina und Jalda) ist im zeitgleich erscheinenden „VENEDIG“-Büchlein enthalten. Allein Reisen (mit Malgepäck!) ist immer sehr beschwerlich, ermöglicht aber künstlerische Arbeit. Karli als angenehmer Begleiter nutzte immer die Stunden meines Zeichnens für seine Leidenschaft, das Lesen. Ab November 2013 wurden spontane Kurzreisen beschwerlich bzw. unmöglich: Karl musste sein Auto wegen eines Schlaganfalles (Gesichtsfeld-Einschränkung) verschenken. Seit 2014 intensives Aufarbeiten des Werkverzeichnisses (Bücher) Ich reise in meiner kleinen Welt, im Kosmos meines Gartens und mit meinen Bildern bei Gestaltung der Bücher. Kultur tanke ich in der wunderbaren Stadt Wien. Von Sommer bis Oktober 2018 intensives Arbeiten mit Gottfried Eilmsteiner am umfangreichen „SIEVERING“-BUCH. Organisation der drei Buch-Präsentationen im November 2018: Bezirksmuseum, Stöger, Café Landtmann. Ende Jänner 2019 unverhoffter Tod des tüchtigen, äußerst liebenswerten Freundes Gottfried. Vielerlei Arbeit in Haus und Garten, im Haushalt, im Atelier, im Archiv – alles ohne Auto zu bewältigen! Der helfende (gesunde) Lebensgefährte fehlt mir in allzu vielen Situationen. Theater- oder Opern-Aufführungen erlebe ich jetzt mit Töchtern, l Enkelkindern oder lieben Freunden. Seit Frühjahr 2018 beeinträchtigt die Baustelle nebenan den Aufenthalt im Garten sehr. Die Schäden an meinem Haus sollten bis Frühjahr 2020 behoben werden. Einige liebe Bekannte helfen bei nötigen Reparaturen, beim Entrümpeln der Nebenräume im Erdgeschoß und Keller, auch bei der nötigsten Pflege des wuchernden Gartens (meine Kinder und Enkelkinder haben selten Zeit). Bis November 2019 werden zwei neue Bücher „VENEDIG“ und „BUNDESLÄNDER UND STÄDTE“ fertig konzipiert und gedruckt sein. Wenn eines meiner drei jüngeren Enkelkinder in Sievering zu Besuch ist, freue ich mich über seine Unterstützung – sie lernen, sie helfen, wir garteln gemeinsam, wir kochen gemeinsam, wir spielen gemeinsam. 2020 wird voraussichtlich der letzte Teil des Werkverzeichnisses „FIGURATIV“ erscheinen, der unter anderem die Portraitfortsetzung 2009–2020 beinhalten wird. (Hilda Uccusic im Nachwort)
Leslie De Melo – A Song in Praise of Beauty
Leslie De Melo – A Song in Praise of Beauty Werke aus den Jahren 1995 bis 2018 | Works from 1995 to 2018 Raum, Figur, plastisches Gestalten und perspektivische Erfassung, wie sie seit der Frührenaissance entwickelt und in der abendländischen Kultur gebräuchlich wurden, sind in seiner Kunst einem neuen Diskurs unterworfen. Fläche, formale Reduktion und ein sehr vitales Kolorit stehen im Vordergrund der Bildwirkung. Das malerische Werk behauptet sich gleichberechtigt neben der Zeichnung und dem großen Bereich des plastischen Gestaltens, der selbst wieder in verschiedene Gruppierungen gegliedert ist, die materialbedingt vorgegeben sein mögen, aber auch in ihrer Intention variieren. Von der Kleinplastik bis zur Monumentalskulptur und Installation im öffentlichen Raum, von figurativer Abstraktion bis hin zu rein figürlichen Darstellungen ist das gesamte Spektrum der bildhauerischen Möglichkeiten erfasst. Ein ähnlicher Befund gilt auch für die Zeichnung und die Malerei, wie überhaupt sämtliche Medien inklusive der Fotografie und skripturaler Aspekte genutzt und partiell miteinander verschränkt werden. (Berthold Ecker) Space, figure, sculptural creation, and perspective experience, as developed since early Renaissance and commonly used in occidental culture, are subjected to a new discourse in his art. Surface, formal reduction, and a very vital colouration are in the foreground of his images’ effects. The painterly work holds its ground, equal to the drawings and the large field of sculptural creation, which in itself is divided in different groups, determined by the material, but also varying in their intention. It encompasses the entire sculptural scope, ranging from small figurines to monumental sculptures in public space, from figurative abstraction to representational depiction. A similar assessment applies to the drawings and paintings, just as all media including photography and scriptorial aspects are actually used and partially intertwined. (Berthold Ecker) [Hrsg. von | Ed. by: Berthold Ecker & Semirah Heilingsetzer. Mit Beiträgen von | With contributions by: Angelica Bäumer, Berthold Ecker, Karl A. Irsigler, Hartwig Knack, & Michaela Nagl.] [artedition · Verlag Bibliothek der Provinz]
Margret Bilger in Wort und Bild
Margret Bilger in Wort und Bild Gedichte, Briefauszüge · Die acht bildnerischen Gattungen · Biographie, Literatur Das vorliegende Buch […] widmet sich der österreichischen Künstlerin Margret Bilger und eröffnet mit seiner inhaltlichen Schwerpunktsetzung einen neuen Blick auf ihr umfassendes Gesamtwerk. Denn obwohl das Œuvre der 1904 geborenen und 1971 verstorbenen Künstlerin sowohl zu Lebzeiten als auch posthum facettenreich beleuchtet wurde, waren die nunmehr publizierten Gedichte bislang ein weitgehend unbekannter Schaffensbereich Bilgers gewesen. So hatte die Künstlerin auch nie eine Öffentlichkeit für dieses Korpus an knapp 450 Gedichten aus einem Zeitraum von knapp fünf Jahrzehnten gesucht. Vielmehr wirken die Texte wie intime Zeugnisse eines Selbstgewahrseins, das die Künstlerin nur behutsam und gegenüber einzelnen ausgewählten Menschen – etwa in Form von Briefen – vertrauensvoll offenbarte. Es ist ein besonderes Verdienst dieses Buches, die Lyrik Bilgers als Ergebnis jahrelanger Recherchen im Nachlass sowie in Archiven und Museen in Bezug auf die unterschiedlichen Quellen vorlegen und dabei auch die speziellen Kontexte der Gedichte sichtbar machen zu können. Ebenso gelungen erscheint in der Publikation die Zusammenführung des lyrischen Schaffens mit der erstmaligen Vorstellung des Werks in seiner gesamten Bandbreite von Holzrissen und -schnitten, Aquarellen, Zeichnungen, Malereien, Webarbeiten und Hinterglasbildern und Glasfenstern. In Verbindung mit einer ausführlichen Biografie und ausgesuchten Texten über die Künstlerin entstand eine Monografie, die einen weiteren wichtigen Beitrag in der Bilger-Forschung leisten kann. Sie ergänzt mit den nunmehr zugänglichen Selbstzeugnissen die dichte Reihe an Publikationen, die sich u.a. dem Gesamtwerk, einzelnen Techniken, Themen und Korrespondenzen widmen. Margret Bilger war zu Lebzeiten eine vielfach ausgestellte, gesammelte und mit Aufträgen beschäftigte Künstlerin. Selbst in den USA realisierte sie glasmalerische Arbeiten und ihre Werke wurden nicht nur in bedeutenden Museen wie der Albertina in Wien, sondern auch im österreichischen Pavillon auf der Biennale in Venedig präsentiert. Posthum widmete das Land Oberösterreich der Künstlerin eine eigene Landesausstellung und eröffnete eine Margret Bilger Galerie im Stift Schlierbach, konzipierten Museen in Österreich und Deutschland kontinuierlich Ausstellungsprojekte, entstanden Bücher, wurde zum 100. Geburtstag ein eigenes Bilger-Jahr ausgerufen und ein Stipendium für junge Künstlerinnen und Künstler nach ihrem Namen benannt. Zudem gelang es, das einstige Wohnhaus von Margret Bilger und Hans Joachim Breustedt in Taufkirchen an der Pram in einen permanenten und musealen Erinnerungsort zu überführen. All dies war in den letzten Jahrzehnten Ausdruck einer öffentlichen und institutionellen Wertschätzung für eine Künstlerin, die sich insbesondere als Frau in die österreichische Kunstgeschichte des 20. Jahrhunderts im Allgemeinen und in die Kulturidentität Oberösterreichs im Speziellen einschreiben konnte. Nach verschiedenen Lebensstationen war Bilger seit 1939 in Taufkirchen an der Pram in Oberösterreich ansässig. Hier wurde sie von den Motiven ihrer Bilder, der Entwicklung ihres glasmalerischen Œuvres im Stift Schlierbach, durch den intensiven Austausch mit Alfred Kubin sowie persönliche Kontakte wie zum Kunsthändler und Museumsgründer Wolfgang Gurlitt zu einer – bis heute gültigen – festen Größe im oberösterreichischen Kunstgeschehen. Außerhalb ihrer Heimat war es für Bilger schon zu Lebzeiten immer schwieriger geworden, durch die große Bandbreite ihrer künstlerischen Techniken, ihr Festhalten an gegenständlichen Bildwelten und die religiösen Inhalte ihrer Glasmalereien als Position einer Modernentwicklung nach 1945 wahrgenommen zu werden. Ohne das Wissen vom Gesamtphänomen Bilger, ihrer Lebensgeschichte und dem Zusammenspiel von Persönlichkeit, Werk und Umfeld, wurde es für verschiedenste Öffentlichkeiten im Laufe der 1960er Jahre immer schwieriger, einen unverstellten Blick auf die Arbeiten der Künstlerin zu entwickeln und sie als ein herausragendes, spezifisches und authentisches Bindeglied zwischen der Kunst der Zwischenkriegszeit und den individuellen Mythologien der 1970er-Jahre zu begreifen. […] (Martin Hochleitner im Vorwort) [Autor: Melchior Frommel. Mit e. Vorwort von Martin Hochleitner.] [artedition | Verlag Bibliothek der Provinz · Edition Verein Bilger-Haus Taufkirchen an der Pram]
Rück-Spiegel
Rück-Spiegel Zwei Fotoprojekte [Mit einem Begleittext von Gisela Steinlechner.] [artedition | Verlag Bibliothek der Provinz] „Rück-Spiegel“ sind Fotografien, die mit Bewohnern der Sozialeinrichtung Schön entstanden sind und sich formal an „Rückwärts“, den zweiten Teil des Buches, anlehnen. Da die typischen Attribute von Portraits – die Gesichtszüge – in den Fotografien völlig ausgespart bleiben, erzählen die Momentaufnahmen in „Rückwärts“ von den Personen vor allem über die Kleidung oder das Umfeld. In den inszenierten Aufnahmen in „Rück-Spiegel“ dagegen sind es die gespiegelten Gesichtsfragmente in Kombination mit den Rückenansichten, die sich einer klassischen Portraitaufnahme verweigern und die Betrachtenden fordern. „Unabhängig von der jeweiligen Raum- und Blickinszenierung schafft es einer immer ins Bild: der Rücken, jener visuell hintangestellte Bereich unseres Körper-Selbsts, der häufig mit dem Unbewussten in Verbindung gebracht wird und mit der Vergangenheit – mit dem, was wir hinter uns gelassen haben und was uns zugleich unwiderruflich eingeschrieben ist. Als evolutionärer Rucksack verkörpert der Rücken auch unsere ungeschützte, verletzliche Seite, dann wieder steht er für Stärke und Standhaftigkeit. Solche vielschichtigen Qualitäten und Anmutungen schwingen hier immer mit, wenn auf den Aufnahmen die Rückseiten der Porträtierten buchstäblich ins Bild drängen. In ihrer physischen Kompaktheit markieren sie einen visuellen Ruhepol gegenüber der eigensinnigen und bruchstückhaften Welt der Spiegelungen.“ (Gisela Steinlechner im Begleittext)
Reinhild Gerum – „Fein bist du, Sicht!“
Reinhild Gerum – „Fein bist du, Sicht!“ 1000 Kunstkarten [Dieser Katalog erscheint zur Ausstellung „Fein bist du, Sicht!”, 1000 Kunstkarten von Reinhild Gerum, KULTUM Graz, 30. Nov. 2019 – 6. Jan. 2020, KULTUM – Zentrum fu?r zeitgenössische Kunst, Gegenwartskultur und Religion in Graz. Hrsg.: Johannes Rauchenberger. Texte: Johannes Rauchenberger, Lea Watzinger] [artedition | Verlag Bibliothek der Provinz] 1000 Einsichten präsentiert die Münchner Künstlerin Reinhild Gerum in dieser Ausstellung, entstanden aus übermalten Ansichtskarten von Meisterwerken, Madonnen, Monumenten, Räumen, Städten und Landschaften. „1000“ ist auch nach biblischer Zählung eine Überfülle. 15 Jahre lang dauerte dieses Projekt mit einem aussterbenden Medium – der Ansichtskarte –, das nun vollendet ist. Wie auf einem roten Faden reihen sich diese aus künstlerischen Kartenbearbeitungen entstandenen neuen Kunst-Miniaturen durch die Galerieräume auf. Sie machen nicht nur die Verdichtungen und Transformationen der Vorlagen sichtbar, sondern es erscheinen mitunter auch völlig neue Formationen, zuweilen auch Gesichter und Tiere. „Fein bist du, Sicht!“ wird zum Ausruf vor einer schier unendlichen Zahl an bearbeiteten Ansichtskarten, die allesamt kleine Kunstwerke – Einsichten und Feinsichten – sind. „Die Welt in Beschlag nehmen.“ Reinhild Gerum im Gespräch mit Johannes Rauchenberger
Michael Goldgruber – Traum.Land
Michael Goldgruber – Traum.Land None Die Foto-und Filmarbeiten von Michael Goldgruber umkreisen den Menschen und seinen Blick auf die Natur, seinen Gang in die Landschaft. Als Wanderer und Bergsteiger, als Forscher und Künstler untersucht Goldgruber, wie sich der Mensch einen Kulturraum schafft. In der Ausstellung in der Landesgalerie Niederösterreich und im dazu erscheinenden Kunstbuch setzt sich der Künstler vor allem mit der niederösterreichischen Natur- und Kulturlandschaft auseinander. Dafür entstehen auch zahlreiche neue Arbeiten. So faszinieren Goldgruber die „Restmodule“ so genannter Wildnis, wie sie es in Niederösterreich noch gibt – wie etwa das Gebiet Dürrenstein –, insbesondere aber auch die Übergangsgebiete von der Wildnis zur Kulturlandschaft. Diese möchte Goldgruber jenseits eines touristischen Blicks erkunden. Am Beispiel der Gebirgszüge Rax, Ötscher und den Yppsitzer Alpen umkreist er das Spannungsfeld rund um klischeehaft transportierte Begriffe wie Ursprünglichkeit, Urtümlichkeit und Urlandschaft mit fotografischen und filmischen Arbeiten. In diesem Kontext interessiert ihn auch der Wolf als Modell des wilden Tieres, der in unseren Breiten wieder heimisch wird. Der Blick des Künstlers ist nicht der des Umweltaktivisten oder Gesellschaftskritikers, der Umweltsünden, Medialisierung oder wirtschaftliche Nutzung von Natur mit erhobenem Zeigefinger anprangert. Es ist aber auch nicht der kritiklose, naive Blick eines unbedarften Wanderers, sondern vielmehr der geschärfte Blick eines leidenschaftlichen Naturmenschen und Beobachters. Goldgruber möchte uns sensibilisieren, darüber nachzudenken, wie stark die alltägliche Wahrnehmung durch den menschlichen Blick konditioniert ist, wie nachhaltig Naturräume eine kulturelle Prägung erfahren, wie vielfältig landschaftliche Kulturräume heute sein können. Zur Personale in der Landesgalerie Niederösterreich entstand in enger Zusammenarbeit mit Michael Goldgruber ein Kunstbuch im Verlag Bibliothek der Provinz mit Texten von Bodo Hell, Kurt Kotrschal und Günther Oberhollenzer. [Katalog zur Ausstellung Michael Goldgruber. Traum.Land, 1.?Juli bis 18.?Oktober 2020, Landesgalerie Niederösterreich. Hrsg.: Christian Bauer, Günther Oberhollenzer. Mit Textbeiträgen von Michael Goldgruber, Bodo Hell, Kurt Kotrschal & Günther Oberhollenzer.] [artedition · Verlag Bibliothek der Provinz]
Szenen des Exils
Szenen des Exils None [Diese Publikation erscheint anlässlich der Abschlussausstellung der dreiteiligen Reihe zu Künstler_innen mit Exilhintergrund Orte des Exils, 25. Juli – 22. November 2020, Museum der Moderne Salzburg. Hrsg. von Thorsten Sadowsky für das Museum der Moderne Salzburg. Texte von Ute Eskildsen, Barbara Herzog, Kurt Kaindl, Elke-Vera Kotowski, Christiane Kuhlmann, Brigitte Mayr und Michael Omasta, Walter Moser, Andreas Neufert, Frank-Manuel Peter, Astrid Schmetterling, Thorsten Sadowsky, Peter Schreiner, Georg Schrom, Rosa von der Schulenburg, Tom Waibl und Elisabeth Streit, Magdalena Vukovi?, Andrea Winklbauer.] [artedition | Verlag Bibliothek der Provinz] Die vorliegende Publikation führt die drei Ausstellungen Auf/Bruch. Vier Künstlerinnen im Exil (2017), Resonanz von Exil (2018) und Orte des Exils (2020) zusammen. Mit diesem profunden Beitrag zur Exilforschung verbindet sich der Anspruch der Erinnerungsarbeit, indem mit der Aufarbeitung einzelner Lebensgeschichten auch die Werke und Ideen der verfolgten und vertriebenen Künstler_innen umfassend gewürdigt und vor dem Vergessen bewahrt werden. „Nicht nur muss man sich anpassen an etwas Neues, sondern man muss auch noch versuchen, irgendwie zu verstehen, was da überhaupt geschehen ist und wie man damit umgeht. Das ganze Leben geht vorbei und man versteht's noch immer nicht.“ (Amos Vogel)
Scenes of Exile
Scenes of Exile [Published in conjunction with the final exhibition of the three-part series on artists who experienced life in exile Scenes of Exile, 25 July—22 November 2020, Museum der Moderne Salzburg. Edited by Thorsten Sadowsky for the Museum der Moderne Salzburg. Texts by: Ute Eskildsen, Barbara Herzog, Kurt Kaindl, Elke-Vera Kotowski, Christiane Kuhlmann, Brigitte Mayr and Michael Omasta, Walter Moser, Andreas Neufert, Frank-Manuel Peter, Astrid Schmetterling, Thorsten Sadowsky, Peter Schreiner, Georg Schrom, Rosa von der Schulenburg, Tom Waibl and Elisabeth Streit, Magdalena Vukovi?, Andrea Winklbauer.] [artedition | Verlag Bibliothek der Provinz] The present catalogue gathers materials related to all three exhibitions on exile: Up/Rooted: Four Women Artists in Exile (2017), Resonance of Exile (2018) and Scenes of Exile (2020). With this carefully researched contribution to the historiography of exile, we also seek to strengthen the culture of remembrance; in addition to reconstructing the lives of refugee and emigrant artists, the books' authors offer in-depth discussions of their oeuvres and ideas that, we hope, will help protect them from oblivion. “Not only do you have to adapt to a new life, you moreover have to try to somehow understand what actually happened and how you deal with it. An entire life goes by and you still don't understand it.” (Amos Vogel)
Kein Stern stört den Andern.
Kein Stern stört den Andern. Der Maler Otmar Burtscher Otmar Burtscher (1894–1966), dessen Eltern Walser waren und in das Rheintal auswanderten, hat sein Leben im Stickerei-Dorf Altach verbracht. Er musste einrücken und erlitt im Winter 1917 am Monte Grappa einen Kopfschuss. Durch diese Verletzung wurde aus ihm der Sonderling vom Ortsrand, der sich mit Gelegenheitsarbeiten über Wasser hielt. Burtscher war nicht nur Gespött der Dorfjugend, sondern auf seine Art auch ein Denker, der eine Philosophie des Einander-Gelten-Lassens entwickelte und ein «kulturelles» (Burtscher) Leben in Hochachtung vor der unerschöpfliche Energiequelle der Sonne führte, lang vor den Umwelt- und anderen Krisen unserer Tage. Über das Kulissenmalen für das Dorftheater fand er offenbar den Weg zum Malen. Als eine Art Henri Rousseau Westösterreichs, ohne Anleitung und Ausbildung, malte er Landschaften nach Postkarten und komponierte Heiligenbilder und phantastische Blumen-Portraits. In den Sechzigerjahren von einigen Galeristen, Künstlern und Kunstinteressierten gefördert, blieb Otmar Burtscher ein Geheimtipp. Die erste selbstständige Publikation über ihn enthält neben Reproduktionen eine Hinführung zu Leben und Werk, Beiträge von Kathrin Dünser und Elfriede Plangg und Texte von Burtscher selbst. [Anlass dieser Publikation ist die Ausstellung Kein Stern stört den Andern – Otmar Burtscher 1894–1966 im Museum Großes Walsertal in Sonntag, Vlbg., 2020/21. Hrsg. von Willibald Feinig. Beiträge von Willibald Feinig, Kathrin Dünser, Elfriede Plangg u. Otmar Burtscher.] [artedition · Verlag Bibliothek der Provinz]
Michael Lauss – Gebautes
Michael Lauss – Gebautes Arbeiten 2010–2020 Michael Lauss stammt aus dem oberen Mühlviertel. […] Früh schon stellt sich sein besonderes bildhauerisches Talent heraus. Er höhlt das Holz aus, ringt ihm die Form von gotischen Madonnen und barocken Engeln ab. Er schnitzt Skulpturen, die er den RestauratorInnen an der Städtischen Meisterschule für das Vergolderhandwerk in München zur Verfügung stellt. Ab 1984 nimmt er an vielen Ausstellungen teil und realisiert mehrere Beiträge für Kunst-am-Bau-Projekte. Im Jahr 2015 übernimmt Lauss die künstlerische Neugestaltung des Altarraums in der Kirche von Kollerschlag im oberen Mühlviertel. Zu seiner eigenen künstlerischen Sprache findet Lauss nach einer intensiven Beschäftigung mit den großen Meistern der Kunst des 20. Jahrhunderts. Zwischen all den bereits vorhandenen Artefakten in ihrer überbordenden Fülle öffnet sich ihm immer klarer ein Weg zu einem unverkennbaren eigenen Stil. Um neue Werke zu schaffen, arbeitet sich Michael Lauss an einem Baum ab, er zerstückelt ihn und häuft daneben Berge von unterschiedlich großen Holzstücken an: zerstören und neu schaffen – erst ein reduktiver, dann ein additiver Prozess. Kein Holzfragment gleicht dem anderen, jedes ist sowohl Pars pro Toto als auch Individuum. Wie unterschiedliche Puzzleteile liegen sie alsbald am Boden der Werkstatt und scheinen den Meister verschmitzt zu fragen: „Was nun?“ Der Bildhauer beginnt, sie miteinander zu anthropomorphen oder zoomorphen Wesen oder zu Bildkompositionen für die Wand zu verbinden. […] Michael Lauss weist der Farbe in seinen Kompositionen eine wichtige Rolle zu. In der Betrachtung kann der einheitliche Auftrag beispielweise der Farbe Rosa an einer Skulptur verstörend, unpassend, peinlich, ja schrill wirken. Rosa verfremdet, irritiert, widersetzt sich dezidiert dem mimetischen Prinzip oder den konventionellen Erwartungen. Mit der farbigen Fassung präzisiert Lauss seine spezielle Ausdrucksgeste. Die Farbe führt hier ein Eigenleben, sie ist nicht von der Form abhängig, sondern ihr absolut gleichwertig und autonom zur Seite gestellt. Die Farbe wird in ihrem Eigenwert, nicht im Darstellungswert eingesetzt. Der Künstler entbindet sie dadurch von der Forderung, einen Gegenstand wirklichkeitsnah bezeichnen zu müssen. Farbe hat in diesem Fall vielmehr einen nivellierenden Charakter: Sie dekonstruiert hierarchische Strukturen. Mit dem vereinheitlichenden Rosa (es könnte auch eine andere Farbe sein) werden gesellschaftlich codierte Normen durchbrochen und die Möglichkeit geschaffen, einen neuen, unverbrauchten Blick auf bekannte Dinge zu werfen. […] (Brigitte Reutner-Doneus zu Michael Lauss) [Mit Textbeiträgen von Brigitte Reutner-Doneus und Martin Ortmeier] [artedition · Verlag Bibliothek der Provinz]
Gerald Brettschuh – Diana und Aktaeon
Gerald Brettschuh – Diana und Aktaeon [Metamorphose] Die Geschichte von Diana und Aktaeon entstammt dem berühmten, etwa am Anfang unserer Ära entstandenden Bücherzyklus der Metamorphosen des römischen Dichters Publius Ovidius Naso (43 v. Chr. – 17 n. Chr.). Gerald Brettschuh schafft es, diesen antiken, tragischen Jagdmythos ganz neu, in weiblichem Sinne zu interpretieren und mit einer zeitgemäßen Mythologie persönlicher und örtlicher Art zu verbinden. Wenn man im römischen Urtext nachschlägt findet man ganz andere Akzente als in den hier abgebildeten Kunstwerken. Bei Ovid stehen das Weibliche und das Männliche, verkörpert in der keuschen Diana als Beispiel perfekter, weiblicher, nackter Schönheit und im virilen, tapferen Jäger Aktaeon, in tödlicher Opposition. Er als Sterblicher hat die göttliche Diana nackt gesehen und hat sich damit der schlimmsten antiken Freveltat schuldig gemacht: der Hybris oder des Übermutes, des Vergehens gegen die göttliche Ordnung. Er hat sich vom Jagdrevier der Menschen zu weit entfernt, in den verbotenen Bereich der Götter begeben und muss darum unbedingt und sehr grausam sterben. (…) Man findet überhaupt nichts von dieser ovidischen Moral in Brettschuhs künstlerischer Auseinandersetzung mit dem antiken Mythos. Andere Zeiten haben andere Sitten und auf diese Weise ist seine unterschiedliche Thematisierung einer uralten Geschichte auch sehr modern zu nennen. In seiner Diana und Aktaeon gewidmeten Serie fehlen die rücksichtlosen Mitjäger und blutrünstigen Hunde überhaupt und die weiblichen und männlichen Hauptakteure spielen jede und jeder eine deutlich andere Rolle. Die gänzlich andere Natur ihres beiderseitigen Verhaltens ist von größter Bedeutung. Wohl ist Aktaeon auch bei Brettschuh ein Gesetzesbrecher. Aber die Metamorphose führt nicht zu seinem Tod: In manchen Teilen der Serie erfährt er die Annäherung Dianas und die beiden Hauptfiguren bilden ein erotisch glückliches Paar. Anders als bei Ovid bildet nicht der Zorn Dianas den End- und Angelpunkt der Historie. Aktaeon bleibt unbestraft. (…) In Gerald Brettschuhs Bildern vom Treffen Dianas mit Aktaeon, von Mann und Weib, von These und Antithese, verschmelzen dionysisch erotische Berauschung und apollinisch edles Menschentum zu einem Gleichgewicht, einer Harmonie. Eine aufregenden künstlerischen Synthese. (Joost Vander Auwera, „Diana und Aktaeon: Thema – Herkunft – Verwandlung. Gerald Brettschuhs Metamorphose einer Metamorphose“) [Hrsg.: Landesmuseum Joanneum, Jagdmuseum und Landwirtschaftsmuseum Schloss Stainz.] [artedition | Verlag Bibliothek der Provinz]
uncurated
