
Lotte Berger
https://www.galerie-albertina.at/kuenstler/13487/berger-maringer-lotte/1938: Die Künstlerin Lotte Berger wird am 5. Februar 1938 als Elisabeth Charlotte Berger in Wien geboren. Ihr Vater Wilhelm Berger (1905–1942), ein gelernter Gärtner, ist bei Architekt Kratky beschäftigt, der für die Gestaltung der Bundessportanlage auf Schloss Schielleiten im steirischen Stubenberg verantwortlich zeichnet. Lotte Bergers Mutter Maria (1907–1979), geborene Kont, arbeitet als Weißnäherin und Kindergärtnerin.
Im Zweiten Weltkrieg flüchtet die Familie aus Wien. Lotte Berger besucht die Volksschule in Tirol.
Sie absolviert die vier Klassen der Hauptschule in Wien. Ihre Zeichenlehrerin erkennt das künstlerische Talent ihrer Schülerin und rät Lotte Berger, die schon immer gezeichnet hat, zur Aufnahmeprüfung an der Akademie für angewandte Kunst in Wien. Berger besteht zwar das Examen, entscheidet sich aber wegen der schwierigen finanziellen Situation ihrer Familie – die Mutter ist Alleinerzieherin, der Vater an den Folgen des Krieges gestorben – für eine Lehre als Keramikmalerin bei der traditionsreichen Wiener Manufaktur Goldscheider.
1956: Am 9. Mai legt Lotte Berger die Gesellenprüfung als Keramikmalerin mit Auszeichnung ab.
1957: Lotte Berger inskribiert an der Akademie für angewandte Kunst in Wien. Sie wird in die Vorbereitungsklasse Naturstudium bei Prof. Gerhard Obsieger (1925–1972) aufgenommen. In ihrer Nationale im Archiv der Universität für angewandte Kunst in Wien ist vermerkt, dass Lotte Berger den „Lebensberuf Malerei“ anstrebe.
1958/59: Die Künstlerin besucht auch in ihrem zweiten Studienjahr die Vorbereitungsklasse bei Prof. Gerhard Obsieger. Ihr Studienerfolg wird mit „sehr gut“ bewertet, Lotte Berger präsentiert sich als „sehr eifrig“.
1959/60: Lotte Berger wechselt in die Meisterklasse für Malerei, Graphik, Freskotechnik, Mosaik, Glasmalerei und Stuck (Mal II) bei Prof. Hilda Schmid-Jesser (1894–1985).
1959/60–1962/63: Vier Jahre lang bleibt Lotte Berger Schülerin von Hilda Schmid-Jesser. Sie beschäftigt sich in ihrer Studienzeit hauptsächlich mit „Aquarellen“, „Farbenstudien“ und „Kompositionen“.
1961: Lotte Berger unternimmt gemeinsam mit mehreren befreundeten Künstlerinnen ihre erste Reise nach Griechenland und in die Türkei. Vom bunten, vielgestaltigen Leben in der Türkei zeigt sich Lotte Berger nachhaltig beeindruckt und entwickelt ein ausgeprägtes Interesse für den Orient. Bergers spätere Akademiearbeiten sind von diesem Aufenthalt in der Türkei stark beeinflusst.
