
Der Haubentaucher
Erzählungen
Maria Linschinger (Eliskases)
ISBN: 978-3-85252-948-6
21 x 15 cm, 88 S., Hardcover
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Kurzbeschreibung
Fünf Erzählungen, die Mädchen und Frauen in sehr unterschiedlichen Lebensaltern porträtieren, fünf sehr unterschiedliche Begegnungen mit der Liebe: Vorstellung und Wirklichkeit, Hochgefühl und Enttäuschung stehen nebeneinander und fügen sich zu einem lebendigen und gefühlvollen Bild dessen, wie die „stärkste Macht der Welt“ ein Leben prägen kann.
Es könnte anders sein, dachte sie, es gibt nichts, was man nicht ändern kann, man muss nur wollen. Wie es ihr gelänge und wie es dann wäre, dachte sie sich aus, während sie schwamm.
Für drei Wochen, mit Option auf Verlängerung, hatten sie das Haus im Salzkammergut gemietet. Etwas außerhalb des Dorfes gelegen, nicht größer als ein Gartenhaus und in unmittelbarer Nähe des Seeufers, nur Wohnküche und Schlafraum, aber mit allem Komfort, sonst hätte er sich nicht gleich von Anfang an so wohlgefühlt.
Wohlfühlen bedeutete für ihn: gut arbeiten können. Sie hatte Ende April die Annonce entdeckt, er war skeptisch gewesen, wie bei allem, was von ihr ausging, aber nach einigen Rückfragen, die befriedigend beantwortet wurden, hatte er sich überzeugen lassen: Das war der richtige Ort für den Abschluss der Arbeit, die Durchsicht eines Manuskripts in Ruhe, bevor der wissenschaftliche Artikel in Druck ginge. Sie durfte zum Schluss wie jedes Mal vor einer Freigabe Korrektur lesen, denn selbst dem modernsten RS-Programm misstraute er, der Genauigkeitsfanatiker. Sieben fehlende Beistriche in seiner vorigen Arbeit waren ihre stolze Ausbeute gewesen, zuerst angezweifelt, dann doch gesetzt.
Sie war mit dem Auspacken der Koffer beschäftigt, saß er bereits am Schreibtisch, das heißt am Küchentisch, und sie kannte sich aus: Von jetzt an durfte sie sein Revier, die Wohnküche, nur betreten, um zu kochen und gemeinsam mit ihm zu essen. Er rief: Hab Hunger!, und sie kam herein; er streckte sich, knackste mit den Fingerknöcheln, drehte mehrmals den Kopf von links nach rechts, sicherte das Dokument im Laptop, schob Bücher und Mappen beiseite, um eine Tischhälfte für die Mahlzeit frei zu machen, die hoffentlich nicht allzu lange auf sich warten ließe, und schaute blinzelnd zum Fenster hinaus, als bemerke er mit Staunen, dass draußen die Natur wartete. Auf ihn wartete sie umsonst.
Wozu sind wir an diesem herrlichen See, mein Lieber?, fragte sie leise, während sie am Herd werkte, du nimmst ihn gar nicht wahr.
Rezensionen
Dominika Meindl: Maria Eliskases, „Der Haubentaucher“Die perfekte Sommerlektüre? Das sind die Erzählungen in „Der Haubentaucher“ nicht für jene, die sich darunter schnell und leicht konsumierbare Texte vorstellen. Und doch passt die Bezeichnung in bestimmter Weise für Maria Eliskases fünf Erzählungen. Thematisch geht es in allen um Urlaub, Sommerfrische, Ferienerinnerungen. Die Handlung spielt sich stets an Übergängen ab, zwischen Kindheit und Erwachsensein, zwischen Natur und Kultur, Mann und Frau, Liebe und Zurückweisung. Stets wird aus der Perspektive eines Mädchens oder einer Frau erzählt, immer geht es um mehr als bloße Befindlichkeits- oder Emanzipationsliteratur.
„Es könnte anders sein, dachte sie, es gibt nichts, was man nicht ändern kann, man muss nur wollen.“ So beginnt die titelgebende Erzählung, die zunächst in eine Sommeridylle im Salzkammergut zu führen scheint. Doch sogleich zeigen sich Risse, Szenen einer unerfüllten Ehe, Schilderungen männlicher Dominanz. in „Ribisel“ erzählt Eliskases vom jähen Ende einer Sommerliebe, zugleich vom jähen Ende der Kindheit; beendet durch den Willen und die Strenge der Eltern. Auch die Texte „Im Hungerloch“ und „Onkel Antoine“ evozieren zunächst Bilder sommerlicher Freiheit. In beiden Texten stört das Begehren Erwachsener die Harmonie. In „Torcello oder Ein Wiedersehen zum Abschied“ kommt es zu einem Wiedersehen eines einstigen Liebespaares in Venedig. Das Treffen stellt zugleich das Ende, eine Enttäuschung dar.
Die Prosa Eliskases wiederum ist alles andere als eine Enttäuschung. Die 83 Seiten der in Tirol geborenen und im Salzkammergut lebenden Autorin sind viel zu schnell gelesen. Ihre Sprache wird niemals kitschig, die Bilder bei aller Naturhaltigkeit nie zu blumig.
(Dominika Meindl, Rezension in: Kulturbericht Oberösterreich. Monatsschrift des Oberösterreichischen Landeskulturreferates)
Bettina Huber: Sommer, Sehnsucht, Sinnlichkeit. (DR)
In fünf Erzählungen weckt die Hitze verborgene Gefühle und ruft neue, unaussprechbare hervor. Im Mittelpunkt aller Geschichten steht eine Frau, ob als Kind oder Teenager, Alternde oder Geliebte, die sich nach erfüllter Liebe und zärtlicher Berührung sehnt. Doch die Autorin erzählt nicht nur, sondern spielt mit der Vorfreude, kostet mit ihren Worten die verbotenen Sehnsüchte hingebungsvoll aus, denn das Ende, man ahnt es, ist schmerzlich; ein Glück auf Dauer ist den Heldinnen dieser stillen Dramen und Tragödien nicht gegönnt.
Den Verlag Bibliothek der Provinz muss man sich merken. Mit Sitz im nördlichen Waldviertel hat es sich Herausgeber Richard Pils zur Aufgabe gemacht, besonders jene Bücher herauszubringen, die anderswo nur nebenbei gedruckt und finanziert werden. Das Verlagsprogramm widmet sich mit Liebe im Detail der Literatur, der (bildnerischen) Kunst und Malerei, bringt aber auch Kinderbücher heraus. Besonders schön in diesem Fall: die aufmerksame Gestaltung des Buches in Optik und Format. Wer nach einem anspruchsvollen Sommerlesebuch sucht, hier ist es gefunden!
(Bettina Huber, Rezension in: bn. bibliotheksnachrichten)