uncurated Unbefugte Interventionen im Grazer Stadtraum uncurated ist ein Projekt des Instituts für Kunst im öffentlichen Raum Steiermark, diesmal aber nicht als Taktgeber, sondern als diskreter Beobachter einer Szene. Im Interesse stehen die vielen – ungerufenen, meist anonymen – Einträge in den öffentlichen Raum, aus persönlichen, kommerziellen, politischen wie künstlerischen Beweggründen. Das dichte Gewebe von Bildern und Botschaften, die rätselhaften hinterlassenen Gegenstände und sonderbaren Aktionen sind für die unvorbereiteten Passant*innen nur schwer zu entschlüsseln oder überhaupt unsichtbar. Durch den Filter des selektiven Blicks werden nur individuell relevante Informationen aufgenommen und vieles dadurch im wahrsten Sinne „übersehen“. Für die unterschiedlichen Spielarten die Augen zu öffnen, urbane Handlungsfelder und Bedeutungsschichten zu definieren, Linien und Layer im unübersichtlichen Schnittmusterplan einer Stadt nachzufahren, ist hier exemplarisch anhand der Stadt Graz vorgenommen worden. Als Working Tools wurden Kategorien zu den unterschiedlichen Vorgangsweisen erstellt, die nach ihrem Modus geordnet wurden, als symbolträchtige Icons dienten Stencils, die im Grazer Stadtraum entdeckt wurden. Der Begriff „uncurated“ ist Pidgin-Englisch, er existiert nicht im englischen Sprachgebrauch. Es ist ein selbstironischer Kommentar zu den gespreizten Worthülsen, die von Kurator*innen für ihre Ausstellungsprojekte kreiert werden. Und vordergründig ist er auch mit Kuratorenschaft bzw. ihrer Absenz zu assoziieren, aber ebenso schwingen Bedeutungen wie „ungepflegt“ und „vernachlässigt“ mit. Damit ist schon die wesentliche Absicht angesprochen, und zwar, den meist unauffälligen Eintragungen im öffentlichen Raum Aufmerksamkeit zu widmen, unauffällig, weil sie zwischen den viel lauteren Werbeeinschaltungen ausgeblendet und übersehen werden. So zeigt eben auch Graz im Piano nobile die bezahlte Werbung, Plakate auf Litfaßsäulen, City Lights an Haltestellen und leuchtende Billboards an großen Kreuzungen, während im Parterre die meist anonymen Botschaften Verbreitung finden, Sticker entlang von Dachrinnen und an Pfosten, gesprayte Schriftkürzel, Schablonenbilder und Malereien auf Mauern, an Hauseingängen und Häusersockeln, Bahndämmen und an den funktionalen Teilen der Stadtmöblierung wie Stromkästen und Trafohäuschen. Hat man erst einmal Witterung aufgenommen, wird man in Graz kaum einen Schritt machen können, ohne diese geheime Welt aus Schriften, Bildern und Aufklebern ergründen zu wollen. Die Stadt wird aber nicht nur genutzt, um Einträge zu hinterlassen, sie ist ebenso Spielfeld und Arena, um sich selbst in Szene zu setzen. Die Formen und Motive für die öffentlichen Aktionen von Gruppen sind vielfältig und reichen von spielerischen Einsätzen wie Flashmobs bis zu politischen Kundgebungen oder Besetzungen des öffentlichen Raumes, wie Urban Gardening oder House Squatting. Eine spezifische Art, die Stadtarchitektur zu erleben, ist, sie körperlich nachzuvollziehen, ihre Absätze, Stufen, Mauern wie Geräte eines Turnsaals zu nutzen, sei es mit BMX-Rädern, Skateboards oder in direkter akrobatischer Aneignung, wie bei den Disziplinen Freerunning und Parkour: die ganze Stadt kann so zum Hindernisparcours werden. Spuren dieser Aktivitäten sind Wachsschichten auf Geländern und Betonkanten zum besseren „Sliden“ respektive Kreidespuren (Boulder Chalk), um besseren „Grip“ zu haben. Daneben aber gibt es auch „Street Player“, die so gut wie überhaupt keine Spuren hinterlassen, sie agieren wie das Eichhörnchen – in Graz bekannt als „Hansi“ – und verstecken ihre Nüsse so gekonnt, dass sie wirklich nur der Eingeweihte finden kann. Gemeint sind damit die Geocacher, GPS-Schnitzeljäger, auch in Graz sind ein paar hundert Schätze zu heben. Nicht nur Tourist*innen, sondern gerade Grazer*innen, die vermeinen, ihre Stadt zu kennen, werden auf ihren Stadtspaziergängen überrascht werden, über die plötzliche Wahrnehmung des oft Gesehenen und niemals Registrierten. [Hrsg.: Elisabeth Fiedler, Institut für Kunst im öffentlichen Raum Steiermark; Joachim Hainzl, XENOS – Verein zur Förderung der soziokulturellen Vielfalt; Alexandra Riewe, B.B.R. – BÜRO BUOL RIEWE. Red.: Joachim Hainzl u. Alexandra Riewe. Autor*innen: Martin Behr, Karin Buol, Werner Fenz, Max Gad, Emil Gruber, Joachim Hainzl, Eva Maria Hierzer, Anna Kohlhauser, Judith Laister, Eva Martischnig, Thomas Mießgang, Wenzel Mra?ek, Margit Neuhold, Kurt Pöschl, Leonhard Rabensteiner, Michaela Reichart, Alexandra Riewe, Evelyn Schalk, Heinz J. Schubert, Karl Stocker, Anke Strittmatter, Erika Thümmel, Günther Tischler & Wolfgang Wehap.] [artedition · Verlag Bibliothek der Provinz]
Dietmar Kiffmann – Auge und Raum
Dietmar Kiffmann – Auge und Raum Eine Auswahl bildnerischer Arbeiten 1966–2019 Menschen sind kein zentrales Thema in Dietmar Kiffmanns Kunst. Zumindest nicht in ihrer unmittelbaren Form als Gestalt oder Porträt. Leidlich in frühen Lithografien tauchen Körper und Gesichter auf. Etwa in einem Blatt von 1968, auf dem ein „Gnom mit Blume“ zu sehen ist. Oder in einer Arbeit aus dem nämlichen Jahr, auf der ein menschliches Gesicht mit dem Kopf einer Ente verschmilzt. Ebenfalls aus dem genannten Jahr eine Lithografie mit dem Kopf eines Mannes vor einer stilisierten Landschaft, die dementsprechend „Gesicht vor Landschaft“ betitelt ist. Die Farbgebung und der expressive Duktus lassen an Edvard Munch denken. Als Gestalter seiner Umwelt, als vielfältig schöpferisches Wesen spielt der Mensch aber doch eine ganz wichtige Rolle in Dietmar Kiffmanns Werk. Was der Künstler auf malerische und grafische Art und Weise untersucht, sind von Menschen geschaffene respektive von diesem wesentlich geprägte Dinge. Gegenstände, Architektur, Landschaften. Kiffmann findet die Motive seiner Arbeiten in unmittelbarer Lebensnähe, ihn interessiert die handfeste Materialität einer Mauer, die Form von landwirtschaftlichen Geräten, die vielen Ansichten, die ein einziges Bett ermöglicht. Der erwähnte „Gnom mit Blume“ ist auch so betrachtet eine Ausnahmeerscheinung (im doppelten Wortsinn). Was Kiffmann nicht interessiert, ist Realismus. Seine Bilder der wirklichen Wirklichkeit versuchen nicht, diese möglichst genau wiederzugeben. Vielmehr sind es Um- beziehungsweise Einkreisungen des scheinbar Banalen, ist es die Suche nach Strukturen und Zusammenhängen. Ambitionen, die fast zwangsläufig zu kreativen Prozessen serieller Natur führen. Ein markantes Beispiel für diese Methode des Arbeitens ist die Serie „Bettlandschaften“. Genauer: die Serien „Bettlandschaften“. Denn Kiffmann behandelt das Thema sowohl in Kohlezeichnungen als auch in Radierungen. Und Parallelen dieser Ansichten von Leintüchern, Decken und Pölstern zu Lithografien, die von „wirklichen“ Landschaften ausgehen, sind nicht zu übersehen. Vor allem dort, wo der Bildausschnitt, filmisch gesprochen, keine Totale sondern eine Nahaufnahme ist, bleibt offen, ob man sich in einem Außen- oder Innenraum befindet. Wobei ein weiteres Feld geöffnet ist, in dem sich Dietmar Kiffmann künstlerisch bewegt: in dem der Beziehung von zweiter und dritter Dimension, von Fläche und Raum. Wie bei den Landschaftsbildern handeln jene Werkgruppen, die „Fenster“, „Wand“ und „Mauer“ im Titel tragen, von der Erkundung der Tiefe in der Fläche. „Kiffmanns Vorliebe für rauhe Oberflächen prägt sich vor allem in den Radierungen und Aquatinten aus, die er auf einer Tiefdruckpresse in seinem Atelier selbst druckt. Gerade in dieser Technik verwirklicht er sein Streben nach Wiederentdeckung räumlicher Naturen in der Fläche.“ Ein Zitat aus einem Text von Horst Gerhard Haberl, verfasst für den Katalog zur Ausstellung „Radierungen“, 1979 und 1980 in Graz und Wien zu sehen. Tatsächlich ist Kiffmann ein Künstler, der das Raue (das 1979 noch ein hin sich trug) dem Glatten eindeutig vorzieht. Eine gewisse Räumlichkeit, ein haptisches Moment ist dem Rauen wesensimmanent. Die Verwendung von Erden in der Mischtechnik-Serie „Mit Erde“ kommt dieser Vorliebe für Harmonien jenseits fader Gefälligkeit entgegen. Bei aller Liebe zum Rauen ist Kiffmanns Umgang mit den Dingen seiner Kunst ein ganz behutsamer. Rauheit bedeutet Strenge und Sparsamkeit. Rauheit bedeutet Konzentration und Reduktion. Nie aber ist Rauheit Roheit. Die Einfachheit der Darstellung wird niemals als plump empfunden. Was besticht, ist die Klarheit der bildnerischen Reflexionen. In Tusche-Kohle-Blättern von 2019 findet der Künstler eine nahezu kalligrafische Form, für diese Widerspiegelung von Realitäten, die in den markanten Zeichen auf Papier zu erahnen sind. Und deshalb konsequenterweise „Ohne Titel“ bleiben. Es ist natürlich immer problematisch, Rückschlüsse von der Person eines Künstlers, einer Künstlerin auf seine, ihre Werke zu ziehen (und umgekehrt). Aber, vermute ich, auch wer Dietmar Kiffmann nicht persönlich kennt, wird vor dessen Arbeiten eher das Bild eines stillen, in seinem Kern vielleicht melancholischen Menschen imaginieren. Eines Suchers nach dem Wesentlichen (was immer das sein mag). Jedenfalls eines Künstlers, der keine großen Gesten braucht, dem das Haschen nach Effekten fremd ist. Dietmar Kiffmanns Kunst ist nicht zuletzt ein überzeugender Beweis dafür, dass weniger mehr sein kann. Nein: mehr ist. (Walter Titz, „Behutsam Raues“) [Hrsg.: Martin Behr & Josef Fürpaß. Mit Texten von Walter Titz & Martin Behr.] [artedition · Verlag Bibliothek der Provinz]
Johanna Reiner & Johannes Hoffmann – collaboration
Johanna Reiner & Johannes Hoffmann – collaboration Feldforschung mit Kunst [Beiträge: Sara Burkhardt, Juliane Feldhoffer, Melih Görgün, Antje Lehn, Christina Nägele, Mahir Namur, Isabel Termini.] [artedition | Verlag Bibliothek der Provinz] Johanna Reiner & Johannes Hoffmann, das hört sich nach einem kreierten Label an, ist es aber nicht. Die beiden leben und arbeiten zusammen und das künstlerische Tun der beiden erscheint ganz selbstverständlich. Aber das Feld, in dem sie arbeiten, ist riesig und komplex. Es ist – einfach gesagt - die (urbanisierte) Gesellschaft. Künstlerisch-theoretischer Ausgangspunkt der beiden ist die Idee der sozialen Skulptur. Johanna Reiner und Johannes Hoffmann ergänzen sich in ihrem künstlerischen Tun kongenial. Das konnte ich in den vergangenen Jahren im Rahmen unseres gemeinsam gegründeten Eintagsmuseums gut beobachten. Und jetzt habe ich die Freude, in ihr vielschichtiges und beziehungsreiches Oeuvre einzuführen. Bei ihren Arbeiten, denen sorgsame Recherchen vor Ort mit Expert_innen voraus gehen, entstehen Räume, in denen etwas erzählt wird. Dies kann eine imaginierte Insel oder ein schwimmendes Haus im Lunzer See sein („Phantominsel“, „Grüße an die Nachbarinnen“), ein „Botanik Café“ („Baumgeschichten“) als Zwischennutzung in einem Grazer Stadtentwicklungsgebiet oder ein Wirtshaus unter einer Autobahnbrücke („Temporäres Wirtshaus“). Wichtig ist: Im kollaborativen Tun mit den Menschen vor Ort entstehen kurzfristig neue Räume, die einen Blickwechsel ermöglichen und zur Selbstermächtigung anregen. Das Eintagsmuseum in der türkischen Stadt Sinop („Bir Günlük Müze“) entsteht mit Objekten, die die Besucher_innen selbst mitgebracht haben und erzählt so deren Geschichte. Welche Geschichten in einem Museum erzählt werden und wer über wen spricht sind zentrale Fragen der Projekte des Eintagsmuseums. Wenn Johanna und Johannes vor Ort arbeiten, werden auch lokale Künstler_innen in die Projekte einbezogen. Beim „Atlas urbaner Räume“ wurden die Schüler_innen eines Wiener Gymnasiums als Expert_innen ihres (Schul)Alltags befragt und ein Atlas der Schule und der Schulumgebung erstellt. Das Zusammenwirken so vieler Kräfte erfordert optimale konzeptuelle Rahmenbedingung. Die künstlerische Professionalität von Johanna Reiner & Johannes Hoffmann ist dabei eine wichtige Voraussetzung. (Isabel Termini im Vorwort)
Martin Praska – Short Stories
Martin Praska – Short Stories None [artedition | Verlag Bibliothek der Provinz] [Katalog zur Ausstellung MARTIN PRASKA – SHORT STORIES, Museum Angerlehner, 13.09.2020 – 21.02.2021. Hrsg.: Museum Angerlehner. Mit e. Vor- und e. Nachwort von Klaus Eckel. Autoren: Carl Aigner, Klaus Eckel, Martin Praska.] I’ll tell you what freedom is to me. No fear. (Nina Simone) Martin Praska – Short Stories. Eine Entgleisung Natürlich hat jedes Bild seine eigene Geschichte. Was denken Sie? Aber ich werde mich hüten, Sie Ihnen auf die Nase zu binden. Auch ein Künstler hat seine Privatsphäre. Und die Bilder – zumal selbst gemalte – sind eine intime Angelegenheit. Dass ich sie öffentlich zur Schau stelle, ist des Exhibitionismus genug. Allfällige Deutungsversuche müssen zwingend an professionelle Stellen delegiert werden, von denen man sich gegebenenfalls auch wieder distanzieren kann. Als da sind studierte Kunsthistoriker und Theoretiker und Philosophen. Die Psychologen und Soziologen nicht zu vergessen! Ich meine das gar nicht despektierlich, im Gegenteil, gehe ich doch gerne selber dem allzumenschlichen Bedürfnis nach, partout immer und überall etwas erkennen zu wollen und aus dem Gesehenen meine Schlüsse zu ziehen. Ein Produkt der Evolution letzten Endes. Für das Gewitter muss der alte Zeus verantwortlich sein. Wahrscheinlich ist er wieder wütend. Ach ja, die griechische Mythologie! Heute wissen wir es besser. Es war der liebe Gott. Die Aufklärung hat nämlich dem Aberglauben den Kampf angesagt. Und sie hat damit nicht nur die moderne Physik, sondern auch die moderne Kunst erst ermöglicht. Denn da wie dort lautet seitdem das Prinzip „Trial and Error“. Versuch und Irrtum. Hatten zuvor noch Heilige, Propheten und Könige das Sagen, so betrat nun mit einem Mal das Genie diverser Herkunft, diverser Körperlichkeit und diverser Persönlichkeitsstrukturen die Bühne. Das Individuum, zweifelhaftes Subjekt menschlicher Verfasstheit, brachte ganz eigene und immer neue Vorstellungen von Gut und Böse, Richtig oder Falsch aufs Tapet. Wissenschaft und Kunst wurden demokratisiert, ja am Ende sogar die Heilkunde. Und alle wurden sie sogleich auch zur Diskussion gestellt. Aber damit auch fehleranfällig, weil kritisierbar. Das ist gut, denn aus Fehlern wird man klug. Was dagegen keinen hat, das ist wahrscheinlich ein einziger solcher. Ein Irrtum. Denken Sie nur an die Homöopathie! – Ich schweife ab. Verzeihung! Eine angeborene Konzentrationsschwäche. Nicht ohne Grund habe ich Kunst studiert und nicht Juristerei. Was wollte ich sagen? Wir sind geneigt, lieber zu finden als zu suchen. Wir wollen alles und jedes auseinander dividieren und nach Verwertbarkeit sortieren, trennen wie unseren Hausmüll. Aber natürlich auch neu kombinieren und zusammendenken, was sich gefunden hat und sich bindet, bis dass der Tod es scheidet. Träumen Sie manchmal von einer brennenden Scheune? Na, da haben Sie aber eine lebhafte Libido! Leiden Sie unter Kopfschmerzen? Sie denken zu viel. Haben Sie einen harten Stuhl? Nehmen Sie ein Polster! Jeder Furz hat etwas zu sagen und alles muss irgendwie eine Bedeutung haben. Sogar das Leben von Tante Hildegards Pudel. Die ewige Sinnsuche hat Religionen geschaffen, die wir – einmal rechtzeitig verabreicht – so leicht nicht mehr loswerden. Dann kamen auf einmal Wassily Kandinsky und der andere Russe, wie hieß er gleich, der mit dem schwarzen Quadrat, daher und haben gemalt, was nicht zu sehen war, doch jeder zu erkennen glaubte. Endlose Assoziationsketten! Lesen Sie diesen Text zuende! Schwadronieren und Spintisieren auf höchstem Niveau. Ich meine das nicht despektierlich. Das auch nicht. Ich arbeite so. Mische und mixe nach Gutdünken wie ein Disc Jockey. Die abstrakte und informelle künstlerische Praxis hat der Neigung zum Fabulieren zwar entgegenzuwirken versucht, umso mehr aber ist darob die Interpretationslust erst zur Blüte gelangt. Der Schuss ging nach hinten los. Und Susan Sontag, die Grande Dame der Kopflastigkeit, wurde ungehalten. Wie ein Wutausbruch mutet da ihr Spruch an, wir bräuchten „keine Hermeneutik, sondern mehr Erotik in der Kunst“. Also mehr Sinnlichkeit statt Intellektualität. Dass doch endlich wieder eine Göttin Blitze schleuderte! Ein Gewitter die trockene Theorie durchnässte. Wie lange ist das her? Es müssen die Sechzigerjahre gewesen sein. Die Beatles gaben ihr letztes Konzert und sangen Tomorrow Never Knows. Nun blättern Sie im vorliegenden Katalog und denken sich, dass da einer die Quintessenz von Sontags Essay „Against Interpretation“ allzu wörtlich genommen hat. Es sei Ihnen unbenommen! Was ich mir nicht schon so alles habe anhören können! In Zeiten der Korrektheiten und Sensibilisierungen. Malen Sie ein Pin Up-Girl, und Sie sind geliefert. Heutzutage. Da „objektifiziert“ einer die Frau. Sexist, Wüstling, widerlicher! Und wahrscheinlich ist Ihnen auch schon längst aufgefallen, dass ich meine Worte nicht gendere, nicht gegendert habe. Die Entscheidung, es nicht zu tun, war einzig der Frage nach besserer Lesbarkeit und erhöhter Sinnlichkeit geschuldet. Ganz ehrlich, ich habe es versucht. Unverständliches Zeug! Sch… drauf! Korrektes Deutsch ist ein harter Stuhl. Verständlich will man ja schon sein als Künstler. Nicht wahr. Und sehen Sie, schon verwickelt man sich in Widersprüche! Nichts sagen und doch verstanden werden wollen! Aus dieser Ambivalenz entstehen meine Bilder. Apodiktische Urteile sind meine Sache nicht. (Ok, es gibt Ausnahmen.) Kein Entweder-Oder, vielmehr ein Sowohl-Als-Auch. Ich kultiviere die Mehrdeutigkeit. Die Ambiguität. Den Zweifel. Und ich war mir meiner Sache, der gepflegten Unsicherheit nämlich, bisher sehr sicher. War es nicht seit jeher Aufgabe der Kunst, der modernen Kunst allemal, uns zu denken zu geben? Sollte sie nicht sämtliche Wahrheitsansprüche zurückweisen? Und zwar brüsk! – Bis heute Morgen war das jedenfalls so. Doch was die nächste Woche und die nächsten Jahre betrifft, da plagt mich die schiere Existenzangst. Denn neuerdings sollen ja die Zwischentöne einem neuen Schwarzweiß weichen. Allenthalben Totalitarismus von Moralität und Neo-Biedermeier. Leute, ich probe den Widerstand. Wie einen Bannfluch stelle ich die Kunst vor jeglichen Dogmatis mus, vor ideologischen Eifer und vor Rechthaberei. Auch deswegen setze ich mich hiermit dem Vorwurf aus, nicht auf der richtigen Seite zu stehen. Auf der falschen stehe ich nämlich schon von Geburts wegen. Denn ich bin weiß, männlich und auch nicht mehr der Jüngste. Das San Francisco Museum Of Modern Art wird in absehbarer Zeit kein Bild von mir kaufen. Dort musste der Chefkurator seine Koffer packen, weil er auch weiterhin von weißen Leuten Kunst kaufen wollte. Auch! Nicht nur! Und nicht einmal überwiegend. Nun, sagte einst Karl Valentin, es sind schon so viele Leute gestorben, und ich werd’s auch überleben. Hier sind meine Short Stories. To whom they may concern. Machen Sie sich Ihre eigenen Gedanken und unterstellen Sie mir, was Sie wollen! Ich berufe mich auf mein Recht, die Aussage zu verweigern. Insbesondere, wenn sie gegen mich verwendet werden kann. Ab jetzt tragen Sie die Verantwortung. Nicht nur die Schönheit, auch die Sinnhaftigkeit liegt im Auge des Betrachters. Vor allem aber die Verantwortung. Machen Sie sich selber ein Bild! Ich bin gespannt, ob Sie es schaffen, ohne zu objektifizieren.
Lotte Berger – Aquarelle
Lotte Berger – Aquarelle [artedition | Verlag Bibliothek der Provinz] [Dieser Katalog erscheint anlässlich der Ausstellung LOTTE BERGER Aquarelle. Hrsg.: Galerie bei der Albertina · Zetter GmbH. Red.: Christa Zetter, Katharina Zetter-Karner. Texte: Maria Rennhofer, Andrea Schuster, Christa Zetter. Mit (…) einem Gespräch mit Lotte Berger.] Stöße lebendiger Bilder liegen am Boden, werden Blatt für Blatt gesichtet, aufgelistet, fotografiert und vermessen. In 20 Sitzungen wurden über 500 Aquarelle, die ab 1959 (noch während der Akademiezeit) bis 2010 entstanden sind, aus der Verborgenheit der Planschränke ans Tageslicht geholt und erfasst. Zusätzlich sind die Wände des großräumigen, jedoch hoffnungslos überfüllten Ateliers mit gerahmten Aquarellen bedeckt. Zu jedem Bild weiß Lotte Berger den Titel auswendig. Ja, die Bilder haben Titel, auch wenn die Themen abstrakt gestaltet sind. In der Enge des Ateliers kommt ihr künstlerisches Werk, das ihr Leben und ihre Emotionen in überwältigender Weise spiegelt, in großer Vielfalt und Dichte zum Vorschein. Zu ihrem 80. Geburtstag (2018) wurde der Entschluss gefasst, eine Werkübersicht zusammen mit einer Retrospektive in die Wege zu leiten. Nun, nach beinahe drei Jahren, können, wollen und freuen wir uns, das Lebenswerk der Künstlerin Lotte Berger mit einer umfassenden Dokumentation vorzustellen. In dem Buch „Lotte Berger – Aquarelle“ wird eine Auswahl von 150 Werken aus dem Zeitraum von 1959 bis 2010 nach Themen zusammengefasst abgebildet. Diese Themen durchziehen ihr gesamtes Schaffen. Ein Teil der Bilder befindet sich in Privatbesitz. (…) Lotte Berger hat die Aquarellmalerei in der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts zu einem Höhepunkt geführt, der nicht dem Abbild dient, sondern Emotion, Farbenrausch und Träume vermittelt. Ihre Bilder sind oft verschlüsselt und geheimnisvoll und erschließen sich erst nach längerer Beschäftigung. Sie brauchen den Liebhaber, der sich die Zeit nimmt, sie zu betrachten, sich einlässt auf Details und so das Geheimnis des Werkes entschlüsseln kann. Lotte Berger hat konsequent jede Beeinflussung vermieden, um ihre Bildinhalte unmittelbar auf ihre Weise zu gestalten. Es ist ihr gelungen, Schönheit und Gefährdung der Schöpfung sichtbar zu machen. Diese Publikation soll das herausragende Lebenswerk der Künstlerin Lotte Berger für die Einordnung in das zeitgleiche Kunstgeschehen dokumentieren und besser bekannt machen. (…) (Christa Zetter im Vorwort)
Klaus Ludwig Kerstinger – Manege Leben
Klaus Ludwig Kerstinger – Manege Leben Nur direkt vom Künstler oder beim Verlag Bibliothek der Provinz erhältlich: VORZUGSAUSGABE in einer Auflage von 50 Stück mit einer Originalzeichnung (je ein handgezeichnetes Unikat), € 60,00. Bei Interesse wenden Sie sich bitte via bestellung@bibliothekderprovinz.at an uns. [artedition | Verlag Bibliothek der Provinz] [Texte: Hamed Abboud, Hannes Etzlstorfer, Martin Hochleitner, Vitus H. Weh.] Kritzeleien von Bedeutung Du schließt die Augen, um in einen tiefen Schlaf zu sinken, der dich in seine Irrgärten entführt, überlässt aber gleichzeitig den Augen deines Herzens die freie Wahl, ob sie in deine Vergangenheit blicken oder sich mit dir verlieren und dich in den Garten deines Unbewussten führen, wo sie dir Botschaften offenbaren, die du im Wachsein nicht wahrnimmst. Denn im Wachsein bist du in höchstem Maße aufmerksam und mit Farben, Geräuschen und allen anderen Erscheinungsformen beschäftigt, die deinen Tag erfüllen. Du wunderst dich über einen Traum, von dem du nicht weißt, wie du hineingeraten bist oder wie du ihn wieder verlassen sollst. Aber du weißt, dass es dein Traum ist, und versuchst, die Schlüssel des Verständnisses mit großer Umsicht zu umfassen, als würdest du dich auf eine Szene nach der anderen einlassen, um die rätselhaften Gesichter zu erkennen und zu erfahren, warum sie hier sind oder warum die Raubtiere dich nicht verschlingen, wenngleich sie neben dir liegen. Wie ein erfahrener Regisseur versuchst du, jede Szene, die du siehst, eingehend zu betrachten. Mit den Daumen und Zeigefingern deiner beiden Hände bildest du einen Kreis, um Details voneinander zu isolieren und Antworten zu finden, die im Hintergrund der handelnden Personen verborgen sind. Die befinden sich am Rand der Szene oder gruppieren sich um ein Schachbrett, unbekümmert darüber, wer gewinnen oder verlieren wird. Vielleicht sind es auch bloß Puppen, die jemand mit kaum sichtbaren Fäden bewegt. Für gewöhnlich eilen Kinder zu den Eltern, um von ihren Träumen zu erzählen. Die mögen eine Erklärung für die seltsamen Welten bereithaben, in die sie eingedrungen sind, so die Hoffnung. Doch keine Regel ohne Ausnahme: wenn etwa ein Maler einen bunten Traum auf der Leinwand festhält und bei seinen Kindern nach einer Erklärung dafür sucht. Vielleicht sagen sie ihm »Morgen ist heute«, sodass die Verunsicherung des einzigen Pferdes zu einer Rechtfertigung wird. Oder sie lachen über die dort liegenden Tiger, ohne zu wissen, ob die miteinander kämpfen oder spielen, und raten dem Vater zu springen. Wir werden älter und unsere Stimmen tiefer, doch unsere Träume bleiben so bizarr wie die des Kindes, das durch die Irrgärten seines Unbewussten läuft. Wir brauchen eine weiße, unbeschriebene Fläche, um darüber nachzudenken, wie wir die Welt sehen und wie die Kinder sie sehen. Kinder geben der Welt mit ihrer Spontaneität eine neue Bedeutung und fügen ihr auf der Leinwand unserer Gedanken eine neue Dimension hinzu. Sie eröffnen uns eine neue Perspektive, die die Augen unserer Herzen leuchten und lächeln lässt, und sei es nur durch bunte Kritzeleien an den Rändern eines Bildes oder an der Wand, an der das Bild verbleibt, gespannt und in geduldiger Erwartung, bis wir daran vorbeigehen. (Hamed Abboud, Autor. Aus dem Arabischen von Larissa Bender)
Helga Petrau-Heinzel – In bester Gesellschaft
Helga Petrau-Heinzel – In bester Gesellschaft None Helga Petrau-Heinzel treibt ihr subtiles Spiel über die Gattungsgrenzen hinweg. Sie bedient sich ungewöhnlicher Materialien wie Holzmehl oder Marzipan, häkelt plastische Details, schließt Gegenstände des Alltags mit ein, wertet sie um und erreicht auch im Wechsel zwischen feinster Ausarbeitung und nur angedeuteten Formen eine bezaubernde Schwingung. An Bildwitz und sprühenden Ideen mangelt es der Künstlerin gewiss nicht. Darüber hinaus gelingt es ihr, mit bestechender Technik und großer Empathie die Schwächen und Lächerlichkeiten des menschlichen Daseins einzufangen, wobei ihre wohlwollende Grundhaltung nicht ausschließt, dass sie uns gelegentlich auch auf die Schaufel nimmt. (Berthold Ecker) [Hrsg.: Helga Petrau-Heinzel. Red.: Birgitta Kager. Texte: Berthold Ecker, Helga Petrau-Heinzel.] [artedition · Verlag Bibliothek der Provinz]
Klaus Peter Dencker – Über viele/s
Klaus Peter Dencker – Über viele/s Begegnungen 1960–2020 Im März 2021 wird Klaus Peter Dencker 80. Zu diesem Anlass hat er einen Rückblick versucht und sich all jener Persönlichkeiten erinnert, die ihn beeindruckt, gefördert und – wie er selbst sagt – „zu dem gemacht haben, was ich heute sein darf“. In dieser Rückschau hat jede Persönlichkeit eine Seite des Buches bekommen, die mit Archivmaterialien (Fotos, Briefe, Bilder und Poesie) sowie kleinen Hommagen vor allem diese Personen und ihre Arbeiten dokumentiert, knapp kommentiert mit Denckers Erinnerungen. So ist es einerseits ein „Dank an alle“ und andererseits ein Erinnerungsbuch an viele geworden, die nicht mehr leben. Die Liste reicht von Freunden, Bekannten und Kolleg/inn/en im Umfeld des Phantastischen Realismus, der Pop-Art, der Konkreten Kunst, der Konkreten und Visuellen Poesie bis zu Literaturwissenschaftlern, Kunsthistorikern, Philosophen, Filmemachern und Jazzmusikern aus der Zeit von 1960 bis ins Jahr 2020. Ein besonderes Zeitdokument und zugleich ein etwas anderer Blick auf den Mitbegründer der Visuellen Poesie Klaus Peter Dencker. ÜBER VIELE/S erscheint in gleicher Ausstattung wie seine beiden, ebenfalls im Verlag Bibliothek der Provinz erschienenen Werkausgaben Visuelle Poesie I 1965–2005 und Visuelle Poesie II Arbeiten bis 2015. [artedition · Verlag Bibliothek der Provinz] Außerdem bereits erschienen: KLAUS PETER DENCKER VISUELLE POESIE [I] 1965–2005 Verlag Bibliothek der Provinz ISBN 978-3-85252-646-1 KLAUS PETER DENCKER VISUELLE POESIE II Arbeiten bis 2015 Verlag Bibliothek der Provinz ISBN 978-3-99028-526-8 KLAUS PETER DENCKER VISUELLE POESIE I & II [2 Bände im Schuber] Verlag Bibliothek der Provinz ISBN 978-3-99028-518-3
Peter Kubovsky – Das geschnittene Frauenbild
Peter Kubovsky – Das geschnittene Frauenbild Linolschnitte der späten 1960er-Jahre [artedition | Verlag Bibliothek der Provinz. Kataloge der OÖ Landes-Kultur GmbH; 2 (ISBN 978-3-85474-356-9).] [Hrsg.: OÖ Landes-Kultur GmbH. Red.: Margit Palme, Gabriele Spindler. Autorin: Eva-Maria Manner] Obgleich sich der Entwurf zum Titelbild vorerst skizzenhaft darstellt, sind alle zentralen Bildkomponenten definiert. Die prekäre Stellung der Eisläuferin, deren Kopf losgelöst vom verdrehten Körper ins respektive aus dem Bild blickt, wird durch ihre Positionierung im Raum verstärkt. Peter Kubovsky suggeriert räumliche Illusion unter Verwendung zweier Farbplatten und perspektivischer Verkürzung. Raffiniert dynamisiert er den Sturz, indem der Schlittschuh des linken Beines parallel zum unteren Bildrand an die rechte stößt.
