
Wolfgang Koeppen
Koeppen kam als Wolfgang Köppen – später ersetzte er den Umlaut durch oe – unehelich zur Welt. 1908 übersiedelten Mutter und Sohn von Greifswald nach Ortelsburg in Ostpreußen. Sein Vater, Dozent der Augenheilkunde und Ballonfahrer, erkannte die Vaterschaft nie an.
Koeppen schlug sich in der Zeit der Weimarer Republik als Schauspieler und Dramaturgie-Volontär durch, ehe er im Berlin der späten zwanziger und frühen dreißiger Jahre als Feuilletonredakteur beim „Berliner Börsen-Courier“ Anstellung fand. Er veröffentlichte in dieser Zeit über 200 Literatur-, Theater- und Filmkritiken, sowie Essays und Reportagen.
Im Zuge der Machtübernahme durch die Nazis verlor er seine Stellung. Als sein Romandebüt „Eine unglückliche Liebe“ 1934 erschien, lebte er bereits in Holland. In dem Werk thematisierte Koeppen seine einseitige Beziehung zu der Schauspielerin Sybille Schloss. 1939 kehrte er wieder nach Deutschland zurück und hielt sich mit dem Schreiben von Filmdrehbüchern bis Kriegsende über Wasser. Seit 1943 lebte er in München.
1947 erhielt Koeppen den Auftrag, die Erinnerungen des Holocaust-Überlebenden Jakob Littner zu bearbeiten. Littner hatte als Jude polnischer Nationalität lange in München gelebt, musste 1939 aus Deutschland fliehen und überlebte unter abenteuerlichen Umständen in Polen und der Ukraine. Koeppen kürzte, bearbeitete und ergänzte die nach dem Kriegsende entstandenen Erinnerungen Littners. Sie wurden 1948 unter dem Titel „Aufzeichungen aus einem Erdloch“ veröffentlicht, ermöglicht durch einen Druckkostenbeitrag Littners, der jedoch die Bearbeitung Koeppens ablehnte. Die Neuausgabe dieser Bearbeitung unter dem Namen Wolfgang Koeppens 1992 führte zu einer Kontroverse, in deren Folge auch der Originaltext Littners wiederentdeckt und veröffentlicht wurde.
Mit seiner „Trilogie des Scheiterns“ (1951: „Tauben im Gras“; 1953: „Das Treibhaus“; 1954: „Tod in Rom“) gab er eine erste kritische Bestandsaufnahme der sich formierenden Bundesrepublik Deutschland. Mit Vehemenz und Schärfe analysiert Koeppen die Rückstände jener Ideologien und Verhaltensweisen, die zu Faschismus und Krieg geführt haben und die schließlich in den fünfziger Jahren die Restauration der überkommenen Verhältnisse protegierten.
In der Nachkriegszeit blieb Koeppen ein Außenseiter, der mit seinem Werk an die Tradition der klassischen Moderne anknüpfte. Sein Einfluss auf andere Autoren, z.B. Günter Grass und Peter Rühmkorf, sollte jedoch nicht unterschätzt werden. Er war Mitglied in der Gruppe 47.
Der damalige Kulturredakteur Alfred Andersch beim Süddeutschen Rundfunk ließ ihn verschiedene Reisen durchführen, um ihm Reise-Reportagen zu ermöglichen. So kam Koeppen 1955 nach Spanien, 1956 nach Rom, 1957 in die Sowjetunion und nach Warschau, nach Den Haag und London, 1958 in die USA und 1959 nach Frankreich. 1958 wurde „Nach Russland und anderswohin“ sowie 1959 „Amerikafahrt“ veröffentlicht.
Seiner Kindheit und Jugend in der vorpommerschen Stadt Greifswald widmet er sich in der 1976 erschienen Erzählung „Jugend“. In seinen letzten Jahrzehnten fiel es Koeppen immer schwerer, literarisch tätig zu sein. Sein Verleger Unseld hatte trotz größtem Verständnis und Entgegenkommen immer weniger Einfluss auf seine literarische Produktion. Koeppen verstummte zusehends nach der weitgehenden Ablehnung seiner Romantrilogie in den 1950er Jahren. Kurz vor seinem 90. Geburtstag starb Wolfgang Koeppen am 15. März 1996 in München. Er wurde auf dem Münchner Nordfriedhof bestattet.
Seit 1998 verleiht Koeppens Geburtsstadt Greifswald den Wolfgang-Koeppen-Preis für Literatur. Die Universität Greifswald erwarb Koeppens Nachlass und 2002 wurde in Greifswald das Literaturzentrum Vorpommern eröffnet, das sich dem Andenken an Wolfgang Koeppen widmet und das Wolfgang-Koeppen-Archiv enthält.
Foto: © Nomi Baumgartl
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