
Lichtskizzen | Sketches with light
New York & Venedig in den 1960er-Jahren | New York & Venice in the 1960s
Otto Schenk, Ronnie Niedermeyer
ISBN: 978-3-99028-356-1
24 x 22 cm, 96 Seiten, überw. Abb.: Duplexdr., Hardcover; Text dt. und engl.
€ 19,00 €
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Kurzbeschreibung
[Hrsg. von Ronnie Niedermeyer]
„Ich verliebe mich immer wieder in Details. Ob bei Menschen oder bei Orten: Ich brauche stets eine kleine Eigenheit, an der ich hängen bleiben kann. So haben mich die zwei Städte in diesem Buch dazu verführt, die Kamera in die Hand zu nehmen.“
(Aus dem Nachwort)
Rezensionen
Karl Oberascher: Otto Schenk: Auf seine alten Tage noch FotografVor mehr als 40 Jahren: Ein neuer Fotoband führt Otto Schenk zurück auf seine Recherchereisen durch Venedig und New York.
Im Theater macht Otto Schenk niemand etwas vor. Dass der Publikumsliebling mit seinen 84 Jahren aber auch noch als Fotograf bekannt werden würde, hätte er sich selbst nicht gedacht. Wirklich nicht. „Du wirst nie einen Verleger finden“, hat er dem befreundeten Fotografen Ronnie Niedermeyer noch gesagt, als dieser ihm seine Idee unterbreitete, aus mehr als 45 Jahre alten Aufnahmen Schenks einen Bildband zu machen.
Aber Niedermeyer, der zuletzt den Kurier-Fotowettbewerb in der Profikategorie gewann, war überzeugt von der Qualität der Aufnahmen. Als Vorbereitung auf die Verfilmung von Shakespeares „Der Kaufmann von Venedig“ war der damals 38-Jährige Publikumsliebling gemeinsam mit seiner Frau Renée Ende der 60er-Jahre nach Venedig gereist. Auf der Suche nach Eindrücken für seinen Film fand Schenk abseits ausgetretener Pfade (allein das ein schwieriges Unterfangen in der Kanalstadt) seine Motive: enge Gassen, heruntergekommene Häuser, und schon auch die berühmten Gondeln – nur nicht im Einsatz, sondern wie sie abgedeckt mit einer Plastikplane in einem kleinen Kanal auf ihren Einsatz warten.
Dass Niedermeyer das Buch nun überhaupt herausgeben konnte, ist auch ein bisschen seinen eigenen Fotografien zu verdanken. An die längst vergessenen Aufnahmen hatte sich Schenk nämlich erst wieder erinnert, erzählt der Fotograf im Kurier-Gespräch, als er ihm sein Fotobuch „Zeit und Wien“ gezeigt hatte. Darin zu sehen: Sehenswertes abseits der Wiener Sehenswürdigkeiten – ganz ähnlich wie sie Otto Schenk vor mehr als 40 Jahren in Venedig gemacht hatte.
Aufbewahrt in zwei gelben Kartons und „begraben unter einer dichten Schicht Staub“, entdeckte Niedermeyer schließlich Otto Schenks Fotografien in dessen Wohnung. Neben den Bildern aus Venedig fanden sich darunter auch noch Aufnahmen, die Schenk 1968 während eines Aufenthalts in New York gemacht hatte. Auch hier war Niedermeyer von der Ästhetik der Bilder begeistert. „Nicht das Bombastische zieht ihn an, sondern das Unspektakuläre. Es sind Ansichten, die erst bei tiefer gehender Betrachtung ihren poetischen Reiz entfalten.“
„Machen Sie damit, was Sie wollen“, habe ihm Schenk 2012 damals nur zugeraunt. „Wenn ich nicht mehr bin, wird das alles weggeschmissen.“
Im nun erschienen Bildband „Lichtskizzen“ (Verlag Bibliothek der Provinz) können seine Bilder – mehr als 40 Jahre danach – jetzt neu entdeckt werden. Auch zu Otto Schenks eigenem Erstaunen. „Ich habe Richard Pils (vom Verlag Bibliothek der Provinz) gebeten, Otto Schenk nichts davon zu erzählen“, freut sich Niedermeyer über die gelungene Überraschung, die er seinem Freund damit beschert hat. „Als der Bildband dann fertig war, habe ich ihn einfach auf seinen Schreibtisch gelegt und gesagt: Und ‚Jetzt bist Du auf deine alten Tage auch noch Fotograf geworden.'‘“
(Karl Oberascher, Rezension im Kurier vom 26. November 2014)
https://kurier.at/kultur/otto-schenk-auf-seine-alten-tage-noch-fotograf/99.131.684
Michael Freund: Bildband: Otto Schenks Notizblock
Wieder zum Leben erweckt: Otto Schenk zeigt in seinen „Lichtskizzen“ Alltagsdetails aus Venedig und New York, die man heute kaum noch findet
Otto Schenk sagt, er habe nur dilettiert. Das aber war gerade das Gute. Hier ging kein Lichtbildkünstler daran, den überbelichteten Städten New York und Venedig einen Prachtband zu widmen. Schenk hatte vielmehr seine Kamera dabei, als er 1968 an der New Yorker Met Puccinis Tosca inszenierte. Und sie diente ihm als Notizblock, als er in Venedig Shakespeares Kaufmann verfilmen sollte; zuvor besuchte er Viertel, in denen, so Ronnie Niedermeyer, „das Echo der Shylocks, der Aschenbachs, ja aller Außenseiter hallte“. Er verliebe sich immer in Details, sagt Schenk. Er vergisst sie dann auch. Denn die Abzüge, sieben mal zehn Zentimeter kleine Schwarz-Weiß-Bilder, lagen lange in Schubladen.
Niedermeyer fand sie, und unter dem Motto „Machen Sie damit, was Sie wollen“, Zusatz: „Wenn ich nicht mehr bin, wird das alles weggeschmissen“, rettete er sie. In Lichtskizzen stehen nun auf Doppelseiten Ansichten aus den beiden Orten einander gegenüber. Es sind vorwiegend unprätentiöse Details aus den Alltagen an der Lagune und am Hudson. Dieses New York und dieses Venedig findet man heute kaum. Die in Duotone reproduzierten Bilder in Originalkleinheit erwecken sie zum Leben.
(Michael Freund, Rezension im Standard-Album, 24. Jänner 2015)
https://www.derstandard.at/story/2000010789217/bildband-otto-schenks-notizblock