Karl Mostböck – Schaffensort Atelier
Karl Mostböck – Schaffensort Atelier Eine Werkmonographie anlässlich des 100. Geburtstages [artedition | Verlag Bibliothek der Provinz] [Hrsg.: Romana Schuler i. A. des Karl-Mostböck-Archivs. Mit e. Vorwort von Klaus Albrecht Schröder sowie Textbeiträgen von Romana Schuler, Franz Mayer u. Wilhelm Molterer.] „Nur das Geistige habe ich gesucht. Vor allem das Geistige hat mir den Inhalt des Lebens gegeben.“ Über sieben Jahrzehnte war Karl Mostböck (1921–2013) künstlerisch tätig. Als Autodidakt orientierte er sich an einer Reihe von Künstlern, die für ihn zum Vorbild wurden, und bildete sich im Selbststudium der Kunst und Philosophie weiter. In seinem kleinen Atelier in Steyr arbeitete er von 1954 bis kurz vor seinem Tod. In diesem Band wird erstmals eine Werkschau gezeigt, die alle Schaffensperioden von Karl Mostböck umfasst und die der Künstler zudem selbst in seinem Atelier ausgestellt hat.
Karl Mostböck – The Studio as a Creative Space
Karl Mostböck – The Studio as a Creative Space A monograph marking the 100th anniversary of the artist’s birth [artedition | Verlag Bibliothek der Provinz] [Publ. by Romana Schuler on behalf of the Karl Mostböck Archive. With a foreword by Klaus Albrecht Schröder and text contributions by Romana Schuler, Franz Mayer and Wilhelm Molterer. English transl. by Stephen B. Grynwasser.] ‘All I ever sought was the spiritual. The spiritual above all else is what gave my life content.’ Karl Mostböck (1921–2013) was active as an artist for over seven decades. Self-taught, he drew inspiration from a number of artists who became his role models and continued to educate himself further through his own studies of art and philosophy. He worked from his small studio in Steyr from 1954 until shortly before his death. This volume is a showcase that encompasses for the first time all of Karl Mostböck’s creative periods, featuring works which the artist himself exhibited in his studio.
Richard Frankenberger – Natur.Gesellschaft.Widerstand | Nature.Society.Resistance
Richard Frankenberger – Natur.Gesellschaft.Widerstand | Nature.Society.Resistance None Richard Frankenbergers Kunst ist eng mit seinem kultur- und gesellschaftspolitischem Engagement verknüpft. Unermüdlich und mit kritischer Sensitivität beobachtet der Künstler sein unmittelbares ländliches Umfeld, um mit Kunst, die sich an internationalen Maßstäben und aktuellen Diskursen orientiert, gegen provinzielles Denken und Handeln vorzugehen. Natur und Landschaft werden dabei als gesellschaftliche Umräume wahrgenommen, die fernab idyllischer Verklärung einer aufklärerischen Beobachtung und künstlerischen Nutzung unterliegen. Seit den 1970er Jahren lotet Frankenberger mit seinem Werk sowie als Initiator künstlerischer und wissenschaftlicher Veranstaltungen konsequent das Spannungsfeld zwischen ökologischer Nachhaltigkeit und ökonomischen Fehlleistungen aus. In einer durch die Klimakatastrophe, die Umweltzerstörung und die damit verbundene Polarisierung zwischen Arm und Reich – im Schatten Coronas – charakterisierten Zeit, erweist sich sein Werk als hellsichtig und aktuell zugleich. (Rainer Fuchs) Richard Frankenberger’s oeuvre is inextricably linked with his commitment to social and cultural politics. The artist applies his boundless energy and critical sensitivity to observing the immediate rural surroundings, countering provincial thinking and behaviour with art that sets international standards and explores current discourse. Nature and landscape are perceived as social environments, which – far from idyllic glorification – become the subject of progressive examination and artistic reflection. Since the 1970s, Frankenberger has assiduously explored the tension between ecological sustainability and economic failures, both in his own work and as an initiator of artistic and scientific events. In a time shaped by climate disaster, environmental destruction, and – in the shadow of Corona – a resulting polarization between the rich and the poor, his body of work is at once lucid and relevant. (Rainer Fuchs) [Hrsg. | Editors: Rainer Fuchs, Johannes Rauchenberger. Autoren | Authors: Bianca Bachmann, Erwin Fiala, Rainer Fuchs, Robert Menasse, Eva Pichler, Johannes Rauchenberger, Gerald Raunig, Walter Titz, Wolfgang Ulrich] [artedition · Verlag Bibliothek der Provinz] Johannes Rauchenberger zum Erscheinen von „Richard Frankenberger – Natur.Gesellschaft.Widerstand | Nature.Society.Resistance“ via den youtube-Kanal von KULTUM Graz Am 31. März 2022 präsentierte der steirische Künstler Richard Frankenberger sein Buch „NATUR. GESELLSCHAFT. WIDERSTAND. ZEIT (t)“ im Steiermark-Büro in Brüssel. Rainer Fuchs vom MUMOK Wien sprach die einführenden Worte.
Auf zu Neuem
Auf zu Neuem Drei Jahrzehnte von Schiele bis Schlegel aus Privatbesitz Das Buch absolviert einen rasanten Parcours durch das 20. Jahrhundert und konzentriert sich auf drei bahnbrechende Jahrzehnte: die Zeit bis zum Ende des Ersten Weltkrieges, das erste Jahrzehnt nach dem Zweiten Weltkrieg sowie die 1990er-Jahre. Im Zentrum stehen Werke aus herausragenden Privatsammlungen, manches wurde noch nie gezeigt. Künstlerinnen und Künstler: Kurt Absolon, Josef Bauer, Arik Brauer, Johann Fruhmann, Ernst Fuchs, Oskar Gawell, Richard Gerstl, Dorothee Golz, Carry Hauser, Matthias Herrmann, Friedensreich Hundertwasser, Wolfgang Hutter, Herwig Kempinger, Gustav Klimt, Peter Kogler, Oskar Kokoschka, Broncia Koller-Pinell, Brigitte Kowanz, Elke Silvia Krystufek, Maria Lassnig, Anton Lehmden, Max Mayrshofer, Koloman Moser, Muntean/Rosenblum, Oswald Oberhuber, Walter Obholzer, Florentina Pakosta, Josef Karl Rädler, Arnulf Rainer, Gerwald Rockenschaub, Romana Scheffknecht, Egon Schiele, Eva Schlegel, Hans Staudacher, Curt Stenvert (Kurt Steinwendner), Erwin Wurm, Heimo Zobernig Christian Bauer u. Günther Oberhollenzer (Hg.) [Katalog zur Ausstellung „Auf zu Neuem. Drei Jahrzehnte von Schiele bis Schlegel aus Privatbesitz“, 27. März 2021 bis 6. Februar 2022, Landesgalerie Niederösterreich (www.lgnoe.at). Hrsg.: Christian Bauer, Günther Oberhollenzer. Autor/innen: Christian Bauer, Nikolaus Kratzer, Günther Oberhollenzer, Yordanka Weiss u. Sammler/innen. Red.: Isabella Aschenbrenner.] [artedition · Verlag Bibliothek der Provinz] Siehe auch Eintrag zur Ausstellung (?) sowie umfangreiche Presseinformationen (?) am Website der Landesgalerie Niederösterreich.
Christian Bazant-Hegemark – Trauma
Christian Bazant-Hegemark – Trauma Monografie · [Werkmonografie mit Gedichtfragmenten und Ausstellungsansichten] „Christian Bazant-Hegemark leistet Vorarbeit zu einer individuellen Reflexion über Trauma, das er nicht im Traum, der Welt des Unbewusstseins, versteckt wissen will, sondern aktiv ins Bewusstsein holt.“ (Andrea Kopranovic) Anlässlich seiner ersten institutionellen Einzelausstellung (Museum Angerlehner, 2021) bietet „Christian Bazant-Hegemark: Trauma“ einen vielfältigen Einblick in das Schaffen der letzten 15 Jahre. Großformatige Malereien und detaillierte Zeichnungen werden visuell und mit Gedichtfragmenten des Künstlers assoziativ verbunden. Ein roter Faden führt durch viele Jahre des künstlerischen Prozesses: welche Bildersprachen können genutzt werden, um Menschen in Traumaaufarbeitung darzustellen? Wie bildet man Trauma ab? In oft rätselhaften Settings werden Assoziationen des Unterbewusstseins genauso gezeigt wie herkömmliche Alltagsmomente: „Zwischen den Wirkungsräumen der mitunter stillen Bildmomente öffnet sich eine Variable, die das Verständnis von Alltäglichkeit und Trauma vereint. Die unmittelbare Begegnung mit Arbeiten, die auf den ersten Blick keinerlei Sensationslust stillen und sich in vielen Fällen auch nicht der üblichen Bildsprache des Schmerzes bedienen, weitet die Vorstellung aus, die wir mit dem Bruch assoziieren. Die Werke bilden trotz ihrer räumlichen Wucht oftmals Momente fernab von Tragik ab. Es ist, als hätte man die Stille zwischen den Zeilen unter eine Lupe gehalten.“ (Jaqueline Scheiber) [Dieses Buch erscheint anlässlich der Ausstellung „Christian Bazant-Hegemark: Trauma“ im Museum Angerlehner, vom 9. Mai bis 29. August 2021, kuratiert von Günther Oberhollenzer. | This book is published on the occasion of the exhibition “Christian Bazant-Hegemark: Trauma” at Museum Angerlehner, from May 9th until August 29th 2021, curated by Günther Oberhollenzer. Texte von | Texts by Andrea Kopranovic, Günther Oberhollenzer, Jaqueline Scheiber. Textfragmente von | Textfragments by Christian Bazant-Hegemark. Portraitfoto von | Portrait photo by Milena Nowak. Ausstellungsansichten von | Exhibition views by Simon Veres.] [artedition · Verlag Bibliothek der Provinz]
Roman Scheidl – Ateliers 1982 bis 1997
Roman Scheidl – Ateliers 1982 bis 1997 … gesehen und fotografiert von Johann Klinger [artedition | Verlag Bibliothek der Provinz.] [Idee u. Konzept: Roman Scheidl. Red.: Katharina Puschnig.] Zeit in Bildern Die Fotografien Johann Klingers fügen sich zur zeitgeschichtlichen und kunsthistorischen Chronik und erzählen Geschichten über Person und Werk des Malers und Zeichners Roman Scheidl. Kunst als elementares Ereignis. Fotos, die Johann Klinger 1987 von Roman Scheidl in dessen Atelier Sonnenhof gemacht hat, erzeugen diesen Eindruck. Man sieht den Maler inmitten seiner Bilder, und aus den Bildern stürzen gemalte Naturgewalten förmlich auf den für diese Bild gewordenen Naturgewalten verantwortlichen Künstler ein. Kunst als meditative Übung. 1983 sieht man Scheidl auf Klingers Aufnahmen im Kreis kleinformatiger Arbeiten bei der Auswahl für eine Ausstellung in der Wiener Albertina. In seinem Atelier in der Boltzmanngasse sichtet der Künstler Pinselzeichnungen, Resultate einer fast rituellen Erprobung eines grafischen Repertoires. Dieser Methode der Verarbeitung von Motiven ist Scheidl über die Jahrzehnte hinweg treu geblieben. Kunst als harte Arbeit ist Inhalt anderer Fotografien. Kunst als oftmals auch den ganzen Körper fordernder Kraftakt im Umgang mit dem Material. Knochenarbeit, wenn man so will. Kunst als Spaß. Als Zentrum der Begegnung, des sozialen Lebens. Kunst als Feier, die sich einer breiten Palette von Ausdrucksmitteln – von der Zeichnung bis zum Tanz – bedient. Johann Klingers Bilder halten auch das Fest fest und fügen sich in ihrer Summe zu einem vielschichtigen Porträt des Künstlers Roman Scheidl, zu einem Porträt auch von Scheidls Kunst. Bilddokumente aus den Ateliers von Künstlerinnen und Künstlern können viel zum Verständnis von deren An- und Absichten beitragen, als eine andere Art Rahmen, in dem Person und das von dieser Person Geschaffene zu einem neuen Ganzen verschmelzen. Puristen der Kunst-Wahrnehmung mögen das als unlautere Beeinflussung ablehnen, als Verführung weg vom Wesentlichen eines Kunstwerks, das ihrer Meinung nach für sich sprechen sollte. Sollte es auch. Aber, unter uns: Ich kenne niemanden, der auf die Person hinter der Kunst (sofern diese das Interesse geweckt hat) nicht neugierig ist. Viele große Fotografen richteten die Objektive ganz subjektiv auf Künstler (seltener auf Künstlerinnen). Brassaïs frühe Picasso-Fotografien sind Ikonen, ebenso Henri Cartier-Bressons Giacometti-Bilder und Philippe Halsmans Inszenierungen mit Salvador Dalí. In Österreich haben diesbezüglich Elfriede Mejchar und Christian Skrein große Verdienste. Sie fotografierten viele Künstler bei der Arbeit und schufen wertvolle Zeitdokumente. Johann Klingers Fotografien sind die kongeniale Ergänzung zu Roman Scheidls Aufzeichnungen in Wort und Bild. Überwiegend stehen diese Bilder in der klassischen Tradition der Dokumentarfotografie, aber natürlich finden sich auch solche, die man gemeinhin als „gestellt“ bezeichnet. In denen sich der Abgebildete der Präsenz des Abbildenden bewusst ist, sich dem Objektiv als Subjekt präsentiert. Ein Bild, auf dem Scheidl einen Rinderschädel vor sein Gesicht hält, ist klare Inszenierung. Und als solche Teil einer komplexen Realität, in der die Grenzen zwischen vermeintlich einfach „passierender“ wirklicher Wirklichkeit und deren bewusster Herstellung ohnedies nicht scharf gezogen werden können. Die Möglichkeit, Realität zu reproduzieren (mit welcher Technik immer), führt zwangsläufig zur Auflösung dieser Grenzen. Mit den medialen Möglichkeiten des Hier und Jetzt sind diesbezüglich gänzlich neue Wirklichkeiten entstanden. (Walter Titz)
GrazRand
GrazRand Eine Grazumrundung in sieben Tagen · [Orte – Fundstücke – Begegnungen] Im Sommer 2020 umrundete ein vierköpfiges Team die Stadt Graz genau entlang ihrer Grenze. Auf dem Weg führten sie Gespräche, sammelten Gegenstände und Audioaufnahmen, fertigten Zeichnungen, Fotos und Videos an – und dachten über den Zusammenhang zwischen Stadtzentrum und Rand nach. Ihre Eindrücke in Text und Bild erscheinen nun in einem vielfältigen Buch, das gleichzeitig Reisereportage, Wanderführer, Stadtforschung und Kunstbuch ist. [Mit Vorwort von Elisabeth Fiedler und Beiträgen von Matthias Holzer, Werner E. Holzinger und Johanna Rolshoven. Hrsg. von Elisabeth Fiedler, Institut für Kunst im öffentlichen Raum Steiermark. GrazRand wird im Rahmen des Graz Kulturjahr 2020 mit Unterstützung von KIÖR Kunst im öffentlichen Raum Steiermark sowie in Kooperation mit HDA Haus der Architektur, www.gat.st und Grazer Soundscapes / Radio Helsinki realisiert. https://www.kulturjahr2020.at/projekte/grazrand/] [artedition · Verlag Bibliothek der Provinz.] Mit dem vorliegenden Buch wollen wir Menschen die Möglichkeit geben, uns bei der einwöchigen Umrundung der Stadt Graz entlang ihrer Grenze zu begleiten. Es ist der Versuch, unterschiedliche Zugänge und Perspektiven zu sammeln und zwischen ihnen Zusammenhänge herzustellen. Es ist manchmal Reisereportage, Wanderführer, Stadtforschungsbericht und Kunstbuch und ermöglicht es, Graz auf vielfältige Arten zu umrunden. Das Buch muss nicht von vorne bis hinten gelesen werden, sondern erlaubt spontane Einstiege. Neben Karten der Tagesetappen, Tableaus von Fundgegenständen, Portraits von Orten, Dokumentationen flüchtiger Begegnungen und beigelegtem Statistik-Heft umfasst es auch Bildseiten von Objekten, auf die wir wiederholt trafen. Wir haben Expert*innen um Gastbeiträge gebeten, um intensiver auf Themen einzugehen, die uns zur Kontextualisierung unserer Erfahrungen wichtig erschienen. In „Die ausgefranste Stadt“ zeichnet die Stadtforscherin Johanna Rolshoven die historischen Entwicklungen des Gebauten und Sozialen an den Rändern der Städte aus kulturwissenschaftlicher Perspektive nach und fragt nach alternativen Formen der Urbanität. Der Historiker Matthias Holzer umrundet in seinem Beitrag „Die verschwundene Grenze“ die Stadt Graz vor den Eingemeindungen von 1938 und beschreibt Überreste jener Grenze, die sich noch heute im Stadtbild wiederfinden. In „Grünes Band“ beschreibt der Biologe Werner E. Holzinger den Grazer Stadtrand als Raum großer Biodiversität und Lebensraum zum Beispiel des Pillendrehers oder der Großen Quelljungfer. Unsere Stadtumrundung im Juli 2020 fand inmitten der Corona-Pandemie statt. Auch wenn die Fallzahlen während dieser Zeit niedriger waren, es keine Ausgangsbeschränkungen gab und wir sowohl in Pensionen übernachten als auch Gasthäuser besuchen konnten, waren unsere Erfahrungen und die Erzählungen der Menschen, denen wir begegneten, stark von diesem Umstand geprägt. So ist dieses Buch auch ein zeitgeschichtliches Dokument, das ein Portrait des Stadtrands während einer Zeit des Wandels und der Ungewissheit zeichnet. Wir hoffen unsere Leser*innen mit diesem Buch anzuregen, den Rand von Graz kennenzulernen und sich auf unbekannte Pfade zu begeben, an Gartenzäunen mit Menschen ins Gespräch zu kommen und sich mit anderen Perspektiven zu konfrontieren. Wir möchten aber auch einen Impuls dazu geben, über Zäune zu klettern, Grenzen zu überschreiten und bestehende Kategorien wie Stadt/Land, öffentlich/privat oder Kunst, Wissenschaft und Wandern in Frage zu stellen. (Adina Camhy, Robin Klengel, Coline Robin & Markus Waitschacher über das Buch)
ninavale – »Paradise is temporarily closed (God).«
ninavale – »Paradise is temporarily closed (God).« None „Paradise is temporarily closed (God).“ Das bulgarische, in Paris lebende Künstlerpaar ninavale (NINA Kovacheva & Valentin Stefanoff) reagiert mitten in den Lockdowns zur Eindämmung der Corona-Pandemie in seiner Ausstellung auf die aktuelle Weltsituation der Pandemie mit einer subtil ironischen Spiegelung einer Paradiesverweigerung. Distanzierungsregeln, Kontaktbeschränkung und Abstandsgebot hier, himmlische Party dort? Die „Party“ galt in jenen Tagen des „Dazwischen“ als der Gottseibeiuns von Superspreadern, die das Virus verbreiteten. Ninavale verorteten die Situation in ihrer Rauminstallation ins Paradies. Eine iCloud wurde zum iHeaven, Kinder spielten Adam und Eva. Der Blick durch das Fernrohr in die Sterne empfahl den Lebensgenuss. Doch davon war man in jenen Tagen weit entfernt. Dennoch: Das Leben, die Freiheit, die Anonymität, die Gesellschaft, die Einsamkeit zu genießen wurde zur ambivalenten Botschaft von ninavale in jenen prekären Tagen. Johannes Rauchenberger, Kurator der Ausstellung, begleitet diese mit einem Bildessay. “Paradise is temporarily closed (God).” The Bulgarian artist couple ninavale (NINA Kovacheva & Valentin Stefanoff), who live in Paris, react to the current world situation in the middle of the lockdowns to contain the Corona pandemic, their exhibition presenting a subtly ironic reflection of a denial of paradise. Distancing rules, contact restrictions and separation requirements here, heavenly party there? In those days of the “in between”, the “party” was considered to be the “devil incarnate” of superspreader events where the virus was passed on. Ninavale located the situation in their spatial installation in paradise. An iCloud became iHeaven, children played Adam and Eve. Looking at the stars through the telescope suggested the enjoyment of life. But that was a long way off in those days. Nevertheless: enjoying life, freedom, anonymity, society and loneliness became ninavale's ambivalent message in those precarious days. Johannes Rauchenberger, curator of the exhibition, accompanies it with a picture essay. https://www.kultum.at/paradise-is-temporarily-closed-god. [Katalogbuch zur Ausstellung | Catalogue book for the exhibition ninavale (NINA Kovacheva & Valentin Stefanoff): »Paradise is temporarily closed (God).«, 24. Oktober 2020 bis 13. Februar 2021 | 24th of October 2020 to 13th of February 2021, KULTUM – Zentrum für Gegenwart, Kunst und Religion in Graz. Autor | Author: Johannes Rauchenberger. Übersetzung | Translation German – English: Kate Howlett-Jones.] [artedition · Verlag Bibliothek der Provinz.]
Georg Frauenschuh – PAIN'ING
Georg Frauenschuh – PAIN'ING [artedition | Verlag Bibliothek der Provinz.] [Ed./Hrsg.: Georg Frauenschuh. Interview/Text: Christa Benzer.] Georg Frauenschuh (geb. 1979) verbindet in seiner Malerei einen persönlichen Standpunkt mit einer diskursiven Herangehensweise. In seinem bis 2015 vorwiegend abstrakten Œuvre tauchen in jüngster Zeit vermehrt figurative Sujets auf. Die einzelnen Erzählgegenstände beruhen oft auf vorgefundenem Material digitaler Herkunft. Es werden Prozesse menschlicher Produktion und menschlicher Fehlbarkeit sichtbar. Wahrnehmungserfahrungen und Darstellungsmöglichkeiten werden genauso wie die jeweilige Ausprägung abstrakter und gegenständlicher Selbstverständnisse kontinuierlich mitverhandelt. Im ausführlichen Gespräch mit Christa Benzer wird in der monographischen Publikation die Bandbreite seines malerischen Werkes beleuchtet. Sie umfasst die ausgewählte künstlerische Produktion der Jahre 2015–2021.
