Grenzenlos – die Wiederkehr des Dudelsacks | Bez hranic – aneb návrat dud
Gedanken und Fakten über ein europäisches Instrument | Úvahy a fakta o jednom evropském hudebním nástroji
Rudolf Lughofer, Gotthard Wagner
ISBN: 978-3-99028-407-0
20 x 23 cm, 278 Seiten, zahlr. farb. Abb., Kt., Notenbeisp.; Hardcover; Text dt. u. tschech.
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Kurzbeschreibung
[Rudolf Lughofer, Rudolf František Klapka, Vladimír Kovářík, Miroslav Stecher, Michael Peter Vereno, & Gotthard Wagner.
Hrsg. von Gotthard Wagner – sunnseitn]
* Ein Einblick in die Historie der Dudelsäcke in Österreich und in Böhmen
* Einführung in Typologie und Terminologie dieser Instrumentengattung
* Einführung in die Aufführungspraxis
* Eine Menge noch nie publizierter Bilder
* Geschichtliches zur Ausbreitung, der Häufigkeit und dem Aussterben der Dudelsäcke in Österreich
* Viel Interessantes über die Wiederkehr des Dudelsacks nach Österreich im vorigen Jahrhundert und wer war daran »schuld«
* Einige Erzählungen und Märchen aus der Welt des Dudelsacks
* Vorstellung einiger der bedeutendsten Dudelsackhersteller in Tschechien
* Einblick in die grenzüberschreitende tschechisch-österreichische Kulturarbeit des Vereins sunnseitn
* Notensammlung mit Liedern, die auf beiden Seiten der tschechisch-österreichischen Grenze gesungen werden
Für viele Österreicher ist das Wort »Dudelsack« ein Auslöser für Gedanken an quietschenden Lärm und Männer mit Röcken. Gewiss, schottische Sackpfeifen sind zusammen mit dem Kilt etwas »typisch Schottisches«, doch ein näherer Blick verrät, dass zumindest in Bezug auf die Sackpfeife hier ein Irrtum vor liegt. War denn der liebe Augustin ein schottischer Gastarbeiter?
Der Dudelsack ist vielmehr eines der weitverbreitetsten und ältesten Instrumente, er findet sich auf drei Kontinenten in unzähligen verschiedenen Formen.
Bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts blieb die Bockspfeife, umgangssprachlich Dudelsack genannt, ein beliebtes Volksinstrument, für das auch Leopold Mozart komponierte.
Mit dem Aufkommen leicht zu wartender Instrumente wie der Harmonika geriet dieses Instrument jedoch bei uns in Vergessenheit. Es erhielt sich nur im benachbarten Böhmen.
Nun kehrt der Dudelsack nach einer fast zweihundertjähriger Abwesenheit wieder nach Österreich zurück.
Rezensionen
Ph. W.: Rückkehr des Dudelsackssunnseitn-Buch: „Ein Kleinod grenzüberschreitender Musikgeschichte“
„Heute wird gedudelt, nicht getanzt – und ein Buch vorgestellt“, sagte Landeshauptmann Josef Pühringer gestern bei der Präsentation von „Grenzenlos – die Wiederkehr des Dudelsacks“ mit tschechischen Gästen im Linzer Landhaus, bei der auch aufgespielt wurde. Es handelt sich dabei um das erste sunnseitn-Buch.
