
Das Lexikon der Lust
Grauenfruppe, Linda Wolfsgruber
ISBN: 978-3-85252-666-9
21 x 13 cm, 238 S., zahlr. Abb.
€ 18,00 €
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Kurzbeschreibung
[Mit Zeichn. von Linda Wolfsgruber]
Lustkaffee, der:
Kaffeegeruch stieg ihm in die Nase. Sofort hatte er unbändigen Gusto auf eine Tasse Espresso. Da ihm das Kaffeetrinken aber Magenweh und Herzklopfen verursachte, versuchte er es zu vermeiden.
Doch konnte er sich nicht länger beherrschen und betrat eine Aida-Konditorei. Dort bestellte er eine Viertelkilopackung frisch gemahlenen Kaffee und roch den ganzen Tag über immer wieder daran.
Rezensionen
Heinz Pusitz:Das Lexikon konnte ich nicht lange bei mir behalten. Benno sah es, nahm es um zu lesen mit, dem ich die Bitte einer rezensionsmäßigen Eindrucksbeschreibung folgen ließ. Zunächst seine Übermittlung: „Ich meinen Zustand“, so beginnt Benno, „ein Lexikon der Lust rezensieren. Nach Monaten wieder ein Wochenende allein zu Hause und ich habe nur einen Gedanken: wie kann ich wieder zu ihr? Wir haben gestritten, gerittert, in unserem sehr persönlichen Spiel, das andere wahrscheinlich den Mund offen lässt vor Verblüffung, was zwei machen, um dann doch um so intensiver im Bett zu landen, wenn sie es bis dorthin schaffen. Ich muss also in diesem Zustand, wo ich nur an ihren Körper denke, an ihren Geruch, an ihre Brust, an ihre Flüssigkeiten, an ihre Erlebnisfähigkeit und Variationsbreite, ein Lexikon der Lust rezensieren. Es gefällt mir gut, ich habe sehr genossen, ich kann es weiterempfehlen. Das sollte doch reichen, aber es ist noch zu früh, sie anzurufen. Also weiter in der Rezension: – ein Gedanke beim ersten Aufschlagen (halt, halt) ist mir gleich gekommen: ich muss eine gute Rezension schreiben, Frauen, die so über Lust schreiben und ihrem Lexikon Zeichnungen so behender flüchtiger Leichtigkeit beigeben, wäre es töricht, mein Wohlwollen, dass ich bei den Mitgliedern genieße, die ich kenne, zu verspielen. Das war aber nur der erste Gedanke, fast ein Kompliment, dass sie aber, so glaube ich, nicht erwarten. – Ich kann sie noch immer nicht anrufen, ich muss zumindest 18.00 Uhr abwarten. – Frauen sind eine Dimension für sich und haben, wie in diesem Lexikon ersichtlich, eine differenzierte Wahrnehm- und Beschreibfähigkeit, die meine alte wunde Wahrnehmung nährt, dass Männern wirklich das eine Haxerl des „Y“ fehlt, und Frauen mit dem einen „Haxerl“ mehr beim „X“ einfach mehr drauf haben. Nicht das die Männer blöd dastehen, aber manchmal ist das Registrieren von eindimensionaler Selbstbestätigungsblödheit ohne Bononobowitz schon genug (S. 152f). – Kurz vor 18.00 Uhr! – Ist dieses Lexikon interessant! Nicht nur Frauen waren/sind in diesem komplexen Machtgewebe der Anleitung der Körper zur Tradition gefangen, aus dem die grauenfruppe sehr differenzierte Ausfallslandschaften formuliert, auch Männer, so denke ich, verstehen ihre Gefängnisse immer besser. Wenn ich da nur an den sexuellen Tiefflieger Schnitzler denke! Welten liegen zwischen dem sog. Weiten Land mit dem brauchbaren Wiener Mädl und dem bewussten, reflexiven und erlebnisoffenen Zugang der Frauen des Lustlexikons. Es ist der kommunikative, durchquerende Fließkontext der Lust, der der Lust ihre permanente Überschreitung ausholen und damit zu sich selber kommen lässt. – 18.00 Uhr – Auch wenn sich die Lexikonform marktkonform gibt, eine durchaus logozentrische Logik der Lust wird hier voran geschrieben, zu unser aller, so denke ich, Vorteil – wie oft gibt es wirklich win-win-Situationen? Sie ruft an.“ So berichtet Benno, den ich eigentlich nicht so gut kenne. Dazu kann ich nur sagen: das Lexikon der Lust gibt innovativerweise nur die Wortverbindungen mit „Lust“ wieder, z.B. der Buchstabe „a“ – erster Eintrag: „Lustabend, der“, dann „Lustabreibung, die“, dem folgt „Lustabsenz, die“ etc. Die „Lust“ wird also „deklinierender- und konjugierenderweise“ unmißverständlich in den Mittelpunkt gestellt. Die Aufbereitung des wilden Themas Lust in Form eines Lexikons ist eine weitere feine Ironie.
Es ist nicht nur ein weiter Weg von Schnitzler (s.o. Bennos Beitrag) zu dieser Publikation, sondern auch von Ernest Bornemanns bemühtem und aufklärerischem „Lexikon der Liebe“ aus dem Hannibal Verlag 1978. Was schreiben sie zum Lustdichter? (unter „D“ zu finden) – kein Eintrag. Aber unter Lustdichtung: „Zwischen Wand und Badewanne ist ein Spalt, da rinnt es bei jeder (Hinweispfeil) Lustdusche nass hinein. Eine gute Dichtung wäre da vonnöten. Und was macht sie? Sie setzt sich ins Zimmer und schreibt.“ Interessant die „Lustampel, die: Grün: Fang an! Gelb: Mach weiter! Rot: Hör nicht auf!“ Und einen guten Rat bei der „Lustattacke, die: Bevor Besuch kommt, sollten wir immer Sex haben. Bevor wir auf Besuch gehen auch.“ Das Diskursuniversum ist verortet mit Cindy Lauper, Annie Sprinkle, Newton (Helmut und Isaac), Jandl, Valie Export, Franzobel, Gertrude Stein … Die Zeichnungen der vor allem angedeuteten Frauen- und Männerkörper sind fast durchgehend (bis auf die drei beim Buchstaben „C“) ohne Augen ausgeführt. Für den Blick, aber ohne Blick. Ich habe noch einige Texte vorzustellen, Bonus Tracks, die der Kürzungslust/Lustkürzung bei der Produktion des „Lexikons der Lust“ zum Opfer fielen und die die grauenfruppe freundlicherweise zur Verfügung stellte und die die Realität der Lust fortschreiben – […]
(Heinz Pusitz, Rezension auf der Webseite der LitGes. Literarische Gesellschaft St. Pölten)
http://www.litges.at/litges3/index.php?option=com_content&view=article&id=806:das-lexikon-der-lust-grauenfruppe-rez-h-pusitz&catid=13:buch&Itemid=17