Tone Fink – ARCHE.TONE
Tone Fink – ARCHE.TONE Tiere anderer ART.en [Texte von Max Lang.] [artedition | Verlag Bibliothek der Provinz.] Neues Tierleben einhauchen Während der zweiten „Krönchenzeit“ sind mir die freien Ideen vergangen, daher suchte ich nach einer schweren Knochenarbeit, die das Eingesperrtsein vollkommen aussperrte. Meine gewohnte Kunstmache, z. B. weisse, monochrome, abstrakte und meditative Ornamenttafeln (skulptural), verlangten eine Schöpfungspause. Da packten mich stark bedrohte Tierfotografien am Schlafittchen. Durch Ab-, Nach- und Neuzeichnen und Malen versuchte ich den Gefährdeten Tieren in meiner Sicht neues Leben einzuhauchen. Ungeduldig wie ich, drängen sie aus dem Din A4 Format zu entkommen, weil ihnen auch dort der Platz zu klein wird. Die Köpfe und Körper werden neu komponiert, durch Über- und Untertreibungen, Weglassungen und Dazugaben bekommen die Tierwesen meine persönliche Note. Auch das Drumherum ist von mir inszeniert. Wichtig ist auch, dass man sich selber an- und auslachen kann. Dieses schelmische Schmunzeln versuchte ich auch an diesen seltenen Physiognomien auszuprobieren, und so lachten sie mich an und aus. Schön wäre es, wenn diese außergewöhnlichen Geschöpfe mit ihrer Strahlkraft in meinen Nachbildungen nicht verblassen und gewisse Bewunderung hervorrufen würden. Mittelalteriger Herzspuckaffe präsentiert sein Bestes. Schneeeule grossaugt uns verzaubernd. Wiener Ziesel riecht in freudiger Habachtstellung an Gelbblütigem. Eine Mandrillin mit Hängebusen nimmt mütterlich ihr Baby in schützende Obhut. Das Arkalwildschaf krönt sich mit fossilamonitigen Kreishörnern. Die Dolchstichtaube blutet zierlich und schnäbelt Blühendes. Buntfrosch nimmt Anlauf, um aus dem Papierraum zu entkommen. Hirschebers Zähne durchstossen den Rachenraum kreuz und quer bis zu den Augen. Die Lemurenart hypnotisiert augenstechend und krallt Naturzeichen ins Papier. Antilope wittert himmelwärts. Zauneidechse hauptthront insektenzüngelnd. Koboldmaki turnt alle Viere grossblauäugig und angeberisch mit kugeligen Fingerkuppen. Der Eulenschwalm erträgt einen hoffärtigen Kroneprachtfinkpapagei kopffederkraulend. Ob ledern, knochig, pelzig, haarig, federig oder hornig, Hauptsache Maulwinkel hochgezogen. Zipfeliger Unschuldschauer; nacktmullischer Hepatitenbeisser; drachiger Wasserrotzüngler; Axolotischer Geweberegenerierer; Nasenschleckkatze mit Ohrenschmuck. Philippinisches Krokodil berührbar, ziert im Rachen tintige Liebesmale. Kopfüberflughündisch verpisst er sich coronaunschuldig. Der Dachs liebäugelt schweinsschnäuzig. Mittelspecht hämmert wie belämmert. Felsenpinguin hüpft vor Schlangentanz. Unterwasserdrache feuerzüngelt doppellippig. (Tone Fink) Heute, nach dem Mittagessen, bin ich die Straße hinabspaziert und ein bunter Vogel ist mir entgegengekommen, schüchtern hat er in die Auslage eines geschlossenen Geschäfts geschaut, sein Spiegelbild zurechtgerückt: die Perrücke, den Ausschnitt, den Rock, darunter die Beine, die Lippen, ganz langsam haben sie sich bewegt, als spräche er mit sich selbst oder als antworte er auf den Ruf eines Freiers. (Max Lang)
Moje Menhardt – Bilder und Zeichnungen
Moje Menhardt – Bilder und Zeichnungen [artedition | Verlag Bibliothek der Provinz.] Moje Menhardt benötigt für ihre Arbeit die Freiheit des assoziativen Denkens, des Sich-Erinnerns und des ständigen Veränderns. Ihre Formensprache passt sie dem jeweiligen Sujet an. Sie arbeitet in Serien, und Konzepte sind nur innerhalb eines einzelnen Themenkreises gültig. Ihr Stil ist durchaus gewollt inkonstant, und dennoch ist ihre Handschrift unverkennbar. Traditionen des Wiener Informels der 60er Jahre sind unverkennbar, doch diese Wurzel reicht bei weitem nicht aus, Moje Menhardts künstlerischen Pluralismus zu erklären. Sie studierte in Wien und Holland, lebte in Südamerika, Deutschland und Österreich und registrierte ihre Umwelt stets mit wachen Sinnen. Ihre Kunst ist international und doch sehr persönlich, ist koloristisch-österreichisch und diszipliniert-aufgeklärt, ist sensitiv, doch niemals sentimental. Moje Menhardts Bilder muss man genau und lange betrachten. Es kann sein, dass der Groschen erst dann fällt, und das wird man nicht bereuen. (Wolfgang Hilger) Wenn Moje Menhardt zur Staffelei geht, so tritt zunächst eine Hauptgestalt aus Linien und Farben auf. Diese Hauptgestalt kann aus der Stimmung des Tages kommen und erst im Augenblick des Malens Form annehmen, sie kann aber auch aus Anregungen destilliert sein, aus verwischten Strukturelementen eines Astes, einer Stahlkonstruktion, eines Flecks auf der Straße. Diese Hauptgestalt des Anfangs ist jedoch nicht die Darstellung und auch nicht die Nachempfindung eines Gegenstandes, nicht die Essenz eines Gebäudes, einer Landschaft, eines Menschen, eines Lächelns; sie ist Farbe, Rauigkeit, Linienführung, Verkreuzung, Steigen, Fallen, Rundung, Häufung. Während diese Gestalten auf der inneren Szene erscheinen, mögen Anklänge an Gegenstände vorüberhuschen, aber nur wie unwichtiger Hintergrund. So kommt der zur Stunde vorherrschende Komplex auf die Leinwand. Die Figur wächst dann ähnlich Eisblumen auf einer Fensterscheibe, jedoch anders, denn es reihen sich nicht wie beim Schneestern die Einheiten der Kristallbausteine aneinander, sondern es treten zur Grundgestalt neue Regungen, neue Konfigurationen aus neuen Maltagen, die dem Anfang in Glätte oder Rauigkeit, in Farbe und Linien verwand sein können, sodass es zur Weiterentwicklung und Entfaltung kommt. Es können sich jedoch auch konträre Elemente aufdrängen, die sich dann durch Übergriffe zum Gesamten fügen. So entstehen harmonisch-bizarre Gebilde mit Farbvernetzungen: als Symbol, als Extrakt, als Konglomerat der optisch transportierten Gefühle: Es entstehen zarte, geknickte, gebogene Gestänge im Hauch von Braun und Blau. Es entstehen zarte, geknickte, gebogene Gestänge im Hauch von Braun und Blau; kontroverse Versammlungen leuchtend gegeneinander pulsierender Farben; strenge, ruhende Flächen mit Begrenzungen und Überschneidungen, ernst und schwer bis düster, oder morgendlich-hell; tendenziös hochstrebende Gevierte wie eigenwillige gerad-rechtwinkelige Drusen. Die Bilder von Moje Menhardt entstehen nicht im trockenen Sinne spontan, und entspringen auch nicht dem ersten Ansatz in einer abrollenden Automatik, sondern wachsen als Synthese von Gestalten und optisch übertragenen Gefühlen aus dem Moment, aus Vergangenheiten und aus Wünschen an die Zukunft. (WM)
Vom Zentrum der Peripherie
Vom Zentrum der Peripherie 20 Jahre AIR – ARTIST IN RESIDENCE Niederösterreich [Hrsg.: David Komary, Florian Steininger. Texte: Katharina Brandl, David Komary, Vytautas Michelkevi?ius, Florian Steininger, Christian Teckert. Gespräche mit: Jo Aichinger, Alexandra Schantl, Heidrun Schlögl, Michael Stiller.] [artedition | Verlag Bibliothek der Provinz.] Vom Zentrum der Peripherie erscheint zum zwanzigjährigen Bestehen von AIR – ARTIST IN RESIDENCE Niederösterreich. Ein wesentliches Merkmal des Residency-Programms in Krems ist seine Lage, unmittelbar an der Donau und nicht weit von Wien entfernt, was man sowohl als zentral wie auch als peripher bezeichnen könnte. Dieser topografische Doppelstatus bildet den initialen Denkansatz und fungiert als Blaupause für die Publikation. Wenn der simple Gegensatz von Zentrum (als Synonym für Kultur) versus Peripherie (als Vorstellung des kulturellen „Off“) zunehmend unzulässig erscheint, stellt sich die Frage, was die Besonderheiten und vor allem Möglichkeiten eines Programms sind, das von einem mitunter als peripher bezeichneten Standpunkt aus agiert, und wie sich ein weder in Eskapismus noch in Utopismus mündender konstruktiver Begriff von Peripherie entwickeln ließe. Das vorliegende Buch gliedert sich in einen Binnenteil, der sich den vier künstlerischen Sparten des Residency-Programms – Architektur, bildende Kunst, Literatur und Musik – widmet, und einen diesen flankierenden Anfangs- und Endteil, der den diskursiven Rahmen formt. Insbesondere diese Teile der Publikation dienen der Verortung im größeren kulturellen und internationalen Kontext, was die Reflektion topografischer und raumtheoretischer Spezifika, kunstsoziologischer und auch soziopolitischer Koordinaten und Gegebenheiten miteinschließt. Siehe auch Eintrag zur Publikation am Website von AIR – ARTIST IN RESIDENCE Niederösterreich: www.air-noe.at/de/20-jahre-air/publikation
From the Center to the Periphery
From the Center to the Periphery Twenty Years of AIR – ARTIST IN RESIDENCE Niederösterreich [Eds.: David Komary, Florian Steininger. Texts: Katharina Brandl, David Komary, Vytautas Michelkevi?ius, Florian Steininger, Christian Teckert. Interviews with: Jo Aichinger, Alexandra Schantl, Heidrun Schlögl, Michael Stiller.] [artedition | Verlag Bibliothek der Provinz.]
Lilly Hagg – Die Macht der Gefühle
Lilly Hagg – Die Macht der Gefühle None Angenommen, Gefühle wären objektiv im Raum vorhanden, wie manche Philosophen meinen. Angenommen, sie befänden sich vor uns wie heranziehende Gewitter oder Inseln der Entscheidung, die in der Lage sind, großen Druck auf uns auszuüben. Dann erleben sie hier ein Bedauern: ein gestauchtes und in die Länge gezogenes Gefühl, das an einen Gewaltausbruch erinnert, den wir bereuen. Weil er sich nicht wiedergutmachen lässt. Sie erleben einen Windbeutel von Drachentöter, der niemanden rettet, sondern bloß einen ersten Schritt zum Artensterben macht. Ich habe mich, wie das bei Gefühlsaufwallungen so der Fall ist, wie in einem Stoßgebet in das Bild hineingezaubert und die Rolle der Prinzessin übernommen, die den grausamen Liebesdienst des Ritters übergeht und offen Partei für den Drachen ergreift, den Ahnherren unserer Singvögel, denen es jetzt, wie man liest, als nächstes an den Kragen gehen soll. Wenn Gefühle tatsächlich objektiv im Raum vorhanden sind, dann schwebt hier also zur Begrüßung eine Zerknirschung im Raum… (Bernd Hagg) [Hrsg.: Lilly Hagg. Konzept u. grafische Gestaltung: Lilly und Bernd Hagg] [artedition · Verlag Bibliothek der Provinz]
Margot Pilz – Selbstauslöserin
Margot Pilz – Selbstauslöserin [Katalog zur Ausstellung | Catalogue for the exhibition »MARGOT PILZ – SELBSTAUSLÖSERIN«, 23. Oktober 2021 bis 3. April 2022, Kunsthalle Krems | October 23, 2021, to April 3, 2022, Kunsthalle Krems, www.kunsthalle.at. Hrsg. | Eds.: Florian Steininger, Andreas Hoffer. Autor*Innen | Authors: Anne Faucheret, Andreas Hoffer, Carina Plath, Alexandra Schantl, Nina Schedlmayer, Gabriele Schor, Walter Seidl, Florian Steininger. Red. | Managing Ed.: Isabella Aschenbrenner.] [artedition | Verlag Bibliothek der Provinz.] Margot Pilz, die 1936 in Haarlem (NL) geboren wurde und seit 1953 in Österreich lebt, zählt zu den bedeutenden feministischen Künstlerinnen und war eine Pionierin der Medienkunst. Sie arbeitet in den Bereichen Fotografie, Video, digitale Skulptur, Performance und Installation. Schwerpunkte ihrer aktuellen Arbeiten sind das Altern, ökologische Themen und feministische Neuinterpretationen von Werken der Kunstgeschichte. Margot Pilz, born in Haarlem (NL) in 1936 and a resident of Austria since 1953, is a renowned feminist artist and a pioneer of media art. She works in the areas of photography, video, digital sculpture, performance and installation. In her current work she focuses on ageing, ecological issues and feminist re-interpretations of classical works of art.
Rudolf Schönwald – Grafikzyklen aus sieben Jahrzehnten 1950–2020
Rudolf Schönwald – Grafikzyklen aus sieben Jahrzehnten 1950–2020 Monografie und Werkverzeichnis Im Fokus der Monografie über Rudolf Schönwald, der im Jahr 1928 als Sohn österreichischer Eltern in Hamburg geboren wurde, stehen die zyklische Arbeitsweise und der Versuch einer möglichst vollständigen Zusammenführung dieser Werkgruppen. Der vorliegende Band würdigt das gesamte Schaffen des Künstlers von den 1950er-Jahren bis zum Jahr 2020. Das künstlerische Werk weist zahlreiche stilistische Facetten auf, die sich immer am Gegenständlichen orientieren und nicht dem zu seiner Zeit vorherrschenden Trend zur Abstraktion folgen. Schönwalds Werk entfaltet sich nach chronologischen und thematischen Aspekten. Von komplexen Themen ausgehend entwickelt er vielteilige Bilderzählungen, die er zeichnerisch und druckgrafisch erarbeitet. Seine Anregungen entnimmt er der antiken Mythologie und literarischen Vorlagen. Weitere wichtige Werkgruppen stellen die Porträtzeichnung, die Stadtlandschaft, die anatomische Studie und die Graphic Novel dar. Erstmals wird in diesem Band Schönwalds Wirken im Spiegel der Kunstkritik und der Buchrezeption dokumentiert. Die gesammelten Beiträge befassen sich mit den unterschiedlichen Aspekten seines Schaffens. Rudolf Schönwald ist eine der zentralen und zweifellos auch eine der strahlendsten Künstlerpersönlichkeiten seiner Generation in Wien. Die Publikation beinhaltet ein umfassendes Werkverzeichnis. [Hrsg. u. Red.: Semirah Heilingsetzer. Mit Beiträgen von Gerhard Amanshauser, Peter Assmann, Peter Baum, Philipp Blom, Brigitte Borchhardt-Birbaumer, Otto Breicha, Berthold Ecker, Joachim Gatterer, Semirah Heilingsetzer, Fritz Herrmann, Wolfgang Hilger, Gert Kerschbaumer, Britta Schinzel und Rudolf Schönwald.] [artedition · Verlag Bibliothek der Provinz.]
William MacKendree – Absolutely Painting
William MacKendree – Absolutely Painting The Dosojin Series [artedition | Verlag Bibliothek der Provinz.] [This catalogue is published by galerie erich storrer on the occasion of the exhibition William MacKendree – Absolutely Painting. The Dosojin Series. Text: William MacKendree.] Die Gemälde von William MacKendree entführen in eine Welt reiner Malerei. Jeder Pinselstrich zeugt von Emotionen, Tiefe und Leichtigkeit. Der Künstler verbindet die Malerei der Vergangenheit und der Gegenwart auf einzigartige Weise. Absolutey Painting. As I consider these paintings which were done over the past three years, they strike me like the journal of a road trip, in which the road is painting itself. They are the melding of the gestural resonances with the states of feeling arising out of the image. I experience painting as a way of connecting to nature, history and culture and of sounding my personal relationship to the motifs I am pursuing. The way forward into an as-yet undefined present and future, also stretches backward pulling on earlier sensations and memories. Surface and gesture are inseparable components of the painting that impart a palpable texture to the visual idea. The image is conjured up from the inside of itself, and built out of the opposing forces within its framework. How the picture is made, how the artist moved inside of it, is the vital part of the narrative embodied within it. The search for the structure and organization of this surface is guided by the aim to reveal its suggestive properties relating to shared human experiences and consciousness. (William MacKendree)
Kurt Absolon – Monografie und Werkverzeichnis
Kurt Absolon – Monografie und Werkverzeichnis None 1950 sitzt Kurt Absolon im Café Raimund neben Hans Weigel, Herbert Eisenreich und anderen. Drinnen herrscht euphorische Aufbruchstimmung, draußen stehen die Zeichen auf Stunde Null. In Absolons Gefühlswelt brodelt es gewaltig. Wie kaum ein Zweiter prägte Absolon als Maler und Grafiker die österreichische Nachkriegskunst. Die Publikation widmet sich Absolons Leben und Werk und präsentiert zum ersten Mal ein Werkverzeichnis des Künstlers. Kurt Absolon „war der Begabteste von uns allen!“ Sein Freund Kurt Moldovan brachte es auf den Punkt. Als Maler und Grafiker erreichte Absolon in wenigen Jahren eine beispiellose Entwicklung, die andere über ein langes Leben durchmachen. In nur zehn Jahren bis zu seinem tragischen Unfalltod 1958 schuf er ein reifes und originelles Werk, das sich neben Größen wie Egon Schiele, Alfred Kubin und Herbert Boeckl behaupten kann. Absolon lässt sich stilistisch keiner Kunstrichtung zuordnen. Er war weder Expressionist, Surrealist noch Phantastischer Realist, ein Ausnahmetalent fern von ideologischen Dogmen und Ismen. Abseits von Expressionismus, Kubismus, Surrealismus und Informel entwickelte er eine individuelle Bildsprache, die sich dem existenziellen Dasein des Menschen und seiner Natur widmete. Als radikaler Grenzgänger und Visionär schuf Absolon poetische Traumwelten in virtuosen Tusche- und Aquarellzeichnungen, expressiven Ölbildern und Druckgrafiken. Kompromisslos verfolgte er seinen Weg, flüchtete in keine dekorative oder ästhetische Welt, sondern zeigte das Sichtbare in subtilen, ausdrucksstarken Bildern. Der Gegenständlichkeit blieb er verhaftet, gab die Realität und das Imaginäre aber nur rudimentär wieder. Absolons bedrohliche Existenzwelten zeichnen sich durch eine expressive Strich- und Linienführung, das Wechselspiel von Form und Farbe und die Konzentration von Leere und Fülle im Bildraum aus). Seine Themen kreisen um Leben und Tod, Schönheit und Vergänglichkeit, Mensch und Natur. In seine fantastischen Bildwelten im figurativ-narrativen Stil fließen politische, religiöse, literarische und musikalische Themen ein. Biblische Szenen von Hiob und Kain über Sodom und Gomorrha finden sich ebenso wie literarische Vorbilder, von Charles Baudelaire über Arthur Rimbaud bis zu Ernest Hemingway. Absolons subtiles Werk lädt ein, zwischen den Strichen und Linien zu lesen. (Stefan Üner) [Hrsg. von Bernhard Hainz und Stefan Üner. Mit Textbeiträgen von Kurt Absolon, Matthias Boeckl, Cornelia Cabuk, Berthold Ecker, Bernhard & Elisabeth Hainz, Elisabeth von Samsonow, Ferdinand Schmatz, Stefan Üner und Hans Weigel] [artedition | Verlag Bibliothek der Provinz]
Maximilian Suppantschitsch
Maximilian Suppantschitsch Der „Wachau-Professor“ „Doch am eindringlichsten wirkt die Sehweise des Malers auf uns: jenes liebevolle Entdecken der verborgenen Schönheit, das uns die Augen öffnet, das zum Verweilen einlädt und in dieser Besinnung Neues zu bewirken vermag. Wir selber werden angesprochen und inspiriert. Max Suppantschitsch wurde 1933 mit dem Professorentitel ausgezeichnet, er ist der ‚Wachau-Professor‘, ein Bekenner ihrer Schönheit.“ (Rupert Feuchtmüller, 1978) Er reiste nach Italien, besuchte die mittelalterlichen Städte Süddeutschlands, doch kehrte er immer wieder in seine künstlerische Heimat, in das sonnige Donauland der Wachau, zurück – Maximilian Suppantschitsch, den Rupert Feuchtmüller einst zu Recht als „den Wachau-Professor“ bezeichnete. Einen Eindruck von der Wachau erhielt Suppantschitsch erstmals 1886 als junger Kunststudent. Zwei Jahre später lernte er auch Dürnstein, „die Perle der Wachau“, kennen. Bald bezog er hier sein ständiges Sommerquartier und in späteren Jahren erwarb er hier sogar einen Weingarten, den er selbst bestellte. Als Ehrenbürger der Stadt verbrachte er in Dürnstein schließlich auch seinen Lebensabend. Suppantschitsch, der familiär ungebunden war, warb mit seinem künstlerischen Schaffen, wie kaum jemand anderes, für die Wachau und erwarb sich selbst und seiner Kunst dadurch einen großen Freundeskreis. Nahezu 65 Jahre der Auseinandersetzung mit den landschaftlichen Schönheiten des Donautales brachten ein schier unüberschaubares Lebenswerk hervor. Es sind in erster Linie die Freunde der Wachau, die die Erinnerung an den Künstler hochhalten und die dafür verantwortlich sind, dass seine Werke auch am Kunstmarkt die ihm zustehende Wertschätzung erfahren. Manch eine oder einer aus der älteren Generation erinnert sich vielleicht noch an den älteren Herrn mit spärlichem Haupthaar und Spitzbart, klein von Statur, mit Havelock bekleidet und den Skizzenblock in der Hand, oder an gemeinsame Stunden am Künstlerstammtisch im Gasthaus „Zum Richard Löwenherz“, wo Suppantschitsch das ungekrönte Oberhaupt war. Vor wenigen Jahren konnte umfangreiches dokumentarisches Material zu Leben und Werk des Künstlers für die Landessammlungen Niederösterreich erworben werden und somit die Grundlage für diese erste umfassende monografische Würdigung. (Wolfgang Krug im Vorwort) [Konzept, Red. u. Hrsg.: Wolfgang Krug für das Amt der Niederösterreichischen Landesregierung, Abt. Kunst und Kultur.] [artedition | Verlag Bibliothek der Provinz.]
Kurt Stadler – Rendez-vous des amis
Kurt Stadler – Rendez-vous des amis Eine Konstellation Wie in einer musikalischen Komposition finden sich bereits in der Ouverture dieses Buches die Leitthemen der weiteren Handlung, hier sind es, genau gesagt, zwei Gemälde mit Darstellungen höchst ungewöhnlicher Zusammentreffen: Einmal das Gemälde von Medwedew, der Augenzeuge des Falls des Meteoriten Sikhote-Alin wurde und dieses Ereignis unmittelbar auf die Leinwand bannte. Das andere ist das präsurrealistische Gemälde von Max Ernst, Au rendez-vous des amis. Unter eben diesem Titel arbeitet Kurt Stadler – Künstler mit polyperspektiver Herangehensweise und passionierter Sammler – an einer Konstellation unbescheidenen Ausmaßes, das Interaktionen von Kosmos und Kunst beleuchtet. 2017 inszeniert er auf der Burg Deutschlandsberg eine Ausstellung von Kunstwerken (von Pionieren der Moderne ebenso wie von befreundeten zeitgenössischen Künstler*innen), Meteoriten und historischen Artefakten. Auf der Gästeliste: René Clair, Marcel Duchamp, Richard Hamilton, El Lissitzky, Man Ray, Francis Picabia, Pipilotti Rist, Erik Satie, Sebastian Schweiger, Kurt Schwitters, Kurt Stadler, Lore Stadler und die Meteoriten: Agoudal-Imilchil/Marokko, Campo del Cielo/Argentinien, Canyon Diablo/Arizona, Gibeon/Namibia, Mundrabilla/Australien, Muonionalusta/Schweden und Sikhote-Alin/Russland. Mit der Dokumentation dieser Ausstellung, weiteren Recherchen und Fundstücken für seine Sammlung haben sich noch weitere illustre Gäste eingefunden, die das Rendez-vous des amis bereichernd erweitern. Die Reisen der fallenden Sterne und der Mail Art kreuzen sich. Der Post-Raketen-Pionier Friedrich Schmiedl mischt sich noch ein, genauso wie der Kosmonaut Juri Gagarin, und Kurt Stadler selbst verfolgt akribisch die Spur eines römischen Eques in Deutschlandsberg. Unter der Regie von Serendipity fügt sich eins zum anderen. [Hrsg. von d. Steirischen Kulturinitiative. Mit Textbeträgen von Karin Buol-Wischenau, Peter Glaser, Helga Grasenick, Daniele Muscionico, Herbert Nichols-Schweiger, Alexandra Riewe, Irmgard Schaumberger, Kurt Stadler, & Ulrich Tragatschnig.] [artedition · Verlag Bibliothek der Provinz.]
Helmut Swoboda
Helmut Swoboda [Hrsg.: Helmut Swoboda. Gestaltung: Doris Swoboda, Helmut Swoboda. Interview: Lisa Ortner-Kreil ; Textbeitrag: Günther Holler-Schuster] [artedition | Verlag Bibliothek der Provinz.] Geht es nicht […] in der Kunst stets um Formen des Übergangs – von der Lebensrealität zur künstlerischen Verklärung bzw. von der Verklärung der Realität zur Erkenntnis durch die Kunst? Wenn wir die Kunstproduktion von Helmut Swoboda ansehen, könnte man auf diesen Gedanken kommen. Seine meist großformatigen Gemälde sind Zeugnisse dafür. Swoboda: „Anfang der 1990er Jahre habe ich Farbe über ein Bild geleert, weggewischt, und plötzlich sah ich eine Klamm vor mir. Die »Stillensteinklamm«, 18 km weg von Amstetten.“ […] Helmut Swoboda geht […] durchaus im Sinne der Tradition mit der Malerei um, wenn er zunächst wahllos Farbe und Material auf die Bildfläche aufbringt. Er schüttet, tropft und wirft die Farbe aktionistisch auf den Bildträger, der am Boden liegt und lässt dem Material freien Lauf, indem er die Fläche kippt und so die Fließeigenschaften der Farbe ausnützt. In diesem Stadium ist noch nicht viel erreicht – das Urmeer scheint noch zu toben. Die weitere Behandlung mit Fetzen, Stöcken, Besen, Bürsten und Pinseln mag zum Erfolg beitragen. Die Spuren der Farbverteilung werden immer weniger vom Maler abhängig, sie scheinen von selbst geworden zu sein. Das Bild bekommt immer stärker den Charakter des Gewachsenen, des evolutionär Entstandenen. Natürlich leitet nicht nur das Erleben der „Stillensteinklamm“ den Künstler während des Malvorganges. Vielmehr wird er durch die Veränderungen der Farbformationen während des Malprozesses weitergeleitet. Die gesamte Malereigeschichte steht ihm dabei zur Verfügung. Er kann auf den Erkenntnissen der Alten aufbauen. […] Helmut Swoboda geht in seiner Malerei grundsätzlichen Phänomenen nach, die nicht nur die Malerei betreffen, sondern unsere Wahrnehmung entscheidend ansprechen. Wir sind am Kunstwerk gewissermaßen beteiligt. Neuerungen im Bereich der Malerei tragen nach Umberto Eco stets das Element der Offenheit an sich. Das Informelle führt demnach die Malerei konsequenterweise zur höchsten Offenheit, denn die Abstraktion bietet dem Betrachter unendlich viele Interpretationsweisen an. […] Angesichts der Bilder von Helmut Swoboda stehen wir vor dieser Offenheit. Sie ist eine, die der Maler zuvor schon beim Malprozess für sich strapaziert hat und sie ist auch beim Betrachten entscheidend. Das Publikum muss seine subjektive „Stillensteinklamm“ darin finden. […] (Günther Holler-Schuster)
OEVERwerk
OEVERwerk None In Graz kennen alle ihren Namen, niemand hat sie je betreten, ihre Geschichte ist weitgehend unbekannt, das nach ihr benannte Mehl wird noch verkauft. 1270 erstmals erwähnt, ist die Rösselmühle eine der ältesten Großmühlen Österreichs, stillgelegt im Jahr 2014. Gelegen an einem damals peripheren Produktionsort am rechten Murufer von Graz, dem ehemaligen Arbeiter*innen- und Industriegebiet der Stadt, sind die weithin sichtbaren Türme Zeichen technischer Arbeitsentwicklungsprozesse. Der angrenzende und titelgebende Oeverseepark erinnert an vergangene landwirtschaftliche Nutzung. Basierend auf unseren Auseinandersetzungen mit dem Themenkomplex Arbeit, Gesellschaft, Kunst und Leben am Institut wurde auf Initiative von Filomeno Fusco die Kooperation mit der Universität für künstlerische und industrielle Gestaltung Linz, Studiengang raum&designSTRATEGIEN;, unter der Leitung von Ton Matton eingeleitet. Aus dem danach folgenden Diskurs rund um die Bedeutung von Arbeit als gesellschaftspolitischem Prozess entwickelte Antoine Turillon ein umfangreiches Konzept, an dem Studierende der Universität Linz sowie weitere eingeladene Künstler*innen die Geschichte der Gebäude, Betriebsstruktur und der damaligen Bedingungen erforschten und Arbeiten auf Basis des hier gefundenen Materials entwickelten. In diesem ehemaligen Mühlenkomplex, der als Ausgangsmaterial für OEVERwerk diente, wurden unterschiedliche Formate erarbeitet. Dass alle Protagonist*innen im ehemaligen Arbeiterhaus wohnten, war integraler Bestandteil des Konzepts, aus dem das Projekt entsprechend gelebt werden konnte. Übernachten, arbeiten, kochen, die Gestaltung von Lebensraum, variabler Bar und entsprechendem Ambiente wurden kooperativ in Verbindung gebracht. Gezielte Themenführungen zu Geschichte und Funktion der Mühle von Franz Treichler, der den Mühlenbestand heute noch betreut, über die Produktion von Eigentum und Landwirtschaft von Philipp Sattler mit Dubravka Sekuli? & Anousheh Kehar, die Beziehung zwischen Industrie und Natur von Ton Matton sowie Setzungen von Kunst im öffentlichen Raum verwoben unterschiedliche Materialien, Bedeutungs- und reale Ebenen. Damit konnten globale Herausforderungen und Fragestellungen auf diesen spezifischen Ort fokussiert werden, aus unmittelbaren Umfeldfunden Produziertes nur hier entstehen. Einbindung und Berücksichtigung der Nachbarschaft, das vor Ort erworbene Wissen und die Bedingtheiten der die Mühle umgebenden Einrichtungen führten zu Austausch, neuen Fragen, Annäherungen und gegenseitigem Respekt. Die Schaffung künstlerischer, diskursiver und sozialer Räume war Programm. Aus Fragen nach der Bedeutung von Arbeit, nach der Geschichte und speziellen Dynamiken des Ortes, genutzt als Prekarium, wurden Möglichkeitsräume eröffnet, die als Anstoß für weitere Entwicklungen begriffen werden können. So wurden mit und aus der Zeit, dem Ort sowie wechselseitigen Beziehungen entstandenen Skulpturen, Installationen, Performances, Kompositionen und Konzerten, Filmen, Interventionen, Alltagsproduktionen und theoretischen Verhandlungen nicht nur unmittelbar erfahrbare Entwicklungsprozesse eingeleitet, sondern auch Raum für Wissensproduktion geschaffen, der sich der Gesellschaft öffnete, sich in ihr auffaltete und neues Denken entstehen ließ. […] (Elisabeth Fiedler im Vorwort) Siehe auch oeverwerk.at [Diese Publikation ist der Abschluss des „Kunst im öffentlichen Raum“-Projekts OEVERwerk, das 2020 in der Rösselmühle in Graz stattgefunden hat. Hrsg. von Elisabeth Fiedler, Institut für Kunst im öffentlichen Raum Steiermark, und Antoine Turillon. Red.: Larissa Meyer, Franziska Schink, Barbara Seyerl, Antoine Turillon, Seth Weiner. Mit Beiträgen von Anne Faucheret & Anne Juren, Elisabeth Fiedler, Ton Matton, Larissa Meyer, Franziska Schink, Barbara Seyerl, Antoine Turillon, und Seth Weiner.] [artedition · Verlag Bibliothek der Provinz.] [Falsche ISBN 978-3-99126-095-4 am und im Buch abgedruckt, die korrekte ISBN lautet 978-3-99126-092-9.]
