Skizzen einer Lebensreise
1858–1942 · Von Paris bis Purgstall
Pierre Maria de Wessenberg, Peter Heinrich von Wessenberg
ISBN: 978-3-85252-477-1
21 x 15 cm, 96 S., zahlr. meist farb. Abb., Hardcover
18,00 €
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Kurzbeschreibung
[Hrsg. von Peter Heinrich von Wesselberg]
»Es ist wohl gewiss, dass man über eine Sache sehr richtig und weise urteilen kann, und dennoch, wenn man genötigt wird, seine Gründe anzugeben, nur solche anzugeben imstande ist, die jeden Anfänger in der Art Fechtkunst widerlegen kann. Letzteres können oft die weisesten und besten Menschen so wenig, als sie die Muskeln kennen, womit sie greifen oder Klavier spielen.«
(Georg Christoph Lichtenberg)
VERSUNKENE KINDHEIT
»Die Uniform des Offiziers« wurde in einem von Pierre Maria de Wessenbergs Tagebüchern entdeckt, es war auf der Rückseite eines anderes Bildes und eingeklebt. »Wir wohnten um 1867 in Gibraltar in einem schönen großen Haus in der Mainstreet. Es ist sonderbar, dass ich mich an alle Einzelheiten dieser Wohnung erinnere, während sonst alles aus dieser Zeit verblasst ist. Nur an die österreichischen Marineoffiziere, die mit Kaiser Maximilian von Mexiko auf der Fregatte Novara unterwegs waren und auf ihrem Landgang durch unsere Strasse flanierten, daran erinnere ich mich auch noch, besonders an ihre Uniform…«
Rezensionen
Johannes Fröhlich: Pierre Maria de Wessenberg, „Skizzen einer Lebensreise“Das Adelsgeschlecht der von Wessenbergs ist mit der hiesigen Region, speziell der Stadt Konstanz verbunden. Ignaz Freiher von Wessenberg wirkte hier als Theologe und Kirchenpolitiker. Zeugnis davon geben heute noch einige der wenigen klassizistischen Gebäude, eine Bibliothek, ein Museum. Einer der letzten noch lebenden Vertreter des Geschlechts, Peter Heinrich von Wessenberg hat über ein anderes Familienmitglied eine Biografie verfasst: Pierre Maria von Wessenberg.
1858 in Paris geboren, führte jener ein Leben voller Turbulenzen, geprägt von Reisen durch ganz Europa, die nicht immer erfreuliches zum Anlass hatten. Seine Kindheit verbrachte er noch wohlbehütet von Mutter Olga und Geschwistern in Gibraltar. Nicht lange blieb die Familie dort, bald siedelte man in die eigentliche Heimat, nach Böhmen um. Dort hatte man von Onkel Philp ein Gut geerbt. Reisen nach Frankreich, in die Bretagne folgten, wo Pierre seine spätere zweite Frau Maud kennen lernt. Er ist fünfzehn, das Mädchen zwanzig, so muss die Liebe noch warten. Pierre geht nach Pressburg, wo er die Kadettenschule absolviert. Schwer trifft ihn in während dieser Zeit der Tod der Mutter Olga. Danach muss der Jüngling lernen, was leben heißt, nämlich auch Schmerzen ertragen. Dennoch schafft er den Sprung in den diplomatischen Dienst, wird an die Österreichische Botschaft in Paris berufen. Dort verkehrt er in Künstlerkreisen, lernt Franz Liszt kennen. Das Schicksal trifft ihn abermals hart, er verliert sein noch bescheidenes Vermögen beim Spiele. Doch der Junge weiß sich zu helfen. Er sucht immer wieder ländliche Gegenden auf, wo er vor allem von der Jagd und Fischerei lebt, zwei Disziplinen, in denen er es schon als Kind zur Meisterschaft gebrachte hatte.
1889 ehelicht der inzwischen als Lehrer in Wien ansässige die Ungarin Aurelia von Wocher. Sohn Victor und Tochter Helen werden geboren. Nach der Pensionierung mir dem Grade eines Oberleutnants der wohl größte Schicksalsschlag, Aurelia und Victor sterben. Doch der inzwischen betagte Herr beschließt abermals ein neues Leben, nimmt Kontakt zu Maude auf, heiratet ein zweites Mal. Es folgen Aufenthalte in England, der erste Weltkrieg brandet in ganz Europa. Er flüchtet nach Südtirol, wird verhaftet, kehrt nach England zurück. 1928 stirbt Maude an Krebs. Piere kehrt als gebrochener Mann nach Österreich zurück. Während des Zweiten Weltkriegs stirbt er einsam in Purgstall.
Das kleine Buch erzählt ein Leben, das trotz schwerer Schicksalsschläge immer geprägt war von Humor, dem Wiederfinden von Freude am Leben und einer im Grunde pazifistischen Grundhaltung eines Militaristen. Diese „Lebensreise“ ist ein Geschenk für alle historisch Interessierten.
(Johannes Fröhlich, Rezension im Südkurier vom 17. Juli 2003)