
Von einer Katastrophe in die andere
13 Gespräche mit Thomas Bernhard
Sepp Dreissinger, Thomas Bernhard
ISBN: 978-3-900878-42-9
21 x 15 cm, 174 Seiten, m. Abb., Hardcover m. Schutzumschl.
€ 22,00 €
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Kurzbeschreibung
„Ich versuche Gedanken zu haben, und die Gedanken werden zu Sätzen, wenn ich Glück habe. Und so kann ich existieren – vielleicht.“ (Thomas Bernhard)
Thomas Bernhard spricht mit Viktor Suchy, Armin Eichholz, Brigitte Hofer, Nicole Casanova, Erich Böhme/Hellmuth Karasek, Niklas Frank, Jean-Louis de Rambures, Rita Cirio, Peter Mörtenböck, Patrick Guinand, Andreas Müry, Asta Scheib und Conny Bischofsberger/Heinz Sichrovsky. Mit einem Vorwort von Wendelin Schmidt-Dengler und einem Nachruf von Elfriede Jelinek.
Interview-Auszug (1980, Erich Böhme und Hellmuth Karasek im Gespräch mit Thomas Bernhard)
Können Sie von Ihrem Schreiben leben, gut leben?
Also, ich lebe so, wie ich will.
Und haben Sie damit rechnen können, als Sie anfingen zu schreiben?
Nein, ich habe mit nichts gerechnet. Ich war sehr berechnend, aber ich habe mit nichts gerechnet.
Der Erfolg, befriedigt er die Eitelkeit oder befriedigt er nicht? Gehört Erfolg dazu zum Schriftstellerleben, braucht man das?
Wenn man Erfolg hat, soll man nicht fragen, was das ist. Also auch einen, der keinen hat, soll man das nicht fragen.
Kann man Sie fragen, ob es Ihnen Spaß macht, Erfolg zu haben?
Mir macht es großen Spaß. Mißerfolg find' ich scheußlich, obgleich der Mißerfolg nützlicher ist als der Erfolg.
Also der Erfolg macht Spaß, aber einen Preis wollen Sie nicht haben. Ist das logisch?
Der Preis hat mit Erfolg bei mir nichts zu tun, das sehe ich nicht als Erfolg an, dass irgendwelche Leute irgendwo aus irgendeinem Grund aus Berechnung irgend so was ausschlachten, indem sie einen Preis geben, wo ist da der Erfolg?
Wie messen Sie denn Erfolg?
Erfolg wäre, wenn ich mein Manuskript einem Verleger schicke und der nicht lang fragt; er setzt es, druckt es, das finde ich eigentlich schon den ganzen Erfolg.
Also Publizieren würde Ihnen wirklich genügen, das wäre egal ob das 200 oder 200.000 Exemplare sein würden?
Es würde mir genügen, möglichst korrekt mit möglichst wenig Druckfehlern, möglichst einfach, ohne graphische Kinkerlitzchen gedruckt zu werden. Und dass ich leben kann. Alles andere brauch' ich nicht. Das ist mir eher immer grauslich, was nachher kommt.
Rezensionen
Günther Nenning: [Ein Provinz-Banalist erster Klasse][Thomas ließ einen Furz: Allerhand Neues über Thomas Bernhard, seine zwei Gesichter, Trachtenhüte und Lodenmäntel]
(…) Bernhards Leib-, Magen- und überhaupt ein Meisterphotograph, Sepp Dreissinger, leistete sich das Hobby, dreizehn Gespräche mit Bernhard aus alten Zeitungen zu graben. Vorne ein Vorwort des Professors Schmidt-Dengler, Ober-Bernhardist zu Wien, hinten ein Nachwort der Elfriede Jelinek, kann ja nicht schlecht sein (es ist großartig), und wieder ist ein Bernhard-Buch fertig.
Das ist ungerecht, denn der Band ist ein Elixier zur Verwandlung des Papierautors in einen Lebensmenschen von teuflischer und englischer, jedenfalls unentrinnbarer Anziehungskraft. (…)
(Günther Nenning, Rezension in der Zeit vom 5. März 1993)
https://www.zeit.de/1993/10/ein-provinz-banalist-erster-klasse/seite-2