„Wachau Wanderbüchlein“
„Wachau Wanderbüchlein“ Das „Brevier“ des Maximilian Suppantschitsch „Viele werden nach uns die Wachau durchreisen und durchwandern, sie ist ja nachgerade in die Mode gekommen und wer weiß, was die neue Zeit […] ihr für eine neue Blüte bringen mag. Viele noch wird sie entzücken, Unzählige werden sie loben und preisen. Was aber ihren feinsten, tiefsten Zauber ausmachte, was so zart und unfaßbar daran war, wie der Farbenschmelz auf Schmetterlingsflügeln, das werden sie sicher niemals schauen und kopfschüttelnd unsere Liebe, mit der die ihre nur wenig gemein hat, kaum begreifen und verstehen.“ (Hermine Cloeter, 1919) Die Bedeutung der Künstlerschaft für die „Entdeckung“ und Bewerbung der Wachau sowie für die Bewahrung der Schönheit ihres Kultur- und Naturraumes ist evident. Künstlerinnen und Künstler waren in gewisser Weise Künderinnen und Propheten, deren „Ansichten“ wahrgenommen wurden. Ihnen ist es mit zu verdanken, dass der Denkmal- und Heimatschutzgedanke erblühte und Früchte tragen konnte, und dies noch lange vor dem Beschluss für ein österreichisches Denkmalschutzgesetz, der erst im Jahr 1923 zustande kam. Der Aufschwung der Wachau zur Fremdenverkehrsregion und das mit den Erneuerungsbestrebungen verbundene Tempo stellten für die Landschaft und den gewachsenen Baubestand eine besondere Bedrohung dar. Der Einzug der Moderne stand oft in Verbindung mit Willkür, der es Einhalt zu gebieten galt. Noch war es ein weiter Weg für die Wachau zum Vorzeigeprojekt des Denkmalschutzgedankens in Österreich, doch die ersten Schritte waren getan. Unsere Publikation greift das Thema auf und dreht – passend zum Jubiläum „100 Jahre Niederösterreich“ – die Zeit zurück. Wir begeben uns auf die Spuren Maximilian Suppantschitschs, eines der gefragtesten Wachaumaler seiner Zeit, der nicht nur Künder und Prophet, sondern auch detailverliebter Beobachter und Registrar war. Suppantschitsch hatte lange schon sein Herz an diese Landschaft an der Donau verloren, von der er stets behauptete, dass „sie das schönste und größte Erlebnis seiner Tage“ bleibe. Etwa ab Mitte der 1920er-Jahre trug er sich sogar mit dem Gedanken, einen illustrierten Band über die Wachau und ihre Baukultur herauszugeben. Suppantschitschs Sammlung von Studien und Detailskizzen, die er seit Jahrzehnten zusammengetragen hatte, stand wohl im Zentrum des Buchprojekts. Er hatte auch schon einen Titel dafür ins Auge gefasst: „Wachau Wanderbüchlein“, doch sollte es ein Vorhaben bleiben. Als der Schriftsteller Josef Weinheber 1935 in der Zeitschrift „Der getreue Eckart“, im Sinne einer Würdigung Maximilian Suppantschitschs, der seinen 70. Geburtstag feierte, einen mit dessen Skizzen illustrierten Beitrag veröffentlichte, war das „Wanderbüchlein“-Projekt möglicherweise schon ad acta gelegt. Die Art des Zusammenspiels von Zeichnung und Text, erschienen unter dem Titel „Wachauer Bauphantasie“, gibt aber vielleicht einen Eindruck davon, wie Suppantschitsch sein „Wanderbüchlein“ ursprünglich intendiert hatte. Aus diesem Grund wurde auch in dem nun vorliegenden Band, sozusagen zur „Einstimmung“, Weinhebers Text mit den in den Landessammlungen Niederösterreich im Original erhaltenen Illustrationen wiedergegeben. […] Die Einzelskizzen aus Suppantschitschs „kulturhistorischer Wachaumappe“ wurden für dieses Buch systematisch nach Motivgruppen geordnet und innerhalb der sich daraus ergebenden vierzehn Themenbereiche, soweit m?glich und sinnvoll, alphabetisch nach Orten gereiht. Auf diese Weise entstanden repräsentative Überblicke zu den regionaltypischen Charakteristika anonymer profaner wie auch sakraler Architektur, zu Denkmalskultur, Handwerkskunst o. Ä. – nicht nur für das Donautal der Wachau, sondern auch für angrenzende Gegenden, wobei selbstverständlich, durch die Lebensumstände des Künstlers bedingt, ein Schwerpunkt auf das Städtchen Dürnstein und dessen nähere Umgebung gelegt wird. […] Das „Wachau Wanderbüchlein“ ist in der nun präsentierten Form zweifellos ein wenig anders geraten, als sich der Künstler das wohl hätte träumen lassen. Den Bildkapiteln wurden einleitende Texte, teilweise mit zeitgenössischen Textpassagen, vorangestellt, nicht zuletzt mit dem Ziel, auch den Geist der Zeit und Suppantschitschs Prägung zum Ausdruck zu bringen. Dabei dienen die Bilder nicht, wie etwa bei Weinheber, der Illustration. Sie selbst sind das Thema. Die Wertigkeit von Suppantschitschs Skizzensammlung als zeichnerische Bestandserfassung dessen, was die Wachau im Eigentlichen ausmacht, ist nichts weniger als die eines „Breviers“ – einerseits in Hinblick auf ihre Bedeutung für den Künstler selbst, als einen glühenden Verehrer der Wachau, andererseits zweifellos auch für all jene, die die Absicht haben, den Sinn für das Ursprüngliche zu bewahren und zu schärfen. (Wolfgang Krug im Vorwort) [Konzept, Red. u. Hrsg.: Wolfgang Krug für das Amt der Niederösterreichischen Landesregierung, Abt. Kunst und Kultur.] [artedition | Verlag Bibliothek der Provinz.]
Margit Krismer – Immer das Gleiche
Margit Krismer – Immer das Gleiche None […] Auf Bestellung, sagt Margit Krismer beim Gespräch im Garten hinter dem Sechzigerjahrehaus am Rand des Dorfs und des Rieds, durch den Rhein vom Alpstein getrennt, mache sie auch Landschaften oder Portraits, natu?rlich. Sonst jedoch male sie immer das Gleiche, sie könne tun, wie sie wolle, es wu?rden immer – Gärten. Gärten in der Tat, Bilder, wie organisch gewachsen, die, ob man will oder nicht, an die Vielfalt von Gärten erinnern – mehr an Poussin freilich als an Versailles. Ein Garten Eden nach dem anderen, Gärten der Freude und Gärten mit allen möglichen Gewittern, Gewächs und Getier, in allerlei Licht. Manche wird das erinnern an Max Weiler. Aber dessen Paradiese liegen hinter sieben Bergen, hinter dem Arlberg jedenfalls – bei Krismer gibt es Farbe nicht, genauer gesagt: Fu?r sie wäre Buntheit Ablenkung, Irrefu?hrung. Vor jedem Malgang – buchstäblich: die Malerin geht um die Papierflächen herum, seien sie riesig oder winzig – zerreibt sie Tusche wie eine Asiatin, ru?hrt sie an und trägt die ‚encre de Chine‘ mehr oder weniger verdu?nnt auf. Mit Pinseln, zu denen nicht wenige der behaarten Tiere beigetragen haben, die miteinander im Paradies blöken und schreien. Manchmal kommt eine Farbe zu solch differenzierter Schwärze, manchmal Deckweiß – und Öl. Dieses lässt das Papier – Bezirke des Gartens – auf eine Weise transparent werden, die an die ahnungssatten, mit immer gleichen, oft so ärmlichen Worten umschriebenen transzendentalen Erfahrungen von Mystiker*innen gemahnen. Farbe ist bei Krismer etwas äußerst Seltenes, kommt meist nur in Buntstiftstrichen vor. Als wollte sie sich erinnern, dass sie mit der bunten, veräußerlichten Welt abgeschlossen hat, dass sie wie in einem anderen Raum ist, wenn sie malt. […] (Willibald Feinig, „Notizen zur Malerei Margit Krismers“) [artedition · Verlag Bibliothek der Provinz. Hrsg. und mit einem Text von Willibald Feinig. Veröffentlicht im Rahmen der Ausstellung Dunkle Liebe im Bildungshaus Batschuns, Zwischenwasser.]
Hans Pollhammer – des warad a guada titl
Hans Pollhammer – des warad a guada titl None Hemma Schmutz: In fast all deinen Arbeiten ist ein Moment des Augenzwinkerns zu beobachten. Du begegnest den Dingen des Lebens und den Fundstücken, die du in deine Arbeiten einbaust, mit einer ironischen Distanz, veränderst und transformierst sie. Was ist dir ernst? Hans Pollhammer: Diese arbeit is mir ernst. Auch wenns spielerisch is, oder zumindest so ausschaut, und wenns hin und wieder komplett bescheuert daherkommt isses auch wurscht… weil, wenn man so ein bissl herumschaut in der kunst zz, kanns meiner meinung ned schaden, wenn des zeug so ausschaut wies ausschaut… man kann ja ernst sein und trotzdem spaß dran haben… ähhhh…. Das klingt jez aber ein bissl abstrus; und wenn ich mir da einen typen vorstell, der todernst vor seiner staffelei sitzt, dann möchte ich seinen spaß vielleicht ned unbedingt haben, aber ich hoff, du verstehst, was ich mein… Hemma Schmutz: Filme, Populärkultur, Literatur und Musik, all das fließt in deine Arbeiten ein. Kannst du beschreiben, wie dabei der Auswahlprozess von statten geht? Was ist der letzte Auslöser, ein Bild zu malen oder einen Koffer zu bauen? Hans Pollhammer: Einen letzten auslöser gibt’s an sich nicht, weil ich das zeug dauernd mach. Man fragt sich zwar, warum schon wieder ein büdl (bei den koffern hab ichs stark reglementiert, da wird pro jahr nur mehr einer gemacht), san des ned schon genug? Und wozu? Interessiert eh keinen – oh, natürlich mit einer ausnahme – ahoi scherar! Außerdem eh immer desselbe… aber dann denk ich mir, bevor ich grantig werd, setz ich mich halt wieder hin, so wie jeder tennisspieler wahrscheinlich gern den ball herumknallt oder der schifahrer gern über den schnee fetzt oder der kegler gern das geräusch vom rollen auf der bahn hat… Naja, der auswahlprozess selbst…, bei den filmen, von denen einzelne stills vorkommen, sinds meistens filme von jarmusch, selten wenders (da eigentlich nur der tod ausm palermo shooting und der fotograf) und kaurismäki, … fluch der karibik mit jack sparrow und formel 1 mit damon hill is lang vorbei und sonst fallt mir nix mehr ein… ah blödsinn! Schiffe, wracks, wasser, meer, und sachen aus meiner direkten umgebung auch! Das findet man auch hin und wieder… aber die figuren, die ich hernehm sind halt solche, die mir sympathisch sind logischerweise, die mir gefallen, und wichtig auch die jeweiligen szenen, wo sie vorkommen. Da hab ich einen gewissen fundus, quasi eine schatzkiste, wo die ganzen leute herumliegen und hin und wieder hol ich mir den einen oder die andere heraus, daß er/sie mir ihr gesicht leiht für wichtige botschaften an die außenwelt …da is dann ein weiteres nettes spiel das mitn dialekt, wo leute aus amerikanischen filmen, wo sie ja eigentlich englisch reden müssen oder zumindest hochdeutsch in der synchronisation auf einmal klingen wie die ärgsten mostschedln… Literatur weiß ich jez nicht genau, wasd meinst, und die musik, die in den koffern vorkommt, das is meistens eine zufallsgeschichte. Das geht, wie bei den büdln, immer hand in hand mit dem andern zeug… genau wissen tu ich am anfang weder beim einen noch beim anderen, was im endeffekt herauskommt. Die rahmenbedingungen sind natürlich da, aber der rest, tja… Hemma Schmutz: Gewollt oder ungewollt – da bin ich mir nicht sicher, aber viele deiner Arbeiten könnte man auch als Mittel zur Dekonstruktion von Männlichkeit bezeichnen. Populäre Heroen, Piraten, Astronauten, Formel 1-Fahrer, Schauspieler kommen geballt in deinen Bildern vor oder werden auch vorgeführt und zu Antihelden gemacht. Sind sie alle gescheitert? Hans Pollhammer: Das würde dir gefallen, wenn die alle gescheitert wären, was? (da würds schon wieder gut herpassen das klammergesicht mit lachen) ……. aber nein, das haben die figuren schon selbst erledigt. Da brauchen sie mich nicht dazu. Weil da is jez ein mißverständnis glaub ich. Da muß man einmal genau schaun: populäre heroen weiß ich nicht, was du da genau meinst. Da fällt mir jez gar nix ein, außer vielleicht der hermann maier, der is möglicherweise einmal vorgekommen, wie er damals die 70m durch die luft gesegelt is und dann hinein in die fangzäune, aber sonst… bei den piraten, wie ich oben schon gesagt hab, is die zeit auch abgelaufen, und da war hauptsächlich der jack sparrow, der ja ned wirklich vor männlichkeit gestrotzt hat, eher auf der anderen seite, und ähnlich wars mitn damon hill, der in der formel1-gesellschaft ein ziemlicher außenseiter war und für mich den gegenpol zum retortenfahrer schumacher (der ihm übrigens eiskalt auf mieseste weise 2 wm-titel gestohlen hat) dargestellt hat. Von astronauten weiß ich überhaupt nix und bei den schauspielern sinds hauptsächlich figuren vom jarmusch filmen, die ja an sich meistens nur irgendwelche alltagstypen san, nein, sind, und dementsprechende probleme haben. Und wichtig, ausschlaggebend is für mich immer, oder sagen wir, fast immer, die jeweilige szene ausm film. Dh, da müßt man ziemlich viel vorarbeiten, daß sich einem diese seltsame welt erschließt. Wie zum beispiel das eine runde büdl, das vor unserm gespräch mitn schwarzen hintergrund und angeschnitten, wo der untere teil dann hier am unteren ende der seite pickt: da meint der typ, der im trenchcoat, nachdem er dem agenten eine alte gitarre übergeben hat, von der eine saite am ende vom film als mordinstrument fürn bösewicht (bill murray) hergenommen wird, daß das leben nix wert sei. Zwar auf spanisch, aber so ganz salopp und nebenbei und is auch gleich wieder verschwunden. Aber trotzdem eine – für mich zumindest – wichtige dings und, wie gesagt….; und aufm bild meint er nur, „so sans“, wo er mich meint, weil ein bissl weiter unten im weiß ein „fertig“ hineingekratz is, und er damit meint, was is des für ein fauler sack, so in der art … Aber wurscht…. Naja, aber zurück zu deiner frage: eigentlich is es nämlich so, daß die einzige wirklich supercoole figur, die die letzten jahre so vorgekommen is, die tilda swinton ausm vampirfilm is, aber das is dann ja blöderweise eine frau…. (und schon wieder würds lachgesicht jez super passen) [artedition | Verlag Bibliothek der Provinz. [Konzept: Hans Pollhammer. Mit Beiträgen von Peter Haas, Johannes Heuer, Hemma Schmutz, & Ina Weber.]
Waltrud Viehböck – Faszination Metall | Fascination of Metal
Waltrud Viehböck – Faszination Metall | Fascination of Metal None In einer großzügigen Schenkung an das Land Oberösterreich erhielt die OÖ Landes-Kultur GmbH knapp 30 Metallplastiken der Künstlerin Waltrud Viehböck (1937–2014), die mehrere Jahrzehnte lang in Oberösterreich lebte und arbeitete und eine wesentliche Position in der jüngeren oberösterreichischen Kunstgeschichte einnimmt. Waltrud Viehböcks umfangreiches Œuvre, vorrangig aus dem Werkstoff Metall gefertigt, umfasst neben Schmuck und Plastik auch zahlreiche Skulpturen für den öffentlichen Raum sowie Gestaltungen für den Sakralraum. Der Schwerpunkt der Ausstellung liegt auf der Präsentation von Objekten und Schmuck. Außerdem werden im Außenraum des Schlossmuseums mehrere großformatige Metallplastiken präsentiert. Viehböck, eine der ersten Absolventinnen von Helmuth Gsöllpointners Metallklasse an der Linzer Kunstschule, entwickelte eine unverwechselbare Formensprache, die von geometrischen Grundformen geprägt ist. Die Besonderheit ihres künstlerischen Zugangs liegt einerseits im spielerisch-analytischen Umgang mit konstruktiven Formen und ihrer Wirkung im Raum, andererseits im sensiblen Ausloten der Ästhetik des Werkstoffs Metall. (?) In a generous donation to the Province of Upper Austria, OÖ Landes-Kultur GmbH received almost 30 metal sculptures by the artist Waltrud Viehböck (1937–2014), who lived and worked in Upper Austria for several decades and occupies an important position in recent Upper Austrian art history. Waltrud Viehböck’s extensive oeuvre, primarily made of metal, includes jewellery and sculpture as well as numerous sculptures for public spaces and designs for sacred spaces. The exhibition focuses on the presentation of objects and jewellery. In addition, several large-format metal sculptures are presented in the outdoor area of the Schlossmuseum. Viehböck, one of the first graduates of Helmuth Gsöllpointner’s metal class at the Linz School of Art, developed an unmistakable formal language characterised by basic geometric forms. The special feature of her artistic approach lies on the one hand in the playful-analytical handling of constructive forms and their effect in space, and on the other hand in the sensitive sounding out of the aesthetics of metal as a material. (?) [Diese Publikation erscheint zur Ausstellung „Waltrud Viehböck. Faszination Metall“ im Schlossmuseum Linz vom 21. Oktober 2021 bis 27. März 2022 und in den Stallungen der Kaiservilla in Bad Ischl vom 1. bis 28. Juli 2022. | This catalogue is published as part of the exhibition “Waltrud Viehböck. Fascination of Metal” held at the Schlossmuseum Linz from 21 October 2021 until 27 March 2022 and at the Stables of the Kaiservilla Bad Ischl from 1 to 28 July 2022. Hrsg. | Publ.: Alfred Weidinger für die | on behalf of OÖ Landes-Kultur GmbH, Gabriele Spindler. Red. | Ed. staff: Gabriele Spindler. Autorin | Author: Gabriele Spindler.] [artedition · Verlag Bibliothek der Provinz.]
Rendezvous mit der Sammlung
Rendezvous mit der Sammlung Kunst von 1960 bis heute Die spektakuläre Architektur der Landesgalerie Niederösterreich setzt ein unmissverständliches Zeichen für die zeitgenössische Kunst. Im Jubiläumsjahr 100 Jahre Niederösterreich öffnet sich das gesamte Museum für die herausragenden Kunstschätze des Landes aus dem Sammlungsbereich Kunst nach 1960. Ausstellung und Katalog laden mit großformatigen Gemälden, skulpturalen Arbeiten, Videos und Werken textiler Kunst zu einem Rundgang durch die österreichische Kunstgeschichte der letzten 60 Jahre ein. Unter den rund 130 ausgewählten Künstler:innen finden sich prominente Vertreter:innen, aber auch künstlerische Positionen, die es noch zu entdecken gilt. [Katalog zur Ausstellung Rendezvous mit der Sammlung. Kunst von 1960 bis heute, 23. Mai 2022 bis 5. Februar 2023, Landesgalerie Niederösterreich, Krems an der Donau, www.lgnoe.at. Hrsg. von Gerda Ridler für die Landesgalerie Niederösterreich (Kulturmeile Krems Betriebs GmbH), Alexandra Schantl für das Amt der Niederösterreichischen Landesregierung, Abteilung Kunst und Kultur. Red.: Alexandra Schantl, Gerda Ridler. Autor:innen: Camilla Brantl, Andreas Hoffer, Hartwig Knack, Nikolaus Kratzer, Christine Krejs, Susanne Neuburger, Günther Oberhollenzer, Gerda Ridler, Alexandra Schantl, Elisabeth Voggeneder, Susanne Watzenboeck.] [artedition · Verlag Bibliothek der Provinz.]
Daniela Emminger | Heliodor Doblinger – 1/Duett
Daniela Emminger | Heliodor Doblinger – 1/Duett None HE-LI-O-DOR, rufe ich erneut, dabei hoffend, dass dich die darin enthaltene, lautmalerische Fröhlichkeit erreicht, dich vergangen und zukünftig Leichtigkeit durchs Leben geleite, sicher bin ich mir da freilich nicht, mir selbst hat die Vokaldichte meines Namens (DA-NI-E-LA EMM-ING-ER) wenig gebracht, ich bin als Mensch eher ernst und unfröhlich ausgefallen, aber du bist ja du und (nur) ich bin ich, rede ich jetzt mit dir oder mir, über dich oder mich? – ich denke beides. (Daniela Emminger) [Titelvariante: Daniela Emminger | Heliodor Doblinger – 1/duett:] [artedition | Verlag Bibliothek der Provinz.] [Hrsg.in, Konzept u. Projektleitung: Kristiane Petersmann, KULTURFORMEN, Schön für besondere Menschen gemeinnützige GmbH.]
Karl Korab – AD VINUM
Karl Korab – AD VINUM Die Kunst der Weinetikette Karl Korab inszeniert sich nicht, weil er ohnedies wahrgenommen wird, seine Kunst leuchtet statt zu blenden. Als ihm 1971 die exklusive Zusammenarbeit mit der Galerie Krugier in Genf angeboten wurde, freute er sich über diese Wertschätzung, über neue Möglichkeiten, die sich auftaten. Korab malte, wie er eben malte, doch sein Publikum war gewachsen, über alle Grenzen hinweg. Der internationale Erfolg machte den Namen auch zur Marke, deren Marktwert die Preise bestimmte. Korabs Kunst war fortan nicht nur wertvoll, sondern auch Wertobjekt, für den Tresor erworben, nicht zur Freude. Der Kunstmarkt leidet nun einmal an fiebriger Habsucht, neidgelber Angeberitis und spekulativer Fettsucht. Damit begibt sich der Künstler in eine fatale Abhängigkeit: den Erfolg seiner Arbeit bestimmt nicht nur die Achtung der Kunstfreunde, sondern vor allem die Begehrlichkeit der Anleger und Spekulanten. Letzteres war Karl Korab gar nicht geheuer. Dann lähmten auch noch private Kümmernisse seine Lust am Malen. Der Künstler beschloss den Vertrag zu lösen. Und schon hatte die Welt wieder zwischen zwei hohlen Händen Platz und war in ihrer Freiheit unendlich groß. Als Karl Korab in den 1970er Jahren in die große weite Welt aufbrach, bin ich ziellos suchend ins Weinviertel geraten, in dieses sanft wellige Hügelland unter einem hochmütigen Himmel, der die Farben glühen lässt oder sie auslöscht. Der Himmel fängt Streit an oder gibt Frieden, bringt Segen oder zerstört. Dazu Spuren menschlichen Seins: fruchtbares Land, eifersüchtig aufgeteilt und eingegrenzt, langgestreckte Strassendörfer in den Tälern, Kellergassen, leichthin in die Landschaft geschmiegt. […] (Alfred Komarek) [artedition · Verlag Bibliothek der Provinz.] [Hrsg.: Helmuth Gradwohl, Rainer Gradwohl. Red.: Birgitta Kager. Texte: Alfred Komarek, Birgitta Kager.]
HEIDI HORTEN COLLECTION – OPEN
HEIDI HORTEN COLLECTION – OPEN None Zuerst WOW! und jetzt OPEN – nach einer temporären Ausstellung 2018 hat die Heidi Horten Collection nun ihr eigenes Museum, das, im Herzen Wiens zwischen Albertina und Staatsoper gelegen, auf Wunsch und Initiative von Heidi Goëss-Horten entstand. […] Ihrer Freude am Sammeln und ihrem Engagement ist es zu verdanken, dass aus dem unscheinbar im Hanuschhof gelegenen ehemaligen Kanzleigebäude des Erzherzogs Friedrich von Österreich-Teschen ein strahlender Diamant wurde, ein Diamant, der nach außen genauso funkelt wie im Inneren. Das fast ein Jahrhundert lang verschiedenen Zwischennutzungen zugeführte und in die Jahre gekommene Gebäude erwarb Heidi Goëss-Horten 2019, um es in alter Hülle neu entstehen zu lassen. Nur kurze Zeit stand das Haus ohne schützendes Dach da, die Außenmauern vielfach abgestützt, bevor der Innenausbau nach Entwürfen von the next ENTERprise Architects, Marie-Therese Harnoncourt-Fuchs und Ernst J. Fuchs, begann. Nach nur 20-monatiger Bauzeit, in der das Haus entkernt und ein Kellergeschoß hinzugefügt wurde, ist das Museum fertig und empfängt seine ersten Besucherinnen und Besucher in einem lichten Raum, in den zwei wie schwebend wirkende Ausstellungsebenen eingezogen sind. Die Ausstellungsflächen sind gegeneinander versetzt, wodurch sich immer wieder andere, überraschende Raumeindrücke ergeben. Unversehens wird der Raum zur Skulptur, zu einer begehbaren Skulptur, und ist damit, obwohl im Katalog selbst nicht verzeichnet, unbestritten die Nummer eins – das erste und bedeutendste Exponat der Eröffnungsausstellung der Heidi Horten Collection. […] [G]anz bewusst sind in OPEN Werke der Sammlung nicht in aller Fülle präsentiert, sondern vielmehr als punktuelle künstlerische Setzungen, die in Wechselwirkung mit der Architektur treten. Dies gilt insbesondere für die ausgestellten Lichtarbeiten, die Heidi Goëss-Horten vor allem in den letzten Jahren – ihr zukünftiges Museum bereits im Blick – erwarb. Aber auch die Freunde des klassischen Kabinettformats kommen auf ihre Kosten. Diese Räumlichkeiten sind geradezu ideal zur Präsentation von Zeichnungen und Gemälden oder – im Rahmen der Eröffnungsausstellung unverzichtbar – zur Darstellung der Geschichte des Ortes und des Hauses. Doch dem nicht genug, beauftragte Heidi Goëss-Horten vier Künstler mit Arbeiten für ihr Museum: Constantin Luser mit seiner Vibrosauria, einer Klangskulptur, die vom Erdgeschoß bis in die erste Ausstellungsebene ragt, Andreas Duscha mit deckenhohen Spiegelarbeiten in den Vorräumen der Sanitäranlagen sowie Hans Kupelwieser und Markus Schinwald mit der Ausstattung des Tea Rooms, eines Raumes, der zum Gespräch oder einfach nur zum Verweilen und Besinnen einlädt. […] (Agnes Husslein-Arco im Vorwort) First WOW! and now OPEN—After a successful debut exhibition in 2018, the Heidi Horten Collection has taken up permanent residence in the heart of Vienna. The museum is situated between the Albertina and State Opera and came into being at the initiative and request of Heidi Goëss-Horten. […] Because of her passion for collecting and her dedication, the former chancellery building of Archduke Friedrich, Duke of Austria-Teschen, located in the Hanuschhof, has been transformed from rather unprepossessing into a brilliant diamond, a diamond that sparkles both inside and out. After various interim uses for nearly a century and aged beyond its prime, the building was acquired by Heidi Goëss-Horten in 2019, and she gave the old shell a new lease on life. Before the ENTERprise architect team, Marie-Therese Harnoncourt-Fuchs and Ernst J. Fuchs, began implementing their plans for the building’s interior, it was briefly left without a protective roof, and portions of its outer walls required reinforcement. The building was gutted, and a basement level was added. Completed after just twenty months of construction, the museum is now ready to welcome its first visitors to a bright space with two exhibition levels that seem to float in mid-air. The staggered lateral arrangement of these exhibition areas results time after time in dynamic and surprising spatial effects. Then, unexpectedly, the space becomes sculpture, an immersive sculpture, and, although it may not be designated as such in the catalog, it is unquestionably exhibit number one, the crowning achievement of the Heidi Horten Collection’s inaugural show. […] Rather than showcasing all the works from the collection together, OPEN makes a conscious effort to highlight carefully chosen artistic settings that interact with the architectural features. This is particularly true of the light works on display, which Heidi Goëss-Horten acquired specifically over the past few years in anticipation of her future museum. Fans of the classic gallery setting will be pleased as well. The galleries are ideally suited for displaying drawings and paintings, and will provide information about the history of the site and the building, an important component of an inaugural exhibition. And there is more: Heidi Goëss-Horten commissioned four artists to create works for her museum: Constantin Luser and his Vibrosauria, a sound sculpture that rises from the ground floor into the first exhibition level; Andreas Duscha with floor-to-ceiling mirror works on the vestibules of the sanitary facilities; Hans Kupelwieser and Markus Schinwald with the furnishings of the Tea Room, a space that invites visitors to chat, linger, and reflect. […] (Excerpts from the Preface of Agnes Husslein-Arco) [artedition | Verlag Bibliothek der Provinz. Dieser Katalog erscheint anlässlich der Ausstellung OPEN zur Eröffnung des Museums der Heidi Horten Collection, Wien, vom 3. Juni bis 2. Oktober 2022. This catalogue is published for the OPEN exhibition, the opening of the Museum of the Heidi Horten Collection, Vienna, from June 3rd to October 2nd, 2022. Herausgeberin | Editor: Agnes Husslein-Arco. Autor*innen | Authors: Agnes Husslein-Arco, Véronique Abpurg, Rolf H. Johannsen, Christiane Kuhlmann. Katalogredaktion | Catalogue Editing: Véronique Abpurg, Rolf H. Johannsen.