Die Projekte des oö. Vereins sunnseitn, der seit 1992 Kulturentwicklungsarbeit leistet, reichen von der Überquerung des Toten Gebirges mit 30 Künstlern der Tonga (Simbabwe) bis zur weitum bekannten Veranstaltung „tanzlust“. Das sunnseitn-Buch berichtet über eine grenzüberschreitende Aktion. „Wo sunnseitn draufsteht, ist Lebenslust drinnen … gelebte Volkskultur“, sagte Pühringer. Der Eiserne Vorhang habe Mitteleuropa als Kulturraum brutal getrennt. „Die Verbindung musste neu zum Leben erweckt werden.“ Und sunnseitn habe mit 55 Projekten und 700 Künstlern in den letzten 20 Jahren an der Völkerverständigung mit unseren tschechischen Nachbarn teilgenommen, so der Landeshauptmann: „Mit diesem Buch ist ein Kleinod grenzüberschreitender Musikgeschichte geschaffen worden.“
Abseits vom Gedudel im Kilt
Die sunnseitn sei vom Land OÖ seit 1992 unterstützt worden, bedankte sich deren Motor Gotthard Wagner bei LH Pühringer. Es gebe 25 Jahre nach Fall des Eisernen Vorhangs auch noch viel zu tun, um die oberösterreichisch-südböhmische Verbundenheit zu festigen, so Wagner, der seinem Mitautor Rudolf Lughofer von der Kremsmünsterer Bock- & Leiermusik Rosen streute. Dieser habe acht Jahre an diesem Buch gearbeitet, in dem die Welt des Dudelsacks aus vielen Perspektiven behandelt wird. Lughofer betreibt seit Jahren die Rückkehr des Dudelsacks nach Österreich. Zudem hat er das Spielen dieses Instruments – abseits vom Gedudel im Kilt – erlernt. Es existiere eine Sammlung an Liedern, die beiderseits der Grenze gespielt und gesungen wird, so Wagner, der längst an die Veröffentlichung eines Liederbuchs denkt.
Es habe 200 Jahre bei uns den Dudelsack nicht mehr gegeben, dieser sei im tschechischen Exil gewesen, sagte Rudolf Lughofer. Vor 40 Jahren habe er sich in Prag den ersten Dudelsack gekauft, der später kaputt ging. Später – am Höhepunkt des Kalten Krieges – habe er sich via Diplomatengepäck einen neuen „Sack“ besorgt, erzählt Lughofer.
Nicht zuletzt ob Impulsgeber Rudi Lughofer gibt es heute samt Dudelsackbauer in Aschach/Steyr bei uns eine vielfältige Szene. Im Buch sind auch ein paar Lieder abgedruckt, etwa die „Linzer Polka“ („Doudlebská“).
(Ph. W., Rezension im Neuen Volksblatt vom 14. Oktober 2014, S. 21)
Dominik Hennerbichler: Rudolf Lughofer: Der böhmische Bock ist wieder heimisch
Rudolf Lughofer aus Kremsmünster gilt als Wiederentdecker des Dudelsacks.
Er war fast zweihundert Jahre aus der österreichischen Musiklandschaft verschwunden, ehe er 1968 vom Kremsmünsterer Rudolf Lughofer wiederentdeckt wurde: der Dudelsack.
Der damals 20-jährige Musiker hatte das Instrument in einer Auslage während eines Aufenthaltes in Prag gesehen. Um zweitausend Kronen – rund 80 Euro – erstand der Oberösterreicher den „böhmischen Bock“ und kehrte damit nach Hause zurück. Durch Auftritte in Gasthäusern wurde Lughofer bald bekannt.
Auch das Landestheater wurde auf den „Bockspfeifer“ aufmerksam und borgte sich die Sackpfeife für ein Bühnenstück. Das Instrument brach jedoch bei der Aufführung und Lughofer verstaute es auf dem Dachboden. Der Berufsschullehrer hielt es allerdings nicht lange ohne seinen Dudelsack aus und schmuggelte Anfang der 80er Jahre mehrere „Böcke“ aus der damaligen Tschechoslowakei über die Grenze nach Österreich. 1987 hielt er dann das erste Dudelsackseminar – die Wiedergeburt eines in Vergessenheit geratenen Instruments.
In den vergangenen drei Jahrzehnten wuchs die Szene der „Bockspfeifer“ in Österreich wieder. Heute werden Seminare in mehreren Bundesländern angeboten. Gemeinsam mit tschechischen Musikern hat der 66-Jährige in den vergangenen acht Jahren die Geschichte des Dudelsacks niedergeschrieben. Ergebnis ist das Buch „grenzenlos – die Wiederkehr des Dudelsacks“. […]
(Dominik Hennerbichler, Rezension in den Oberösterreichischen Nachrichten vom 17. Oktober 2014)
https://www.nachrichten.at/oberoesterreich/Rudolf-Lughofer-Der-boehmische-Bock-ist-wieder-heimisch;art4,1521781