1963: Am 19. Februar sucht Lotte Berger um Zulassung zur Diplomprüfung an der Akademie für angewandte Kunst in Wien an. Sie beendet ihre formelle Bitte mit den Worten: „Glaube nunmehr die nötige Reife erlangt zu haben und ersuche um günstige Erledigung meines Ansuchens“. Am 7. Mai schließt Lotte Berger ihr Studium als ordentliche Hörerin an der Akademie für angewandte Kunst in Wien ordnungsgemäß mit der Diplomprüfung ab. Ihre Diplomaufgabe besteht aus: „1) 1 Serie Aquarelle / Kompositionen / 2) Märchenzyklus aus dem Vorderen Orient/Federzeichnungen/“ und „3) 12 Kompositionen ausgeführt in Monotypien oder Mischtechnik“. Die Prüfungskommission beurteilt Lotte Bergers Leistung mit „sehr gut mit Stimmenmehrheit“. Hilda Schmid-Jesser attestiert ihrer ehemaligen Schülerin: „Fräulein Berger ist malerisch-lyrisch-illustrativ begabt u. hat sich hauptsächlich der Aquarellmalerei gewidmet.“
1963/64: Lotte Berger erhält die Möglichkeit, für ein weiteres Jahr, das sogenannte „Meisterjahr“, an der Akademie für angewandte Kunst in Wien zu bleiben. Da die Künstlerin noch kein eigenes Atelier hat, nimmt sie diese Einladung gern an.
1964/67: Lotte Berger unterrichtet an der Tatbiki Güzel Sanatlar Yüksek Okulu in Istanbul die Fächer Akt, Freie Formgebung, Farblehre und Naturstudium. Unter 40 BewerberInnen entscheidet die Künstlerin die einschlägige Ausschreibung für sich. Lotte Berger bekleidet einen Lehrstuhl in der Nachfolge von Anton Lehmden.
Die Jahre in der Türkei markieren eine deutlich sichtbare Zäsur in Lotte Bergers künstlerischem Oeuvre. Berger beginnt, in ihren dichten, farbstarken Bildern abstrakt zu werden.
1967/71: Lotte Berger ist freischaffend tätig.
1971: Die Künstlerin bezieht ein Atelier in der Braunhirschengasse im 15. Wiener Gemeindebezirk, das sie bis 1978 innehat. Lotte Berger heiratet Norbert Maringer, der an der Akademie der bildenden Künste in Wien studiert. Seitdem ist sie auch unter den Namen Lotte Berger-Maringer und Lotte Maringer bekannt.
1974: Im März erleidet Lotte Bergers Schwester Eva, vier Jahre älter als die Künstlerin und ihr einziges Geschwister, einen tödlichen Liftunfall.
1978: Am 4. Mai wird Lotte Bergers Sohn Gawan geboren. Lotte Berger übersiedelt in ein Atelier in der Wehlistraße im zweiten Wiener Gemeindebezirk.
1981/84: Berger gestaltet die Titelblätter des TREND mit den Porträts von Helene Partik-Pablé, Josef Taus, Rudolf Kirchschläger und Franz Vranitzky.
1983: Die Ehe der Künstlerin wird am 9. Mai geschieden.
1971/99: Lotte Berger unterrichtet Bildnerische Erziehung am Gymnasium Kleine Sperlgasse im zweiten Wiener Gemeindebezirk. Daneben ist die religiöse und politisch sehr interessierte Malerin durchgehend künstlerisch tätig.
Reisen
1984 Guatemala; 1985 Türkei; 1988 Mexiko (Mexico City, Yucatán); 1989 New Mexico, Arizona, Kalifornien; 1990 Türkei (Side); 1991 Tunesien; 1992 Marokko; 1993 Los Angeles; 1994 Mauritius; 1995 Dominikanische Republik; 1996 Hawaii; 1997 Malta; 1998 Karibik, St. Martin, St. Barths, Anguilla; 1999 Kuba; 2000 Miami, Florida, Türkei; 2001 Bali, Malaysia; 2002 Mexiko (Yucatán, Chiapas); 2003 Bali; 2004 Venezuela; 2005 Costa Rica, Malta, Lanzarote; 2006 Brasilien, Malta; 2007 Thailand, Kambodscha, Malta; 2008 Neuseeland, Dubai, Malta, Italien
Im Lauf der Jahre kreiert Lotte Berger ein umfangreiches Oeuvre von tiefem Symbolgehalt und mit dem omnipräsenten Thema der symbiotischen Durchdringung von Natur, Mensch, Tier und Pflanze. Tiere werden aus der Erinnerung ohne unmittelbare Vorbilder gezeichnet. Mythen, religiöse Themen, Reisen, fremde Kulturen und indianische Völker üben eine große Anziehungskraft auf die Künstlerin aus. Lotte Berger besucht immer wieder Griechenland und die Türkei und unternimmt ab 1984 fast jährlich ausgedehnte Reisen. Daneben entstehen Bilder von Landschaften in Tirol, wo Lotte Berger ihre Kindheit verbracht hat und sich jedes Jahr für einige Wochen bei einer eng befreundeten Familie aufhält. Porträts, Selbstbildnisse und Darstellungen von weiblichen Akten komplettieren ihr künstlerisches Repertoire.