Heiner Hierzegger – Kopf · Raum · Farbe
Heiner Hierzegger – Kopf · Raum · Farbe Bildnerische Arbeiten 1959 bis 2020 „Heiner Hierzegger atmet Stimmungen gewissermaßen ein, er inhaliert sie und atmet sie beim Prozess des Malens wieder aus. Als poetische oder kraftvolle, jedenfalls intuitive Verwandlungen von realen Außenwelten in künstlerische Wirklichkeiten.“ (Walter Titz) [Hrsg. von Johanna Hierzegger & Martin Behr. Mit einem Text von Walter Titz.] [artedition · Verlag Bibliothek der Provinz.]
Gabriela Brandenstein – Vom Glück des Schauens
Gabriela Brandenstein – Vom Glück des Schauens Photographie 1965–2020 Hier sind berühmte, zum größten Teil weltberühmte Menschen von Gabriela Brandenstein photographiert worden. Sie werden ausgestellt, und manche stellen sich aus. Alle wissen, dass sie jetzt photographiert werden, aber wie weit wirkt sich dieses Wissen in ihren Porträts aus? […] Die Kunst dieser Photographin besteht meiner Meinung nach in der vollkommenen Gewaltlosigkeit gegenüber ihren Objekten. Sie geht ihren Weg zu ihnen, und sie zeigt, dass das eben ihr Weg ist. (Elfriede Jelinek, 2022) [Hrsg.: Semirah Heilingsetzer, Brigitte Borchhardt-Birbaumer. Texte: Maria Bill, Brigitte Borchhardt-Birbaumer, Christine de Grancy, Paul Gulda, Semirah Heilingsetzer, André Heller, Michael Heltau, Elfriede Jelinek, Peter Stephan Jungk, Peter Rosei.] [artedition · Verlag Bibliothek der Provinz]
Manfred H. Bauch – sinnieren im Weinviertel
Manfred H. Bauch – sinnieren im Weinviertel None Die Anfrage meines seelenverwandten Freundes Martin Neid im Jahr 2014, ein gemeinsames Buch zum Thema Weinviertel zu bebildern, hat mich natürlich sehr geehrt und gefreut. Da ich aber in dieser von ihm erwarteten Art, wie im Folgenden beschrieben, seit rund 20 Jahren nicht mehr gearbeitet hatte, hielt ich das Projekt anfangs für nicht realisierbar. Die Bilder von damals hatte ich bis auf zwei, die meiner Frau gehören (Gott sei Dank!), in alle Welt verkauft, sodass es heute eigentlich keine Originale zur drucktechnischen Verwendung gibt. So dauerte es lange, bis ich Mitte 2016 die rettende Idee für das verlockende Vorhaben hatte. Bereits zur jeweiligen Entstehungszeit meiner zeichnerischen Weinviertel-Dokumentation, hatte ich alle meine Bilder mit einem speziellen, heute nicht mehr gebräuchlichen Fotokopier-Verfahren ablichten lassen, um sie in meinem Werkarchiv aufzubewahren. Zum Großteil sind diese fast vergessenen Fotokopien, nun digital sorgsam „entstaubt“, das Ausgangsmaterial für dieses Buch. Sie sind aber auch tatsächlich das, was ich von Beginn an damit beabsichtigte, – Dokument MEINES Weinviertels. Im weiteren Verlauf der Entwicklung dieses gemeinsamen Buchprojektes war mir das Hervorholen meiner frühen Arbeiten aber doch zu wenig, um die Chance der Herausgabe einer künstlerischen Monographie voll auszuschöpfen. Daher lag es ja praktisch auf der Hand, die Arbeitsweise der damaligen „Vorarbeiten“ mit meinen dadurch herangereiften Ideen und realisierten Werken der Gestaltung dieser Landschaft mittels Markierungen und künstlerischer Objekte zu ergänzen. In der Gattung „Public Art“ oder „Kunst im öffentlichen Raum“ sowie der „Land Art“ entstanden in den letzten rund 30 Jahren einige Projekte, deren Verwirklichung aufgrund von öffentlichen Aufträgen sowie der Unterstützung von Förderern, Mäzenen und der Mithilfe von professionellen Fachkräften ermöglicht wurde. Einige dieser Objekte sind im zweiten Bildteil detailliert beschrieben und runden so das Werden und das Spektrum meines bisherigen Œuvre ab. (Manfred H. Bauch zur Entstehung des Buches) [Mit Texten von Martin Neid] [artedition · Verlag Bibliothek der Provinz]
Karl Hauk
Karl Hauk None Die Lentos-Retrospektive über Karl Hauk dokumentiert das umfangreiche Schaffen des Künstlers, der maßgeblich an der künstlerischen Ausbildung der ersten Nachkriegsgeneration beteiligt war und bis heute sichtbare Arbeiten im öffentlichen Raum in Linz schuf. Karl Hauk (1898–1974) gehört zu jener Generation, die beide Weltkriege und viele Umbrüche erlebte. Sein überliefertes Werk ist umfangreich und stilistisch breit gefächert. Neusachliche Bildauffassungen finden sich in Karl Hauks Werk genauso wie expressionistische Strömungen. Die Themen sind vorwiegend im figurativen, szenischen Stil gehalten und behandeln sozialkritisch das Arbeiterleben, widmen sich religiösen Darstellungen oder behandeln die verschiedensten Facetten von Liebespaaren. Als erster Direktor und späterer Leiter der Meisterklasse für Malerei an der Kunstschule der Stadt Linz von 1947 bis 1951, war Karl Hauk maßgeblich an der künstlerischen Ausbildung der ersten Nachkriegsgeneration beteiligt. Hauks Arbeiten wurden neben Werken von Herbert Bayer, Hans Kobinger, Alfred Kubin und Egon Hofmann bei Ausstellungen der Künstlervereinigung MAERZ regelmäßig präsentiert. Er war Mitglied im Hagenbund und stellte in der Wiener Secession aus. Hauk führte viele Aufträge im öffentlichen Linzer Raum aus, die teilweise bis heute erhalten geblieben sind, u. a. die Uhr für die Linzer Tabakfabrik 1932, das Wandbild Die Medizin für den Sitzungsaal der Ärztekammer 1957 oder das Monumentalgemälde Arbeit-Friede-Gerechtigkeit 1949 in der Arbeiterkammer Oberösterreich. Leider wurde von der Kunst am Bau im Zweiten Weltkrieg vieles zerstört, so unter anderem die Wandbilder von Hauk in der Arbeiterkammer aus dem Jahr 1929 und die Fresken in der Bahnhofshalle von 1937. „Karl Hauk beeindruckt durch ein vielseitiges künstlerisches Œuvre das vom Expressionismus bis in die Neue Sachlichkeit reicht. Er wurde von seinen Zeitgenossen hochgeschätzt und erhielt viele Aufträge im öffentlichen Raum, die das Linzer Stadtbild bis heute prägen. Leider ist die Wertschätzung v.a. der in den 1950er-Jahren entstandenen Werke der in der Nachkriegszeit tätigen Künstler bis heute sehr gering und viele dieser Denkmäler werden bei Umbauarbeiten oder Renovierungen immer noch demontiert oder gar zerstört.“ (Andreas Strohhammer, Kurator) Zur Ausstellung ?„Karl Hauk“ ist ein reich bebilderter Katalog mit Textbeiträgen von Hannes Etzlstorfer, Sarah Jonas, Wolfgang Sachsenhofer, Andreas Strohhammer und Roland Widder in der artedition im Verlag Bibliothek der Provinz erschienen. [Diese Publikation erscheint anlässlich der Ausstellung Karl Hauk, Lentos Kunstmuseum Linz, 14. Oktober 2022 bis 8. Januar 2023. Hrsg. vom Lentos Kunstmuseum Linz. Herausgeber*innen: Hemma Schmutz, Andreas Strohhammer. Autor*innen: Hannes Etzlstorfer, Sarah Jonas, Wolfgang Sachsenhofer, Hemma Schmutz, Andreas Strohhammer, Roland Widder.] [artedition · Verlag Bibliothek der Provinz.]
Schaumbad · Freies Atelierhaus Graz : die ersten 13 jahre
Schaumbad · Freies Atelierhaus Graz : die ersten 13 jahre None SCHAUMBAD – FREIES ATELIERHAUS GRAZ Das Schaumbad – Freies Atelierhaus Graz ist ein von Künstler!nnen selbstverwaltetes Atelierhaus, das Produktionsstätte und Präsentationsräume vereint und den Austausch verschiedener Praktiken der Kunst- und Kulturproduktion vorantreibt. Die Arbeit im selben Haus schafft Synergien und temporäre Arbeitszusammenhänge, gegenseitige Unterstützung und ständigen Diskurs. Im Schnitt arbeiten im Schaumbad kontinuierlich rund 40 Künstler!nnen aller Sparten in Einzel- oder Gemeinschaftsateliers. Gemeinsame Ausstellungen, grenzüberschreitende Projekte, ein Gastatelier sowie Austauschateliers mit anderen europäischen Initiativen sorgen für internationale Vernetzung und binden lokale Künstler!nnen ans internationale Kunstgeschehen an. Seit 2015 betreut das Schaumbad auch Künstler!nnen des Styria-Artist-in-Residence Programmes (St.A.i.R.) des Landes Steiermark. Schaumbad im Bäderparadies Das Schaumbad – Freies Atelierhaus Graz wurde im Juni 2008 in den ehemaligen Räumen eines sogenannten ‚Bäderparadieses‘ in der Starhemberggasse installiert. Auf Basis eines Prekariumsvertrages (Bittleihe) konnten dort von 2008 bis 2011 bis zu 50 Künstler!nnen aller Sparten mietfrei arbeiten. Dabei etablierte sich das Schaumbad mit diversen Veranstaltungen (Ausstellungen, Konzerten, Symposien) sowohl lokal, regional als auch international als Produktions- und Präsentationsort für zeitgenössische Kunst. Sukzessive entstand daraus zudem ein Netzwerk von Künstler!nnen in der Steiermark und darüber hinaus. Im April 2011 wurde das Gebäude verkauft. Eine Gruppe von etwa 20 Künstler!nnen suchte daraufhin gemeinsam ein neues Haus, das ähnliche Voraussetzungen für die weitere Zusammenarbeit bot. In der Zwischenzeit führten sie ihre Projekte vagabundierend im öffentlichen Raum weiter. Schaumbad am Südrand Seit August 2013 gibt es einen neuen Ort in der Puchstraße 41 in Graz. Das Schaumbad hat hier in einer ehemaligen Limonadenfabrik ca. 2000 m² Atelier- und Veranstaltungsflächen angemietet, die von Herbst 2013 bis 2021 sukzessive adaptiert wurden. Die 1100 m² große Halle im Erdgeschoß wurde mithilfe der HTBLA Ortweinschule und mithilfe eines großzügigen Materialsponsorings der Firma Gaulhofer in Ateliers, Studios und einen weiträumigen Ausstellungsraum unterteilt, darüber hinaus wurden eine offene Holz- und Metallwerkstatt, eine Dunkelkammer sowie ein Studio für Video- und Fotoaufnahmen eingerichtet. Die Vergabe der Ateliers ist zeitlich nicht befristet. Neuaufnahmen werden ebenso wie alle anderen Entscheidungen basisdemokratisch von allen Künstler!nnen im Haus abgestimmt. Bei temporärem Raumbedarf werden meist flexible Zwischenlösungen gefunden. Der Veranstaltungsbereich wird seit der 2017 erfolgten Fertigstellung ganzjährig bespielt. Die beiden Veranstaltungsflächen können separat oder gemeinsam für Kunstprojekte, Ausstellungen, Symposien, Konzerte und sonstige künstlerische Nutzungen angemietet werden. Die Veranstaltungshalle im Erdgeschoß bietet 197 m² und zwei angegliederte kleine Zusatzräume für Videoprojektionen und Arbeiten, die Dunkelheit erfordern. Im Obergeschoß stehen 159 m² Betriebsfläche und eine Bar zur Verfügung. [Hrsg.innen: Eva Ursprung, Alexandra Gschiel. Konzept u. Red.: Eva Ursprung. Fotos: Alexandra Gschiel, Karin Petrowitsch, Eva Ursprung; Martin Behr/Martin Osterider, BildDesign Peter Brandstätter, Jojo Emeka, gela, Elisabeth Gschiel, Justin Gschiel, Ricardo Gschiel, Alex Hammerl, Joachim Hainzl, Lotte Hubmann, Benjamin Jones, Iris Kasper, Luise Kloos, Werner Krug, Herbert Kunz, Gudrun Lang, Stefan Lozar, Maryam Mohammadi, Anita Mörth, Ulrike Rauch, Igor Ripak, Boryana Rossa, Ulla Sladek, Sigrid Schönfelder, Dejan Štifani?, Kate Strain, Reinhard Sock, Myriam Thyes, Özgün Yarar. Texte: Martin Behr & Martin Osterider, Reinhard Braun, Karl Grünling, Marina Gržini?, Joachim Heinzl, Werner Jauk, Jenny Picket, Heimo Ranzenbacher, Edith Risse, Andrea Sodomka, Christoph Twickel, Eva Ursprung.] [artedition · Verlag Bibliothek der Provinz.]
The Quiet Now | Georg Hartwig – Dystoptimal
The Quiet Now | Georg Hartwig – Dystoptimal a brief history of the next century 'DYSTOPTIMAL: A brief history of the next century' tells the history of a fictitious century up to the year 2120. Additionally to the text, the reader can use QR-Codes to get immersed into 360-degrees scenes via smart-phone or tablet, diving even deeper into a possible future. 17 Interactive surround-video-links paint stark pictures of a century dominated by the 'Happy-Corporation' and framed by 'Hyper-Consumerism'. Blurring the boundaries between video-art and literature it is a thought provoking but funny, dark yet hopeful book. Contributors include The Quiet Now, wohnlabor, Valgeir Siggurdsson, Helgi Jonsson and many others. This book is based on the Virtual Reality Art-App 'DYSTOPTIMAL'. [Owner: Georg Hartwig. Mastermind: The Quiet Now. Design: Onimo Studios. VR Content Creation: Shot Shot Shot. App Development: Golem Digital. Music: The Quiet Now | Valgeir Sigurdsson | Helgi Jonsson | Manu Mayr. Sound Design: Christofer Frank. Urban Research: Lam Architektur. Communication: Karin Novozamsky. Contributions: Wohnlabor (Rebekka Hirschberg, Julia Fröhlich) | Gerald Hartwig | Hüsnproductions (Manuel Fasch, Lung Peng) | Anna Sachsenhofer || Graz – Unser Kulturjahr 2020.] [artedition · Verlag Bibliothek der Provinz.]
Das Wesen [in] der Kunst
Das Wesen [in] der Kunst Doku der Ausstellungen des 4-Jahresprojekts des Vereins KULM (2019–2022) „7 x 7 Werkdokumentationen bildender Künstler/innen“ samt theoretischen Texten zum Thema u. a. von Roman Grabner, Dieter H. Plankl und Gottfried Ranegger Der Kulturverein KULM hat in den letzten vier Jahren das Wesen in der Kunst untersucht. Über die Jahresschwerpunkte Mensch, Tier, Pflanze und Mikroorganismus hat er nicht nur eine inhaltliche Ausrichtung vorgegeben, sondern sich programmatisch aus vier verschiedenen Perspektiven dem Wesentlichen in der Kunst angenähert. Es ging ihm also nicht nur um die Darstellung und Wirkungsweise unterschiedlicher lebender Organismen in der Kunst der Gegenwart, sondern darüber vermittelt um die Eigenart, um das Grundlegende der Kunst. Das Substantiv „Wesen“ leitet sich etymologisch vom althochdeutschen Verb „wesan“ ab und bedeutet schlicht und einfach „sein“. Darin inbegriffen sind die Wortbedeutungen „existieren“, „verweilen“ und „geschehen“. Es geht also um die Existenz der Kunst, den Ort, an dem sie verweilen kann und zugleich um das Ereignishafte, wo und wann sie geschehen darf. Da der Kulturverein KULM in seiner Geschichte schon mehrmals mit seiner Delogierung aus dem legendären Kulturstock 3 konfrontiert war, kommt darin wesentlich die Frage der Existenzberechtigung zeitgenössischer Kunst abseits städtischer Zentren zum Ausdruck. Paradoxerweise war zeitgenössische Kunst noch nie so medial präsent wie in den letzten drei Jahrzehnten, denn geradezu monatlich vernimmt man neue Auktionsrekorde, liest von neuen Biennalen und Initiativen, sieht Bilder spektakulärer Kunstwerke oder hört von neuen Museumsbauten. Sehr oft wird der Wert der Kunst in diesen Berichten finanziell bemessen. Doch dem Kulturverein KULM ging es in seiner Ausstellungsreihe nicht um den Morast der Kapitalisierung der Kunst, sondern um jene grundlegenden Fragen, die seit dem Tod von Joseph Beuys 1986 so gut wie nicht mehr gestellt werden: Wozu brauchen wir die Kunst? Und, was eigentlich will die Kunst? […] Künstler*innen geben selten Antworten, stellen aber mitunter die richtigen Fragen. Sie wissen auch nicht immer, was sie tun, aber wie schon Edgar Degas vor mehr als einem Jahrhundert proklamiert hat: „Art is not what you see, but what you make others see.“ Es gibt eine Komplizenschaft zwischen Künstler*innen und Betrachter*innen, da erst letztere im Sinne von Umberto Ecos Paradigma vom „offenen Kunstwerk“ die jeweilige Arbeit weiterdenken und fertigstellen. Es bedarf daher einer Öffentlichkeit für die Kunst, um ihre Wirksamkeit zu entfalten. Es braucht daher Einrichtungen wie den Kulturverein KULM, um die Welt neu zu denken. (Roman Grabner, „Das Wesen [in] der Kunst“) [Hrsg.: Kulturverein KULM. Konzept, Layout & Gesamtgestaltung: Josef Fürpaß.] [Beteiligte bildende Künstler/innen: Peter Angerer, Franz Bauer, Hubert Brandstätter, Anita Buchgraber, Helga Chibidziura, Cornelia Dorfer, Gudrun Eggenreich, Barbara Ehrenreich, Gertraud Enzinger, Lena Feitl, Josef Flois, Richard Frankenberger, Josef Fürpaß, Elisabeth Gschiel, Christine Guttmann, Klaus-Dieter Hartl, Lotte Hubmann, Harald Hund, Hans Jandl, Julia Kastler, Agnes Christine Katschner, Sylvia Knaus, Michaela Knittelfelder-Lang, Walter Köstenbauer, Franz Krammer, Renate Krammer, Walter Kratner, Sandra Lazanyi, Evi Leuchtgelb, Erwin Stefanie Posarnig, Christian Prünster, Andrea Sadjak, Barbara Schmid, Petra Kickenweitz, Noah Layr, Richard Ludersdorfer, Nina Markart, Eva-Maria Raab, Gerhard Raab, Gertraud Ranegger, Gottfried Ranegger, Klaus Schafler / Katrin Lea Tag, Elisabeth Schafzahl, Erwin Schwentner, Marina Stiegler, Christian Strassegger, Klaus Wanker, Susanne Wechtitsch, Philipp Wegan. Beteiligte Personen bei Performances: Selena-Maria Ranegger, Gertraud Ranegger-Strempfl, Heidrun Hermann (6. Juli 2019) / Elfriede Scharf, Richard Ludersdorfer (12. Oktober 2019) / Andrea Sadjak (13. September 2020) / Elfriede Scharf (24. Oktober 2020) / Norbert und Selena-Maria Galler, Gertraud Ranegger-Strempfl (12. Juni 2021) / Selena-Maria Galler, Gertraud Ranegger, Diana und Ariane Ranegger (25. September 2021) / Elfriede Scharf, Richard Ludersdorfer (2. Juli 2022) / Selena-Maria Galler, Gertraud Ranegger-Strempfl (10. September 2022).] [artedition · Verlag Bibliothek der Provinz.]
Judith Zillich – Mutter Gottes
Judith Zillich – Mutter Gottes Ikonen 2018–2022 Die in Wien lebende Künstlerin Judith Zillich stellt sich mit dem für westliche Kunstohren provokanten Titel „MUTTER GOTTES“ der ostkirchlichen Ikone. Dabei ist sie freilich keine Ikonenmalerin. Sie lernte aber während eines Auslandsstipendiums in Lviv (Ukraine), wo sie eigentlich alte Maltechniken lernen wollte, in einer derartigen Ikonenmalschule solche zu malen. Sich freiwillig Regeln zu unterwerfen war das eine, das Sich-Verselbstständigen der Einzelteile eines Ikonengesichts das andere, was Judith Zillich interessierte und was in der Folge an dieser Werkserie aus Eitempera auf Papier, die aus mehr als 100 Variationen besteht, so besticht. Das Zueinander von Mutter und Kind nimmt völlig unvorhersehbare, mitunter sogar unanständige Formen an. Es entwickelt sich dabei ein eindrucksvolles Eigenleben an Zeichen und Symbolen, die Transformationen einer Beziehung darstellen, die von zarten Gesten bis zu Monstern reichen: Das Buch dokumentiert mit einem Einleitungstext von Kurator Johannes Rauchenberger eine Werkserie über „heilige Bilder“ mit zarter Poesie, hintergründigem Humor und tiefgründigem Ernst. Im KULTUMUSEUM Graz waren diese im Winter 2021/22 zu sehen; viele von ihnen sind nun Teil seiner Sammlung für Religion in der Gegenwartskunst. Kombiniert waren diese Ikonen mit Skulpturen aus einer jahrelangen Beschäftigung Zillichs mit der Mutter-Kind-Thematik diesseits und jenseits zärtlicher Idylle. [Johannes Rauchenberger (Hg.). Mit einem Einführungstext von Johannes Rauchenberger und einem Text von Judith Zillich.] [artedition · Verlag Bibliothek der Provinz.]
Gabriele Schöne – Bon Voyage
Gabriele Schöne – Bon Voyage None [artedition · Verlag Bibliothek der Provinz.] [Hrsg.in: Gabriele Schöne. Texte: Dominique Cromes, Andrea Jünger, Nina Schedlmayer.] Eine neon-pinke Drachenfrucht, deren grüngelbe Blätter wie Flammen von der Leinwand lodern, eine knall-orange Kakipflaume, hinter der sich die Welt der Göttinnen verbirgt, ein lasziv-geöffneter Granatapfel, aus dem seine leuchtend-roten Samen quellen. Mit ihrer aktuellen Bilderserie hat Gabriele Schöne einen großformatigen Paradiesgarten angelegt. Die ältesten Kulturpflanzen der Welt hängen hier pflückreif an den Ästen. „Verführung“ heißt das Granatapfel-Bild: denn es war der Granatapfel – und nicht, wie oft falsch überliefert, der Apfel – den Eva im Garten Eden gepflückt, vernascht und damit die Geschichte in Gang gesetzt hat. […] Gegensatzpaare sind zentrales Thema im künstlerischen Werk von Gabriele Schöne. Ihre frühesten Arbeiten – in den späten 1980er Jahren entstanden und vorwiegend in Schwarz-Weiß ausgeführt – experimentieren mit den Buchstaben X und Y und loten die Positionen von Mann und Frau, in der Gesellschaft und zueinander, aus. Mittlerweile hat das Weibliche im Werk von Gabriele Schöne die Oberhand gewonnen. Frauengeschichten inspirieren ihre Sujets, Frauenfiguren dominieren ihre Bilder. Die Kaki, die Kornelkirsche, die Avocado – in den farbgewaltigen Darstellungen erinnern einzelne Elemente an naturwissenschaftliche Abbildungen aus dem 18. Jahrhundert, andere Szenen scheinen von technicolorem Science-Fiction inspiriert: eine weiß-leuchtende Frau steigt wie eine Rakete in die Unendlichkeit des Universums auf, eine Avocado begleitet ihren Flug. […] […] Gabriele Schöne ist eine erfolgreiche „Bilderjägerin“. Sie findet ihre Früchte in der europäischen Kunst- und Kulturgeschichte und lässt sie auf der Leinwand zu einem farbenprächtigen Paradiesgarten heranwachsen. Ihre Bilder erzählen von selbstbewußten Frauen und lassen – wie schon Eva im Garten Eden – „in eifriger Erwartung auf eine neue Zukunft“ blicken. (Aus Dominique Cromes’ Textbeitrag „Einblick in Evas Garten“)
Denkmalpflege in Niederösterreich
Denkmalpflege in Niederösterreich Ein Rückblick 2012–2022 Nach zehn Jahren Tätigkeit als Landeskonservator ist es mein Anspruch, mich selbst und meine Kolleginnen und Kollegen der Abteilung für Niederösterreich – unser Team – mit dem Erreichten, dem Unerreichten und mit den »offenen Baustellen« zu konfrontieren. Es ist ein Blick auf die Gegenwart, auf den Stand der Dinge im Jahr 2022, der notwendigerweise mit einem Blick zurück auf die vergangenen Jahre verbunden ist. Diesem Zweck dient in Summe die vorliegende Veröffentlichung. (Hermann Fuchsberger) Die Arbeit im Bereich der Kunst und im Speziellen in der Denkmalpflege ist ein Abenteuer für mich, das nicht nur technische (oder juristische oder gar bürokratische) Aspekte beinhaltet, sondern auch viel Emotion. Wenn die Objekte in unserer Verantwortung in der nötigen Tiefe betrachtet werden, werden sie »lebendig« in dem Sinne, dass die geschichtliche Epoche mit ihrer Atmosphäre und ihren Menschen, den Künstlern, Auftraggebern und Bewohnern eines Denkmals, ihre Mühen und ihr Stolz, vor unseren Augen wiedererstehen. (Margit Kohlert) [Hrsg.: Hermann Fuchsberger, Margit Kohlert. Red.: Franz Beicht, Gerold Eßer, Hermann Fuchsberger, Margit Kohlert, Patrick Schicht. Mit Beiträgen von Franz Beicht, Maria Brand, Sabine Daxberger, Gerold Eßer, Hermann Fuchsberger, Martina Hinterwallner, Margit Kohlert, Martin Krenn, Elisabeth Macht, Astrid Mang, Helene Meiseneder, Kathrin Olbort, Clemens M. Reinberger, Patrick Schicht, Christoph Tinzl, Bärbel Urban-Leschnig, Bettina Withalm] [artedition · Verlag Bibliothek der Provinz]
Martina Reinhart – Hommagen an Dichter und Denker
Martina Reinhart – Hommagen an Dichter und Denker None Dichtung und Literatur mit Malerei und eigenen Worten huldigen … Hommage an SIMONE DE BEAUVOIR Die gesamte Geschichte der Frauen: Von Männern gemacht? Primär, meistens, aber nicht nur. Schon jeher gab es Matriarchate, wo alle Macht über die Abstammung der mütterlichen Linie organisiert ist und die religiösen Vorstellungen auf eine Ahnfrau oder große Göttin zurückgeführt werden. Doch das waren archäologische Kulturen. Somit muss die Frau weiter intensiv an ihrer Befreiung arbeiten … Hommage an SHAKESPEARE Soll ich vergleichen einer lauen Sommernacht Dich, der du milder bist – und sanfter Des Maien Blüten der Sturm verweht Des Sommers Nacht. Der Sonne Mitte scheint oft bis Zum Verbrennen, Trägt helles Gelb, das meist sich Zum Verlieren neigt. Alles Schöne will vom Schönen Oftmals sich trennen, Durch Zufall oder auch Bestimmung Stark entzweit. Doch soll dein ewiger Atem nie ermatten: Dein Selbst sei vor dem Tod gefeit! [artedition · Verlag Bibliothek der Provinz] Siehe auch Film über den Zyklus und das Buch „Hommagen an Dichter und Denker“ von Martina Reinhart inkl. Lesungen im Dialog mit Prof. Ewald Nowotny und Dr. Sylvia Unterdorfer (Wissenschaftsredakteurin ORF) [via Martina Reinharts YouTube-Kanal]: hier
Jo Hanes Zechner – Das linkshändige U
Jo Hanes Zechner – Das linkshändige U None Wie unterscheidet sich ein linkshändiges von einem rechtshändigen U? Wie weiß man, ob man Schriftsteller oder Maler werden bzw. sein soll? Haben Worte und Pinselstriche etwas gemeinsam? „Sprachspiele“ (Wittgenstein) sind es, die das Sprechen strukturieren. In Analogie dazu sind es „Malereispiele“ (Lyotard), die die Mannigfaltigkeit der malerischen Möglichkeiten beschreiben. Es sind also zwei Systeme, die sich da gegenüberstehen, ergänzen, bekämpfen oder miteinander zu spielen scheinen – Malerei und Literatur. Johanes Zechners Ambitionen waren zunächst auf die Literatur gerichtet. Da ihm Zeichnen und Malen ohnehin lag, forcierte er es nicht und legte mehr Bemühen in die literarischen Ziele. Der Linkshänder Jo Hanes sollte zum Rechtshänder umerzogen werden und es war der Linkshänder, der sich für die Malerei entschied. Was blieb ist ein Kampf zwischen zwei Systemen. Deren Differenz ist für ihre Durchlässigkeit verantwortlich und erzeugt seit damals das wechselvolle Mischverhältnis in Zechners Malerei. So wird die Literatur oft zum wesentlichen Element des Malereibewusstseins. Das vorliegende Buch widmet sich grundsätzlich zwei aufeinander folgenden Zyklen: „Emblems from the Bible“ und „Questland“. Einmal Bibelzitate (in Übersetzungen von Peter Waterhouse) auf gestischer Malerei, das andere Mal nur malerische Gestaltung ohne integrierte Schrift. In gewisser Weise sind es zwei Selektionsprozesse, die hier eine Rolle spielen: Die Zitate stammen aus den Weiten des historischen Textes und die Malerei konfiguriert sich aus den verabsolutierten Elementen der gestischen Malerei – Pinselstrich, Punkt, Fleck, Gerinnsel. Sind diese ästhetischen Elemente nicht auch zeichenhaft und haben Informationsgehalt – wie Buchstaben? Es ist nicht die visuelle Komponente der Schrift, wie bspw. in der konkreten Poesie. Es ist eher der Eindruck, dass eine Zeile, eine Strophe oder ein Gedicht einen wesentlich umfangreicheren Inhalt aufspannen kann, als es zunächst den Anschein hat. Hierin liegt für Zechner auch ein Aspekt der Verwandtschaft zwischen der Lyrik und Malerei. Es ist die Kongruenz zwischen Wort und Bild, die der Künstler durch das Malerische betont. Beides existiert gleichbedeutend aber in wechselnden Proportionsverhältnissen auch in den beiden Zyklen „Emblems from the Bible“ und „Questland“. (Günther Holler-Schuster) [Hrsg.: Günther Holler-Schuster. Texte: Günther Holler-Schuster, Werner Schandor.] [artedition · Verlag Bibliothek der Provinz.]
