Krokodil
Alice Wellinger
ISBN: 978-3-85252-716-1
22 x 22 cm, [32] Seiten, zahlr. farb. Abb., Hardcover
18,00 €
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Kurzbeschreibung
ÖSTERREICHISCHER KINDER- UND JUGENDBUCHPREIS 2012
In unserer Stadt lebte einer, der trug bunte Hosen und wohnte in einem Baumhaus. Er konnte mit fünf Bällen jonglieren und ging im Dunkeln spazieren. Er war immer sehr freundlich …
… doch sein Gesicht war grün und die Zähne auffallend spitz.
Ihm machte das nichts aus aber uns!
Eines Tages fanden wir eine tiefe, dunkle Grube.
Wer hatte dir Grube geschaufelt? Und warum wohl? Sollte einer von uns hineinfallen?
Rezensionen
Österreichischer Buchklub der Jugend: Österreichischer Kinder- und Jugendbuchpreis 2012Wie schnell ein Außenseiter in der öffentlichen Meinung vom Opfer zum Täter gemacht wird, besang einst Wolfgang Ambros in seinem Lied „Da Hofa“. Dieser Mechanismus wird hier in einer Art Fabel aus dem Tierreich erzählt: Krokodil, eigentlich ein harmloser Mitbürger, wirkt mit seinen spitzen Zähnen und seiner grünen Haut gefährlich. So wird zuerst er verdächtigt, als mitten im Dorf eine gefährliche Fallgrube entdeckt wird. Die ängstlichen BürgerInnen werden zur Meute, zerstören Krokodils Haus und singen aufgebrachte Spottlieder.
Analog zum „Hofa“ stellt sich schließlich heraus, dass Krokodil selbst in die Grube gefallen ist. Als er sieht, was die anderen ihm angetan haben, verlässt er das Dorf für immer. Die simple Geschichte ist in der ungewöhnlichen „Wir-Form“ erzählt, es spricht also die kollektive Masse, die den Außenseiter zum Feind stempelt. Die Sprache ist glasklar, der Weg zur Eskalation der Gewalt erschreckend kurz und einfach. Die Bedrohlichkeit des Szenarios wird durch klug gewählte Perspektiven und holzschnittartige Bilder unterstrichen.
(Österreichischer Buchklub der Jugend, Österreichischer Kinder- und Jugendbuchpreis 2012, Unterrichtsmaterialien zu den Preisbüchern, S. 27)
Laurence Feider: Ein Bilderbuch nicht nur für kleine Kinder
Die Lustenauerin Alice Wellinger hat ihr neues Kinderbuch „Krokodil“ herausgebracht.
Krokodile haben in Geschichten keine gute Lobby, mit ihren spitzen Zähnen wirken sie furchterregend und stehen als Sinnbild für Böses. Auch beim Kasperle ist das Krokodil neben dem Räuber der klassische Bösewicht den es zu fangen gilt. So ähnlich ergeht es auch dem Krokodil in Alice Wellingers neuem Kinderbuch. Obwohl es mit fünf Bällen jonglieren kann und immer sehr freundlich ist, ist es allen unheimlich, weil sein Gesicht grün ist, die Zähne auffallend spitz und es im Dunkeln spazieren geht. Schnell wird es zum Außenseiter der unschuldig verdächtigt wird und schließlich aus der Stadt vergrault wird.
„Krokodil“ ist eine bildgewaltige Geschichte vom Anderssein und der dadurch bedingten Ausgrenzung. Ein Thema das gerade auch bei Kindern sehr aktuell ist. „Ich glaube jeder hat als Kind dieses Gefühl des Ausgegrenztseins erfahren. Ob auf Grund einer Brille, Zahnspange oder eines fremden Dialektes. Was aus der Norm fällt, wird von Kindern gnadenlos aufgespürt“, so die Autorin. Erzählt ist die Geschichte allerdings nicht aus der Opfer-Perspektive des Krokodils, sondern aus der Perspektive eines Katzenkindes das die Ereignisse als Mitläufer beobachtet. Früher als alle anderen wird ihm das Unrecht bewußt. Obwohl alle am Schluss ihre Fehler einsehen und bereuen, gibt es kein Happy-End à la Hollywood. Für das Krokodil wendet sich alles zum Guten und für die kleinen Leser wartet am Schluss eine kleine Überraschung – mehr sei nicht verraten.
Alice Wellinger, die vorwiegend als Illustratorin im Editorialbereich erfolgreich ist, läßt in ihren Büchern vor allem die Bilder sprechen. Da die Geschichte viel in der Nacht spielt, sind die Farben eher düster. Als Grundlage dienen zarte Bleistiftzeichnungen auf Transparentpapier, die eingescannt und am PC eingefärbt wurden. Durch das Einscannen des dünnen Papiers entstehen ganz zufällige Effekte, die den Bildern ihren besonderen Touch geben.
Wie die Geschichte am Schluss ausgehen würde, wusste Alice Wellinger am Anfang noch nicht so genau. Geschichte und Bilder laufen bei ihr Hand in Hand. „Ich habe die Geschichte einfach passieren lassen und mich manchmal selber davon überraschen lassen“, erzählt die Lustenauerin. Die Vorbereitungsarbeiten vergleicht sie mit denen einer Filmproduktion. Wie bei einem Casting muß sie die Protagonisten in ihrem Kopf entstehen lassen und bildlich umsetzten, mit den ersten Bildern müssen die Leser „in die Atmosphäre hineingeholt“ werden, es braucht einen spannenden Höhepunkt und am Schluss eine Auflösung und ein Aufatmen. Bei ihrem neuen Buch ist ihr das auf jeden Fall gelungen und die Geschichte des Krokodils mit den bunten Hosen und dem eigenartigen Benehmen wird jüngere wie ältere Leser gleichermaßen fesseln und mit ihren anspruchsvollen Bildern in den Bann ziehen. Auf Grund der komplexen Botschaft und teils doch sehr düsteren Bilder empfiehlt sich für jüngere Kinder den Buchspaß mit einem Erwachsenen zu teilen.
(Laurence Feider, Rezension für VOL.AT vom 30. Mai 2011)
http://www.vol.at/ein-bilderbuch-nicht-nur-fuer-kleine-kinder/news-20110530-03393734
Claudia Theiner: [Rezension zu:] Alice Wellinger, „Krokodil“
Ob das freundliche Krokodil im hübschen Baumhaus nicht doch Böses im Schilde führt? Was Missverständnisse und schnelle Ausgrenzung, späte Reue und herzhafte Eigeninitiative ins Rollen bringen, führt Alice Wellinger in „Krokodil“ vor. Das Bilderbuch erzählt über das Vordergründige hinaus von Verständnis und Toleranz. Die Farbe Gelb und ein kräftiger Strich geben den Ton an, wenn es etwa um fiese Angriffslust geht oder um einsichtiges Mitgefühl. Das Buch, in dem sich hinter den Tieren Menschen verstehen, handelt vom Thema Integration: Daran zu arbeiten, sind Erwachsene wie Kinder aufgerufen.
(Claudia Theiner, Rezension in: ff. Das Südtiroler Wochenmagazin Nr. 27/11, 7. Juli 2011)