Lotte Berger lebt und arbeitet in Wien.
(Biografie: Andrea Schuster)
Ausstellungen (Auswahl)
1963 Kath. Studentenhaus, Wien; 1969 Unilever-Haus, Wien; 1973 DSK-Bank, München; 1974 Völkerkundemuseum, München; 1975 Münchner Bank, München; 1976 KLEINE GALERIE, Wien; 1977 Galerie am Doktorberg, Kaltenleutgeben/NÖ; 1978 UNIDO Art Club, Wien; Galerie Prisma, Wien; Galerie Klostermühle, Hude, Oldenburg/D; 1979 „KONTRAST 5“, Stadt-Studio, Bremerhaven; Österr.-Präsentation Pannonia, Breitenbrunn/Bgld.; 1980 Galerie hinter’m Rathaus, Retz/NÖ; Burgenländisches Landesmuseum, Eisenstadt Galerie; Prisma, Wien (Ausstellung in Basel); 1981 Galerie der Österr.-Sowjet. Gesellschaft, Wien; Haus der Kunst, Moskau; Galerie Prisma, Wien; 1982 Hollabrunner Kunstmarkt, Hollabrunn/NÖ; 1983 Gestaltung Klute im Leherbhaus, Wien; 1984 Galerie Prisma, Wien; Druckerei Bosmüller, Wien; 1985 Galerie Schloss Schrattenthal, Schrattenthal/NÖ; 1986 Galerie Prisma, Wien; Galerie am Gießhübl, Linz; Schloss St. Martin, Graz; 1984/87 div. Gemeinschaftsausstellungen österreichischer Aquarellisten in Wien, Graz, München, etc.; 1988 Heiligen Geist-Kirche, Weitra/NÖ; 1989 Galerie Prisma, Wien; Sparkasse Korneuburg/NÖ; Historisches Museum der Stadt Wien; 1991 Istanbul, Türkei; Dresdner Bank, München; 1992 Kreissparkasse Wolfratshausen/D; 1994 „Mensch und Tier“, Galerie bei der Albertina · Zetter, Wien; 1998 „Reiseimpressionen – Aquarelle 1965–1995“, Galerie bei der Albertina · Zetter, Wien; 2009 „Impressionen“, Galerie bei der Albertina · Zetter, Wien; 2011 Schloss St. Martin, Graz.
Publikationen
1978 Kulturmagazin „MORGEN“; TREND-Titelblätter „Mann des Jahres“; 1981 Heft 1: Porträt Dr. Helene Partik-Pablé; 1982 Heft 1: Porträt Dr. Josef Taus; 1983 Heft 1: Porträt Bundespräsident Dr. Rudolf Kirchschläger; 1984 Heft 1: Porträt Gen.-Dir. Dr. Franz Vranitzky.
Gottfried Layr und Kurt Panzenberger: Österreichische Aquarellisten der Gegenwart, Wien, München und Bern 1984.
Lotte Berger ist in dem Nachlass Hans Ankwicz-Kleehoven im Archiv der Österreichischen Galerie Belvedere, https://archiv.belvedere.at/kuenstler/301/berger_ lotte#erstinformation, verzeichnet.
Foto: Lotte Berger in ihrem Atelier, Mai 2018