Tone Fink – sero.tone
Tone Fink – sero.tone Zeichnungen und Gedichte [artedition · Verlag Bibliothek der Provinz] [Zeichnungen: Tone Fink | Gedichte: Max Lang Mit e. Beitrag von Ingrid Bertel] Schauen ist etwas anderes als beobachten. Wer schaut, sieht eine neue, wunderbare Welt. In Tone Finks Welt schweben Wolkenhuhnbrüste, springen Autobahnzwirbler, kuscheln er und sie im Schafspelz. Wenn heftige Striche das Papier zerreißen, legt Max Lang mit seinen Gedichten ein sanftes Leuchten über die nervöse Welt des Künstlers und legt einen Kranz aus Blüten um die Liebenden. HAUS MIT VORDACH Ein totgeschnittener Strauch, ein weißes Tor, eine alles vernichtende Ordnung zwischen Hauswand und Zaun. Kennte ich den, der hier wohnt, ich würde ihn fragen, was dieser Streifen Wüste hier mitten im Leben bedeutet. ENDLICH Er war jetzt ruhig. Alle Widerworte, die er nicht vertrug, waren verklungen. Alle Begleiter, die er verlassen hatte, waren ihrer Wege gegangen. Der Erfolg, ausgeblieben, spielte nun keine Rolle mehr. Endlich sah er sich um, zum ersten Mal in seinem Leben, und blickte auf ein Nest von Hortensien.
art vital – KunstGruppe Retz
art vital – KunstGruppe Retz Sybille Böhm, Helmut Fehringer, Sonja Frank, Ernst Gaisfuss, Thomas Gräser, Rudolf Gschwantner, Robert Hellerschmid, Alexander Liedl, Helmut Maron, Karin Mayer, Herbert Schnepf, Daniela Schwarz, Maria Sturmlehner in Begegnung mit Christa Hameseder „Kunst muss lebendig machen…“ E. Delacroix art vital erzählt von einem außergewöhnlichen Kunstprojekt. Reich bebildert, spannend und informativ dokumentiert dieses Buch das jahrzehntelange, beeindruckende Wirken der Kunstgruppe Retz. Hier wird Kunst zu einem Ort des Dialoges, der gegenseitigen Akzeptanz und Gleichberechtigung. Dreizehn Künstler*innen mit Behinderung schaffen mit Ausdauer und Vitalität eindrucksvolle Werke seltener Intensität. Jede Künstlerin hat dabei ihre, jeder Künstler seine eigene, höchst individuelle Ausdrucksform entwickelt. Gemeinsam mit den Autor*innen des Buches machen sie die bereichernde Zukunft einer inklusiven Gesellschaft sichtbar. [Dieses Buch erscheint im Rahmen des Wald/4 Festivals Niederösterreich, 2023 anlässlich der Ausstellung der Caritas-Kunstgruppe Retz mit Christa Hameseder im KUNSTMUSEUM Waldviertel, Schrems NÖ. Hrsg.: Caritas der Erzdiözese Wien. Konzeption: Carl Aigner, Karin u. Bernhard Antoni. Red.: Carl Aigner, Karin u. Bernhard Antoni, Christa Hameseder, Thomas Krottendorfer, Elisabeth Seidl, Verena Karasek, Sladjana Visekruna. Autor*innen: Carl Aigner, Bernhard Antoni-Bubestinger, Christa Hameseder, Thomas Krottendorfer, Werner Nachbagauer, Ann Muller, Sladjana Visekruna, Hannes Ziselsberger.] [artedition · Verlag Bibliothek der Provinz.]
josef linschinger – gemeinsam mit gomringer | together with gomringer
josef linschinger – gemeinsam mit gomringer | together with gomringer None gemeinsam mit gomringer ist die Recherche des bildenden Künstlers Josef Linschinger über seine langjährige Zusammenarbeit mit dem Begründer der Konkreten Poesie, Eugen Gomringer, und diesem zum Dank gewidmet. Die gemeinsamen Kunst-Editionen der beiden bilden die Basis der Publikation. Sechs Autorinnen auf dem Gebiet der Konkreten Kunst setzen sich mit deren Begegnungen und ihren Werken eingehend auseinander. Das Miteinander bei Symposien, in Ausstellungen und die Nennungen in Publikationen sind aufgelistet. Die gegenseitige Wertschätzung wird in Statements, poetisch wie bildnerisch, eindrücklich dokumentiert. [Hrsg. vom Rotary Club Gmunden. Konzeption/Gestaltung: Josef Linschinger. Mit Beiträgen von Heidi Bierwisch, Annette Gilbert, Sandra Kraemer, Elisabeth Vera Rathenböck, Theres Rohde, Gabriele Wix.] [artedition · Verlag Bibliothek der Provinz.]
Frenzi Rigling – Über Das
Frenzi Rigling – Über Das None „Ich habe immer Interesse am Prozesshaften gehabt und das Endprodukt nie für so wichtig gehalten. Aber ist Kunst nicht einfach: über existenzielle Fragen nachdenken, Resultaten eine Form geben und sinnlich darzubieten?“ Frenzi Rigling FRENZI RIGLING ist eine Entdeckerin – und eine Entdeckung! Sie entlockt dem Alltäglichen eine eigentümliche Poesie. In ihrer künstlerischen Praxis widmet sich die gebürtige Schweizerin (*1958), die seit vielen Jahren in Niederösterreich und Wien lebt, Alltagsgegenständen und Fundstücken aus der Natur. Es sind meist Motive und Gegenstände aus dem eigenen Umfeld, die sie sammelt, inszeniert, verfremdet und zu vielschichtigen Kunstobjekten und Installationen arrangiert. ÜBER DAS Riglings Ausstellung „Über Das“ spielt bewusst mit Offenheit und Unbestimmtheit. Die Leinwandarbeit „In Blau“ entpuppt sich als feine Zeichnung mit Nähten aus weißem Garn. Aus Stoffresten imaginiert Rigling vergängliche Gärten und formt botanische Pflanzennamen aus Silikon. Die Künstlerin macht sichtbar, was häufig im Verborgenen bleibt. In ihren Schrift- und Textbildern findet sie das Wesentliche zwischen den Zeilen und Buchstaben. Ihr Alphabet gibt jenen eine Stimme, die keine haben. FEMINISTISCHER ZUGANG Mitunter sind es weiblich konnotierte Materialien und Tätigkeiten, die die Künstlerin in ihren Fokus nimmt: zyklische und routinemäßige Tätigkeiten im Haushalt und Garten oder Textiles wie Kleidungsstücke, Stoffreste oder Felle. Ihre Arbeiten reflektieren die Zyklen unserer Existenz und die Fragilität des täglichen Lebens. In der Tradition künstlerischer feministischer Praxis thematisieren sie aber auch gesellschaftspolitische Fragestellungen. Rigling setzt mit ihren Werken dem Kreislauf des Verschwindens eine Ästhetik des Bewahrens entgegen. Im bunten Reigen der zeitgenössischen Kunst ist ihr vielstimmiges Schaffen singulär. [Katalog zur Ausstellung FRENZI RIGLING. Über Das, 13. Mal bis 12. November 2023, Landesgalerie Niederosterreich, www.lgnoe.at. Hrsg. von Gerda Ridler. Red.: Frenzi Rigling, Gerda Ridler. Autor:innen: Monica Budowski, Laura Egger-Karlegger, Eva Marie Klimpel, Lenz Mosbacher, Gerda Ridler, Frenzi Rigling.] [artedition · Verlag Bibliothek der Provinz.]
BEYOND BECKMANN
BEYOND BECKMANN Von der Meisterklasse bis zur Sammlung Böhme Das MUSEUM KUNST DER VERLORENEN GENERATION SALZBURG ist auf die während des Nationalsozialismus diffamierten, verfolgten und heute vergessenen Künstler:innen des 20. Jahrhunderts spezialisiert. Die darin verankerte Sammlung Böhme umfasst rund 600 Werke dieser sogenannten VERLORENEN GENERATION. Das gemeinnützige Museum entdeckt und bewahrt diese Werke, um sie wissenschaftlich aufzuarbeiten und der Öffentlichkeit wieder zugänglich zu machen. In der Ausstellung BEYOND BECKMANN. Von der Meisterklasse bis zur Sammlung Böhme stellt das Museum zwölf Schüler:innen aus Max Beckmanns Meisterklasse an der Frankfurter Kunstschule (auch „Städelschule“) vor. Auch ihr Werdegang wurde im Lauf des 20. Jahrhunderts vielfach überschattet: der große Name ihres Lehrers, die Zensur und Diffamierung durch die Nationalsozialisten sowie die Zerstörung ihrer Werke durch den Zweiten Weltkrieg. Es ist die erste Ausstellung, die diesen Künstler:innen in einem österreichischen Kunstmuseum gewidmet wird. Insgesamt enthält die Sammlung 101 Werke der Meisterklasse Beckmann. Davon erzählen in der Ausstellung rund 40 repräsentative Werke von ihren Lebenswegen über Beckmann hinaus bis zur Sammlung Böhme. 90 Jahre nach Auflösung der Meisterklasse werden diese Künstler:innen wieder zusammengeführt und durch das Museum in den Kanon der Verlorenen Generation eingeordnet. Der Katalog enthält neben dem Ausstellungstext ein bebildertes Verzeichnis aller Werke der Meisterklasse in der Sammlung Böhme, zwölf Künstler:innenbiografien sowie Informationen zum MUSEUM KUNST DER VERLORENEN GENERATION. Künstler:innen: Carla Brill, Theo Garvé, Ottokar Gräbner, Georg Heck, Inge Hergenhahn-Dinand, Anna Krüger, Léo Maillet, Friedrich Wilhelm Meyer, Marie-Louise von Motesiczky, Alfred Nungesser, Hein Friedrich Steiauf, Karl Tratt. [Diese Publikation erscheint anlässlich der Ausstellung BEYOND BECKMANN. Von der Meisterklasse bis zur Sammlung Böhme im Museum Kunst der Verlorenen Generation in Salzburg, 12. Mai 2023 – 28. September 2024. Hrsg. von Museum Kunst der Verlorenen Generation, Prof. Dr. Heinz R. Böhme gemeinnützige Stiftung, www.verlorene-generation.com. Katalogkonzeption: Marie-Christin Gebhardt. Autor:innen: Heinz R. Böhme, Wilfried Haslauer, Marie-Christin Gebhardt, Maximiliane Seng.] [artedition · Verlag Bibliothek der Provinz]
Gerald Brettschuh – Frühstücke
Gerald Brettschuh – Frühstücke Paraphrasen auf Picasso FRÜHSTÜCKE Aus Skizzen von Badenden am Fluss Natisone, im Mai 2022, werden Bilder, Aquarelle und Mischblätter. Von da war es nur ein Schritt zu den Gemälden des „Dejeuner“. Hans Hunterjohn kam mit einem 270-Seiten-Büchlein der Kölner Kunsthistorikerin Barbara Zelinsky des Weges. Pablo Picassos Paraphrasen auf Édouard Manets „Frühstück im Grünen“: Tableau eines künstlerischen Prozesses. Die Texte inspirierten den Maler derart, dass er ein Jahr lang selber paraphrasierte: Paraphrasen auf Picassos Paraphrasen. Der am 8. April 1941 geborene, G[erald] B[rettschuh] will damit Freunden, Sammlern, Kollegen u. a. sagen: schaut her, wozu der heute Gleichalte aus Arnfels in zwölf Monaten im Stande war. (Gerald Brettschuh, Juni 2023) [Hrsg.: Gerald Brettschuh, Christiane Brettschuh. Mit e. Textbeitr. von Peter Strasser.] [artedition · Verlag Bibliothek der Provinz]
Avantgardegalerien der 1970er-Jahre in Wien unter der Leitung von Kurt Kalb und Peter Allmayer-Beck
Avantgardegalerien der 1970er-Jahre in Wien unter der Leitung von Kurt Kalb und Peter Allmayer-Beck Galerie Kalb in der Grünangergasse 12 | Galerie Schapira & Beck in der Ballgasse 6 | Galerie Kalb in der Prinz-Eugen-Strasse 16 Die 1972 eröffnete Galerie Grünangergasse 12 zeigte ein Programm bedeutender österreichischer Künstler wie etwa Christian Ludwig Attersee, Günter Brus, Bruno Gironcoli, Walter Pichler, Arnulf Rainer, Max Peintner, Hermann Nitsch, Dieter Roth, Gerhard Rühm, Franz Xaver Ölzant, Raimund Abraham, Georg Baselitz, Peter Kubelka, Dominik Steiger und Kurt Kocherscheidt. Kurt Kalb hatte die Galerie 1972 gegründet und bis Ende 1975 geführt. Der entscheidende Beitrag von Kurt Kalb beschrankte sich nicht darauf, neue Möglichkeiten zur Präsentation und zum entsprechend geförderten Absatz der Werke vielversprechender Proponenten zu eröffnen, sondern richtete sich erfolgreich auf die Unterstützung des gegenseitigen Austausches und die Entwicklung fruchtbarer persönlicher Kontakte. Nach Schließung der Galerie konnte mithilfe der Initiative von Peter Allmayer-Beck, Walter Pichler, Christian Ludwig Attersee und der finanziellen Unterstützung von Kurt Schapira eine Galerie etabliert werden, die sich weiterhin dieser Avantgarde-Kunstler annahm. Unter der Leitung von Peter Allmayer-Beck und Kurt Schapira begann im Jahr 1976 der Betrieb der Galerie Schapira & Beck in der Ballgasse 6. Trotz Schapiras unerwarteten Ablebens kurz nach Eröffnung bestand die Galerie noch bis 1977. Kurt Kalb eröffnete 1976 eine Galerie in der Prinz-Eugen-Straße 16 und zeigte dort Arbeiten von Dieter Roth, Gerhard Rühm, Günter Brus und Maria Lassnig, bevor er eine neue Galerie in der Bäckerstraße gründete, die er in der Folge drei Jahrzehnte leitete. Die Beiträge von Christian Ludwig Attersee, Berthold Ecker, Semirah Heilingsetzer, Hans Rauscher, Christian Reder, Rolf Schwendter und Patrick Werkner beleuchten ein Jahrzehnt Wiener Kunstgeschehen. Die Fotografien von Peter Baum, Kristian Bissuti, Gabriela Brandenstein, Otto Breicha, Padhi Frieberger, Franz Hubmann, Friedl Kubelka, Karin Mack, Gino Molin-Pradel, Lisl Ponger, Cora Pongracz, Christian Skrein, Elfi Tripamer und von zahlreichen weiteren Zeitzeugen und Zeitzeuginnen dokumentieren es auf vielfältige Weise. [Hrsg.: Semirah Heilingsetzer, Berthold Ecker. Red.: Semirah Heilingsetzer. Texte: Christian Ludwig Attersee, Berthold Ecker, Semirah Heilingsetzer, Hans Rauscher, Christian Reder, Rolf Schwendter, Patrick Werkner] [artedition · Verlag Bibliothek der Provinz]
Wilhelm Scheruebl – Gehen & Vergehen | Walking & Passing Away
Wilhelm Scheruebl – Gehen & Vergehen | Walking & Passing Away None Gehen und Vergehen: Wilhelm Scheruebl arbeitet in und mit der Natur, die ihm zur unbändigen Transformationsquelle von Energie, Kraft und Leben wird. Aus dem Gehen heraus entstehen künstlerische Arbeiten, sie werden daraus entwickelt und daraufhin reflektiert. Gehen ist aber auch Thema und Titel ganz konkreter Arbeiten. Ver-Gehen, dieses Verb, das ein Verschwinden, eine Verirrung oder aber eine Transformation anzeigt, hat das „Gehen“ in sich enthalten: Es beschreibt einen Prozess, dem sämtliche Arbeiten und die gesamte Existenz ausgeliefert sind. Diesen Prozess, diese Vorgänge des Lebens, macht Wilhelm Scheruebl speziell mit Pflanzen sichtbar. Seine Kunst steht metaphorisch für die Existenz, ja für die Schöpfung insgesamt. Walking and passing away: Wilhelm Scheruebl works in and with nature, which becomes for him an irrepressible source of transformation of energy, power and life. Artistic works emerge from walking, they are developed from it and then reflected upon. Walking is also the theme and title of very concrete works. “Ver-Gehen”, this German verb, that indicates a disappearance, an aberration or also a transformation, has “walking” contained within it: It describes a process to which all works and all existence are at the mercy of. Wilhelm Scheruebl makes this process, these processes of life, visible specifically with plants. His art stands metaphorically for existence, indeed for creation as a whole. [Katalogbuch zur Ausstellung | Catalogue book for the exhibition Wilhelm Scheruebl: GEHEN & VERGEHEN | WALKING & PASSING AWAY, 28. April bis 15. Juli 2023 | 28th of April to 15th of July 2023, KULTUMUSEUM Graz Autor | Author: Johannes Rauchenberger] [artedition · Verlag Bibliothek der Provinz]
Barbara Kapusta – Second and Four
Barbara Kapusta – Second and Four None Second and Four erscheint anlässlich der gleichnamigen Ausstellung im Österreichischen Skulpturenpark Universalmuseum Joanneum Graz 2023 (?). Das Buch erscheint in einer Auflage von 100 Stück. Körper, Sprache, Animation, Sound und Bewegung sind unabdingbar zusammenspielende Faktoren in der vielschichtigen Arbeit von Barbara Kapusta. Im Österreichischen Skulpturenpark sind zwei sich zurücklehnende Figuren zu sehen. Sie erzählen von Getriebenheit und gleichzeitig gesetzten Handlungen. Brutalität durch Übergröße geht ineinander mit Zärtlichkeit, Sanftheit und Nähe. Als überlebende Giants haben die Figuren etwas Bedrohliches, aber auch Versöhnliches. Hier ruhen sie auf der Wiese unter einem Baum, irritieren uns als klassische Liegende und laden dazu ein, als Companion Species im Sinne von Donna Haraways When Species meet über das Verhältnis der Körper zu einer technisch dynamisierten Welt zu ruhen, zu reflektieren und weiterzudenken. (Elisabeth Fiedler) Second and Four is published on the occasion of the eponymous exhibition at the Austrian Sculpture Park Universalmuseum Joanneum Graz in 2023. At the Austrian Sculpture Park Barbara Kapusta shows two reclining figures. They are as if from another world – large technoid-human beings, their physical presence emerging from a parallel reality. They tell a story of transformation, evoke figures from fantasy and sci-fi films. Their appearance at first sight might seem threatening, but quickly gives way to sympathy. They rest in the meadow under a tree, irritating us as classic sculptures and inviting us to rest, reflect, and think further as Companion Species in the sense of Donna Haraway's When Species Meet about the relationship of bodies to a technically dynamized world. Barbara Kapusta is an artist based in Vienna. [Hrsg. von | Publ. by: Elisabeth Fiedler. Design | Designed by: Sabo Day. Fotografien | Photographed by: kunst-dokumentation.com] [artedition · Verlag Bibliothek der Provinz]
Fremde
Fremde Über den künstlerischen Zugang zum Anderen Es heißt, wir leben im Spiegel des Anderen. Fremdes erscheint uns häufig bedrohlich. Wie können wir es schaffen, uns anderen Weltbildern zu öffnen, ohne dabei die eigene Identität preiszugeben? Die Ausgrenzung des Anderen – oder schlichtweg anderer Personen – lässt sich auch heute noch auf Geschlechterdifferenz, sexuelle Identität oder die äußeren Merkmale von Menschen verschiedener Abstammung zurückführen. Dabei wirken oft kulturelle Konstrukte nach, die diese ?„Anderen“ in starren Rollenbildern fixieren. Die zum breit gefächerten Topos ?„Fremde“ ausgewählten Werke aus der Fotosammlung der Museen der Stadt Linz sowie aus Privatbesitz spannen raumgreifende Dialoge. Wir versuchen anhand der ausgewählten Werke Brücken in vergangene Zeiten und ferne Kulturen zu schlagen und geläufige Stereotypen der Abwertung und Ausgrenzung sozialer Gruppen bewusst zu machen. Dabei kommen Begriffe wie Othering, Orientalismus, Kolonialismus, Marginalisierung und Klassismus zur Anwendung. [Diese Publikation erscheint anlässlich der Ausstellung Fremde – Fotografien über den künstlerischen Zugang zum Anderen im Lentos Kunstmuseum Linz, 6.10.2023 – 4.2.2024. Hrsg.innen: Hemma Schmutz, Brigitte Reutner-Doneus. Museen der Stadt Linz GmbH, Lentos Kunstmuseum Linz. Autorinnen: Angela Koch, Brigitte Reutner-Doneus, Hemma Schmutz.] [artedition · Verlag Bibliothek der Provinz]
Hades und sein Kosmos
Hades und sein Kosmos Eine Skizze der Kunst Gerhard Haderers Gerhard Haderer ist ein zeichnender Humanist. Das kann man nicht nur seiner Themenwahl ablesen – nichts Menschliches ist ihm fremd, er ergreift stets Partei für das, was man »die Sache des Menschen« nennen könnte. Man sieht es auch besonders deutlich an der Art und Weise, wie er seine Bildideen ästhetisch umsetzt: Es dominiert in seinen Bildern das Licht, auch dort wo sie schwarz-weiß sind. Nicht umsonst ist Caravaggio sein großes Vorbild. »Aufklärung« heißt »enlightenment«, »illuminazione« im Englischen, im Italienischen; in Frankreich nennt man das klassische Zeitalter der Aufklärung »Siècle des Lumières«. In allen Begriffen spielt also das Licht eine entscheidende Rolle. Humanismus und Aufklärung als geistesgeschichtliche Phänomene Europas gehören seit je zusammen, das ästhetische Mittel, um das anzuzeigen, war und ist das Licht. Auch dort, wo Haderer sich eher düsteren Themen widmet, tut er das auf lichtvolle Weise, sozusagen. Egal, worauf Gerhard Haderers Bilder verweisen: Sie leuchten dabei. Dies herauszustreichen ist eine der Aufgaben dieses Buches. (Martin Ross) [artedition · Verlag Bibliothek der Provinz]
Gerhard Haderer – Was die Leute so schreiben
Gerhard Haderer – Was die Leute so schreiben None [TITEL IST DERZEIT NICHT LIEFERBAR. Eine korrigierte Neuausgabe ist in Vorbereitung und erscheint demnächst. Nachbesserungen am Website-Eintrag zum Buch vorbehalten. Wir nehmen Ihre Vorbestellung bereits gerne entgegen.] Haderer ist ein Maler, der durch das Überzeichnen die verschobenen Wertigkeiten, die widersprüchlichen Widersprüche, die hilflosen Schwächen der deutsch-österreichen Menschen so deutlich sichtbar macht … Seine Bilder sind durch einen Zerrspiegel zurechtgerückte Polaroid-Bilder unserer widersprüchlichen Spezies und ihrer Taten und Untaten … (Ernst A. Grandits) [Hrsg. von Richard Pils] [artedition · Verlag Bibliothek der Provinz]
Martin Staufner – Fahrt ins Blaue
Martin Staufner – Fahrt ins Blaue Bildgeschichte Martin Staufner sitzt in seinem Atelier und liest das Buch „Über Fotografie“ von Susan Sontag. Darin zitiert sie Berenice Abbott: „… wird das Heute zum Gestern.“ Er erinnert sich an ein altes Fotoalbum, das lange unbeachtet in einer Schachtel liegt, mit Bildern, deren Geschichten längst vergessen sind. So beginnt er, mit den einzelnen Fotos eine Bildgeschichte zu erfinden. Es sind Fotos aus dem Arbeitermilieu der 1920er Jahre bis Anfang der 1960er Jahre. Fotos wie es sie zu Tausenden gibt. Sie zeigen den Mittelpunkt eines Lebens ohne die große Weltpolitik. In die Geschichte der alten Fotos mischt sich der Schaffensprozess des Künstlers. Die bildnerischen und philosophischen Fragen und Zweifel im einsamen Arbeitsalltag des Künstlers im Atelier ergeben in tagebuchartigen Notizen und Zeichnungen einen zweiten autofiktionalen Erzählstrang. „Im raum-zeitlichen Gesamtkunstwerk des Malerbuches ist dadurch der Leser-Betrachter („lecteur spectateur“) nicht passiver Rezipient, sondern aktiver, in seinen imaginativen und assoziativen Fähigkeiten geforderter Mit-Schöpfer.“ (M. Müller: Das Französische Malerbuch im 20. Jahrhundert, München 2007) [artedition · Verlag Bibliothek der Provinz]
Katharina Etzl | Erwin Einzinger – 2/Duett: Rätsel und Geheimnis
Katharina Etzl | Erwin Einzinger – 2/Duett: Rätsel und Geheimnis None In den bildnerischen Arbeiten von Katharina Etzl spielen immer wieder Buchstaben und dann und wann auch Zahlen eine dominierende Rolle. Sie sind gelöst von Sinnzusammenhängen, ergeben keine Wörter oder Botschaften, werden wie abstrakte Zeichen eingesetzt, variieren farblich ebenso wie der großflächig aufgetragenen Hintergrund, vor den sie sie gesetzt hat. Eine besondere Vorliebe für diese Art der bildnerischen Beschäftigung entwickelte sie, als sie begann, die Kreuzworträtselseite einer oberösterreichischen Tageszeitung als Gerüst zu nehmen, wobei sie allerdings nach Gutdünken willkürlich Buchstaben in die Quadrate setzte, diese oft mehrmals übereinander schrieb, bis sich ein Muster und Geflecht ergab, dunkel, dicht und unergründlich. […] Wird die Zauberkraft, die Buchstaben ursprünglich weitertragen sollten, abgeschwächt oder gar ausgelöscht, sobald sie überschrieben und auf diese Weise unlesbar gemacht werden? Stäbe aus Buchenholz gaben ja bekanntlich all den Zeichen, die zu Zauberformeln wurden, einstmals ihren Namen, und über Umwege entstand daraus in unserem Kulturraum eine Schrift, die sich von vielen anderen unterschied. Deuten die Hüter von Geheimnissen, die es in Wahrheit gar nicht gibt, bisweilen augenzwinkernd etwas an, indem sie Einzelheiten isolieren und auf diese Weise ungewöhnlich machen? Kann es sein, daß Sprache und Verständigungsprozesse oft etwas versprechen, was sie niemals wirklich halten können? Und dennoch: Wer auch immer zeichnet, malt oder beim Schreiben Buchstaben und Wörter aneinanderreiht, teilt letztlich etwas mit, und sei es nur sich selbst und ohne sich dessen bewußt zu sein. (Erwin Einzinger) [Titelvariante: Katharina Etzl | Erwin Einzinger – 2/Duett: Rätsel und Geheimnis] [„2/Duett“ ist der zweite Teil einer Schriftenreihe, die Kunst von Menschen mit Beeinträchtigungen zusammen mit Texten von Schriftsteller*innen publiziert. Hrsg.in, Konzept u. Projektleitung: Kristiane Petersmann, KULTURFORMEN, Schön für besondere Menschen gemeinnützige GmbH] [artedition · Verlag Bibliothek der Provinz]
Florentina Pakosta – KRIEGSLUST und GEGENSTÄNDE OHNE FUNKTION
Florentina Pakosta – KRIEGSLUST und GEGENSTÄNDE OHNE FUNKTION Bilder auf Leinwand und Papier Gegenstände, für uns Verbraucher scheinbar ohne Funktion, existieren ohne Wenn und Aber, ob es uns passt oder nicht. Sie fragen auch nicht, ob sie unnützlich sind, ob wir sie dringend brauchen oder mit ihnen lediglich angeben wollen. Hochmütig übersehen wir sie meist oder wir nehmen sie absichtlich nicht wahr und stellen die Frage: Wozu gibt es alle diese Dinge, Sachen, Gegenstände oder Objekte, wie immer man sie nennen mag, wenn sie uns nicht dienlich sind? Wir glauben zu wissen, was richtig ist, worauf es ankommt und worauf man verzichten darf. Was es auf der Welt sonst noch gibt, uns jedoch kaum oder nicht dienlich ist, lehnen wir ab. Wir werfen es weg oder wir zerstören es, und wenn es anders nicht geht, dann verspotten wir es und machen es lächerlich. Und wenn Sie mich fragen, warum ich funktionsfreie Objekte zeichne, dann muss ich gestehen, ich weiß es nicht. »Alles, was auf der Welt ist, ist zu etwas gut«, sagt der Seiltänzer il Matto zu Gelsomina in La strada (1954), einem frühen Film von Federico Fellini. (Florentina Pakosta, „Wozu sind sie gut?“) Während eines Bombenangriffs im Zweiten Weltkrieg sitzt ein Mädchen im Luftschutzkeller und versucht, seine Angst vor dem allgegenwärtigen Tod zu beherrschen. Alle im Bunker – bis auf eine betende Frau – halten sich an die Vorschrift »Härte, Tapferkeit und Gehorsam« verhalten sich still und diszipliniert, »als wären sie schon tot«. Der Körper des Kindes lässt sich aber nicht kontrollieren, weigert sich, zu gehorchen, schaudert, zittert, zuckt. Die Nerven widersetzen sich gesellschaftlichen Normen, fordern auf zu fliehen, das eigene Leben zu retten. Das Mädchen überlebt in einem Spalt zwischen den Trümmern, während das Wimmern anderer Verschütteter langsam verstummt. Die Erfahrungen des Krieges, die Florentina Pakosta immer wieder in ihren Texten schildert, bestimmen bis heute ihr künstlerisches Schaffen: Welchen Zwängen und Bedrohungen ist die Existenz des Einzelnen unterworfen? Der Körper fordert sein Recht, ist Motor der Befreiung, aber lässt sich gleichzeitig dressieren, marschiert im Gleichschritt oder versteinert zur Maske, er ist animalisch und gewalttätig und hat dennoch Sehnsucht nach Gemeinschaft. Pakosta untersucht in ihren Texten Konventionen und Vorstellungen (von Körper, Gefühl, Ich, Frau, Mann, Ding, Tier, usw.) und stellt sie in ihrer Widersprüchlichkeit dar. Nichts ist bei ihr einfach, alles birgt das Gegenteil in sich, und die Gegensätze spalten sich wiederum auf, um nicht in Schwarzweißmalerei zu verfallen. In ihrer Zwei- und Mehrschneidigkeit liegt auch die Tragik der Liebe. Sie soll in Beziehungen funktionieren, in denen realitätsfern und idealisiert keine Schwankungen des Gefühls, keine Fehler vorgesehen sind, Minderwertigkeitsgefühle lassen keine Abweichung vom monotonen »Ich liebe dich« zu, was in Hass umschlägt. […] (Auszug aus: Axel Ruoff, „Florentina Pakosta – Fratzen der Abstraktion“) Auf den ersten Blick sind es Werke der geometrischen Abstraktion. Der Titel der Bilder auf Papier und Leinwand »Gegenstände ohne Funktion« deutet jedoch auf eine illusionistische Darstellung von Gegenständen. Warum der Schein trügt, sollen folgende Zeilen erörtern. In einer erstaunlichen Variationsbreite und in kontrastierenden Tönen, die mitunter komplementär den Charakter von Signalfarben annehmen, entwickelt Florentina Pakosta diese Serie wie ein imaginäres Alphabet. Jedoch läuft diese Zeichensprache von balkenförmigen, objekthaften Winkeln ins Leere. Es scheint, dass der Wille zur Kommunikation in einem permanenten Frustrationsprozess eklatant scheitert. Dennoch liegt in dieser Unfähigkeit zur Mitteilung, die einer Sprachlosigkeit gleicht, die eigentliche Bedeutung dieser alogischen Gegenstandswelt. […] (Auszug aus: Cornelia Cabuk, „Florentina Pakosta – Gegenstände ohne Funktion“) [Mit Beiträgen von Axel Ruoff und Cornelia Cabuk. artedition · Verlag Bibliothek der Provinz]
Wilhelm Scheruebl – Minusaquarelle
Wilhelm Scheruebl – Minusaquarelle None Post-Medium Condition, Verzeitlichung, Autopoiesis, Ecological Art. In den seit den 1990er-Jahren entstehenden Minusaquarellen kulminiert das bildhauerische Denken Wilhelm Scheruebls. Obwohl er mit dem Begriff des Aquarells auf eine malerische Praxis anspielt und man so auch in die Falle einer gestisch-abstrakten Malerei tappen kann, bleibt die Wahl des Mediums irrelevant. Es geht nicht um einen psychischen Automatismus, sondern genau um dessen Antithese. Gegen die Ich-Behauptung informeller Abstraktion steht hier der fast völlige Rückzug des Künstler-Ichs zugunsten des reinen Naturprozesses. Minusaquarelle verlassen die Kategorien künstlerischer Praxen und verschieben sie in ökologische Formbildungsprozesse, die immer Balancen sind und zwischen Chaos und Ordnung schweben. Scheruebl lässt bei den Minusaquarellen mit Wasser und Pigment bemalte Blätter bei Minusgraden in der freien Natur gefrieren. Im folgenden Trocknungsprozess festigen sich die so entstandenen kristallinen Ordnungen zu floralen Erscheinungen. Der Kristallisationsprozess folgt hier einer inneren formalen Logik, wie wir sie auch von Schneeflocken kennen. Für den Künstler, der als Initiator auftritt, bleibt das Ergebnis offen, denn die Kristallisation ist ungleichmäßig und bleibt mehrdeutig. Diese eine Möglichkeit unter vielen zeigt auch den spielerischen Zugang Scheruebls zur Kunst, die für ihn nichts anderes ist als der Versuch, Klarheit in einer natürlichen wie mediatisierten Welt zu schaffen mit dem Verständnis von Natur als primäre Wirklichkeit unter vielen anderen. (Günther Moschig) Post-medium condition, temporalisation, autopoiesis, Ecological Art. Wilhelm Scheruebl’s sculptural thinking culminates in the minus watercolours created since the 1990s. When, with the term watercolour, he alludes to a practice in painting, and we mistakenly think of gestural abstract painting, the choice of medium is irrelevant. It is not a question here of psychological automatism, but of precisely the contrary. As opposed to the self-assertion of art informel, here we have the almost complete withdrawal of the artist’s ego in favour of the pure natural process. Minus watercolours abandon the categories of artistic praxis, shifting them into ecological formation processes which are always balanced between chaos and order. In these works, Scheruebl paints the paper with water and pigments, and allows them to freeze in the open air. In the ensuing drying process, the resultant crystalline arrangements combine to form floral impressions. The process of crystallisation follows an internal formal logic familiar from snowflakes. For the artist, whose function here is that of initiator, the result is unpredictable, since the crystallisation is uneven and remains ambiguous. This infinite range of possible outcomes demonstrates Scheruebl’s fanciful approach to art, which he sees as nothing other than the attempt to clarify a natural if mediatised world, where nature is understood as the primary reality among the many others. (Günther Moschig) [Mit einem Text von | with an essay by: Günther Moschig] [artedition · Verlag Bibliothek der Provinz]
Heribert Friedl – 100 POEMS
Heribert Friedl – 100 POEMS None 100 POEMS: Heribert Friedl, eigentlich seit Jahrzehnten für seine „nonvisualobjects“ bekannt, malt hier in einer „Druckwelle“ von Inspiration Sprachverdichtungen von ungeheurer Einfachheit und Schönheit. Ursprünglich aus einem Moment existenzieller Trauer begonnen, werden die auf Englisch gehaltenen Poems (die oft nur aus einem Wort bestehen) zu berührenden „Nachrufen“ hinein in eine Welt, von der man nicht wissen kann, ob sie existiert, vielleicht kann man sie aber glauben: Es sind betörende Poeme, ja sprachliche Ikonen von Sehnsucht und Trost. Die auf kleinen MDF-Platten gemalten Wörter weisen in ihrem Schriftschnitt auf eine andere Zeit, aber auch auf eine andere Geschlechter- und Glaubensordnung. Nach der erstmaligen Präsentation im KULTUMUSEUM in Graz zum Jahreswechsel 2023/24 werden die Bilder nun in dieser Publikation versammelt: Auf der rechten Seite ein Wort, ein Satz, ein Ausruf, auf der linken Seite ein Bildchen mit demselben Wort, diesmal auf Englisch. Es wird jeweils zu einem zeitgenössischen Andachtsbild, die Ansammlung kommt einem Gebetbuch gleich, ja einer radikal zeitgenössischen, existentiellen Aktualisierung eines mittelalterlichen Stundenbuchs nahe. Kurator Johannes Rauchenberger führt in seinem Bildessay „SPIRO ET AMO. Zu den Anrufungen in den ‚100 POEMS‘ von Heribert Friedl“ im Anschluss an den Gedicht- und Bildblock in diese „Sprach-Ikonen“ ein. [Hrsg. von | Edited by: Johannes Rauchenberger] [artedition · Verlag Bibliothek der Provinz]
Christoph Donin – Die Astronauten-Saurier-Geschichte
Christoph Donin – Die Astronauten-Saurier-Geschichte Ein Grafikzyklus zum Klimawandel Nur beim Verlag Bibliothek der Provinz erhältlich: VORZUGSAUSGABE #1 mit einer Originalradierung von Christoph Donin, Auflage von 70 Stück : € 48,00 VORZUGSAUSGABE #2 in einer Kassette mit 38 Blättern (Radierungen & Lithographien) : € 480,00 Bei Interesse wenden Sie sich bitte via bestellung@bibliothekderprovinz.at an uns. Christoph Donin (1930 Bregenz – 2013 Wien) studierte an der Akademie für angewandte Kunst in Wien bei Ceno Kosak und in der Meisterwerkstatt für Druckgrafik bei Franz Herberth. Er war nicht nur einer der versiertesten Druckgrafiker Österreichs, sondern ging als Künstler einen ganz eigenständigen Weg. Er realisierte zahlreiche grafisch aufwendige Zyklen, die sich vielfach dem Thema Natur widmen. In der zweiten Hälfte der 1980er-Jahre schuf Donin mit der Astronauten-Saurier-Geschichte ein frühes künstlerisches Statement zum Klimawandel. In diesem 40-teiligen Zyklus stattet er die Dinosaurier mit Kenntnissen fortgeschrittener Technologien aus. Diese Urtiere als Vorläufer der Menschheit richten durch rücksichtslose Ausbeutung den Planeten zugrunde und sind damit zum Aussterben verurteilt. Die Menschen werden es viel klüger anstellen … [Hrsg., Red.: Semirah Heilingsetzer. Texte: Brigitta Bayer, Brigitte Borchhardt-Birbaumer, Berthold Ecker, Semirah Heilingsetzer, Rudolf Schönwald] [artedition · Verlag Bibliothek der Provinz]
Meisterschule Maximilian Melcher
Meisterschule Maximilian Melcher None Das vorliegende Buch dokumentiert anschaulich die großen Leistungen, die der gutvernetzte künstlerische Einzelgänger Melcher trotz seiner biographisch-psychologischen Belastungen für die Entwicklung der österreichischen Kunst jahrzehntelang kontinuierlich erbrachte – für jedermann offensichtlich in der Ausbildung mehrerer international höchst erfolgreicher neuer Künstlergenerationen an der Wiener Akademie, aber auch diskret im Hintergrund über sein persönliches, teils sehr einflussreiches Netzwerk, zum Nutzen vieler junger Künstlerinnen und Künstler, die er konsequent förderte. (Matthias Boeckl) [artedition · Verlag Bibliothek der Provinz] [Oliver Bentz / Wolfgang Stifter / Philip Szikszay (Hg.) unter Mitarbeit von Semirah Heilingsetzer, Georg Lebzelter, Linde Waber und zahlreichen Melcher-Schülerinnen und -Schülern]
70 + 1 = 17 + ML + NMN
70 + 1 = 17 + ML + NMN None Meine BRIEFE-Serie, die in Neumondnächten entsteht sind Texte, Meditation über EIGENE und Texte anderer Autoren/Philosophen – z.B.: „Wenn man etwas Entscheidendes bewirken will, muss man nicht nur der Vernunft genüge tun, sondern das Herz bewegen“ – Mahatma Gandhi. Umgesetzt graphisch und malerisch mit Gelstift und Aquarell auf chinesischem Papier. „VISIONEN sind verWIRKLICHbarE MÖGLICHKEITEN – Nicht sofort, aber irgendwann – Werden Träume Wahrheit dann!“ ML 2-07 Mein Motto: „Ich fühle mit den Augen und höre mit der Seele – Denke mit dem Herzen! Mit dem Pinsel versuche ich das wiederzugeben, zu anderen zu sprechen, zu erzählen. Ich nehme mir die Freiheit, Dinge zum Ausdruck zu bringen, die ich sehe, höre und fühle! L/EBEN!“ ML „I do not see myself as a political person but I don‘t tolerate injustice either. We artists have a responsibility to stand up against injustice!“ ML Beginn meiner Serie Un/-umgeschriebene Briefe 1. BRIEF Ende 2005. Mahatma Gandhi … „HERZDENKEN“ wie es der dt. Galerist Mathias Beck formulierte … daraus entwickelten sich in weiterer Folge meine NMN (NeuMondNacht)-Arbeiten … immer gehe ich von einem teils selbstverfassten Text oder einem Aphorismus aus. Am Anfang (2005–06) wurden Texte auf Papier (Aquarellpapier, sowie diverse Papiere) geschrieben und überschrieben (in alle Richtungen) und weiter übermalt – „Un/-umgeschriebene Briefe“ – unlesbar. Etwas später wurden dann Texte zunächst auf Papier geschrieben und danach übertragen auf chines. Reispapier oder Maulbeerbaumrinden-Papier (MBRiP) – das kleine Text-„Gedanken“-Papier sodann im Kerzenlicht verbrannt. Nun – seit längerem mittlerweile – wird der Text auf ein kleines chines. Reispapier (ca. 5 x 30 cm) geschrieben und sodann mit Gelstift auf ein weiteres chinesisches Reispapier – „die eigentliche NMN-Arbeit“ (Format: ca. 31 x 35 cm) – übertragen und sodann spontan künstlerisch weiter gestaltet: monochrom laviert oder sehr farbig, zumeist aquarelliert, mit diversen Stiften, Tuschen übermalt. Zu Beginn der Serie habe ich die NMN-Arbeit häufig mit Teilen des verbrannten Textes collagiert oder sonst einer Collage versehen, … hier sind nun manche komplett unlesbar, manche gut lesbar, einige geben Wortfetzen oder lesbare Bruchstücke des ursprünglichen Textes frei. Ich signiere nun alle meine NMN-Arbeiten mit meinem in China angefertigten Signaturstempel „ML“. Die Texte beinhalten vieles … etwas, das mich gerade berührt, bewegt. Sei es nun Tagesgeschehen, Gelesenes, Gehörtes, und anderes „Aufgeschnapptes“, Ereignisse aus meinem nahen oder ferneren Umfeld, Familie, Fremde, Zufälliges. … mit dem Wunsch etwas zu bewegen, zum Nachdenken anzuregen. Nun auch kritischere Statements – Sentenzen? Aphorismen? SINN:SUCHE … soll jedenfalls zum Nach-DENKEN anregen! ?WERKEeinblick: https://lederbauer.com/werke/nmn-neumondnacht/ [Textbeiträge: Gabriele Baumgartner, Mathias Beck, Kurt Neuhold, Tanja Skorepa | artedition · Verlag Bibliothek der Provinz]
Die letzten Tage von Franz Kafka [Kunstkarten-Edition]
Die letzten Tage von Franz Kafka [Kunstkarten-Edition] 15 Kunstpositionen · Ein Dialog zwischen Kunst und Literatur [FRÜHJAHRSNEUERSCHEINUNG. Sie sehen hier eine Vorschau. Der Titel ist in Vorbereitung und erscheint demnächst. Nachbesserungen am Website-Eintrag zum Artikel vorbehalten. Wir nehmen Ihre Vorbestellung bereits gerne entgegen.] In seinen letzten Lebenstagen 1924 durfte Franz Kafka nicht mehr sprechen, notierte daher, was er sagen wollte, auf Zettel. Diese Texte sind mit kurzen Abrissen alltäglicher Kommunikation und typischen Sprachbildern Kafkas Dokumente von Schmerz und Krankheit und lassen den nahenden Tod erahnen. Sie bilden den Kern und den Ausgangspunkt der Ausstellung Die Letzten Tage von Franz Kafka. Peter Angerer, Franz Blaas, Maryam Farhang, Josef Fürpaß, Anna Goldgruber, Richard Jurtitsch, Brigitte Lang, Georg Lebzelter, Franziska Maderthaner, Nicolas Mahler, Elisabeth Schafzahl, Pavel Schmidt, Erhard Stöbe, Ida Szigethy und Philipp Wegan haben Texte aus dem Zettelwerk ausgesucht, um sie eigenen Werken hinzuzufügen. During the last days of his life in 1924, Franz Kafka was instructed not to speak and so he would write down what he wanted to say on slips of paper. Brief excerpts of everyday communication displaying Kafka’s characteristic figurative language, these writings are documents of pain and disease that foreshadow his impending death. They form the nucleus and the starting point of the exhibition Die Letzten Tage von Franz Kafka (The Last Days of Franz Kafka). Peter Angerer, Franz Blaas, Maryam Farhang, Josef Fürpaß, Anna Goldgruber, Richard Jurtitsch, Brigitte Lang, Georg Lebzelter, Franziska Maderthaner, Nicolas Mahler, Elisabeth Schafzahl, Pavel Schmidt, Erhard Stöbe, Ida Szigethy and Philipp Wegan have selected texts from the collection of slips and incorporated them into their own works. 31 Kunstkarten von Peter Angerer | Franz Blaas | Maryam Farhang | Josef Fürpaß | Anna Goldgruber | Richard Jurtitsch | Brigitte Lang | Georg Lebzelter | Franziska Maderthaner | Nicolas Mahler | Elisabeth Schafzahl | Pavel Schmidt | Erhard Stöbe | Ida Szigethy | Philipp Wegan Ein Begleitheft mit Texten von Manfred Müller, Österreichische Franz Kafka Gesellschaft Willi Bergthaler, Johannes Kepler Universität Pavel Schmidt, Mitherausgeber der Zeichnungen von Franz Kafka Die Auswahl der Zetteltexte in vier Sprachen Die Ausstellung Die Letzten Tage von Franz Kafka wurde von Elisabeth Schafzahl und Philipp Wegan kuratiert. [artedition · Verlag Bibliothek der Provinz]
Günter Wolfsberger – »eingreifen!«
Günter Wolfsberger – »eingreifen!« None »eingreifen!« betitelt Günter Wolfsberger einen seit drei Jahrzehnten entstehenden Werkkomplex. Auf den ersten Blick wirken die einzelnen Arbeiten wie geometrisierende, konkret-konstruktivistische Malerei (hier wird eine Affinität des Künstlers zur Mathematik sichtbar). Doch bei genauerer Betrachtung sind sie keine bloße Malerei, sondern Bildobjekte mit skulpturalem, also dreidimensionalem Impetus. Die Verschränkung verschiedener Werkformen und der erste, daraus resultierende offene Werkcharakter sind aber keine bloße optisch-ästhetische Verfahrensweise oder ein Bilder-Spiel, sondern verweisen auf ein anderes, neues künstlerisches Selbstverständnis und Werkprinzip hin. Das jeweilige Bildobjekt besteht aus einzelnen, miteinander verbundenen mobilen Teilen, die, auf einer geometrischen Grundstruktur basierend, in Form von Verschiebungen und Faltungen variable neue »Bilder« beziehungsweise Objekte ergeben. Das Prinzip der faktischen und mobilen Kombinatorik als Bildgestaltung lädt die BetrachterInnen aktiv dazu ein, ihre eigenen Bilder im Rahmen der Grundstruktur zu realisieren, Variable auszuloten und neu zu situieren. Als Leitmotiv dienen die geometrischen Malstrukturen, die bei jeder Veränderung neue Formen hervorrufen. Die BetrachterInnen sind eingeladen, Bildhandlungen zu setzen und damit aus einer passiven in eine aktive Betrachtung zu wechseln. Es liegt auch an ihnen, derart neue Bildsinne zu generieren, unabhängig von den Intentionen des Künstlers. (Carl Aigner, Auszug aus: Bildhandlungen – Performativität im Werk von Günter Wolfsberger) Eine Idee umzusetzen, bedeutet Einzigartiges zu schaffen. Es bedeutet, sich der verfügbaren Möglichkeiten bewusst zu werden, schließlich entstehen Unikate, einmalig und unverwechselbar. In diesem Denken liegt Verantwortung und Freude einer gediegenen Ausführung. Über eine frisch kaschierte Leinwand zu streichen, Kanten und Ecken sorgsam zu versorgen, bevor man unbeschwert Grundierung aufbringt, bedeutet Vergnügen. Dann ist die Basis geschaffen für einen Farbauftrag, oft in vielen Schichten angelegt. Bildflächen zu berühren gilt als absolutes Tabu. Mit dem imperativen Buchtitel »eingreifen!« wird eine Aufforderung verbunden, die als subversiv einzustufen ist. Es wird ein Spielraum angeboten, selbst gestaltend Hand anzulegen. Meine frühen Reliefs in Form von segmentierten Tafelbildern haben ganze Wände okkupiert, indem die Elemente verstreut angeordnet oder zu neuen Formen zusammengesetzt werden konnten, ähnlich einem Tangram. Jeder und Jedem ist es überlassen, die Teile zusammen zu denken. Aufgrund der Wandverbundenheit der Elemente bevorzuge ich den Begriff »Relief« anstelle von »Bild«. Reliefs mit klappbaren Flächen gestaltet, lassen an Flügelaltäre denken, die verschiedene Bildinhalte durch Umblättern vermitteln. Reizvoll sind auch jene Bilderbücher, die durch Aufblättern ganze Theaterkulissen entstehen lassen, die durch raffinierte Parallelogramme aufstehen und sich wieder sanft zusammenlegen. Die japanische Falttechnik des Origami zeigt in vielfältiger Weise, wie aus Flächen Raum entsteht. Die Reliefs leben vom partizipativen Eingreifen, vom Zeigen und Verbergen, jede Veränderung ist wie ein ästhetisches Lüften eines Raumes. (Günter Wolfsberger im Vorwort) [Hrsg.: Günter Wolfsberger | Idee: Carl Aigner | Texte: Theresia Hauenfels, Carl Aigner, Bodo Hell] [artedition · Verlag Bibliothek der Provinz]
Lothar Bruckmeier – Vom Glück, malen zu dürfen
Lothar Bruckmeier – Vom Glück, malen zu dürfen None Ich wurde 1927 in München geboren und lebe seit 1962 in Österreich. Eine Lehre im graphischen Gewerbe war zur Hälfte absolviert, da hatte ich mit siebzehn die zweifelhafte Ehre, zum Kriegsdienst eingezogen zu werden. Eine schwere Verwundung bewahrte mich wohl vor manch Schlimmeren. Es folgten Jahre der Desorientierung und es war reiner Zufall, dass ich mich im Hotelgewerbe wiederfand. Nach sehr harten Anfangsjahren stand mir die Welt offen und ich machte zwanzig Jahre regen Gebrauch davon. Alles Talmi! Von heute auf morgen wechselte ich erneut die Richtung, verzichtete auf sogenannte Sicherheit und ging daran, meinen Jugendtraum Maler zu werden zu verwirklichen – wieder harte Lehr- und Arbeitsjahre und kein geregelter Verdienst. Lernen und Kennenlernen, Versuche und Versuchungen, Erfolge und Enttäuschungen und viel arbeiten und viel verwerfen. Man wird Mitglied von Künstlervereinigungen und stellt bald deren Sinnlosigkeit fest. Der georgische Volksmaler Niko Pirosmani sagte 1926, als man ihn in die Künstlervereinigung aufgenommen hatte: »Wir sollten ein großes Haus bauen und einen großen Tisch kaufen und einen großen Samowar. Wir sollten Tee trinken und dabei über Malerei und Kunst sprechen. Aber das wollt ihr ja nicht, ihr sprecht über etwas ganz anderes!« Es hat sich ein zeitgeistiger Kunstbetrieb entwickelt, der weit vom Sinn der Kunst entfernt ist und ich bin froh, dass ich die Kraft habe, mich davon abzuwenden. Ich bin der Meinung, dass man als Künstler Diener an der Kunst ist und nicht Vasall irgendwelcher, oft selbsternannter, Experten. Alles Weitere entnehme man meinen Bildern! (Lothar Bruckmeier, Eichgraben, 1986) [artedition · Verlag Bibliothek der Provinz | Hrsg.: Verein für Kunst und Kultur Eichgraben (?) | Konzeption u. f. d. Inhalt verantwortl.: Elfriede Bruckmeier | Beratung, Konzeption u. Koordination: Carl Aigner | Mit Beiträgen von Carl Aigner, Angelica Bäumer, Elfriede Bruckmeier, Christine Fötsch, Gerbert Frodl, Erich Grubhofer, Hartwig Knack, Gerhard Meier, Peter Zawrel]
Anatomie – Alexandre Diop im Josephinum
Anatomie – Alexandre Diop im Josephinum None Erstmals wird inmitten der Räumlichkeiten der historischen Wachsmodelle im Josephinum zeitgenössische Kunst präsentiert. Zu sehen ist eine Auswahl an Werken des französisch-senegalesischen Künstlers Alexandre Diop. Seit der Gründung 1785 beherbergt das Josephinum die Sammlung anatomischer Wachsmodelle aus Florenz. Diese einzigartige Sammlung ist durch kolorierte Zeichnungen und Objektbeschreibungen ergänzt und diente als Lehrmittel zur Ausbildung von Militärärzten und Chirurgen. Diops malerische Arbeiten verbinden verschiedenste Materialien. Latex, Textilien, Holz, Bücher, Papiere, Fotos, Schnüre, Nägel und tierische Fasern verbinden sich zu reliefartigen „Objektbildern“. Kunsthistorische Referenzen, menschliche Anatomie und eine eigenständige künstlerische Strategie treten in ein Zwiegespräch mit den Objekten des 18. Jahrhunderts. For the first time, contemporary art is presented in the premises of the historical wax models at the Josephinum. On view is a selection of works by French-Senegalese artist Alexandre Diop. Since its founding in 1785, the Josephinum has housed the Florentine collection of anatomical wax models. This unique collection is complemented by colored drawings and object descriptions, and served as a teaching tool for training military physicians and surgeons. Diop’s work combines a wide variety of materials. Latex, textiles, wood, books, papers, photographs, string, nails, and animal fibers combine to create “object paintings” in relief. Art historical references, human anatomy and an independent artistic strategy enter into a dialogue with the objects of the 18th century. [artedition · Verlag Bibliothek der Provinz] [Dieser Katalog wird im Rahmen der Ausstellung Anatomie – Alexandre Diop im Josephinum 2023 veröffentlicht. | This catalogue is published as part of the exhibition Anatomy – Alexandre Diop in the Josephinum 2023. Hrsg. | Editors: Christiane Druml, Amir Shariat || Text | Text: Christiane Druml, Martina Peters, Amir Shariat, Florian Steininger]